Die Zeit der Strategen – Wie Guardiola, Löw, Mourinho und Co. den Fussball neu denken
“Ein guter Trainer kann den Unterschied machen zwischen einer durchschnittlichen und einer sehr guten Mannschaft”, so Escher, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Er ist bekannt geworden als einer der besten und kompetentesten Taktik-Experten dieses Landes. Allerdings auch und gerade weil er neben seiner Kenntnisse in der Lage ist, komplexe Sachverhalte erzählerisch so darzustellen, dass sie Laien und Nerds zugänglich gemacht werden.
In “Die Zeit der Strategen” schafft der Autor es erneut, Fachwissen, Anekdoten und Nacherzählungen so zu verknüpfen, dass sein Buch für eine breite Masse an Lesern interessant sein dürfte. Besonders sympathisch an seinem Stil ist, dass er keine Erkenntnis als absolut darstellt, sondern Argumente für sich sprechen lässt. Das gibt dem Buch eine gewisse Lockerheit und dem Leser die Freiheit, sich selbst eine Meinung zu bilden.
Die Veränderung des Trainerberufs
Beim Lesen wird eines aber deutlich: natürlich geht es ein Stück weit um 11 Persönlichkeiten, die auf irgendeine Art und Weise den Fußball an irgendeinem Ort verändert haben. Aber sie sind alle Teil einer größeren Sache. Einer Entwicklung, die in den letzten Jahren stattgefunden hat und den Beruf des Trainers maßgeblich verändert hat. “Der Wandel des Fußballs hängt eng zusammen mit dem Wandel des Trainerberufs”, schreibt Escher schon zu Beginn.
Der Sport ist komplexer geworden und der Trainerberuf sei “das kleine Rädchen im Zahnradgetriebe Fußball, um das sich alle anderen Rädchen drehen.” Escher macht diesen Wandel aber bei weitem nicht nur an taktischen Innovationen fest, die Guardiola, Mourinho, oder auch ein Tuchel hatten. Belastungssteuerung, Digitalisierung, Trainingsmethodik, wissenschaftliche Erkenntnisse und Scouting spielen ebenso eine große Rolle wie ganz klassische Themen – beispielsweise die Menschenführung.
Im Buch erfährt man nicht nur, dass Maurizio Sarri herausragende fachliche Qualitäten hat, die dazu führen, dass seine Mannschaften – egal ob das kleine Empoli oder das große Neapel – Fußball spielen und nicht verhindern. Man erfährt auch biografische Details, die den Leser durchaus zu fesseln wissen und die weit über “er mag Wein, auch wenn das mit Fußball wenig zu tun hat” hinausgehen.
Genau an diesen Stellen wird nämlich deutlich, wie viel Recherchearbeit der Autor in sein Werk gesteckt hat. Jedes der 11 Kapitel ist ein Kunstwerk, in dem Escher einen komplett neuen, aber immer wieder packenden roten Faden findet. Obwohl er nach eigener Aussage nicht einen der 11 Trainer persönlich sprechen konnte, hat man den Eindruck, dass er jeden von ihnen seit Jahrzehnten persönlich kennt. Diese Anekdoten, Biografien und Besonderheiten bilden die Kirsche auf einer Torte, die aufgrund ihrer Zutaten ohnehin schon lecker ist.
Das Kapitel über Maurizio Sarri lehrt uns aber eine weitere wichtige Lektion: “Auf die Frage, was ihn am Leben eines Fußballtrainers am meisten stört, antwortet Sarri: ‘Schubladen.'” Guardiola sei ein Ballbesitzfetischist, Mourinho habe wenig Interesse an methodischem Vorgehen, Nagelsmann sei viel zu unerfahren – wir neigen dazu, Trainer zu schnell in eine Schublade zu stecken und verpassen dabei, was wirklich dahinter steckt.
