Taktik-Blog #002 – Strategie, Taktik, Prinzipien
Taktik, Strategie, Prinzipien, taktische Mittel, strategisch klug – manchmal fällt es schwer, Begriffe im Fußball auseinanderzuhalten. Nicht selten werden sie sogar miteinander vermischt und dann auch falsch verwendet. Deshalb gehen wir im Rahmen unseres neuen Formats auf die drei Begriffe der Strategie, Taktik und Prinzipien genauer ein und grenzen sie ab.
Wortbedeutung
Schon im 18. Jahrhundert wurde das Wort “Taktik” vom französischen “tactique” entlehnt, das wiederum auf die griechische Lehre von der Anordnung zurückgeführt werden kann. Damals wurde es vor allem im militärischen Kontext verwendet.
Der Duden beschreibt die Taktik heute als “aufgrund von Überlegungen im Hinblick auf Zweckmäßigkeit und Erfolg festgelegtes Vorgehen”. Ein weiterer Begriff aus dem Militär ist die “Strategie”. Sie wird vom Duden wie folgt definiert: “Genauer Plan des eigenen Vorgehens, der dazu dient, ein […] Ziel zu erreichen”, indem bereits im Vorhinein versucht wird, alle Faktoren einzukalkulieren.
Vergleicht man beide Definitionen miteinander, wird der zentrale Unterschied zwischen beiden Konzepten deutlich: Einerseits steht das zweckmäßige Vorgehen und andererseits der große, durchdachte Plan im Mittelpunkt, der diesem Zweck entspricht. Auf der militärischen Ebene bezeichnete Carl von Clausewitz, ein preußischer Militärreformer des 19. Jahrhunderts, die Strategie als Lehre vom Gebrauch der Gefechte zum Zwecke des Krieges und die Taktik als die Lehre vom Gebrauch der Streitkräfte in einem Gefecht.
Taktik, Strategie und Prinzipien im Fußball
Auf den Fußball bezogen ließe sich das ungefähr so übersetzen: Die Strategie bezeichnet einen übergeordneten Plan, während Taktik den Einsatz der einzelnen Spieler zum Erreichen der durch die Strategie festgelegten Ziele meint.
Spricht man im Fußball von der Strategie, kann diese sich auf einen langfristigen Zeitraum beziehen (beispielsweise einen dominanten Ballbesitzfußball etablieren, um die sportlichen Ziele in Einklang mit der Philosophie des Vereins zu erreichen). Sie kann aber auch den Matchplan für eine Partie meinen.
Wenn der FC Bayern gegen den 1. FSV Mainz 05 spielt, dann ist damit zu rechnen, dass Mainz das Team mit dem geringeren Ballbesitzanteil sein wird. Die Strategie der Bayern dürfte deshalb darauf ausgelegt sein, dominant, ballbesitzorientiert und offensiv aufzutreten. Taktische Mittel dafür könnten kluge Laufwege der Mittelfeldspieler in die Zwischenlinienräume, provozierte und lancierte Eins-gegen-eins-Duelle auf den Außenbahnen, und oder das gezielte Bespielen eines bestimmten Raumes sein, den man beim Gegner als Schwäche ausgemacht hat.
Taktische Flexibilität
Gerade das letztgenannte Beispiel zeigt, dass die taktischen Mittel für die Erreichung eines durch die Strategie vorgegebenen Ziels nicht immer gleich sein müssen. Jede Mannschaft hat unterschiedliche Stärken und Schwächen und dementsprechend muss ein Trainerteam idealerweise genau analysieren, wo diese liegen, um die eigenen taktischen Mittel anpassen zu können.
Diese Flexibilität macht auf hohem Niveau nicht selten den Unterschied. Doch viele Trainer stellen dabei auch gewisse Prinzipien auf. Ein weiterer Begriff, der etwas undurchsichtig sein kann. Julian Nagelsmann beispielsweise sagte 2016: “Wichtig ist, dass meine Spieler die Prinzipien, die wir haben, am Wochenende gut auf den Rasen bekommen.”
Gegenüber dem Magazin 11Freunde benannte der aktuelle Leipzig-Trainer sogar die genaue Anzahl der Prinzipien, die er damals in Hoffenheim vorgab: 31. Taktik-Experte Tobias Escher analysierte einige dieser Prinzipien in seinem Buch Die Zeit der Strategen. So beziehen sich die meisten von ihnen auf das Spiel mit dem Ball.
Prinzipien
Zum Beispiel sollten seine Spieler den Ball möglichst nicht mit einem Kontakt weiterspielen. Was zunächst merkwürdig klingt, weil ein zweiter Kontakt häufig Zeit kostet, ist für Nagelsmann schnell erklärt. Genauigkeit ist ihm wichtiger als Tempo. So erklärte er einst der FAZ: “Ich bringe von zehn Angriffen lieber acht zum Abschluss, auch wenn es einen Tick länger dauert, als nur zwei zum Abschluss zu bringen und es geht rasend schnell.”
Weiterhin beschreibt Escher in seinem Buch das “Prinzip der Breite”, das vorsieht, dass das Spiel so breit wie nötig, aber nicht so breit wie möglich gemacht wird. Das Ziel: Zwar Abstand zum Gegenspieler halten, um an ihm vorbeigehen zu können, gleichzeitig aber auch nah genug dran sein, um gute Gegenpressingmomente erzeugen zu können.
In Abgrenzung zur Taktik könnte man Prinzipien also als Standards bezeichnen, die für jedes Spiel gelten. Sie sollen ebenso wie taktische Mittel dabei helfen, die strategischen Ziele zu erreichen. Gleichzeitig verlieren sie ihre Gültigkeit aber nicht durch andere Umstände. Taktische Mittel hingegen wechseln je nach Bedarf und Veränderung der äußeren Faktoren (Gegner, Spielgeschichte, Spielsituation …).
Ein abschließendes fiktives Beispiel: Die Strategie eines Teams sei es, dominanten und geduldigen Ballbesitzfußball zu spielen. Als Taktische Mittel greift der Trainer dafür auf Überzahlsituationen durch Überladungen und die Fokussierung des linken Halbraums im Aufbauspiel zurück, weil er dort eine besondere Anfälligkeit des Gegners ausgemacht hat. Dieses taktische Mittel setzt vor allem das Prinzip der ballnahen Unterstützung um, das unser fiktiver Trainer hoch schätzt. Er hat festgelegt, dass es ein Grundsatz des eigenen Spiels ist, dass die Mitspieler in Ballnähe Dreiecke und Rauten bilden, den ballführenden Spieler unterstützen und gleichzeitig versuchen, sich nicht gegenseitig auf den Füßen zu stehen – was zudem einem ebenfalls fiktiven Prinzip des Abstands entspricht (frei nach Nagelsmann: sei so nah an deinem Mitspieler dran wie nötig, aber nicht so nah wie möglich).
