Zehn Saison-Thesen zum FC Bayern: Diese Spieler starten durch

Maurice Trenner 04.08.2022

These 1: Kein Bayern-Spieler erzielt 20 Tore oder mehr in dieser Bundesliga-Saison

Maurice: Nach den letzten Jahren mit einer teilweise absurden Anzahl an Toren durch den Rekordtorjäger Robert Lewandowski wird es dieses Jahr kein Bayern-Spieler auf 20 Tore in der Bundesliga schaffen. Es wäre das erste Mal seit der ersten Lewandowski-Saison in 2014/15. Ohne den Polen fehlen den Münchner zwar etwa 30 Tore, doch diese werden sich auf viele Schultern verteilen. Auch Sadio Mané wird daran nichts ändern, hatte der Senegalese in Liverpool auch nur eine Spielzeit mit 20+ Toren – in der Saison 2018/19. In den letzten drei Spielzeiten traf kein Bayern-Spieler außer Lewandowski häufiger als 15 mal in einer Saison. Am ehesten ist die Marke noch Gnabry zuzutrauen.

Justin: Das sollte eine These sein, die in mindestens sieben von zehn Fällen zutrifft. Insofern fällt es mir schwer zu widersprechen. Trotzdem halte ich aus Prinzip einfach mal dagegen: Ein Spieler wird die magische 20 knacken. Ich traue das grundsätzlich Serge Gnabry, Sadio Mané oder auch Leroy Sané zu. Letzterer steht aktuell etwas unter Beobachtung, aber wenn er in Fahrt kommt, ist er ein sehr guter Abschlussspieler.

Twitter-Voting: 66% denken ein Spieler wird die 20 Tore knacken.

These 2: Leroy Sané erlebt seinen großen Durchbruch

Justin: Und genau das wird in der kommenden Saison passieren: Sané erlebt seinen Durchbruch. In 45 Pflichtspieleinsätzen kam er in der letzten Saison auf 14 Tore und 15 Vorlagen. Ich sage, dass er in der kommenden Saison bei einer ähnlichen Anzahl an Einsätzen auf mindestens 40 direkte Torbeteiligungen kommt – und nach der Saison wird niemand mehr über Körpersprache diskutieren.

Maurice: So gerne ich diese These Realität werden sehen würde, für so unwahrscheinlich halte ich sie doch. Der letzte Spieler beim FC Bayern mit  mehr als 40 Torbeteiligungen in einer Saison, der nicht Robert Lewandowski hieß, war Thomas Müller in der Saison 2015/16. Ohne den Raumdeuter, der mehrmals 39 oder 40 Torbeteiligungen sammelte, war der letzte Flügelstürmer, dem dies gelang, Franck Ribéry 2011/12 (44). Es brauchte also die Karrierebestleistung des Franzosen in einem System in dem er unantastbarer Stammspieler war, um diesen Wert zu erreichen. Beides sehe ich nicht, vor allem da ich einem anderen Spieler den großen Sprung zu traue. Aber dazu erst später.

Twitter-Voting: 77% glauben nicht daran, dass Leroy Sané die 40 Scorerpunkte knacken wird.

These 3: Marcel Sabitzer wird seine Einsatzzeit zur Vorsaison mindestens verdoppeln

Maurice: Der Österreicher hatte eine schwierige erste Saison in München. Ohne echte Vorbereitung mit dem Team wurde er nie warm mit dem für ihn neuen System. Zwar kam Sabitzer über die Saison auf 30 Einsätze, doch nur einer ging über die vollen 90 Minuten. So spielte er am Saisonende nur knapp über 1000 Minuten. Doch diese Saison startet unter anderen Vorzeichen. Auf der USA-Reise stach der Ex-Leipziger besonders positiv hervor und nach der Verletzung von Goretzka scheint er auf der Pole Position für einen Platz für das zentrale Mittelfeld zu stehen. Sabitzer ist ein guter Ersatz für den deutschen Nationalspieler und bringt ähnliche Qualitäten mit, wobei er über einen besseren Distanzschuss aber ein schwächeres Kopfballspiel verfügt. Besonders im Vergleich zu seinen Mitstreitern wird er an seinen Ballverlusten arbeiten müssen, die statistisch hervorstechen. Doch unter den neuen Voraussetzungen wird Sabitzer seine Einsatzzeiten mindestens verdoppeln.