Escher widerlegt mit Mourinhos “Bibel”, Nagelsmanns Karriereverlauf und einer eigenen Fehleinschätzung Jürgen Klopps eindrucksvoll, dass man sich nicht auf Vorurteile oder Schubladendenken versteifen sollte. Ohnehin sei der Trainer der Zukunft mit Flexibilität ausgestattet. Obwohl Trainer wie Guardiola, die eine feste Ideologie verfolgen, derzeit den Weltfußball dominieren, sind es die Nagelsmänner, denen die nächsten Jahre gehören.
Trainer, die sich nicht auf einen Stil festlegen, sondern alle miteinander vermischen und in der Lage sind, ihre Strategie von einem Spiel zum Nächsten komplett umzukrempeln. Nagelsmann verkörpert diese Qualität wie vielleicht kein Zweiter. Das lässt auch Erkenntnisse für den FC Bayern zu. Wer Eschers Buch gelesen hat, dürfte im Fall Nagelsmann keine Sorgen haben, dass er zu jung oder unerfahren sei.
Ähnliches gilt für die Ängste vor Thomas Tuchels Menschenführung. Liest man dieses Kapitel ganz genau, erfährt man, mit welchen Spielertypen er Probleme hat und mit welchen nicht, aber auch, dass Tuchel seinen Beruf als Ausbildung sieht, in der er vieles lernen muss. Auch im Löw-Kapitel wird deutlich, welch großartigen Trainer die Nationalmannschaft hat. Sein dort beschriebenes Fähigkeitenprofil, seine Erfahrungen, aber vor allem die Anpassungsfähigkeit und Flexibilität sprechen für ihn. Ein Trainer solle sich schließlich nicht zu sehr in seine eigenen Ideen verlieben, prädigte schon Bielsa.
“Der Sieger schreibt die Geschichte” – oder nicht?
Besonders kontrovers ist aber die Nennung von Peter Bosz als einer von 11 Trainern, die den Fußball verändert haben sollen. Tatsächlich avancierte das Kapitel, bei dem ich schon vorher abwinken musste, zu einem der spannendsten überhaupt. Schubladen sind halt wirklich Mist. Hier geht es aber nicht etwa nur darum, wie Bosz den niederländischen Fußball aufgeweckt hat, sondern vor allem auch um eine Legende, die über den von Escher ausgewählten Trainern schwebt: Johan Cruyff.
Cruyff legte nicht nur die Basis für Barcelona und Guardiola, sondern auch für Bosz und sehr viele andere Trainer. Sein Name taucht derart häufig auf, dass man “Die Zeit der Strategen” gewissermaßen auch als Resultat eines herausragenden Lebenswerkes betrachten könnte.
Alles in allem sollte jeder Fußball-Fan dieses Buch gelesen haben. Das wirklich Besondere daran ist, dass einem andere Perspektiven geöffnet werden. Taktische Tiefe spielt durchaus eine Rolle, doch der Aha-Effekt ist nicht nur, dass diese Entwicklungen wichtig waren und weiter wichtig sind. Der Aha-Effekt ist, dass man Trainer nachher vielseitiger betrachtet. Man steckt sie nicht mehr in eine Schublade, sondern erfährt Dinge, die man sich niemals hätte vorstellen können. Allein dafür bin ich Tobias Escher sehr dankbar.
“Es ist kein Zufall, dass die erfolgreichsten Trainer der vergangenen Jahre auch die taktisch klügsten waren”, so Escher. Er selbst schränkt diesen Satz im letzten Kapitel nochmal ein, wenn es um eine weitere große Persönlichkeit des Weltfußballs geht: Zinédine Zidane. Aber er widerlegt auch den Kritikpunkt, dass Guardiolas Positionsspiel nicht bei Teams wie dem SC Freiburg umsetzbar wäre. Tatsächlich sei es genau andersherum. Zidanes Prinzip, auf die individuelle Klasse zu vertrauen, würde in Freiburg wenig Sinn ergeben. Guardiola hingegen hätte eine Philosophie, die “zumindest theoretisch universell einsetzbar” wäre.
