Round-Up: Wie verändert sich der Bayern-Kader?

Maurice Trenner 07.09.2017

Dabei soll die Frage geklärt werden, inwiefern sich der Bayern-Kader über die Jahre verändert hat. Haben es die Münchner in den vergangenen Transferphasen geschafft ihre erste Elf zu verstärken oder war der Sprung für die Neuzugänge doch zu groß? Zusätzlich soll überprüft werden, ob der FC Bayern tatsächlich nur Spieler abgibt, die er auch abgeben möchte.

Nur Lúcio ging, aber viele kamen

Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, wurde die Spielzeit der einzelnen Spieler pro Bundesligasaison betrachtet. Die Spieler sind nach Einsatzzeit sortiert, mit einer kleinen weißen Lücke zur Visualisierung der elf Spieler mit den meisten Einsatzminuten. Hierbei kann von einem Stammteam gesprochen werden, wobei ein lange verletzter Spieler (Bsp.: Robben 2015/16) natürlich dennoch zur eigentlich ersten Elf für wichtige Spiele gehören könnte.

In hellrot sind Spieler dargestellt, die in der betrachteten Saison neu im Kader waren. Alle in dunkelgrau dargestellten Spieler spielten ihre letzte Saison in München und verließen die Roten am Ende der Saison. Die wenigen hellgrauen Felder markieren Spieler, die in diesem Jahr sowohl ihre erste als auch ihre letzte Saison in den rot-weißen Trikots absolvierten.

Spielzeit einzelner Spieler seit 2006. Neuzugänge und Abgänge am Saisonende sind dabei farblich hervorgehoben.
(Grafik: Lukas)

Eine interaktive Version inklusive der Möglichkeit jeden einzelnen Spieler anzuklicken findet ihr über folgenden Link.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass nur einmal ein Spieler aus der Top-3 der Spielminuten den Verein am Ende der Saison verließ. Lucio spielte 2008/09 mit 2.833 Minuten sogar die meisten aller Spieler im Kader, doch zur neuen Saison überwarf sich der Brasilianer mit dem neuen Chefcoach Louis van Gaal und „flüchtete“ zu Inter Mailand.

Dem entgegen verpflichtete Bayern insgesamt sieben Spieler, die direkt in ihrer ersten Saison unter den Top-3 der Spielminuten landeten: Daniel van Buyten, Zé Roberto, Luca Toni, Manuel Neuer, Dante, Robert Lewandowski und etwas überraschend Juan Bernat. Der italienische Weltmeister Toni und der spätere deutsche Weltmeister Neuer schafften es dabei sogar die Mannschaft in Minuten anzuführen.

Jahre ohne Abgang als Kern des Triple

Über den betrachteten Zeitraum von elf Saisons verließen elf Spieler die Münchner, nachdem sie zuvor zu den elf meist eingesetzten Spielern gehörten. Mit Lahm, Alonso und Kahn verließen drei Spieler die Bayern in Richtung Karriereende. Lúcio, Pizarro, Kroos, Mandzukic und Salihamidzic wechselten direkt zu einem europäischen Topclub, während es Podolski, Zé Roberto und Makaay in die Nähe der Heimat zog.

Dies zeigt, dass der FC Bayern nicht Spieler verkaufen muss, im Gegensatz zu Vereinen auf die später noch eingegangen wird. Vielmehr ließ man alle Spieler mehr oder weniger bereitwillig ziehen. Auch bei den beiden Leistungsträgern Kroos und Lúcio entschied das Management aktiv einem Verkauf zuzustimmen.

Gleichermaßen zeigt sich allerdings auch, dass vor dem Triple-Jahr 2013 für vier Jahre kein Spieler aus der ersten Elf mehr abgegeben wurde. Dieser Mannschaftskern war vielmehr der Grundbaustein für den viel umjubelten Sieg in Wembley.

Die zwei Pärchen Pärchen Kroos/Mandzukic und Alonso/Lahm stechen besonders ins Auge. Einerseits, weil sich deren Zahlen in ihrer letzen Bayern-Saison sehr ähneln, aber deren Geschichten des Abgangs so unterschiedlich sind und andererseits, weil es die einzigen vier Spieler aus der ersten Elf sind, die seit 2009 verkauft wurden – im Gegensatz zu 18 Neuzugängen für die erste Elf im gleichen Zeitraum.

Für die erste Elf geholt

Über den gesamten Betrachtungszeitraum hinweg verpflichtete der FC Bayern insgesamt 24 Spieler, die in ihrer ersten Saison bereits eine tragende Rolle einnahmen und bei den Einsatzzeiten unter den Top-11 lagen. In sechs von elf Saisons wurden sogar mindestens drei Neuzugänge in die erste Elf integriert.