Das Beispiel zeigt, dass die Grenzen zwischen Taktik und Prinzipien etwas unschärfer sind als die Abgrenzung zur Strategie. Dennoch sollte deutlich werden, dass beides nicht dieselben Prozesse meint. Während das taktische Mittel sich hier dem Gegner anpasst (Fokussierung linker Halbraum), folgt es den eigenen grundsätzlichen Prinzipien (ballnahe Unterstützung, Abstände, vielleicht auch die Vorgabe, kurz hinten herauszuspielen usw.).
Merkzettel
- Die Strategie ist der übergeordnete Plan, der für eine einzelne Partie oder einen langfristigen Zeitraum festgelegt wird.
- Taktik wiederum meint all jene Mittel, die zur Erreichung der strategischen Ziele genutzt werden. Sie können von Spiel zu Spiel, aber auch von Situation zu Situation variieren.
- Prinzipien sind hingegen weniger flexibel. Sie sind Grundsätze des eigenen Spiels, die durch taktische Mittel zwar unterschiedlich eingesetzt werden können, letztendlich aber immer ihre Gültigkeit behalten.
- Taktik und Prinzipien sind nicht trennscharf auseinander zu halten, meinen aber jeweils etwas anderes.
Sehr gut erklärt!
Offtopic: Aber der Pass von Kimmich vorn 1:0. Wahnsinn!
Ja der war Zucker, wie man so schön sagt.
Kimmich und Kroos im defensiven Mittelfeld auch :-)
Tatsächlich sehen alle Medien, die ich gelesen habe Kross und Kimmich unter den besseren Spielern der Nationalelf.
Lediglich Gnabry und gelegentlich Neuer werden besser als Kimmich bewertet.
(Quellen: Einzelkritiken von Focus, Kicker, Spox usw)
Holland hat gefühlt 70 Prozent Ballbesitz gehabt und Deutschland in der zweiten Halbzeit an die Wand gespielt hat. Das liegt u.a. daran, dass die im Mittelfeld absolut dominiert haben. Von der vielgepriesenen Ballbesitz-Strategie war auch nichts zu sehen. Und dabei spielen die “6”er eine entscheidende Rolle. Ich bin aber weder Experte noch Stratege, sondern gehe nur seit zig Jahren als Fan ins Stadion :-)
Gut, dass du das aufgeklärt hast.
Hatte dich für einen Experten oder Strategen gehalten ;)T
Vielen Dank für den schönen Artikel! Das zeige ich jetzt immer allen, die mir nicht glauben, wenn ich sage, dass Strategie und Taktik unterschiedliche Sachen sind :D
Den Buch-Tipp: DIE ZEIT DER STRATEGEN kann ich nur unterstreichen.
Sehr gute Erläuterung der Begriffe Strategie – Taktik – Prinzipien. Zur Strategie im Merkzettel hast du meiner Meinung aber einen kleinen Knoten drin. Du faßt noch mal kurz über die Strategie zusammen…Plan, der für eine einzelne Partie oder einen langfristigen Zeitraum festgelegt wird. Zur Taktik…wiederum meint all jene Mittel, die zur Erreichung der strategischen Ziele genutzt werden.
Taktik ist richtiger Weise UNTERGEORDNET, also für das hier und jetzt. Also für diese Partie. Das strategische Ziel ist für dieses Spiel erreicht. Dann kommt erst der nächste Schritt. Die nächste Strategie für das nächste Ziel wird erarbeitet und die dafür richtige Taktik festgelegt. Wie heißt es so schön bei KHR “Step vor Step.
Ich muss gestehen, dass ich mir nicht sicher bin was du meinst, aber bzgl eines Spiels finden beide Begriffe Anwendung.
Es wird sowohl Spieltaktik als auch Spielstratgie begrifflich verwendet.
Da gibt es keine scharfe Trennung – wie bei Prinzipien und Individualtaktik.
Ps zum Patreon: ich war leider Englischverweigerer in der Schule. Ich würde gerne ein kleiner Patreon werden…kann aber wenig mit eurer Seite anfangen. Ein Beispiel: Müssen Überweisungen in $ gemacht werden? Sitzt ihr etwa im Kanal, wo eine Steueroase liegt? – Witz.
Es gibt dort die Zahlungsmöglichkeiten PayPal und Kreditkarte. Ich glaube, in beiden Fällen wird automatisch in Dollar Bzw. für dich in Euro umgerechnet. Leider ist das für uns die unkomplizierteste und beste Alternative. Direkt auf unser Konto zu überweisen, wäre mit zu viel Aufwand für uns verbunden.
Übersetzt auf das heutige Spiel
Keine Strategie
Falsche Taktik
Prinzipien nicht umgesetzt
Katastrophales Spiel
Schulz Ginter Tah haben da nix zu suchen
Suele ohne Support schlecht
Warum passt Werner nicht zum FCB ?
Wieder beantwortet
Reus ein leader? No
Guendogan ? Nix
+1
@Klaus: Gähn….
Was haben die Kommentare mit der Arbeit von Justin über Strategie und Taktik zu tun?
Vielleicht habe ich den Stein ins Rollen gebracht …
Klasse Beitrag. Bei Kovac keinerlei Taktik oder Strategie im Mittelfeld. (Oder IST das die Strategie?).
Übrigens,, scheint ja super zu laufen in der Nationalelf, ohne Hummels und Boateng.
Meine Meinung:
Das Problem Kovačs liegt im taktischen Bereich und dort hauptsächlich offensiv in der Positionierung der 8er bzw jeweils im Drittelübergang.
Auf mich hatte es initial so gewirkt, dass er gerne – offensiv – mehr Vertikalität und Zentrumsfokus wollte und – defensiv – phasenweise tiefere Staffelung und dem gegner den Ball überlassen zur Erholung.
Dass Bayern grundsätzlich dominanten Ballbesitzfußball (takt Mittel: u.a. Positionsspiel) spielt und den Ball rel schnell zurückerobern will (takt: Mittel (Gegen)pressing meistens Mittelfeld/Angriffspressing) hat sich nich geändert.
Auf mich wirkt es so, dass im Mittelfeld offensiv keine Strategie vorhanden ist, und dann mangels besserer Strategie oder Können schnell auf die Aussen gespielt wird.