Mit folgenden Sätzen hätte Tobias Escher es nicht besser treffen können: “‘Der Sieger schreibt die Geschichte.’ Ich argumentiere andersherum: Zunächst stand bei all diesen Trainern die Spielidee, die Philosophie, nach der sie spielen ließen. Die Erfolge stellten sich erst ein, als ihre Spielideen fruchteten.”
Erwerben könnt ihr das Buch beim Verlag Rowohlt oder bei Amazon zum Stückpreis von 12,99€. Und wenn ihr dem Autoren eine besondere Freude machen wollt, dann bestellt es im Spielverlagerung-Shop. Dort bleibt finanziell mehr hängen und ihr habt die Möglichkeit, euer Exemplar signieren zu lassen. Die ISBN lautet 978-3-499-63307-2
Schöne Vorstellung, macht Lust auf das Buch.
Eine Frage: Ich lese fast nur E-Books (auf dem Kindle). Ist das Buch Kindle-geeignet? Viele Abbildungen oder gar Fotos? Komplizierte Abbildungen?
Komplexe Grafiken nicht. Ein Diagramm mit Linien und Kästchen, sonst nur die typischen SV-Taktiktafeln über eine ganze Seite.
Sehr cool – auch der für eine Neuerscheinung günstige Preis! Von Escher habe ich schon Einiges gelesen, er ist wirklich ein Kenner der Branche.
Bin gespannt – auch wenn man noch ein Buch darüber schreiben könnte, wie manche der taktischen Innovationen wieder “verhunzt” wurden – Beispiel Libero, vom Strategen zum Ausputzer, Beispiel Klopps Offensivpressing zum aktuell destruktiven Spiel gegen den Ball in der BuLi.
Guardiola, Mourinho, Klopp, Löw, Conte, Tuchel, Nagelsmann, Bosz, Sarri, Zidane .. das sind jetzt 10, wer ist der elfte? Cruyff oder van Gaal, beide nicht mehr aktiv? Bielsa wird im Artikel erwähnt, hat er auch ein eigenes Kapitel? Und was ist mit Pochettino?
Tatsächlich Bielsa. Aber wie ich bereits andeute in der Rezension: Es geht natürlich auch um diese 11 Persönlichkeiten, aber das große Thema ist ein anderes und jede dieser Persönlichkeiten steht mit anderen in Verbindung, die ebenso wichtig waren. Pochettino und Simeone finden beispielsweise Erwähnung und bei diesen Erwähnungen wird deutlich, warum sie „nur“ erwähnt werden und kein eigenes Kapitel haben. Das Bosz-Kapitel zeigt eindrucksvoll, dass man nicht den europäischen Fußball verändern muss, um in diesem Buch auftreten zu dürfen. Manchmal reichen kleine Dinge, um ein ganzes Land zu bewegen und das ist dann schon eine gute Argumentation. Vermutlich würde ich auch eine andere Auswahl nehmen, wenn es darum geht, wer den Fußball am heftigsten verändert hat, aber Escher argumentiert stark und – wie ebenfalls erwähnt – niemals absolut. Er öffnet andere Perspektiven und lässt andere Meinungen entstehen. Das hat mich so unfassbar beeindruckt.
oki, danke!
Man tut wahrscheinlich sehr vielen Trainern Unrecht, wenn man diese 11 so herausstellt. Um so besser, dass das Buch übergreifend angelegt ist.
Vielleicht lese ich vorher nochmal das “Vom Libero zur Doppelsechs”, und entscheide dann ob ich es mir zulege. ..
