VfL Wolfsburg – FC Bayern München 0:6 (0:3)
Die Münchner feierten nach dem Spiel verhalten den Titel. Zu sehr schmerzten wohl noch die Niederlagen und das damit verbundene Ausscheiden gegen Real Madrid und Borussia Dortmund.
Falls Ihr es verpasst habt:
Carlo Ancelotti nahm nach der Niederlage im DFB-Pokalhalbfinale einige Umstellungen vor. Alonso (krank, nicht im Kader), Vidal und Ribery (jeweils auf der Bank) spielten nicht.
Dafür rückte Thiago zusammen mit Kimmich auf die nominelle Sechserposition, Müller spielte weiter vorne. Coman, der während der Woche fest von Juventus Turin verpflichtet wurde, durfte als Belohnung auf der linken Seite den Außenstürmer geben.
Auf der Gegenseite waren bei den Wolfsburgern viele ehemaligen Bayern-Gesichter zu sehen. Zunächst Coach Andries Jonker, der in verschiedenen Rollen in den ersten Jahren dieser Dekade für den FC Bayern unterwegs war. Hinzu kamen die beiden Champions-League-Sieger Mario Gomez und Luiz Gustavo, die u.a. den Champions-League-Titel 2013 mit den Münchnern gewannen. Jonker tauschte nach der Niederlage gegen Berlin auf drei Positionen. Rodriguez, Didavi und Horn standen in der Startelf. Sie ersetzten Guilavogui, Vieirinha und Malli. Taktisch blieb es beim bekannten 4-2-3-1.
Die Münchner kamen gut ins Spiel und überzeugten in der Anfangsviertelstunde mit einigen gelungen Aktionen, die zumeist aus gutem Pressing heraus resultieren. Hier konnten Müller, Kimmich und Thiago ihre Stärken ausspielen. Ein weiter Pluspunkt in den ersten Minuten waren lange Bälle zur Spieleröffnung. Hier kamen in dieser Phase sieben von zehn Versuchen an. Das öffnete früh den Raum und zog das 4-4-2 der Wolfsburger gut auseinander.
Der gute Auftakt wurde durch einen Freistoßtreffer von David Alaba belohnt. Didavi foulte 25 Meter zentral vor dem Tor Thomas Müller. Lewandowski und Alaba standen bereit, am Ende war es der Österreicher, der die Kugel über die Mauer hebte und im linken unteren Torwarteck einschlagen ließ (19.).
Kurz nach der Führung hatten die Bayern eine gute Doppelchance zur Erhöhung. Lewandowski setzt sich an der Strafraumkante überlegt mit einem Dribbling durch, doch sein Schuss konnte von Casteels pariert werden. Den Nachschuss von Müller konnte der Belgier ebenfalls genau auf der Linie entschärfen und so blieb es zunächst beim 1:0 (21.).
Wolfsburg entschied sich ab der 25. Minute ebenfalls an der Partie teilzunehmen. Sie schoben ca. 10 – 15 Meter höher raus, wodurch wurde der Spielaufbau der Münchner erheblich gestört wurde. Durch einfache Ballverluste durch Lahm oder schlechte Staffelungen im defensiven Mittelfeld kamen die Wolfsburger durch Didavi (30.) und Arnold (31.) zu den ersten gefährlicheren Möglichkeiten.
Die Bayern tendierten aufgrund der sehr hohen Positionierung von Müller öfters eher zu einem 4-4-2 anstelle eines 4-2-3-1, wobei Müller einen sehr großen Aktionsradius hatte. Nach einem öffnenden Pass von Thiago bediente Coman mustergültig Müller, der auf der linken Strafraumseite Lewandowski an der Strafraumkante freispielte. Aus ähnlicher Position wie in der 21. Minute war der Bayernstürmer jetzt cleverer und schlenzte den Ball überlegt ins lange Eck (36.).
Kurz vor dem Pausenpfiff trafen die Münchner in Person von Robert Lewandowski erneut. Abermals konnte sich Coman auf der Außenbahn durchsetzen. Didavi und Blaszczykowski hatten spürbar Probleme mit dem Tempo des jungen Franzosen. Seine Hereingabe findet Lewandowski, der den Ball noch leicht annehmen und Casteels erneut überwinden konnte (44.).