Jetzt geht das mit dem Kovac wieder los. Strategie hin, Taktik her. Bayern hat in der Rückrunde 52 Tore geschossen und in den ersten drei Spielen dieser Saison 11. Das nennt sich dann Realität.
Stimmt. Die Realität dass die BL brutal schwach ist. Siehe auch “Leistung” der Nationalmannschaft.
In den einzigen beiden Spielen, wo die individuelle Klasse auf Augenhöhe der Bayern war, kamen die Münchner auf:
– rund 0,3 Expected Goals* in Liverpool (9 Abschlüsse, 1 durch Stürmer Lewandowski)
– rund 0,4 Expected Goals im Rückspiel gegen Liverpool (7 Abschlüsse, 1 durch Stürmer Lewandowski)
Es ist schön und womöglich auch lobenswert, dass sie national ihre Klasse ausspielen können und viele Tore erzielen. Sobald der Gegner aber auf Augenhöhe war, was individuelle Qualität und Mentalität anbelangt, gab es keine Lösungswege mehr nach vorn. Das ist mMn ein berechtigter Kritikpunkt, der sich nicht durch die zuletzt immer größer gewordene nationale Dominanz rechtfertigen oder klein reden lässt.
Ich sehe deinen Punkt und man muss sicherlich vorsichtig sein, wie man die Kritik formuliert. Aber letztendlich würde ich mal stark in Frage stellen, inwiefern die Strategie, die auf nationaler Ebene ausreicht, auch international als ausreichend eingestuft werden kann.
*ungefährer Wert verschiedener xG-Modelle
Mein Kommentar bezog sich auf den großartigen Beitrag vom Sendlinger und nicht auf deinen Artikel. Der ist absolut interessant und ok :-)
Klar war Liverpool besser. Vor allem im Rückspiel, in dem Kovac viel zu defensiv spielen ließ. Aber da hat auch die individuelle Klasse von Kimmich und Müller gefehlt. Coman war angeschlagen. Man kann nicht davon ausgehen, dass Bayern mit dem aktuellen Kader(und dem von letzter Saison) auch international jeden Gegner dominiert.
Deine Beurteilung der letzten Saison mag richtig sein, auch wenn ich Leipzig und den BVB – letzteren jedenfalls im Hinspiel – schon als gute Mannschaften im TOP 16 /TOP 32 Bereich Europas ansiedeln würde.
Wenn man den ersten Direktvergleich gegen einen Augenhöhen-Gegner gleich verliert, hat man natürlich keine Gelegenheit mehr sich zu rehabilitieren. Aber vielleicht nimmt man doch noch den Vorrunden-Gegner Ajax Amsterdam mit in die Statistik auf – dann schaut es schon besser aus.
Kombinationsspiel schön und gut, aber es ist nicht alles: Wenn man mal die (grandiose) Saison 2009/2010 nimmt, ist Bayern damals zwar mit mehr Glück als Verstand ins Finale der CL gekommen. Wie viele expected Goals hatte man da? Und zuvor hatte man gegen ManUtd. in München das Spiel spät gewonnen, weil der große Trainer Fergurson einen Fehler gemacht hat. Ohne Olic’ Tor in den Schlussminuten hätte es das Rückspiel in dieser Form vielleicht nie gegeben … Also: So schön ein perfekt funktionierendes Kombinationsspiel wäre – vor allem nach dem gestrigen Abend, der gezeigt hat, wie sehr der deutsche Fußball aktuell hinterherhinkt – sind eine funktionierende Defensive und individuelle Qualität mindestens genau so wichtig – m.E. sind sie sogar noch ein Quäntchen wichtiger.
Zum Inhalt des sehr schönen blogs: Entgegen Nagelsmann kann ich mir eigentlich kaum vorstellen, wie man gegen die großen Europas noch Tore erzielen will, wenn – in der Sturmspitze – nicht direkt gespielt wird. Alle großen Teams können heute verteidigen, und die Kleinen auch, sogar Island (nur die DFB Elf muss das noch üben, aber ich bin mal optimistisch).
Beitrag bezieht sich auf @Justin
Gegen Ajax war es einmal ein 1,2 zu 1,5 xG für Ajax in München und einmal ein 2,2 zu 2,2 in Amsterdam, wo mEn Bayern erst nach dem Platzverweis der Niederländer richtig rein kam. Zumal das zweite Spiel schon sehr freakig war. Die beiden Spiele würde ich auch eher als Argument gegen den aktuellen Fußball sehen.
Ich bin auf die beiden Spiele gegen Tottenham gespannt – die sollten dann eher als Maßstab angesetzt werden als letzte Saison. Kader ist aufgefrischt, Kovac sollte im zweiten Jahr (auch durch den Doublegewinn) bei uns angekommen sein.
Das war meinerseits auch kein Vorgriff. Es gab ja in der Vorbereitung und gegen Hertha ganz nette Ansätze zu sehen. Leider waren Schalke und Mainz eher Rückschritte. Gegen RBL und Tottenham bin ich jeweils sehr gespannt auf die Leistung.
Mit diesem Artikel wird die Bedeutung von Strategie und Taktik einmal mehr unterstrichen. Es zeigt sich, dass es eben nicht nur darum gehen muss, quasi von Spiel zu Spiel zu denken und zu versuchen, die individuelle Klasse der eigenen Spieler zur Geltung zu bringen und gleichzeitig die Schwächen des Gegners für die eigene Offensive zu nutzen, sondern vor allem über die ganze Spielzeit betrachtet ein passendes System – eine Strategie – zu haben, auf deren Grundlage die jeweilige Taktik aufsetzt, mit der das nächste Spiel gewonnen werden soll. Prinzipien wiederum stellen – wenn funktionierend – unabänderliche Rahmenbedingungen dar, die als Handlungsanweisungen für die Spieler gesehen werden können und sowohl im Kleinen auf taktischer Ebene, als auch auf der größeren strategischen Ebene aufgestellt werden müssen.
Übrigens halte ich es für sehr wichtig, zwischen Offensive und Defensive zu unterscheiden, denn es sind sowohl hinsichtlich Strategie, als auch hinsichtlich Taktik unterschiedliche Herangehensweise erforderlich, um entweder eigene Angriffe erfolgreich vorzutragen, oder aber eben erfolgreich den Ball zurückzugewinnen und somit gegnerische Angriffe zu vereiteln. Beides erfordert übrigens nachvollziehbarer Weise auch unterschiedliche Prinzipien.
