Uli Hoeneß: Nebengeräusche vom Tegernsee

Florian Trenner 27.04.2024

Uli Hoeneß ist nach wie vor ein gefragter Mann. Und ein Mann, der kein Blatt vor dem Mund nimmt. Auf einem Kongress der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nahm der ehemalige FC Bayern- Manager und Präsident zu allen möglichen Themen rund um den Rekordmeister Stellung.

Uli Hoeneß über die Trainersuche

Laut Hoeneß ist Ralf Rangnick nun der Favorit für die Neubesetzung des Trainerpostens in der neuen Saison. Allerdings sei Rangnick die dritte Wahl, da man zuvor Xabi Alonso und dann Julian Nagelsmann verpflichten wollte.

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Einordnung: Hier spricht Hoeneß ein offenes Geheimnis aus, jedoch sind solche Personaldiskussionen wenige Tage vor einem Champions League-Halbfinale nicht zielführend. Thomas Tuchel war auf der Spieltags-Pressekonferenz gegen Frankfurt bemüht, alle Nebenkriegsschauplätze wegzumoderieren, da er den Fokus verständlicherweise auf den Saisonendspurt legen möchte.

Uli Hoeneß über Thomas Tuchel

Apropos Tuchel. Auch über den scheidenden Bayern-Trainer sprach Hoeneß bei der Podiumsdiskussion. „Er (Tuchel) meint nicht, dass er einen Davies, Pavlović oder Musiala verbessern kann. Wenn es nicht klappt, sollte man einen anderen kaufen. Ich meine, man sollte hart an ihnen arbeiten und ihnen Selbstvertrauen geben.“

Der neue Bayern-Trainer, so Hoeneß weiter, müsse den Willen und die Fähigkeit haben, „junge Profis bin in die Weltklasse zu fördern“.

Einordnung: Es ist nicht klar, wann Tuchel diese Aussage getroffen haben soll. Sie wirkt hier auch etwas aus dem Kontext gegriffen. Fakt ist aber: Pavlović entwickelte sich unter Tuchel zu einem Spieler, der zur erweiterten Stammelf gehört.

Er debütierte bereits am 9. Spieltag gegen Darmstadt und wurde seitdem, auch auf Grund von Personalproblemen, immer wieder eingesetzt oder startete von Beginn auf der Doppel-Sechs. Auch in der Champions League bekam der 19-jährige Mittelfeldspieler das Vertrauen von Tuchel, als er gegen Lazio Rom in der Startelf stand und Konrad Laimer auf der Bank Platz nehmen musste.

Auch Jamal Musiala hat sich unter Tuchel insgesamt verbessert und wird ein immer wichtigerer Spieler in der Bayern-Offensive. Mit aktuell 10 Toren und 6 Vorlagen kommt der Offensivspieler noch nicht an die Statistiken der Bundesliga-Vorsaison heran (12 Tore und 13 Vorlagen), jedoch zeigt sich Musiala in der Champions League deutlich torgefährlicher (2 Tore und 1 Vorlage).

Bleibt die Personalie Alphonso Davies. Der 23-jährige Kanadier spielt für viele Fans eine durchschnittliche Saison, ist jedoch von den Statistiken auf Vorjahresniveau (25 Bundesliga-Spiele, 1 Tor und 4 Vorlagen). In der Vorsaison kam der Kanadier auf dieselbe Ausbeute bei 26 Bundesliga-Spielen.

Schaut man also auf die Scorer war Davies nur in der Saison 2019/20 effektiver (29 Spiele, 3 Tore und 4 Vorlagen), wo er allerdings hin und wieder offensiver als linker Flügelspieler eingesetzt wurde.

Kurzum: die Zahlen geben Hoeneß nicht recht. Und die Aussagen an sich sprechen nicht gerade von Rückendeckung für die angesprochenen Spieler und Trainer Tuchel. Oder wollte Hoeneß vor dem Saisonendspurt die Spieler nur etwas an der Ehre packen und zu weiteren Höchstleistungen anspornen?

Wie so oft in der Vergangenheit sind die Beweggründe solcher Aussagen von Hoeneß nicht komplett verständlich. Mit Blick auf Real Madrid bleibt zu hoffen, dass die Nebengeräusche vom Tegernsee ausgeblendet werden können.



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