Bayer Leverkusen – FC Bayern München 0:0 (0:0)
Falls ihr es verpasst habt:
Zwischen den beiden Champions League-Spielen ermöglichte Ancelotti Lahm, Robben, Ribéry, Alonso und dem angeschlagenen Boateng eine Pause. Lewandowski fehlte zudem gesperrt.
Costa und Coman begannen neben Thiago auf dem Flügel, Alaba zentral in der Viererkette und Kimmich neben Vidal im zentralen Mittelfeld. Mit Feldhahn und Obermair saßen zwei Spieler der Amateure auf der Bank.
Tayfun Korkut ließ Bellarabi etwas überraschend zunächst unten. Brandt und der einrückende Havertz sollten vom Flügel aus für Gefahr sorgen, Kampl spielte eine spannende Rolle als zweiter Angreifer im Pressing neben Volland. Rechts hinten begann Hilbert anstelle des von Bayern umworbenen Henrichs.
Das Spiel kam nur schleppend in die Gänge. Leverkusen bemühte sich, sehr mannorientiert und hoch zu pressen und nervte die Münchner Aufbauspieler damit. Vidal kippte immer wieder weit links raus, um sich Zeit zu erkaufen.
Das Spiel blieb 30 Minuten extrem flach mit leichten Vorteilen für Leverkusen, was die Strafraumszenen anging. In der 33. Minute dann die erste Münchner Chance – und was für eine. Coman wackelte über links Hilbert aus und trieb den Ball in den Strafraum. Seine Hereingabe fand Alaba, der zunächst den herausstürmenden Leno aussteigen ließ, um dann mit seinem schwachen rechten Fuß am glänzend reagierenden Jedvaj zu scheitern, der sich kontrolliert in den Ball warf. Leverkusen bekam den Ball nicht weg, bis Toprak einen nachfolgenden Vidal-Kopfball gegen den bereits geschlagenen Leno von der Linie kratzte.
Der Auftakt für eine aktivere Schlussphase der Gäste in der ersten Hälfte. Leno parierte kurze Zeit später glänzend gegen Coman, der eine Hereingabe von Müller aus fünf Metern nicht im Tor unterbrachte. Kurze Zeit später köpfte Thiago eine tolle Flanke des durchgebrochenen Bernat knapp über das Tor.
Zur Pause wäre eine Bayern-Führung nicht unverdient gewesen – es blieb aber beim 0:0.
Nach dem Seitenwechsel stand Leverkusens Defensive wieder etwas besser, gefährlich blieben allerdings die Münchner. Müller tauchte nach schöner Vorarbeit von Thiago frei vor Leno auf, zögerte jedoch zu lange.
In der 59. Minute hielt der mit Gelb vorbelastete Jedvaj den startenden Müller fest und sah folgerichtig Gelb-Rot. Ancelotti reagierte sofort und brachte Robben für Costa ins Spiel. Auch Korkut tauschte durch: Dragovic kam neu in die Innenverteidigung, Mittelfeldspieler Aranguiz musste dafür runter. Kampl fortan deutlich tiefer.
Bayerns Momentum in dieser Phase wurde durch weitere Wechsel jäh unterbrochen. Martínez musste verletzt runter, dazu schien auch Coman angeschlagen zu sein. Mit Alonso und Lahm musste die Aufstellung fortan ziemlich durchgewirbelt werden, was den Spielfluss selbst in Überzahl gehörig störte.
Kurz vor dem Ende hatten Lahm und Robben zwei weitere gute Chancen zur Führung, doch Leverkusen erarbeitete sich mit hoher Laufbereitschaft, mutigen Entlastungskontern und etwas Glück den einen Punkt.
3 Dinge, die auffielen:
1. Fehlende Finisher-Qualitäten
Die Situation zwischen den beiden Real-Spielen und dem komfortablen Vorsprung in der Tabelle. Dazu die Verletzungen, Sperren und geschonte Spieler. Richtig viel erwarteten die meisten wohl nicht vor der Partie. Selbst wenn das Leverkusen des Jahres 2017 wenig mit denen der Vorjahre gemein hat.
Insofern war das Münchner Spiel über 90 Minuten vielleicht sogar etwas besser als erwartet. 21 Abschlüsse, 5 bis 6 Großchancen. Keine einzige richtige Leverkusener Möglichkeit. Dazu ein erzwungener Platzverweis. Was fehlte, waren die Finisher-Qualitäten; sowohl vor dem Tor, als auch in knapp 30 Minuten Überzahl.
Exemplarisch dafür stand Müllers Großchance in der 58. Minute als er frei vor Leno zögerte, einen Haken schlug, den Moment für den Abschluss verpasste und aus Verlegenheit quer auf Vidal spielte (der danach ebenfalls einen Haken schlug und am Ende die Chance vergab). “Da habe ich mich völlig falsch entscheiden”, sagte Müller nach der Partie deutlich.
Auffällig waren auch die schwachen ersten 20 Minuten nach Jedvajs Platzverweis, die aber vor allem in den zahlreichen erzwungen Wechseln begründet waren. Kimmich spielte auf einem Innenverteidiger, Thiago Linksaußen und Lahm im Mittelfeld. Es dauerte bis zu 85. Minute, ehe Bayern in der neuen Aufstellung ankam.