Die Bayern führten zur Pause auch in der Höhe nicht unverdient mit 3:0 und ließen nur wenig Zweifel aufkommen, ob es den Münchnern bereits an diesem Wochenende gelingen sollte, den fünften Meistertitel in Folge einzufahren.
Die Wolfsburger wechselten in der Pause Vieirinha für Blaszczykowski ein. Die Bayern hielten direkt nach Wiederanpfiff das Tempo hoch. David Alaba setzte sich nach einem langen Ball im Stile eines Flügelstürmers durch und verbuchte den 23. Aluminiumtreffer in dieser Saison für den FC Bayern in der Bundesliga. Nur noch drei fehlen bis zum zweifelhaften Rekord der Leverkusener aus der Saison 2004.
Ab dann nahmen die Münchner spürbar das Tempo aus der Partie. Der Ball wurde länger in den eigenen Reihen zirkuliert. Die Chancen wurden seltener und ergaben sich eher durch die individuelle Qualität der Bayern.
In der 64. Minute eroberten Müller und Robben einen Abschlag knapp in der Hälfte der Wolfsburg. Die Abwehr der Wölfe ließ Robben ungewöhnlich viel Platz. Der Niederländer nutzte diese Einladung und vollführte seinen Trick. Sein Schuss schlug in der unteren kurzen Ecke ein. Das 4:0 für die Bayern.
Bei den Bayern kamen Bernat, Rafinha und Sanches. Bei Wolfsburgern ging Gustavo mit Gelb-Rot, weil er vor dem Freistoß zum 1:0 sich wohl zu lautstark beschwerte und in der 78. Minute Sanches hat auflaufen lassen. Im Zuge der Wolfsburger Proteste schaltete Kimmich am schnellsten und führte den Freistoß schnell aus und legte den Ball Lewandowski mustergültig in den Lauf. Der Pole umkurvt Casteels, doch der Winkel war zu Spitz. Lewandowski trifft nur den Pfosten, doch der Abpraller landet direkt vor den Füßen von Müller. Ohne Probleme kann er den Ball zum 5:0 einschieben (80.).
Die Wolfsburger standen weiterhin hoch und die Bayern bestraften dies gnadenlos. Ein langer Ball von Kimmich schickt Robben auf der linken Seite auf die Reise. Seine Flanke segelt etwas zu weit, doch am zweiten Pfosten lauerte der nachstoßende Kimmich, der seine Leistung mit dem 6:0 krönen konnte.
Der Schlusspunkt auf einen souveränen Auftritt. Die Münchner wollten keinerlei Zweifel mehr an der Meisterschaft aufkommen lassen. Die fünf Spiele ohne Sieg in den vergangen Wochen, waren der Elf von Carlo Ancelotti nicht anzumerken. Im Gegenteil. Mit einer für in dieser Saison selten zielstrebigen Vorstellung dominierten die Münchner die Partie über die komplette Länge der Partie.
3 Dinge die Auffielen:
1. Ungewohnte Vertikalität
Die Münchner präsentierten sich gerade in den ersten 45 Minuten mit einer unglaublichen Vertikalität im Spiel. Thiago und Kimmich versuchten auf der Sechserposition jeweils mit einem Vertikalpass Coman, Müller oder Robben mit Tempo hinter die Viererkette der Wolfsburger zu bringen. Dieser Plan ging auf. Zusammen mit Lewandowski ergab sich fast ein 4-2-4 System, da die besagten Spieler fast auf einer Linie die Wolfsburger in viele Eins-gegen-Eins Duelle zwangen. Da die Wölfe zudem recht hoch verteidigten, gab es hinter der Abwehr viel Raum, den die Bayernangreifer bespielen konnten. Die Folge waren nicht viele, aber dafür qualitativ hochwertige Angriffe. Von den ersten sieben Torschüssen in der ersten Halbzeit waren drei drin. Hinzu kam der gute Versuch von Lewandowski bzw. Müller.
