Bayern Munich's French midfielder Franck Ribery (L) is greeted by midfielder Arjen Robben (R) after scoring the seventh goal for his team during the German first division Bundesliga football match FC Bayern Munich vs TSG 1899 Hoffenheim in Munich southern Germany on March10, 2012. AFP PHOTO / GUENTER SCHIFFMANN

Darum bleibt „Robbery“ unersetzlich

Justin Trenner 08.03.2016

Der Brasilianer sei überspielt, ungenauer in seinen Aktionen, weniger Durchschlagskräftig und einfach schwächer als vor seiner Verletzung am Ende des letzten Jahres heißt es immer wieder. Der subjektive Eindruck lässt es durchaus zu dem zuzustimmen, doch wie sieht es mit den Statistiken aus? Auf der ersten Seite haben wir die Durchschnittswerte aller vier Flügelspieler analysiert und festgestellt, dass sich alle auf einem hohen Niveau bewegen, wenngleich jeder dieser vier Spieler einen einzigartigen Spielstil mit sich bringt. Um nun zu überprüfen, wie es um die Form der einzelnen Spieler steht, haben wir die durchschnittlichen Werte der letzten fünf Spiele in drei wichtigen Kategorien mit den Durchschnittswerten aus der gesamten Saison in Bundesliga und Champions League verglichen. Das Ergebnis bestätigt die subjektiven Eindrücke teilweise:

Douglas CostaKingsley ComanArjen RobbenFranck Ribéry
Torschussvorlagen (pro 90 Min)2,62,652,255.6
Torschussvorlagen (Letzte 5 Spiele/90 Min)1,641,41,995,44
Schüsse (pro 90 Min)3,12,34,050,9
Schüsse (Letzte 5 Spiele/90 Min)2,460,945,090
Erfolgreiche Dribblings (pro 90 Min)43,652,55,1
Erfolgreiche Dribblings (Letzte 5 Spiele/90 Min)3,834,693,544,95

Costa schwächelt leicht, Robben auf dem Weg zu alter Stärke

Douglas Costa hängt seinen bisherigen Leistungen aus der gesamten Saison hinterher. Dass er mit 3,83 Dribblings pro 90 Minuten in den letzten fünf Spielen nah an seinem Durchschnitt ist, ist nur dadurch begründet, dass er gegen Wolfsburg sieben erfolgreiche Dribblings hatte. Dieses eine Spiel drückt den Wert stark nach oben. In den restlichen vier Spielen gegen Darmstadt, Juventus, Mainz und Dortmund kommt er zusammen nur auf sieben erfolgreiche Dribblings. Der Brasilianer war darüber hinaus in den letzten 329 Spielminuten nur an einem Tor beteiligt. Der Eindruck, dass er derzeit nicht diese Durchschlagskraft aus der Hinrunde hat und ihm einige Dinge misslingen, wird durch die Statistiken zumindest weiter am Leben erhalten. Speziell bei ihm wirkt diese leichte Formschwäche aber noch viel mehr, weil weiterhin viel über ihn läuft. Er ist ein sehr auffälliger Spieler und stets bemüht seinen Stil durch zu bringen. Costa hat diese Mentalität immer weiter durch die Wand zu wollen, auch wenn es eigentlich nicht geht und das ist gerade in Phasen, wo es für ihn nicht so läuft, vielleicht nicht das richtige. Er muss noch schneller die Mitspieler finden und stark an seiner Entscheidungsfindung arbeiten. Der 25-Jährige bringt im Ansatz alles mit, was ein Flügelspieler auf höchstem Niveau braucht, nur am Endprodukt scheitert er zu oft. Noch mehr Genauigkeit im Abschluss, noch genauere Flanken und noch häufigeres Einbinden von Mitspielern und er kann noch mal eine Stufe nach oben klettern. Allerdings wird er nun auch von den Gegnern stärker als Faktor wahrgenommen. So stellte Thomas Tuchel auf eine Fünferkette um und setzte bei Costa auf eine starke Mannorientierung durch Durm. Das macht es für ihn im Vergleich zur Hinrunde auch einfach schwerer.