Tobias Escher hat in den Jahren wirklich einen sehr angenehmen Schreibstil entwickelt und hat auch ein ziemlich gutes Gespür für neue interessante Formate auf Spielverlagerung. Freue mich auf das Buch, danke Miasanrot fürs Vorfreude bereiten
Für mich ist Guardiola der beste Trainer (Manager) – nicht nur den Bayern hatte sondern überhaupt. Der Misserfolg in der UEFA Champions League tut dem keinen Abbruch. Selbst wenn Heynckes die Champions League gewinnt, ordne ich ihn weit hinter Pep ein. Gerne würde ich Bayern gg Man City in einem der Finale sehen.
Vieles mag Geschmacksache sein, wie man beispielsweise seine Taktik anordnet ob Tiki-Taka, Park-the-Bus System (a là Mourinho), Kick N’ Run, Klopp’ Konterfussball-System usw. jedes System hat seine Vor-und Nachteile. Ich bevorzuge lieber das spanische System. Technisch versierte Spieler, die wie ein Uhrwerk funktionieren – wie einst Barcelona Man Utd in der Champions League schlug! Das war ein Höhepunkt – ein Meilenstein.
Das Gute an spanischer Fussballkultur ist, dass sie sich bisher in ihren Systemen, sei es Barcelona, Valencia, Madrid und co. treu geblieben sind. Das Barcelona System ist ein Koloss, wovon viele Elemente von anderen spanischen Fussballvereinen übernommen worden sind. Selbst die spanische Nationalmannschaft profitiert davon. Die Spanier haben eine fussballerische DNA – genauso wie die Italiener. Diese Nationen haben ihren Charakteristika.
Bedauerlicherweise hat Bayern es verpasst sich nach Peps und van Gaal Abgang, eine Symbiose wachsen zulassen – eine fussballerische DNA, die für den Münchner Fussball steht. Demnach könnte man auch gezielter nach Spielern suchen, die dem System entsprechen und wäre nicht gezwungen teure Stars zu kaufen. Konkret möchte ich sagen, dass das System im Vordergrund stehen sollte. Um so etwas zu bewerkstelligen bräuchte man eine Vision – wie einst Cyruff, dann ein Konzept und schließlich Geduld.
Es wäre schon schön wenn Bayern eines Tages sein eigenes Spiel-System hat. Das würde ich mir auch für das DFB Team wünschen. Seien wir mal ehrlich: Löw ist sympathisch aber Deutschland gewinnt auf Grund spielerischer Überlegenheit. Die individuelle Klasse der deutschen Spieler ist enorm hoch, hat wenig mit Löw’s eigenem Tun zu tun. Der WM-Pokal wurde mit Spielern gewonnen, die am Ende eines Zyklus waren z.B. Lahm, Schweinsteiger.
Um den Schluss zu finde, es ist egal für welches System man sich entscheidet, wichtig sollte sein, dass man von dem überzeugt und bereit ist Anpassungen vorzunehmen – wenn Bedarf besteht.
Mit freundlichen Grüßen
Ich “weine” Guardiola auch mehr als nur eine Träne hinterher und bin der Meinung, er hätte im nächsten Entwicklungsschritt auch noch die Probleme z.B. mit der Konterabsicherung besser in den Griff bekommen. Eine hundertprozentige Absicherung gibt es eh nicht. Die Mannschaft hat sich ja auch bereitwillig auf seine Ideen eingelassen; und so hoffe ich, dass Jupp’s Nachfolger ähnliche Qualitäten aufweisen wird und in der Lage ist, eine Struktur zu installieren, welche das Dominanzsystem weiter entwickelt, ohne die Spieler in ihrer Spielstärke zu sehr zu beschneiden.
Um so einen Trainer zu bekommen, darf “Stallgeruch” kein entscheidendes Kriterium sein!
Und ja, sowohl das Nachwuchsleistungszentrum als auch das Scouting müssen sich zum weit überwiegenden Teil am gespielten System orientieren. Nach van Gaal, Guardiola und zu einem bedeutsamen Teil auch Jupp wäre der Wechsel zu einem System, welches seine Stärken in erster Linie aus der Arbeit gegen den Ball zieht, ein enormer Rückschritt – und jeder Trainer, der solch ein System bevorzugt, eine Gefahr, gegenüber der europäischen Spitze weiter an Boden zu verlieren.