Wie häufig erleben wir es in der Bundesliga, dass Mannschaften zwar ganz hervorragend gegen den Ball arbeiten, bei eigenem Ballbesitz aber lediglich auf einfachste offensive Strukturelemente setzen können – was zwar zu den viel zitierten Nadelstichen reicht, auf lange Sicht aber als offensive Strategie absehbar zu wenig ist, um sich über eine ganze Spielzeit hinweg durchsetzen zu können.
Auf Kovac und unseren FCB bezogen: Kovac hat eine Spielidee, eine Strategie! Ganz zweifelsohne möchte er aus einer stabilen defensiven Ordnung durch schnelle Abläufe den Ball bis in den Gegnerstrafraum gelangen lassen und den Torabschluss suchen. Dazu lässt er den Ball schnell auf die Aussenbahn spielen und versucht, die Aussenstürmer in 1:1-Duelle zu bringen, oder mit dem Ball am Fuss durch einen kraftvollen Lauf die gegnerische Abwehrreihen zu durchbrechen und auf diese Weise bis vor das Tor zu gelangen. Immer aber soll der Ball möglichst schnell voran gebracht werden.
Defensiv soll nach Ballverlust schnell der Ball zurückgewonnen werden, die Arbeit gegen den Ball hat bei Kovac hohe Priorität.
Die hinter diesen strategischen Herangehensweisen stehenden Prinzipien sind offenkundig die Aufstellung der Aussenstürmer eng an der Ausslinie – das Feld wird “breit gemacht”, und defensiv im Zuge der schnellen Ballgewinnung ist eine bestimmte Raumaufteilung um den Ballführenden Gegner herum erforderlich, die es möglich macht, schnell heran zu sein mit einen eigenen Mann und den Gegner sogleich unter Druck zu setzen.
Tatsächlich hat Kovac in dieser Hinsicht eine für mich sichtbare Verbesserung gebracht! Es ist schon beeindruckend zu sehen, wie schnell es unseren in Ballnähe gut postierten Spielern gelingt, den Ball zurück zu gewinnen. Das ballnahe Pressing gelingt gut!
Leider zeigen sich dann schnell auch die meiner Meinung nach eklatanten Schwächen sowohl hinsichtlich der Strategie, als auch der untergeordneten Taktik: Das schnelle Spiel auf die Aussenbahn macht die Offensivabläufe des FCB berechenbar, fast immer wird bei Gegner gedoppelt, häufig gibt es eine zusätzliche Absicherung, die den Weg über die Aussen blockiert. Zwar wird auch der Aussenverteidiger hochgezogen, aber es fehlt nur allzuoft Unterstützung aus dem Mittelfeld, weil es nicht in ausreichender Form gelingt, die nötigen Räume offensiv zu besetzen. Durch das Bemühen, den Ball schnell zu machen, wird ein großes Risiko eingegangen, den Ball gleich wieder zu verlieren – von den Pässen über 30, 40 Meter kommt nur durchschnittlich jeder zweite Pass an! Womit dem frühen Pressing wiederum eine höhere Bedeutung bei kommt, mit der Tendenz zu “vogelwildem” Spiel.
Nach Ballgewinn, wenn der Ball nicht auf die Aussen gespielt werden kann, kommt häufig der Versuch, den Ball wieder in den Strafraum zu befördern, in der Hoffnung, einer unser Spieler kann ihn weiter verwerten, auch das eher auf den Zufall bauend und oft zu halbgaren Flanken oder Anläufen endend. Klar strukturierte offensive Abläufe mit dem Ziel einer spielerischen Lösung ist nach wie vor kaum zu sehen.
Defensiv wiederum ist das starke Betonen der Flanken unter Preisgabe der Mitte wiederum dann ein Problem, wenn es eben nicht gelingt, den Ball sogleich wieder zurückzugewinnen. Wenn der Gegner aufgrund eigener Spielstärke den Ball behaupten kann und ihn gezielt in die freien Räume hinter den ballnahen FCB-Spielern befördern kann, dann zeigt sich, dass die ballferne Raumaufteilung nicht gut strukturiert ist und unsere Abwehr plötzlich vor Probleme gestellt wird. Hier fehlt es also an der Balance.
Ich bin – anders als z.B. @WIPF der Meinung, dass kombinatives Spiel, welches immer(!) auch eine gute Zonenbesetzung erfordert, dem Versuch, durch Steilpässe, Flanken- oder Kraftläufe zum Erfolg zu kommen, überlegen ist und auch gegen gut organisierte Defensive zum Erfolg kommt!
Kovac verzichtet weitgehend auf Kombinationsspiel und Zonenbesetzung, er sagt sich, selbst wenn fünf Zuspiele nicht ankommen oder der Spieler sich festdribbelt, der nächste Versuch klappt. Und wenn nicht der, dann eben der übernächste!
Letztlich der Versuch, immer wieder aufs Neue eine Überrumpelung des Gegners zu erreichen – was bei gut strukturierten und spielstarken Gegnern immer weniger Erfolgswahrscheinlichkeit mit sich bringt. Und mehr auf die individuellen Fähigkeiten der Spieler als auf das Kollektiv angewiesen ist. Dazu blendet man augenscheinlich aus, dass der Gegner ab einer gewissen Stärke auch hohe eigene individuelle Qualität mit sich bringt.
Zusammengefasst: Kovac Strategie und Taktik, die auf Schnelligkeit und Zupacken setzt, ist meines Erachtens einem auf Kombinationsspiel ausgerichteten System unterlegen! Das wird uns international “auf die Füsse” fallen, national reicht es gegen wenig spielstarke und individuelle deutlich schlechter besetzte Gegnermannschaften noch aus. Solange wenigsten die Mentalität – also die Bereitschaft, sich auch gegen schwächere Gegner zu quälen – stimmt! Geht auch die noch verloren, dann wird es national schwierig. Denn “Shock and Awe” können letztlich auch die anderen!! Gutes Kombinationsspiel weniger!
Alles gesagt.
Man muss aber sagen das es auch bei Pep und Klopp immer wieder Spiele gibt und gab wo die Spieler die Vorgaben nicht umsetzen z.B. zu langsam passen, zu langsam sich bewegen etc
Stimmt, und für mich liegt die Wahrheit in einem Spielstil zwischen Pep und Klopp, je nach Gegner und Spielsituation. Extrem hohes Tempo, one-touch-Fussball, 1-gegen1-Könner, Dreiecke, Doppelpässe, durch die Mitte kombinieren, hohes pressing, brutal schnelles Umschalten statt sammeln und warten,….