Justin: Das wird ein enges Rennen und viel wird auch davon abhängen, wie stark Ryan Gravenberch in seine Debüt-Saison geht. Ich halte deshalb auch hier dagegen. Sabitzer wird deutlich häufiger (und besser) spielen als in der vergangenen Saison, aber wenn keine Verletzungen oder lange Krankheitsfälle dazwischen kommen, wird er die 2.000 Minuten nicht knacken.

Twitter-Voting: 72% denken Sabitzer wird seine Spielzeit verdoppeln.

These 4: In der Bundesliga wird der FC Bayern auch ohne Lewandowski mehr als 80 Tore erzielen – und weniger als 30 kassieren

Justin: Aber nochmal zurück in die Offensive: Auch wenn es den einen überragenden Torjäger nicht mehr gibt, glaube ich, dass Bayern sehr viele Treffer erzielen wird. Um Rekordzahlen in Richtung 100 Tore wird es dabei vielleicht nicht gehen, aber die 80-Tore-Marke muss auch und gerade mit diesem Kader drin sein. Außerdem glaube ich, dass Bayern sich defensiv wieder fangen wird. Dass die Münchner zuletzt rund 40 Gegentore allein in der Bundesliga kassierten, ist ein großes Problem. Dieser Umstand hat es ja geradezu notwendig gemacht, offensiv Rekorde zu brechen. In dieser Saison wird sich das ändern. Bayern rutscht wieder unter die Marke von 30 Gegentoren in der Liga.

Maurice: Deine These bzgl. Offensive ist ähnlich gewagt, wie meine mit der 20-Tore-Marke. Weniger als 80 Tore erzielte man letztmals 2009/10. Hier gehe ich mit. Bei der Defensive bin ich zwiegespalten. Zwar glaube ich, dass Nagelsmann und De Ligt die Defensive stabilisieren können, aber zu oft sind die Münchner aufgerückt und dann vogelwild. Die Vorbereitung war alles andere als optimal, um in Ruhe ein Augenmerk auf die Verteidigung richten zu können, auch weil durch den Abgang von Lewandowski die Umstrukturierung der Offensive im Fokus stand. Ich halte also dagegen: Die 35-Gegentore-Marke wird fallen, aber zum fünften Mal in Folge wird Manuel Neuer über 30-mal hinter sich greifen müssen. Es wäre die längste Streak seit Ende der 90er.

Twitter-Voting: 77% glauben an über 80 geschossenen und unter 30 kassierte Tore.

These 5: Jamal Musiala wird zum Profiteur und steigt in die Top-3 der Bayern-Scorer auf

Maurice: Ein wenig beachteter Fakt: In der letzten Spielzeit kam Jamal Musiala in der gleichen Minutenanzahl auf ebenso viele Scorerpunkte wie Kingsley Coman. Das neue System von Julian Nagelsmann könnte dem Youngster nun zusätzlich in die Karten spielen. Mit weniger Zuschnitt auf Lewandowski wird Nagelsmann versuchen eine fluidere Offensive zu  fördern, die vor allem im Halbraum Räume schaffen kann, die dann verschiedene Spieler bespielen können. Genau in diesem Raum glänzt der junge Musiala mit seiner engen Ballführung, Antizipation und seinem starken Abschluss. Die Offensivreihe der Münchner ist prominent besetzt und es kann nicht nur Gewinner geben, aber Musiala traue ich in der nächsten Saison einen weiteren entscheidenden Schritt in seiner Entwicklung zu.