In der Tabelle tut der Punktverlust nicht wirklich weh, wer sich jedoch etwas mit der Binnendynamik einer Fußballmannschaft in einer langen Saison beschäftigt hat, weiß, wie wichtig jedes Erfolgserlebnis für den weiteren Saisonverlauf sein kann. Dieses Erfolgserlebnis vor dem schweren Rückspiel gegen Madrid wurde verpasst. Ein angefressener Thomas Müller brachte es nach dem Spiel mit Blick auf die Chancenverwertung auf dem Punkt: “Wir haben eigentlich eine gute Reaktion nach dem Real-Spiel gezeigt, aber so sind wir am Ende richtig unzufrieden.”
2. Viel Alarm über links
Es dauerte 30 Minuten, bis Bayerns Offensive im Spiel ankam. Ein wichtiger Faktor dafür war der Seitenwechsel von Coman, der nach einer Weile mit Costa die Position tauschte und ein sehr sehenswertes two-man-game mit Bernat aufzog. Als Rechtsfuß kann Coman auf links variabler agieren: nach innen ziehen oder den linken Halbraum besetzen, während Bernat hinterläuft.
Der kleine Spanier zeigt sich über die ganze Saison im Offensivspiel deutlich verbessert. Auffällig ist, wie erfolgreich seine Dribblings sind, wenn er mit etwas Anlauf auf den Gegner zugehen kann. Der Explosivste auf den ersten Metern ist er nicht. Coman und Bernat waren an allen drei guten Chancen vor der Halbzeit direkt beteiligt. Bis zu seiner Auswechslung in der 70. Minute hatte Coman bei sechs Torschüssen seinen Fuß im Spiel, zudem verbuchte er vier erfolgreiche Dribblings. Ein enormes Volumen für diese Spielzeit. Bernat ergänzte drei Dribblings und zwei Torschussbeteiligungen. Einzig die Kaltschnäuzigkeit im Strafraum ging beiden bei ihren guten Abschlusschancen ab.
Bernat könnte am Dienstag von Beginn an gefordert sein, wenn Hummels oder Boateng nicht rechtzeitig fit werden. Defensiv fehlt bei ihm noch der Nachweis auf allerhöchstem Niveau. Die hat Coman offensiv mit seiner Gala gegen Juventus im Vorjahr bereits geliefert. Auch er könnte je nach Spielverlauf eine wichtige Rolle spielen. Beworben für mehr Spielzeit haben sich beide. Gleiches gilt übrigens auch für Joshua Kimmich, der nach schwacher Anfangsphase sowohl im zentralen Mittelfeld als auch in der Innenverteidigung überzeugte.
3. Brandt im Fokus
Es ist kein Geheimnis, dass der FC Bayern stark an Julian Brandt interessiert ist. Offen ist jedoch weiterhin, wie ein Transfer verwirklicht werden kann und bei welcher Summe Leverkusen ja sagt. Im Sommer 2018 greift wohl eine Ausstiegsklausel.
Brandts großes Plus ist seine Ballbeherrschung, die für einen Flügelspieler mit vergleichsweise hohem Körperschwerpunkt bemerkenswert ist. Brandt ist kreativ, hat stets den Kopf oben und ist ruhig in Strafraumnähe. Brandt hat in seiner bisherigen Karriere immer wieder Phasen, in denen er wirkt, als hadere er mit seinem Spiel. Er taucht dann manchmal ab – so wie über weite Strecken der bisherigen Rückrunde, in der er selten überzeugen konnte. Neun seiner 10 Torbeteiligungen in Pflichtspielen stammen aus der Hinrunde; acht davon allein aus den Monaten November und Dezember.
Die Mischung aus Dribbelstärke und Torgefährlichkeit, die zum Beispiel auch Emil Forsberg in Leipzig auszeichnet, ist sehr interessant für die Bayern, die trotz Costa und Coman noch auf der Suche nach torgefährlichen Nachfolgern für Robben und Ribéry sind.
Gegen Bayern kam Brandt – anders als zumeist in dieser Saison – über rechts und war vor allem im Konterspiel gefragt. Vor der Pause vergab der 20-Jährige die größte Leverkusener Chance, als er bei Vollands Querpass in der 20. Minute wegrutschte und den Ball dadurch weit übers Tor schoss.
Bis zu seiner Auswechslung in der 65. Minute war Brandt immerhin an drei der bis dato sechs Leverkusener Torschüsse beteiligt. Zudem komplettierte er ein erfolgreiches Dribbling.
Dieses Spiel wird am Ende keinen großen Einfluss auf die Entscheidungsfindung in München und Leverkusen haben. Er ist ein sehr ernsthafter Kandidat. Vor allem weil bei Costa die Fragezeichen über seine Entwicklungsfähigkeit zuletzt nicht kleiner wurde.
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Bayer Leverkusen – FC Bayern 0:0 (0:0) | |
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Bayer 04 Leverkusen | Leno – Hilbert, Jedvaj, Toprak, Wendell – Baumgartlinger, Kampl – Aranguiz (62. Dragovic), Havertz (88. Bailey), Brandt (66. Bellarabi) – Volland |
Bank | Özcan, Dragovic, Kießling, Mehmedi, Henrichs |
FC Bayern | Neuer – Rafinha, Martínez (72. Lahm), Alaba, Bernat – Kimmich, Vidal – Coman (70. Alonso), Thiago, Costa (60. Robben) – Müller |
Bank | Ulreich, Alonso, Sanches, Feldhahn, Obermair |
Karten | Gelb: Aranguiz / -, Gelb-Rot: Jedvaj (59.) |
Schiedsrichter | Daniel Siebert (Berlin) |
Zuschauer | 30.210 (ausverkauft) |