Man muss akzeptieren das ein Team auch mal eine schlechte HZ oder auch ein schlechtes Spiel hat.
Aber nicht zu viele.
Deshalb war es ja eine so phantastische Leistung von Pep das Team nach triple und WM 3 Jahre auf so hohem Niveau zu halten.
Deine Ausführungen sind wunderschön und wären 2016 auch zu hundert Prozent richtig gewesen. Aber in 2019 sollten wir der Realität ins Auge schauen. International ist unser Spielermaterial nicht mehr gut genug, um gegen Engländer oder Spanier Dominanzfussball zu spielen. Die würden uns zerlegen.
Um gegen Liverpool oder Mancity zu bestehen, müssen wir Underdogfussball spielen. Mit Dominanzfussball werden wir hochkant rausfliegen.
Wow, da bin ich 1000% anderer Meinung, der FCBayern hat lauter absolut fantastische Fussballer, mit denen könnte man fast alles an die Wand spielen und mit Sicherheit europäisch ganz ganz oben mitspielen.
@Sendlinger…stimmt. Neuer, Alaba, Hernández,Süle,Kimmich, Thiago, Couthino, Goretzka(Tolisso)Coman,Lewandowski, Gnabry. Eine 1a Elf, die sich mit der richtigen Strategie, Taktik und Prinzipien (um es mit Justins Worten zu sagen)sicherlich vor keiner anderen Mannschaft verstecken muss. Und die Bank hat auch genug Potential um nachlegen zu können. (die Kadergrösse ist diskutabel, es darf nicht viel passieren). Da kann man m.M.n. schon etwas mehr als Underdog Fußball erwarten.
Ach unser Spielermaterial ist nicht gut genug.
Aber unsere sportliche Führung ist es?
Also das Problem sind nur die Spieler?!!!
Na super!!
@918: Ich habe hier nirgends behauptet, dass unsere sportliche Führung gut genug ist.
Ich würde dich echt mal bitten, richtig zu lesen bevor du loslegst.
Aber nur für dich: Sowohl unsere Spieler (nicht Spielermaterial), als auch unsere sportliche Führung sind nicht mehr auf dem Niveau von 2016.
Schön, von Dir konstruktive Gedanken zum Thema zu lesen anstatt abwertende Sätze, die nicht dazu beitragen, eine Diskussion voran zu bringen! :-)
Deine Überlegungen kann ich ein gutes Stück weit nachvollziehen, immerhin müssen Spieler, die ein Dominanzsystem umsetzen sollen, eine nicht unerhebliche Spielintelligenz und spielerische Klasse mitbringen! Da könnte so mancher Kämpe dran scheitern.
Ich denke allerdings nicht, dass es nur eine Mannschaft aus Top-Spielern – überspitzt formuliert “nur aus Hochbegabten und “Weltspieler des Jahres”” – schafft, ein solches System auf den Rasen zu bekommen.
Es ist eine Frage des Kollektivs, in dem jeder weiss, was er wann zu tun hat und wie er sich bewegen muss, damit die Rädchen eines Offensivgefüges im Dominanzsystem in einander greifen können. Es ist zweifelsohne auch eine Frage der ausreichen hohen Ballgewandtheit und Pass-Genauigkeit, die vorhanden sein muss!
Aber es geht sicherlich auch, wenn man nicht Messi, Ronaldo, De Bruyne oder Neymar in seinen Reihen hat! Ajax ist ein gutes Beispiel dafür, dass es eben nicht das alleroberste Regal sein muss, um ein funktionierendes Dominanzsystem mit gutem Kombinationsspiel aufzuziehen!
Unser FCB sollte sich da nicht verstecken, wir haben Spieler, welche die notwendigen Fähigkeiten mitbringen! Für Underdog-Fussball besteht keine Notwendigkeit. Für Flexibilität schon!
Also Real Madrid hat mit “Shock and awe” Fußball plus überragende individuelle Klasse die Champions league dominiert, während Pep seid Jahren mit seinem Kombinationsspiel ohne “herausragende Weltklasse” (Messi) scheitert.
Sogar letztes Jahr gewinnt Klopp mit Shock and Awe, weil alle anderen, inklusive Pep’s Kombinationsspieltrupp aka “beste Mannschaft der Welt” in einem irren Spiel gegen Tottenham rausfliegen. Ich finde das in der CL immer noch so viel von Tagesform und Glück abhängt, dass man die eigentlich nicht planen kann. National sieht das anders aus. Da dominieren wir und natürlich auch City und co. Aber in der CL gewinnt der mit der meisten individuellen Klasse, den besten Matchplan und vor allem dem meisten Glück.
@RC-0701. Puh…..okay, bei den von Dir genannten Mannschaften gibt also nur zwei Ausrichtungen, Shock and Awe oder Dominanzfussball. M.m.n. ist das mit Real und Liverpool FC aber ziemlich eindimensional erklärt. Beide Mannschaften waren nach Spiel und Wettbewerbssituation und Gegner jederzeit in der Lage auch ein gutes Ballbesitzspiel zu spielen. Für max, Erfolg in verschiedenen Wettbewerben ist das die Voraussetzung. Das ein Dominanzsystem in bestimmten Situationen nicht unbedingt zielführend ist, räume ich ausdrücklich ein. Trotzdem kann man von unserer Mannschaft in der BL durchaus gg. 90% der Gegner ein schönes/schnelles Kombinationspiel mit einer guten Raumaufteilung voraussetzen.
Und das muss auch Beides möglich sein, weil wir sonst in bestimmten Situationen gg. andere sog. „schnelle Umschaltmannschaften“
nicht in der Lage sind zu reagieren. (z.B in KO Spielen der CL bei Rückstand muss das Spiel gemacht werden)
Das in der CL Glück und individuelle Klasse ausschlaggebend ist, sehe ich genauso. (Wie oft habe ich mich über spielenscheidene Einzelaktionen von Messi/Ronaldo geärgert, auch wenn die noch so Klasse waren).
https://www.liverpoolfc.com/match/2018-19/first-team/2018-19-stats
In der CL gewinnt der mit dem meisten Glück!
Wenn man sich die letzte CL ansieht und den Weg der beiden Protagonisten Liverpool und Tottenham verfolgt, dann muss man feststellen, dass bei jeweils 6 Gruppenspielen bei beiden nur ein einziges Tor den Ausschlag für das Weiterkommen gegeben hat. In beiden Gruppen, waren der Zweite und Dritte jeweils punktgleich und hatten die gleiche Tordifferenz. Mit einem einzigen Tor mehr in 6 Spielen wären statt der beiden Finalisten Neapel und Inter eitergekommen – indivituelle Klasse, Matchplan oder doch eher nur Glück!