Justin: So gern ich dir hier zustimmen würde – und ich traue Musiala all das ohne jeden Zweifel zu, wenn er die Chance bekommt: Ich glaube nicht, dass Nagelsmann ihm die dafür notwendige Spielzeit gibt. Ich kann es nicht mal rational begründen, fürchte ich. Es ist einfach ein Bauchgefühl. Thomas Müller wird im Zentrum den Zehnerraum dominieren, außen gibt es einige Spieler, die in der Nahrungskette vorn sind. Junge Spieler, insbesondere wenn sie nicht für teures Geld gekauft wurden, haben da oft aus von außen wenig nachvollziehbaren Gründen einen Nachteil. Mit den Top-3 wird es daher meiner Meinung nach nichts. Aber: Dass Musiala in dieser Saison deutlich mehr spielen muss und wahrscheinlich wird, ist hoffentlich eine “These”, die sich bewahrheitet. Denn das ist längst überfällig.

Twitter-Voting: 59% denken Jamal Musiala wird unter die Top-3-Scorer aufsteigen.

These 6: Matthijs de Ligt wird mehr Minuten sammeln als Joshua Kimmich und so auf Anhieb in die Top-3 rutschen

Justin: Der Niederländer wird auf Anhieb zum Boss in der Abwehr. Ist er erstmal ausreichend fit und hat sich an das Team gewöhnt, wird er ein Spiel nach dem anderen von Anfang an absolvieren. Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund zur Annahme, dass er häufig auf der Bank sitzen wird. Ich glaube, dass er das Potenzial für die Top-3 des Kaders nach Einsatzzeiten hat. Manuel Neuer wird er nicht erreichen, aber Thomas Müller und Joshua Kimmich könnte er knacken.

Maurice: Eine gute These, der ich nur wenig widersetzen kann. Die Meinung der Münchner Chefetage war deutlich und öffentlich genug, dass der Verein auf der Suche nach einem neuen Boss in der Hintermannschaft war und dieser im Holländer gefunden wurde. Zudem mit dem Abgang von Lewandowski ein Spieler ging, der jedes Jahr im Fight um die Top-3 der meisten Einsatzzeiten war. Von daher: Zustimmung!

Twitter-Voting: 77% denken de Ligt wird weniger Minuten sammeln als Kimmich und nicht in die Top-3 rutschen.

These 7: Benjamin Pavard wird als Allrounder zum Innenverteidiger mit der zweitmeisten Einsatzzeit

Maurice: Der Abgesang auf Benjamin Pavard war schon geschrieben und doch glaube ich an eine Trendwende beim Franzosen. Als Abwehrboss verpflichtet wird Matthijs de Ligt sicher die meiste Spielzeit erhalten, aber direkt dahinter sehe ich Pavard. Aufgrund seiner Flexibilität kann er sowohl als Rechtsverteidiger oder rechter Innenverteidiger in Dreier- und Viererkette eingesetzt werden. Zudem ist Pavard, anders als Hernández, selten verletzt und macht seine Sache meist solide ohne große Ausreißer, anders als Upamecano. Der neu verpflichtete Mazraoui muss erst noch vollständig beweisen, dass er das nötige Niveau über eine ganze Saison zeigen kann. In der Stammelf sehen ihn nur die wenigsten, aber seine Fähigkeiten als Allrounder werden im viel Spielzeit verschaffen.

Justin: Es wird ein enges Rennen. Deiner Argumentation kann ich folgen und ich finde sie auch sinnvoll. Nur glaube ich, dass Lucas Hernández sich nicht schwerer verletzen wird und dann auch regelmäßig in der Startelf steht. Da wird Pavard nicht vorbeikommen. Bei diesem Gedanken spielt auch noch eine weitere These meinerseits mit rein …

Twitter-Voting: 74% denken Benjamin Pavard wird nicht der IV mit den zweitmeisten Minuten werden.

These 8: Julian Nagelsmann wird häufiger auf eine Vierer- als auf eine Dreierkette setzen

Justin: Denn auch wenn Nagelsmann in den letzten Monaten immer wieder mit der Dreierkette geliebäugelt hat, glaube ich, dass wir häufiger eine Viererkette sehen werden – oder zumindest Formationen, in denen nur zwei nominelle Innenverteidiger aufgeboten sind (da sind ja dann trotzdem auch Dreierkettenstrukturen möglich). Die Dreierkette werden wir auch relativ häufig sehen, aber ich kann mir vorstellen, dass Nagelsmann sie in den meisten Fällen nicht als notwendig erachtet.