Die Münchner versuchten jeden Angriff konsequent und für ihre Verhältnisse relativ schnell auszuspielen. Nicht jeder Vertikalpass kam an. Nicht jede Idee ging auf. Doch gefühlt hatten die Münchner wesentlich mehr Zug zum Tor als in den vergangen Wochen.
2. Thiago und Kimmich
Das Münchner Mittelfeld war personell dünn besetzt. Kimmich und Thiago mussten zum Teil riesige Räume abdecken. In der Drangphase der Wolfsburger kurz nach der Münchner Führung hätte sich dies vielleicht Rächen können, aber das tat es nicht. So konnte man in einem Ausschnitt sehen und genießen, wie ein anderes Bayernmittelfeld in dieser Saison hätte aussehen können: Mit wenig Redundanzen, gutem, weil intelligenten Spielaufbau und fast fehlerlosen Vorstellungen. Aus bekannten Gründen tat es das nicht. Aber immerhin durften Kimmich und Thiago andeuten, was in den nächsten Jahren gegebenfalls möglich ist. Auffällig gut waren die langen Bälle hinter die Abwehr bzw. auf die ballferne Seite. Hier zeigten beide Spieler ihre Qualität.
Kimmich darf sich über eine 100% Passquote bei den langen Bällen freuen. Alle seine 17 Versuche kamen an. Kimmich hatte 95,9% Passquote. Thiago zwar nur 87,1%, aber dennoch überragende Werte angesichts des riskolastigen Spiels der beiden Mittelfeldspieler. Kimmich hatte drei und Thiago zwei Keypässe. Die meisten auf Seiten der Bayern. Ein toller Auftritt der beiden Spieler. Sie waren der Motor des Erfolges.
3. Deutscher Meister
Der FC Bayern ist Deutscher Meister. Zum fünften Mal in Folge. Man wird wohl erst in ein paar Jahren einschätzen bzw. nachvollziehen können, wie erfolgreich die bisherige Dekade für die Münchner war. Natürlich wirkt die Meisterschaft nach all den erfolgreicheren Jahren eher wie ein Trostpreis. Die Mannschaft und die Verantwortlichen legten den kompletten Fokus auf die Champions League. Dieses Ziel wurde aus bekannten Gründen verfehlt. Auch wir haben hier im Blog schon an dieser bzw. dieser Stelle die Ursachen angesprochen. Die Meisterschaft 2016/17 wird daher als wohl ehrlicher Titel eingehen. Ehrlich im Sinne von, dass es in der Spitze nicht mehr nach ganz oben reicht, aber dafür die Breite bzw. die Konstanz noch vorhanden sind.
Die Mannschaft war in einer durchschnittlichen Bundesliga die souveränste und die mit der größten individuellen Qualität. 22 Siege in 31 Spielen sprechen dafür. Dem gegenüber stehen nur zwei Niederlagen. Da weder Leipzig noch Dortmund konstanter gepunktet haben, reichte es daher früh am 31. Spieltag zum Titel.
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VfL Wolfsburg – FC Bayern 0:6 (0:3) | |
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VfL Wolfsburg | Casteels – Blaszczykowski (46. Vierinha), Knoche, Rodriguez (67. Seguin), Horn – Bazoer, Luiz Gustavo – Didavi (79. Ntep), Arnold, Gerhardt – Gomez |
FC Bayern | Ulreich – Lahm (71. Rafinha), Martínez, Hummels (68. Bernat), Alaba – Thiago (75. Sanches), Kimmich – Robben, Müller, Coman – Lewandowski |
Bank | Starke, Vidal, Costa, Ribéry |
Tore | 0:1 Alaba (19.), 0:2 Lewandowski (36.), 0:3 Lewandowski (45.), 0:4 Robben (66.), 0:5 Müller (80.), 0:6 Kimmich (85.) |
Gelb-rote Karten | Luiz Gustavo (78./wiederholtes Foulspiel) |
Schiedsrichter | Felix Zwayer (Berlin) |
Zuschauer | 30.000 (ausverkauft) |