Da scheint mir eher das letztere der Fall zu sein.
Nein, das lag nur an den genialen Trainern ;-)
@Justin. Danke für den Taktik Blog. Echt interessant und wirklich gut aufgebaut. Bitte mehr davon.
@Osrig…“Durch das Bemühen, den Ball schnell zu machen, wird ein großes Risiko eingegangen, den Ball gleich wieder zu verlieren – von den Pässen über 30, 40 Meter kommt nur durchschnittlich jeder zweite Pass an!“ Sehe ich ,gefühlt, genauso. Die Frage ist, ob diese Spielweise generell soviele Ballverluste herbeiführt , oder ob unsere Spieler es einfach (noch) nicht richtig umsetzen.
Würde gerne mal einen Statistischen Vergleich mit Mannschaften, die ähnlich vertikal spielen, sehen.
Trotzdem sehe ich weiterhin das altbekannte Thema der Zonenbesetzung (Abstände etc. als Hauptproblem. Gerade im letzten Spiel hatte ich mir von der Besetzung Kimmich, Thiago und Couthino sehr viel mehr erwartet. Ja, ich weiß das sich sowas erstmal finden muss. Es stellt sich die Frage, ob mit einer Dreierkette und somit einem weiteren Mann im Mittelfeld für Abhilfe gesorgt werden kann (gerade bei defensiven Gegnern in der BL).
@Justin. Danke für den Taktik Blog. Echt interessant und wirklich gut aufgebaut. Bitte mehr davon.
@Osrig…“Durch das Bemühen, den Ball schnell zu machen, wird ein großes Risiko eingegangen, den Ball gleich wieder zu verlieren – von den Pässen über 30, 40 Meter kommt nur durchschnittlich jeder zweite Pass an!“ Sehe ich ,gefühlt, genauso. Die Frage ist, ob diese Spielweise generell soviele Ballverluste herbeiführt , oder ob unsere Spieler es einfach (noch) nicht richtig umsetzen.
Würde gerne mal einen Statistischen Vergleich mit Mannschaften, die ähnlich vertikal spielen, sehen.
Trotzdem sehe ich weiterhin das altbekannte Thema der Zonenbesetzung (Abstände etc. als Hauptproblem. Gerade im letzten Spiel hatte ich mir von der Besetzung Kimmich, Thiago und Couthino sehr viel mehr erwartet. Ja, ich weiß das sich sowas erstmal finden muss. Es stellt sich die Frage, ob mit einer Dreierkette und somit einem weiteren Mann im Mittelfeld für Abhilfe gesorgt werden kann (gerade bei defensiven Gegnern in der BL).
Sorry….Doppelpost.
Mit der Kovac Taktik ist immerhin Frankreich Weltmeister geworden.
Eine devensive Ausrichtung, schnelles Umschaltspiel, im letzten Drittel der Tanz der Ausnahmespieler.
Dagegen das öde TikiTaka der Spanier unter ferner liefen. Ballbesitz und Schönspielerei unter Pep letztendlich als Selbstzweck eines selbstverliebten Trainers.
Kovac ist meiner Meinung nach kein Taktikguru Laptoptrainer, er weiß aber aus seinem Kader das richtige heraus zu arbeiten.
Erstmal ist es wirklich erstaunlich, dass du unter einem Artikel, der auf die Erklärung dreier Begriffe abzielt, zwei davon durcheinanderwirfst.
Inhaltlich kannst du mit dieser Beschreibung “devensive Ausrichtung, schnelles Umschaltspiel” zig tausend Teams weltweit charakterisieren.
Und der “Tanz der Ausnahmespieler” ist jetzt auch vage, aber geschenkt.
Die Umsetzung macht es, also mit welchen technischen Mitteln versuche ich meine Strategie umzusetzen – das ist die Kunst.
Auf deine Pepschmähungen geh ich nicht ein, auch wenn es mich wundert, dass dir das nicht selbst peinlich ist.
Ich finde es arrogant und Möchtegernchef den Begriff “Spielermaterial” zu benutzen. Einfach Spieler oder Mannschaft sagen und schreiben. Ihr möchtet in einem Betrieb auch kein “Arbeitsmaterial” sein.
Auf was man heute alles achten sollte. Unglaublich.
Da stimme ich Dir absolut zu! “Spielermaterial” zeichnet ein negatives, fast schon unmenschliches Bild, welches den Spieler nicht als Mensch, sondern ausschließlich(!) als Mittel zum Erfolg sieht. Auch wenn es um Erfolge, Titel und Milliardensummen geht, sollten wir nicht vergessen, dass jeder Spieler auch ein Mensch mit Persönlichkeit ist, da sollten solche Begriffe nicht genutzt werden.
Hat unser FCB als Verein mit familiärer Atmosphäre gerade in dieser Hinsicht nicht auch ein anderes Selbstverständnis?
Und andere Menschen als arrogant und als Möchtegernchef zu bezeichnen ist auch nicht die feine englische Art.
Frankreich mit 4 FCB Spielern im 4-4-2.
Lucas und Pavard wieder auf AV Positionen sehr gut. Denke aber Lucas ist definitiv besser als LIV.
Tolisso mit Matuidi im ZM stark, hätte ich nicht für möglich gehalten nach den schlechten Leistungen bei uns.
Aber super super stark Coman auf RA.
Schnell direkt abschlussstark.
Warum hat oder konnte Coman nicht so spielen gegen M05?
Auch Coutinho für Brasilien bärenstark als hoher 8er im 4-3-3. Wenn man ihn dort sieht dann ist diese ganze Diskussion das er nur als 10er im 4-2-3-1 funktioniert (ähnlich wie Müller) obsolet.
Und das Lewa Vorlagen braucht und nicht zaubern kann sieht man im polnischen Spiel.
Thiago hat leider nicht gespielt ( sehenswert das Video beim warm up !!!!!!!).
Sogar Perisic scheint ganz gut gespielt zu haben auf RA.
Denke das unsere o.g. Spieler alle irgendwie bessere Leistungen bei der NM gezeigt haben als in den letzten Wochen bei uns (ausser Lewa Suele Kimmich Gnabry).