Natürlich ist Flexibilität auch in Systemfragen wichtig und wird noch an Bedeutung zunehmen, doch muss eine klare Linie bestehen, welches System zu aller Erst gespielt werden soll.
Dementsprechend bin ich mir bei dem im Moment als möglicher Nachfolger gehandelte Pochcettino nicht sicher, ob er in das/mein Anforderungsprofil/-wunsch passt! Er scheint gern hoch pressen zu lassen und mit dem langen Ball zu agieren, andererseits spielt Tottenham sicher nicht defensiv und kann auch den Ball laufen lassen. In Richtung Guardiola geht es mit ihm aber vermutlich nicht.
Mein lieber Mann, du solltest Werbetexter werden, Justin ^^ Also nach dem Lesen diese Vorstellung muss ich es ja eigentlich kaufen :) Wenn der Schreibstil halbwegs so angenehm ist wie bei “Vom Libero zur Doppelsechs” mache ich mir keine Gedanken, dass ich das Buch wieder beiseite legen könnte, wie es mir z.B. mit Marti Perarnaus Pep-Biografie ging.
Ich nehme das mal als Lob! :)
Der Stil ist extrem angenehm. Mehr noch als beim ersten Buch von Escher.
Nun, bei den Bayern-Analysen gern so kritisch-sachlich bleiben wie bisher ;) Aber bezogen auf den obigen Text war das durchaus als Lob gedacht.
Tatsächlich ist auch dieser Text ja eine kritische Auseinandersetzung. Nur habe ich halt wenig bis gar nichts zu kritisieren. Die recherchierten Geschichten kann ich nicht überprüfen, aber da vertraue ich Escher und sie klingen schlüssig. Seine Auswahl würde ich vielleicht nicht so stützen, aber seine Begründungen sind auch hier sehr schlüssig. Zumal der Fokus ja eben nicht auf 11 Personen, sondern auf dem großen Ganzen liegt.
Hätte ich was gefunden, hätte ich gewiss auch kritisiert. Das ist hier nur Werbung geworden, weil es gut ist, nicht weil es Tobias Escher ist und wir uns davon etwas versprechen.
Lese grad die Meldung bzgl. Tuchel… Und muss (im ersten Ärger) sagen, falls die kolportierte Meldung stimmt, ich wütend bin über die immer noch nicht überwundenen Sandkastenspiele der beiden Alpha-Tiere…(trotz gegenteiliger Versprechungen). Was für Trainer-Chancen sind in der Vergangenheit schon verspielt worden, nur weil die beiden Herren meinen, sich blockieren zu müssen. Andererseits ist es von Tuchel, den ich mir gewünscht hätte, nur konsequent ist, mal zu zeigen, dass die Welt nicht auf Bayern wartet… Dennoch, ich könnte k…
Sämtliche Personalentscheidungen nach Hoeneß Rückkehr sind wenig zielführend, eher bewahrend und rückwärtsgewandt ausgerichtet. Die Quittung bekommen wir in zwei Jahren.
Hoeneß muss sich endlich aus dem operativen Geschäft rausholen… Ich seh es richtig vor mir, wie UH, wieder mal die Bodenhaftung verlierend, weil Jupp sich als Glücksfall erwies, plötzlich ohne Absprache in dem Interview sagte “Ich kann es mir vorstellen.” bzgl. Verlängerung von JH. Bis dahin, und da bin ich mir sicher, hat KHR nen klaren und abgesprochenen Plan gehabt, den auch Tuchel kannte… Und dann blockiert UH monatelang und macht nen Weltverein handlungsunfähig… Ich fasse es nicht… Ich hoffe, dass sie endlich mal ins Nachdenken kommen, zumal wenn Tuchel in London oder Paris in den nächsten Jahren für Furore sorgt.