Maurice: Dreier- oder Viererkette von dem Autor, der eine Telefonnummern-Phobie hat? Spannend! Die Dreierstruktur im Aufbau wird sicher dominant sein. Ich gehe aber davon aus, dass Nagelsmann diese häufig tatsächlich versucht mit drei nominellen Verteidigern zu stellen. Die Konterabsicherung wird für die Münchner extrem wichtig, gerade zu Saisonbeginn wo mit Goretzka ein starker Spieler im Gegenpressing fehlt. Gegen große Gegner, wie zuletzt Manchester City, bietet sie ein sicheres Grundgerüst, dass dennoch variabel interpretiert werden kann.

Twitter-Voting: 77% denken die Viererkette bleibt dominant.

These 9: Für den FC Bayern wird es die dritte Saison in Folge mit weniger als 80 Punkten

Maurice: Ausschlaggebend für mich bei dieser These wird ein holpriger Start. Die Mannschaft wird sich an das neue System ohne nominelle Spitze erst gewöhnen müssen. Gerade gegen Gegner mit einem festen Abwehrriegel fehlt die Brechstange mit hohen Flanken oder langen Bällen auf einen Zielspieler. Der Spielplan könnte hierbei zudem zum Verhängnis werden. Der Auftakt beim Europapokal-Sieger Frankfurt wird schwer werden, danach geht es noch bis zur Länderspielpause gegen Angstgegner Gladbach und nach Berlin. Ein weiterer Faktor ist die Weltmeisterschaft in der Winterpause, die den Bayern sicherlich Rhythmus und Fitness rauben wird.

Justin: Auch hier halte ich dagegen. Bayern wird mindestens 80 Punkte holen und die Konkurrenz abermals deutlich distanzieren. Ich glaube, dass es zu Beginn etwas holpern könnte, das Team sich aber relativ schnell finden und dann eine gute Serie hinlegen wird. Wenn sie doch bei unter 80 Punkten landen, dann nur, weil sie zu früh Meister geworden sind. Aber auch dann sehe ich sie nicht scheitern. Der Drive in diesem Team ist jetzt schon ein anderer als in der vergangenen Saison. Das kann neues Feuer entfachen.

Twitter-Voting: 66% denken das Team von Julian Nagelsmann wird über 80 Punkte sammeln.

These 10: Bayern erreicht in der Champions League mindestens das Halbfinale und holt den DFB-Pokal

Justin: Und gerade weil da ein neues Feuer zu spüren ist, glaube ich auch, dass die Bayern in beiden Pokalwettbewerben sehr gut abschneiden. Im DFB-Pokal werden sie höchstens an einem der deutschen Top-Teams scheitern, aber ich bin zuversichtlich, dass es diesmal wieder für den Titel reicht. In der Champions League muss man mal abwarten, wie sich Achtel- und Viertelfinale gestalten. Aber ganz unabhängig von der Auslosung vermute ich, dass Bayern eine starke Saison spielen wird – und auch den einen oder anderen großen Gegner schlagen kann. Ich tippe deshalb auf Pokalsieg und mindestens Champions-League-Halbfinale.

Maurice: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze und ist sicherlich am schwierigsten vorherzusagen. Mit der Grundannahme, dass die Münchner hier jeden schlagen können, gehe ich mit, allerdings halte ich dagegen, dass in einem Freak-Spiel auch jedes Team die Bayern besiegen kann. So dominant wie in den Pep-Jahren als selbst ein Freak-Event die Mannschaft nicht verunsichern konnte, ist die Mannschaft aktuell nicht. In der Champions-League sehe ich die Münchner im erweiterten Favoritenkreis. Nach dem großen Investment wird die Vorstandsriege hier ein besseres Abschneiden sehen wollen. Das Halbfinale ist sicher realistisch, wobei das Losglück natürlich entscheidend ist. Von daher meine finale These: Pokalsieg nein, Champions-League-Halbfinale ja.

Twitter-Voting: 75% denken der FC Bayern wird den Pokal holen und mindestens ins CL-Halbfinale einziehen.

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