1. Man sollte diese Länderspiele nicht überbewerten. Der Weltmeister ist gegen Albanien angetreten. Interessanter ist da doch, dass ein 20 Mio-Bayerntransfer Starter ist (Coman), und ein 50 Mio, ManUtd-Transfer (Martial), der inzwischen bei seinem Verein sehr wohl Stammspieler zu sein scheint, nicht mal im Nationalkader war.
2. Die Arbeit des FC Bayern kann man am Saisonende bewerten. Es reicht doch, wenn die Spieler jetzt ihre Fähigkeiten andeuten. Die PS müssen dann ab Februar, März 2020 aufs Spielfeld gebracht werden.
Können wir die drei Begriffe vielleicht mal an einer konkreten Frage diskutieren?
Hummels und Boateng wurden sowohl bei Bayern als auch in der N11 durch neue Spieler ersetzt. Offenbar verzichten Kovac (und die sportliche Leitung) sowie Löw bewusst auf Qualitäten in der Spieleröffnung, um schnellere Verteidiger einzubauen. Schon bei der WM 2018 gab es da wohl Meinungsverschiedenheiten, die schließlich zu dem unschönen Rauswurf führten. Dieses N11-Tam-Tam hat aber nur kaschiert, dass Bayern genau so grausam / konsequent gehandelt hat wie Löw.
Nun sind Hummels und Boateng natürlich weiterhin großartige Spieler (Hummels hat ja auch die BayernRR 2018/2019 als Stamm gespielt). Aber sie brauchen Absicherung. Wenn nur die zwei einen Raum von 30, 40 Metern vor dem eigenen Tor verteidigen sollen, geht das schief, weil sie im 1 vs 1 gegen schnelle Stürmer nicht mehr mitkommen. Sie brauchen Unterstütztung (die Hummels bei der WM im TV auch öffentlich angemahnt, aber nicht bekommen hatte – das nächste Spiel war er dann “verletzt”).
Wenn die zwei Innenverteidiger abgesichert werden, z.B. indem die Aussenverteidiger nicht so weit vorgezogen werden, oder indem man vielleicht gleich Dreierkette spielt mit einem zusätzlichen, schnellen dritten Mann in der Verteidigung, was ist das dann? Strategie? Oder doch Taktik?
M.E. zeigt sich hier, dass auch die Begriffe Taktik und Strategie nur vermeintlich trennscharf sind. Und es zeigt sich auch, dass man das Spiel immer von den Qualitäten und Defiziten der Spieler her denken muss.
“Wenn die zwei Innenverteidiger abgesichert werden, z.B. indem die Aussenverteidiger nicht so weit vorgezogen werden, oder indem man vielleicht gleich Dreierkette spielt mit einem zusätzlichen, schnellen dritten Mann in der Verteidigung, was ist das dann? Strategie? Oder doch Taktik?”
Das ist Taktik.
Durch das Mittel der Absicherung mithilfe eines schnellen Defensivspielers sicherst du eine hohe letzte Linie, die dir wiederum als Mittel dient Ballbesitzfußball zu spielen (weil mehr Anspielstationen zur Verfügung stehen) oder schnell ins Gegenpressing zu kommen etc.
Und bspsws Gegenpressing wäre eine Strategie.
Ich ordne mir das so:
1. Spielmomente nach van Gaal
(Offensive, Defensive, Umschalten D auf O und Umschalten O auf D)
-> Strategie je nach Spielmoment (z.B.: Offensive auf Defensive möchte ich Gegenpressing statt kollektiv zurückzufallen)
1.1 Offensive auf Defensive
1.1.1 Sofort Druck gg den Ball (Taktische Subprinzipien) […]
1.1.1.1 Antizipation eines möglichen Ballverlusts (Taktische Sub-Sub-Prinzipien) […]
*1.1 Offensive auf Dedensive: GegenpressingT
Gegenpressing als Begriff kann beides sein. Ist Gegenpressing dein wichtigstes Merkmal (wie bei Klopp), um langfristige Ziele zu verfolgen? Dann kann man es berechtigt als Strategie sehen. Wie du es umsetzt, ist jedoch Taktik.
Das ist wahr, aber noch komplizierter wollte ich es nicht machen.
Das ist sogar sehr deutlich Taktik. Du überlegst, wie du die Stärken deiner Spieler gewinnbringend einbringst, um deine Strategie weiter zu verfolgen. Selbiges damals mit Guardiola und Alonso. Es ist ein Mittel, um deine langfristigen Ziele zu verfolgen.
1. Aber was ist dann “Strategie”? 90 oder 120 Minuten den Buss in einem Heimspiel gegen Liverpool zu parken und aufs Elfmeterschießen zu hoffen? (diese “Strategie” ging ja bekanntlich nicht auf, aber hätte es eine bessere gegeben?).
2. Gegenpressing hätte ich jetzt unter “Prinzipien” verankert, genau so wie das wohl zentrale Element jeder erfolgreichen Mannschaft, Unordnung beim Gegner überfallartig auszunutzen.
3. Im Ergebnis sind wir uns aber doch einig? Die Qualitäten (und die fehlenden Qualitäten) der Spieler bestimmen die Taktik? Wenn ja, bestimmt diese aber weniger der Trainer und mehr die Gruppe aus Sportdirektor / Chefscout / Vorstand. Der Trainer muss statt dessen die Prinzipien einüben.
Du vermischst da einiges. Bezogen auf dein Beispiel: weil Strategie nicht immer erkennbar ist und wenig drüber geredet wird beim FCB, ist das schwierig. Nimmt man die Hummels-Aussagen aus dem Dortmund-Spiel, war die Strategie gegen Liverpool nämlich dieselbe wie beim Kantersieg gegen Dortmund.
Deshalb muss ich hier eher fiktiv bleiben. Was sich beobachten ließ: die taktischen Mittel funktionierten nicht. Was am Ende zu sehen war, entsprach sicher nicht der Strategie.
Ob Kovač Prinzipien nutzt, sei mal dahingestellt. Für viele Trainer dürfte es hier zu einer großen Schnittmenge kommen. Der einzige Unterschied ist, dass Prinzipien immer gelten. Unabhängig von Zeit, Gegner und Ort. Bei Kovač könnten das die Breite des Spiels oder ein aggressives und ballnahes Gegenpressing nach Ballverlusten sein.
Taktisch wäre es, wenn dieses Gegenpressing auf den Gegner angepasst, es also in bestimmten Zonen fokussiert wird, weil man dort vielleicht Schwächen beim Gegner sieht.
Strategisch ist das Gegenpressing genau bedacht eher nicht. Will man Klopps Fußball so zusammenfassen, kann man vielleicht ein Auge zudrücken und es als Strategie sehen. Meist ist es aber als taktisches Mittel Teil der Strategie.