Aber mich ärgert auch die fehlende kritische Distanz der Fanbasis gegenüber der Führung. Wenn ich die Jubelarien auf den jährlichen JHV sehe, wundere ich mich nicht mehr über die Selbstreflektion unseres Aufsichtsratsvorsitzenden…
Tut mir leid, dass ich unter diesem Artikel etwas relativ themenfremdes posten muss, aber ich weiß nicht unter welchen Artikel das sonst passt.
Wenn es auch nur ansatzweise der Wahrheit entsprechen sollte, was momentan in sämlichen Medien des Landes über unseren Verein zu lesen ist, muss Uli Hoeneß schnellstmöglich seines Amtes enthoben werden. Ich gebe normalerweise nicht viel auf Medienberichte, aber die übereinstimmenden Meldungen von im Allgemeinen glaubwürdigen Quellen lassen es kaum vorstellbar erscheinen, dass das alles erstunken und erlogen ist.
Seit Ende September-also mittlerweile ein halbes Jahr-wissen wir, dass wir im Sommer einen neuen Trainer brauchen werden. Auch dass mit Thomas Tuchel der fachlich beste und international neben Löw und Tuchel anerkannteste deutschsprachige Trainer frei war war allgemein bekannt. Dass Tuchel nicht nur für Bayern interessant ist muss jedem halbwegs intelligenten Menschen klar gewesen sein. Dennoch hat Bayern wohl im vergangenen halben Jahr NICHTS gemacht und wir stehen jetzt Ende März noch immer völlig ohne Plan da und die mit Abstand beste Option wurde in der Zwischenzeit vom Markt genommen. Das alles nur, weil unser lieber Herr Präsident nichts besseres zu tun hatte als einen 72-jährigen wochenlang unter Druck zu setzen, der mehrfach überdeutlich klar gemacht hat, dass er nächste Saison nicht mehr hier sein will. Nach Heynckes hat Bayern jetzt den zweiten öffentlichen Korb bekommen, das ist ja eine tolle Außendarstellung. Und zu allem Überfluss geht jetzt Tuchel wohl auch noch in die Premier League zu Arsenal. In einer Zeit, in der alle Welt die immer uninteressantere Bundesliga beklagt, die finanziell immer weiter hinter die PL zurückfällt, wird letztere nun auch noch durch die schiere Dummheit der führenden Köpfe der Buli weiter gestärkt. Eine PL, in der nun neben Manchester City, Liverpool und Chelsea auch noch ein weiteres finanzielles Schwergewicht zu neuer Stärke erwacht ist für unsere internationalen Chancen absolutes Gift. In den kommenden Jahren ist die PL also nicht nur bei weitem reicher, sondern auch noch auf der Trainerbank weit überlegen. Mit Guardiola, Klopp, Mourinho und Tuchel ist die Crème de la créme erstmal auf absehbare Zeit bei stinkreichen Vereinen auf der Insel und wir können uns bei Spielern und Trainern mit dem begnügen, was übrig bleibt. Rosigen Aussichten.
Einfach nur peinlich und dilettantisch, was unsere Vereinsführung da geleistet hat! Und der neue Trainer dar sich dann als dritte Wahl nach Heynckes und Tuchel betrachten …
Im Moment ist ja noch nichts amtlich – keinerlei offizielle Verkündigungen über Vertragsabschlüsse! Aber ich befürchte, da ist eher der Wunsch Vater des Gedanken bei mir, denn wenn mehrere Zeitungen gleichlautend schreiben, dass Tuchel uns abgesagt hat, dann wird das höchstwahrscheinlich stimmen!
Nachdem ich davon ausgegangen bin, dass intern unsere Vereinsführung schon längst alles geklärt habe, scheint auch das ein Trugschluss gewesen zu sein – und wirft tatsächlich ein denkbar schlechtes Licht auf Rummenigge, Hoeness und Co.