Auch Kingsley Coman ist in zwei von drei Statistiken etwas weit unter seinem Durchschnitt, wobei es hierfür auch gute Gründe gibt. Seine statistisch auffälligsten Spiele hat der Franzose gemacht, als Robben, Ribéry und auch Douglas Costa fehlten. Das Bayern-Spiel war zu diesem Zeitpunkt sehr fixiert auf ihn und er sammelte Torschussvorlagen, sowie weitere Statistiken. Jetzt, wo die drei weiteren Flügelspieler wieder fit sind, bekommt er zum einen weniger Einsatzzeiten und ist zum anderen nicht mehr der wichtigste Eins-gegen-Eins-Spieler im Team. Dennoch hatte man auch bei ihm zuletzt den Eindruck, dass er weniger Zug zum Tor entwickeln konnte. Dass er in seinen 192 Minuten Einsatzzeit in den letzten fünf Spielen aber zehn erfolgreiche Dribblings absolvierte bestätigt diese Wahrnehmung nicht unbedingt. Außerdem war Coman ebenfalls an einem Tor beteiligt, obwohl er 137 Minuten weniger gespielt hat als Douglas Costa.

Wird Arjen Robben die Torquote von Müller und Lewandowski nach unten drücken? Wird Arjen Robben die Torquote von Müller und Lewandowski nach unten drücken?
(Bild: Christof Stache / AFP / Getty Images)

Bei Arjen Robben bestätigt sich auch in den Statistiken die aufsteigende Form. Zuletzt hat er wieder deutlich mehr Einfluss auf das Bayern-Spiel genommen, was auch seine Statistiken aus den letzten fünf Spielen beweisen. 5,09 Torabschlüsse pro 90 Minuten sind auf Lewandowski-Niveau und auch die 3,54 Dribblings pro Spiel zeigen, dass Robben wieder zu alter Stärke findet. Lediglich an seiner Torgefährlichkeit sollte der Niederländer arbeiten, weil er durch sein dominantes Spiel sehr viele Abschlüsse generiert. Im Zusammenhang damit wird es auch interessant zu beobachten, ob Lewandowskis und Müllers Anzahl an Torschüssen darunter leiden wird. Zwar konnte Robben zwei Tore in den fünf Spielen erzielen, aber bei insgesamt 23 Abschlüssen erscheinen diese doch etwas wenig. Was aber immer wieder an Arjen Robben begeistert, ist seine Mentalität. Speziell beim Rückstand gegen Mainz war er der Spieler, der am meisten Verantwortung übernommen hat. Seine ganze Art und sein Wille Spiele zu gewinnen ist extrem wichtig für den FC Bayern, weil er damit auch Mitspieler mitzieht. Dieser Faktor kann in den engen KO-Spielen noch ein wichtiger für die Münchner werden. Wenn er seine Chancenverwertung steigern kann, wird er vermutlich der dritte Torgefährliche Spieler bei den Bayern sein und die Abhängigkeit von Müller und Lewandowski etwas entschärfen.

Eine Bewertung von Franck Ribéry fällt hingegen schwer. Nach furiosem Comeback, was die Statistiken auch belegen, tauchte er in Dortmund bei seiner Einwechslung etwas unter. Die Werte an sich wirken jedoch spektakulär und es wäre dem Franzosen zu wünschen, dass er dieses Niveau halten kann. Auch weil Coman und Costa noch nicht konstant in jedem Spiel ihr bestes Niveau abrufen können, sind Spieler wie er wichtig für die Bayern.