Prinzipien im Gegenpressing könnten sein: immer mindestens vier Spieler im Umkreis von x Metern um den Ball haben; 6 Sekunden aggressiv pressen, wenn danach kein Ballgewinn, dann Rückzug in kompakte Defensive; wenn Ballgewinn, dann Ball erstmal sichern und neu aufbauen ODER direkt vertikal spielen.
Nochmal taktisch: Anpassung dieser Prinzipien an den Gegner. „Heute überladen wir vor allem den linken Halbraum, weil XY dort Schwachpunkte hat. Übers Gegenpressing erarbeiten wir dort dann Chancen. Denkt an unsere Prinzipien.“
Ist es jetzt vielleicht nochmal klarer? Strategie und Taktik sind grundverschieden. Prinzipien werden nicht von jedem Trainer in der Klarheit genutzt, denke ich.
Man kann es auch so umschreiben:
Strategie: grob formuliert, Richtungsanweisung, Plan, Ziele
Taktik: detaillierte Mittel, um das zu erreichen
Und bei aller Strategie und Taktik brauchst du auch zum richtigen Zeitpunkt eine Portion Glück – und da ist es völlig egal, wie gut der Trainer ist.
Der “Supertrainer” di Matteo hatte das Glück, dass in der 89. Minute des CL-Finales doch noch einer nach einer Ecke ein Tor erzielt.
Simone hat das zweifelhafte Glück, dass der FCB zuhause einen 11m verschießt.
Klopp hat das Glück, dass der SSC Neapel in 6 Spielen ein Tor zuwenig schießt, sonst wäre er nämlich in der EL gelandet.
Poccetino hatte das gleiche Glück mit Inter Mailand.
Barca hatte Glück zur richtigen Zeit den Richtigen Schiedsrichter gegen PSG zu haben.
Und so kann man die Liste ellenlang fortsetzen.
Glück spielt ebenso eine wichtige Rolle, wie alles andere.
Und diese Liste kann
Nun, Glück gehört in der CL definitiv dazu (ich sage nur, 2010), aber das ist der Faktor, der am wenigsten zu beeinflussen ist.
1. Mir ist aus der Diskussion klar geworden, dass Ansätze wie “Gegenpressing dauert xxx Sekunden, wenn es nicht zum Erfolg führt geht es nach hinten” oder “ein ballführender Spieler soll mindestens zwei Anspielstationen haben” (klappt ja nur im MF, nicht dort wo die Tore fallen) oder auch das beschriebene “Spiel der Breite” Prinzipien sind. “Nach Ballverlust gehen wir grundsätzlich ins Gegenpressing” ist aber schon schwerer zu greifen. Für Klopp ist es Strategie, für Justin ist es Taktik und ich hätte es als Prinzip bezeichnet .. die drei Begriffe helfen, die Dinge präziser zu umschreiben, aber es bleiben Fragen offen.
2. Strategie und Taktik kann man natürlich danach abgrenzen, dass es Strategie ist, ob man zwei Innenverteidiger zusätzlich absichert und es ist dann Taktik, wie man das macht. Das sind dann aber kommunizierende Röhren, denn wenn die zusätzliche Absicherung nur über bestimmte Mittel zu erreichen ist, bestimmen die vorhandenen taktischen Mittel auch die Strategie ..
3. Gerade der Aspekt “Spiel in der Breite” ist aber hoch interessant. Was braucht man für Spieler, um das optimal zu gestalten? Sie müssen auch unter Druck den Ball noch sicher weiterpassen bzw. annehmen – sie müssen andererseits bei eigenem Ballverlust in Sekundenbruchteilen noch näher an ihren Gegenspieler ranrücken – Pass-Sicherheit gepaart mit Antritts- und geistiger Reaktionsschnelligkeit – so sieht offenbar der ideale Mittelfeldspieler aus. Damit sind wir aber letztlich doch wieder beim Kader. Somit bestimmt der Kader, welche Prinzipien man spielen kann, die Prinzipien definieren die taktischen Mittel und diese die Strategie ..
Die Frage nach der Absicherung ist Taktik. Strategie ist der Sinn, warum du absichern willst (ich will das Spiel mit dem Ball dominieren und keine Konter zulassen). Der Einsatz der Spieler ist taktisch (Absicherung von 6 durch Einrücken von 3 und 4).
Die Strategie bildet für mich das Fundament, auf dem taktisch aufgebaut wird! Den Rahmen, innerhalb dessen Prinzipien entwickelt werden. Die Strategie sollte – idealer Weise – etwas sein, auf das die komplementären Bereiche im Verein zu arbeiten! Für die Taktik und eingeschränkt auch für Prinzipien dürfte das nicht notwendig sein.
Zum Beispiel ist es für die medizinische Abteilung nicht wichtig, wie eng der Abstand beim Gegenpressing gewählt wird, oder mit wievielen Spielern es umgesetzt wird! Die Entscheidung, grundsätzlich hoch zu stehen, und den Gegner früh unter Druck zu setzen, schon viel eher, weil es eine andere Belastung bedeutet, als wenn die Spieler lange Wege zu gehen haben, weil man sich grundsätzlich erstmal fallen lässt bei Ballverlust.
Auch die unteren Mannschaften sollten und müssen taktisch eigene Wege gehen können, hinsichtlich der Strategie sollte aber meiner Ansicht nach ein roter Faden durch alle Mannschaften und Jahrgänge bestehen – von den ganz jungen Burschen mal abgesehen.
Taktik von τάσσω, altgriechisches Verb mit der Bedeutung ‘(auf)stellen’.
Strategie von στρατηγία, altgriechisches Substantiv mit der Bedeutung ‘Feldherrenamt’ [στρατός ist das Heer, ἀγόσ der Führer.]
Taktik ist also (in diesem etymologischen) Sinn die Aufstellung: wer wo auf dem Platz steht.
Die Strategie ist das Führen der Mannschaft als Ganzes (in der jeweiligen Spielsituation, während des Spiels, während der Saison.)
Justin hat das ja schon wunderbar herausgearbeitet; ich wollte nur ergänzen, dass man es ohne Bedeutungsverlust direkt aus dem Griechischen herleiten kann.
[…] gab noch als Trainer in Hoffenheim einmal zu Protokoll, dass seine Idee von Fußball auf 31 Prinzipien beruhe, die bei der Umsetzung auf dem Platz helfen sollen. Darunter die bewusste Vermeidung des […]