Bei allen bisherigen Verdiensten, dieses Verhalten ist mit dilettantisch noch unzureichend beschrieben und führt dazu, dass der Verein völlig unvorbereitet da steht und an Glaubwürdigkeit verliert. Denn wer immer im Sommer als Cheftrainer an der Seitenlinie stehen wird, startet mit der gewaltigen Hypothek eines Ersten Mannes, von dem alle wissen, dass er alles andere als die Wunschlösung gewesen ist – und dementsprechend bei den Spielern und beim Stab ersteinmal daran arbeiten muss, sich Anerkennung zu schaffen.
Natürlich wird keiner unserer Spieler dem Neuen offen mit Zweifel oder gar Herablassung begegnen, aber das Gefühl der Spieler, der neue Chef könne einem Guardiola, Tuchel oder auch Heynckes nicht das Wasser reichen, wird der Neue nicht so schnell aus der Welt schaffen können. Und damit geht viel Zeit verloren, durch die wir letztlich auch international an Boden verlieren könnten. Es sei denn, man zaubert eine absolute Sensation aus dem Hut, was ich mir aber nicht mehr vorstellen kann.
Das alles war vorhersehbar, und Zeit genug, eine passende Lösung für die offene Nachfolgefrage zu finden. Ich befürchte, das diese überraschende Wendung nicht nur aufzeigt, wie amateurhaft unsere Führung agiert hat, sondern auch deutlich darauf hinweist, dass man bislang keine Einigung darüber erzielt hat, welche Richtung die Entwicklung des FCB nehmen soll. Und das finde ich noch viel schlimmer!
Die Führungsspitze hätte eine unberechtigte Berichterstattung, die sie in ein derart schlechtes Licht rückt, doch längst dementiert. Das Schweigen halte ich für eine verklausulierte Bestätigung, mehr werden wir wohl nicht bekommen. Was sollen sie auch sagen? “Sorry, wir haben jetzt in den letzten sechs Monaten Heynckes nachgestellt und in der Zwischenzeit hat ein Kokurrent leider unsere zweite Wunschlösung vom Markt genommen. Wir suchen jetzt irgendeine Notlösung.”
So viel Ehrlichkeit werden wir wohl nicht bekommen. Eher könnte ich mir vorstellen bekommen wir ein trotziges Tuchel-wär-eh-nicht-gut-genug-gewesen zu hören.
Ich kann Tuchels Absage nachvollziehen, denn wer wollte gerne Notlösung für den Fall der Fälle sein, sollte -wie es ja jetzt gekommen ist – Uli´s Wunschtrainer nicht verlängern. Bei der Trainersuche bewies die Führungsriege nicht gerade Spitzenformat… Erinnert irgendwie an den HSV. ;-)
Habe es schon auf meinem Kindle vorbestellt – morgen (27.03.2017) erscheint es und ich freue mich drauf. Ich bin alles andere als ein Taktik-Nerd, aber schon beim “Libero bis zur Doppelsechs” hat er mich voll mitgenommen. Nichts anderes erwarte ich jetzt auch.
[…] arbeiten, um die Chancen auf Erfolg zu maximieren. Tobias Escher vergleicht sie in seinem Buch “Die Zeit der Strategen” mit einem Zahnradgetriebe. Ein Zahnrad muss in das andere greifen, sonst stockt das ganze […]
Wahnsinn.
Im wahrsten Sinn des Wortes. Denken 6. Religionslehre sehr gut.
Pflegte zumindest mein Schäferhund immer so zu sagen.
Hat was davon wie eine Herde Regensaftforellen darüber diskutiert, ob ein Lottogewinner von einer Million keinen Nobelpreis in Mathematik bekommen sollte, da ein anderer inzwischen drei Millionen gewonnen hat.