1. FC Köln vs. FC Bayern München Frauen, 2018, 0:8

Bayern-Frauen schlagen auch Köln hoch

Andi Trenner 22.03.2018

Nach dem Kantersieg im Viertelfinale des DFB-Pokals stand für die Frauen am Sonntag wieder die Bundesliga auf dem Plan. Doch nicht nur den Sieg nahmen die Bayern aus Köln mit. Da ihr Rückflug aufgrund der schlechten Wetterbedingungen gestrichen worden war, traten sie die Heimreise teilweise im Mannschaftsbus des Effzeh an.

Falls Ihr es verpasst habt

Grundformationen: 1. FC Köln 4-3-3, FC Bayern Frauen 4-5-1Grundformationen: Köln 4-3-3, Bayern 4-5-1

Tom Wörle vertraute beim Gastspiel in Köln auf die identische Startelf wie gegen den 1. FC Saarbrücken. Anders als im Pokalspiel benötigte die Roten dieses Mal keinen Wachmacher, sondern nahmen das Heft von der ersten Sekunde an in die Hand. Die Bayern bauten sehr früh enormen Druck auf, so dass die Kölnerinnen kaum in den Spielfluss kamen. Nach ein paar ersten sehenswerten Chancen konnte Fridolina Rolfö eine Hereingabe von Nicole Rolser zum 0:1 verwerten (11.). Kurz drauf war dann Carina Wenninger mit einer Volleyabnahme zur Stelle und erzielte das 0:2 (14.).

Nach einer guten halben Stunde holte Lidija Kuliš als letzte Spielerin Sara Däbritz per Notbremse von den Beinen, so dass der Schiedsrichterin nichts anderes übrigblieb, als den Platzverweis auszusprechen (32.). Den anschließenden Freistoß versenkte die Spielführerin Melanie Behringer sehenswert zum 0:3 im Tor. Kurz vor der Pause konnte zunächst Rolfö zum 0:4 einschießen und anschließend Däbritz aus knapp 18 Metern per schönem Schlenzer hoch ins lange Eck auf 0:5 erhöhen.

Direkt nach Wiederanpfiff zeigte Jill Roord ihr Können und überspielte die Kölner Torhüterin zum 0:6 (47.). Auch im weiteren Verlauf kreierten die Bayern-Frauen eine Vielzahl von Chancen und setzten dabei vor allem auf scharfe Flanken von außen. Behringer bestrafte einen schwerwiegenden Fehler der gegnerischen Schlussfrau per Fernschuss zum 0:7 (80.). Den Schlusspunkt des Kantersiegs setzte Außenverteidigerin Leonie Maier, indem sie den Ball mit einem satten Hieb aus gut 20 Metern perfekt an die Unterlatte und von da aus ins Tor setzte.

Patrick hat alle Tore zusammengeklippt

3 Dinge, die auffielen:

1. Identische Startelf? Das gab’s diese Saison nur einmal

Tom Wörle vertraute erst zum zweiten Mal in der Saison der identischen Startformation wie im vorherigen Pflichtspiel. Nur an den ersten beiden Spieltagen der Saison stand ebenfalls die identische Startelf auf dem Platz. Einerseits dürfte dies den vielen Verletzungen geschuldet sein. Andererseits bestand nach dem Kantersieg am Dienstag im Pokal wenig Grund zum Wechseln. Gerade diejenigen, die zuvor nicht erste Wahl waren – sei es aufgrund von Verletzungen oder der großen Konkurrenz im Kader – konnten am Dienstag bereits erste Duftmarken abgeben und am Sonntag ihre Leistung durchaus bestätigen.

Erneut wurden zudem die Standards von verschiedenen Spielerinnen ausgeführt. Kapitänin Behringer konnte allerdings eindrucksvoll belegen, warum vielversprechende Freistöße zurecht Chefsache und damit in ihrem Verantwortungsbereich bleiben. Aber gerade die Flexibilität bei indirekten Freistößen und Ecken zeigt, dass die Frauen im Trainingslager viel an sich gearbeitet haben.

2. Kristin Demann – kontrollierte Defensive

Kristin Demann galt vielen gerade nach ihrer starken EM als Königstransfer des letzten Sommers. Schnell zahlte sie die Vorschusslorbeeren mit guten Leistungen auf dem Platz zurück. Eine schwere Schulterverletzung bremste den ausgezeichneten Saisonauftakt der Ex-Hoffenheimerin jedoch aus. Seit ihrer Rückkehr steht die Bayern-Defensive nun noch stabiler, da gerade Demann eine starke Sicherheit und Konstanz ausstrahlt. Auch ihr Auge für die besser postierte Frau trägt dazu bei, dass das Spiel der Bayern schneller und dynamischer von hinten heraus gestaltet werden kann. Dass sie nach ihrem Comeback so nahtlos an ihre Anfangsleistungen anknüpft, wo andere oft noch Zeit und Praxis für die entsprechende Spielfitness brauchen, könnte auf dem Weg zur Champions League noch von enormen Wert für die Roten sein.

3. Leonie Maier – die Kämpferin

Wie bereits zur Hinrunde fand sich Leonie Maier zu Beginn der Rückrunde auf der Bank wieder – ohne Einsatzminuten in den ersten beiden Spielen gegen Essen und Freiburg. Für keine Spielerin eine leichte Situation. Erst recht nicht für jemanden, der so hart an sich arbeitet wie die gebürtige Stuttgarterin. Auch beim She-Believes-Cup in den USA kam sie nur im ersten Spiel für Deutschland zum Einsatz und schmorte fortan auf der Bank. Im Pokalspiel gegen Saarbrücken schenkte Wörle ihr wieder das Vertrauen – und sollte durchaus nicht enttäuscht werden.

Gerade ihr Ballgefühl, ihre Spielübersicht und die meist punktgenauen Flanken trugen viel zum Erfolg gegen Saarbrücken bei. Auch im Spiel gegen Köln tauchte sie immer wieder vorne auf, konnte im Eins-gegen-Eins überzeugen und setzte erneut starke Flanken ins Zentrum. Mit dieser Leistung drängte sich Maier für einen festen Platz in der Startelf auf. Statt Verunsicherung an den Tag zu legen, bewies sie, dass zu jenen Kämpferinnen gehört, die niemals aufgeben. Gekrönt wurde ihre starke Leistung durch ihren sehenswerten Treffer zum 0:8-Endstand.

Köln – Bayern
Köln Kremer – Hild, Kirschbaum, Frommont, Kuliš – Linden (46. Fürst, 69. Vinken), Arnold, Nietgen – Schraa (83. Schraa), Hearn, Kohr
Bayern Zinsberger – Faißt (64. Beerensteyn), Wenninger (77. Škorvánková), Demann, Maier – Rolfö, Leupolz, Roord, Behringer, Däbritz – Rolser (67. Islacker)
Bank Weimar, Lewandowski, Georges, Schnaderbeck
Tore 0:1 Rolfö (11.), 0:2 Wenninger (14.), 0:3 Behringer (33.), 0:4 Rolfö (44.), 0:5 Däbritz (45.), 0:6 Roord (47.), 0:7 Behringer (80.), 0:8 Maier (85.)
Karten Rot: Kuliš (76.) / –
Schiedsrichter­innen Fabienne Michel (Gau-Odernheim), Anne Uersfeld (Mainz), Franziska Erkes (Korschenbroich)
Zuschauer 495