Ein Beispiel für gelungene Einbindung von Neuverpflichtungen: Arjen Robben und Mario Gomez.
(Foto: Christof Stache/AFP/Getty Images)

Neben dem großen Umbruchjahr 2007/08, als unter anderem Ribéry und Toni kamen, sind vor allem noch die Saisons 2011/12 als Jahr vor dem Triple-Triumph und 2014/15 als zweites Guardiola-Jahr hervorzuheben. Alle drei Saisons weisen große Spielzeit für Neuzugänge auf.

Auch hier kann der Schluss gezogen werden, dass es Bayern immer wieder schafft Spieler zu identifizieren, die den hochklassigen Kader sinnvoll ergänzen und auch verstärken können.

Verfälscht wird die Statistik natürlich leicht durch Verletzungen. So kam das Flügel-Duo Kingsley Coman und Douglas Costa in der Saison 2015/16 natürlich nur zu so vielen Minuten, da beide Konkurrenten Ribéry und Robben über weite Teile des Jahres verletzt ausfielen.

Interessanterweise ist 2011/12 das einzige Jahr in dem sowohl Robben als auch Ribéry beide in der Top-11 nach Spielzeit standen. Im Jahr Eins nach dem Triple sind sogar beide außerhalb der Top-11.

Blick auf die nationale Konkurrenz

Zum Vergleich soll an dieser Stelle noch auf die nationale Konkurrenz der letzten Jahre eingegangen werden. Auf der Übersichtseite sind deren Kader ebenfalls interaktiv dargestellt.

Der Dauerrivale Borussia Dortmund zeigt hier bereits ein anderes Bild als die Münchner. Zwar musste man auch nur 15 Spieler verkaufen, die im Vorjahr eine der elf meisten Einsatzzeiten hatten, allerdings war 2006/07 das letzte Jahr in dem man keinen Spieler der Stammelf abgab.

Zudem verlor man in den meisten dieser Jahre wichtige Leistungsträger und meist gegen den Willen des Vereins. Am schlimmsten traf die Schwarz-Gelben sicher die Transferperiode im Sommer 2016, als trotz mehrmaliger vorheriger Verneinung von „Aki“ Watzke mit Hummels, Michitarijan und Gündogan gleich drei Pfeiler der Mannschaft den Verein verließen. Bereits zuvor hatten Götze, Sahin, Kagawa und Lewandowski den Verein zu internationalen Top-Teams verlassen.

Gündogan, Hummels und Kagawa: Alle drei Leistungsträger musste der BVB früher oder später abgeben.
(Foto: Patrik Stollarz/AFP/Getty Images)

Wer viele Spieler aus der ersten Elf abgibt, muss auch viele Spieler nachholen. Insgesamt 26 Neuverpflichtungen schafften beim BVB auf Anhieb den Sprung in die Stammelf. Auch im Ruhrgebiet stellte 2007/08 das Jahr des großen Umbruchs dar und sechs Transfers rückten unter die Top-11.

Interessant ist auch die deutlich kürzere Halbwertszeit einzelner Spieler. Gündogan und Lewandowski verließen den Verein nach vier Saisons. Dembélé und Petric gar nach einer Saison. Ein solcher Fall unterstreicht, dass Dortmund teilweise gezwungen war diese Spieler zu verkaufen.

Noch deutlicher wird dies beim Blick auf den Rivalen aus dem Pott – den FC Schalke 04. Die Knappen mussten 20 Spieler, die zuvor in der Stammelf standen, ziehen lassen. Gleichzeitig holte man auch 25 neue Spieler, die direkt den Sprung in die erste Elf schafften. Besonders hart traf es die Knappen 2011 und 2012 als mit Neuer und Raúl zwei absolute Führungsspieler und Topstars den Verein verließen.

Auch der VfL Wolfsburg musste sich von 20 Spielern trennen, die vorher einen elementaren Part im Team einnahmen. Dafür konnten auch unglaubliche 33 Neuzugänge direkt den Sprung in die erste Mannschaft packen. Interessant ist hier vor allem die Saison 2007/08 in der Wolfsburg fast nur auf Neuzugänge setzte, aus der Top-11 spielten alleine Madlung und Marcelinho bereits vorher im Verein. Dieser Kern an Neuen bildete den Großteil der Meistermannschaft aus der Folgesaison. Hier hat schnelle Integration also funktioniert.

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