Pep Guardiola hat in der Vergangenheit schon oft drei von vier Flügelspielern in der Startelf gehabt. In Spielen gegen tiefstehende Kölner oder Darmstädter funktionierte das sehr gut. Auch gegen Wolfsburg im DFB-Pokal hat Costa auf der Acht sehr gut funktioniert. In den letzten Wochen hat man aber auch gesehen, dass das zu viel des Guten sein kann. Wenn Costa nicht in der Verfassung ist um die nötige Durchschlagskraft zu entwickeln, fehlt ihm alles, was ihn auf dieser Position so stark gemacht hat. Thiago und Götze haben neben der Technik auch die spezielle Fähigkeit zwischen den Linien für Verbindungen zu sorgen und in den Halbräumen mit ihren Nadelspieler-Qualitäten enge Situationen aufzulösen. Douglas Costa hingegen läuft im Zentrum (noch) viel zu oft Räume zu oder positioniert sich nicht gewinnbringend. In Wolfsburg war er zuletzt trotz seiner sieben erfolgreichen Dribblings zu sehr darauf fokussiert den Ball selbst nach vorn zu tragen, statt sich durch kluges Passspiel in das letzte Drittel zu kombinieren. Seine Dribblings aus der Tiefe mit sehr weitem Weg zum Tor waren deshalb auch oft wirkungslos. Mit dem Kopf durch die Wand zu wollen kann auf dem Flügel sehr gut funktionieren, ist im Zentrum aber besonders gegen stärkere Gegner sehr gefährlich. Auch aus diesem Grund wird Pep Guardiola in den wichtigen Spielen in Turin und Dortmund zuletzt auf zwei Flügelspieler gesetzt haben. Bei aller Freude die diese Spielertypen den Fans bereiten können, ist die Rolle eines Achters wie Thiago, Götze, oder auch Vidal nicht zu unterschätzen.

Douglas Costa ist auf dem Flügel am besten aufgehoben und wird, wenn er seine Form wiederfindet, dort auch weiter seine meisten Einsätze bekommen. Es wird sehr spannend zu sehen, ob Guardiola auch dann am Brasilianer festhält, wenn Franck Ribéry seine vollständige Fitness erlangt hat. Ein sehr gewagtes Experiment wären alle vier in einer Startelf. Dabei könnte Guardiola beispielsweise Ribéry im linken Halbraum neben Costa agieren lassen. Es wäre interessant zu sehen, ob Costa, der seine Mitspieler ja deutlich weniger einbindet als der Franzose, mit Ribéry harmonieren würde. Zuletzt haben auch Robben und Ribéry zusammen auf einer Seite geglänzt, was ebenfalls eine vielversprechende Option für die Zukunft sein könnte. Eine französische linke Seite bestehend aus Kingsley Coman und Franck Ribéry wäre genauso denkbar, weil beide sehr mannschaftsdienliche Spieler sind. Wie Guardiola sich auch entscheidet, er hat mit den vier Flügelspielern, Lewandowski, Müller, Thiago, Götze und Vidal nun alle Optionen im Angriff, um in der Theorie jede Art von Gegner zu bespielen. Wenn er seine Karten richtig ausspielt, wird es sehr schwer diese Offensive zu stoppen.

Fazit

Der FC Bayern hat zwei richtig gute Flügelspieler in seinem Kader und zwei weitere die herausragend sind. Costa und Coman haben „Robbery“ in der Hinrunde fast vergessen gemacht, doch die aktuelle Phase der Saison zeigt, dass man auf die beiden erfahrenen Spieler (noch) nicht verzichten kann. Die Konstanz der beiden ist bemerkenswert. Sie sind auch dann in der Lage Spiele zu entscheiden, wenn sie gerade von langen Verletzungspausen kommen. Bei Costa ist es nicht nur ein Eindruck, dass er derzeit etwas neben sich steht, sondern es ist tatsächlich so, weshalb es in den nächsten Spielen vor allem auf die beiden erfahrenen Spieler ankommen wird. Doch auch Kingsley Coman wird weiter eine wichtige Rolle spielen. In den großen Spielen wird er wahrscheinlich die Joker-Rolle einnehmen, aber mit seiner Spielintelligenz und seinem Tempo sollte er weiterhin genügend Einsätze sammeln. Ebenfalls interessant wird vor allem die Rolle von Thomas Müller und Robert Lewandowski sein. Arjen Robben schiebt sich durch seine aufsteigende Form ganz von alleine zurück in den Mittelpunkt, weshalb es spannend wird, ob die beiden Stürmer weiterhin so viele Tore erzielen werden, oder ob Robben diesen Lauf etwas eingrenzen wird. Grundsätzlich wäre es wünschenswert, dass ein weiterer Spieler Torgefahr entwickelt, doch dafür muss der Niederländer stark an seiner Chancenverwertung arbeiten.

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