Flick vs. Salihamidžić: Lehren für die Governance beim FC Bayern

Alexander Trenner 06.05.2021

Der Kader im Spannungsfeld zwischen strategischer Verantwortung und operativem Geschäft

Rein sachlich gesehen begann vieles in der Beziehung zwischen Salihamidžić und Flick genau da, wo es auch endete: Mit einem Disput über Spieler. Bereits wenige Wochen nach seinem Amtsantritt, als Flick noch Interims-Trainer war, soll es zwischen den beiden zum ersten Mal zu Unstimmigkeiten über die Verpflichtung eines Spielers gekommen sein. Im Winter 2019 soll Flick den deutschen Nationalspieler Benjamin Henrichs oder alternativ einen jungen Brasilianer namens Dodô als Verstärkung für die Rechtsverteidigerposition gewollt haben – er hatte dort eine Lücke im Kader diagnostiziert – bekommen hat er Alvaro Odriozola. Im Laufe der Zeit gesellten sich weitere Namen wie Emre Can, Timo Werner, Kai Havertz und sogar Mario Götze unter die Spieler, die Flick gewollt haben soll, der Verein in persona Hasan Salihamidžić ihm aber nicht gewährte. Welche persönlichen Differenzen sich zwischen den beiden im Laufe der Zeit auch immer entwickelt haben mögen, die fortlaufende Uneinigkeit über zu verpflichtende Spieler und die Zusammensetzung des Kaders spielte sicherlich eine entscheidende Rolle im sukzessiven Erkalten ihrer Beziehung.

Der Stein des Anstoßes zwischen Flick und Salihamidžić, die Kaderzusammensetzung, nimmt im Hinblick auf die sportlichen Entscheidungskompetenzen des Trainers in einem Verein eine besondere Stellung ein. Der Kader ist eine Art entscheidungsrechtliches Hybridwesen, das langfristig strategische und ganz praktische, kurzfristige, operative Momente in sich vereint. Grundsätzlich wird der Kader in seiner Komposition ganz erheblich von den strategischen Entscheidungen beeinflusst, die der Verein im sportlichen Bereich trifft. Strategische Entscheidungen zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie die grundsätzliche Positionierung eines Unternehmens im Wettbewerb vis-a-vis der Konkurrenz definieren. Sie legen fest, wie sich ein Unternehmen am Markt von der Konkurrenz abheben möchte, worin es seine Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz sieht und wie es seine internen Ressourcen entsprechend aufbaut. Strategische Entscheidungen beanspruchen in der Regel langfristige Gültigkeit. Auch ziehen sie oft eine nicht unerhebliche Kapitalbindung nach sich. Strategische Entscheidungen sind grundsätzlicher Natur, man nimmt sie nicht mal eben so zurück oder dreht sie um, sie wollen wohlüberlegt sein. Im sportlichen Bereich eines Fußballvereins lauten typische strategische Fragenstellungen etwa: Welche sportlichen Ziele wollen wir langfristig erreichen? Welche Art von Fußball wollen wir spielen lassen? Wie soll die sportliche Basis unseres Erfolgs aussehen? Wodurch soll sich unser Fußball von dem der Konkurrenz unterscheiden, was ist unser Alleinstellungsmerkmal, mit dem wir neue Spieler und die Fans von uns überzeugen wollen? Welche Spielertypen brauchen wir für unseren Fußball? Welche Altersstruktur soll unser Kader haben (bauen wir auf jugendliche Frische, erfahrenes Veteranentum oder einen gesunden Mix)? Welche Leistungsstruktur soll unser Kader haben (wie tief und breit soll er sein, wie viele Spieler welcher Qualität soll es für welche Position geben etc.)? Welche Rolle soll die Ausbildung und der Handel mit Spielern in unserem Verein einnehmen? Sind wir ein Ausbildungsverein? Sind wir ein Einkaufsverein? Sehen wir uns als Entwicklungsverein oder als ein Verein, zu dem Spieler wechseln und bis zu ihrem Karriereende bleiben? Welche potentiellen Karrierepfade können wir möglichen Neuzugängen aufzeigen? Auf welche Regionen und Ligen wollen wir unseren Fokus beim Scouting neuer Spieler legen? Wie wollen wir unseren Nachwuchs einbinden? … Wie leicht ersichtlich ist, haben die Antworten auf solche und ähnliche strategischen Fragen mittelbare und unmittelbare Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Kaders.

Gleichzeitig wird der Kader aber auch ganz konkret im laufenden Betrieb von ganz praktischen Fragen beeinflusst wie: Welche Position wollen wir jetzt, heute, konkret wie besetzen? Welche Spieler wollen wir unter Vertrag nehmen? Welche Spieler wollen wir abgeben? Welche Verträge wollen wir verlängern, und zu welchen Konditionen? … Diese und ähnliche Fragen sind zwar eher kleinteiliger Natur und legen einen Verein auf der sportlichen Ebene nicht zwingend auf Jahre in eine bestimmte Richtung fest, aber sie sind im Einzelfall aufgrund ihrer finanziellen Tragweite dennoch von nahezu strategischer Bedeutung. Dies liegt an einer Besonderheit des Profifußballs. Es kann vorkommen, dass ein Verein für den Transfer eines einzelnen Spielers ein Fünftel oder ein Sechstel seines gesamten Jahresumsatzes investiert, eine in vielen anderen Branchen für ein einzelnes Gerät schier unglaubliche Relation. Auch kann es vorkommen, dass sich in einem Verein in der Folge rund 4 bis 5% des gesamten Jahresaufwandes nur aus dem Gehalt und den Abschreibungen dieses einen Spielers rekrutiert. Einen Spieler für 80 oder 100 Millionen Euro Ablöse und 20 Millionen Euro Jahresgehalt über fünf Jahre verpflichtet man nicht mal eben einfach so, aus einer Laune heraus, und gibt ihn ein Jahr später wieder ab, wenn er nicht funktioniert. Dies wäre nicht nur Ausdruck einer wenig weitsichtigen oder sehr schlecht umgesetzten sportlichen Planung, sondern in der Regel auch mit einer signifikanten Kapitalvernichtung verbunden, weil der Wiederverkaufserlös eines solch teuren, aber nicht wie erwartet leistenden Spielers nach so kurzer Zeit in den meisten Fällen deutlich unterhalb des Einstandspreises liegen dürfte. Aber auch wenn der Spieler die erwartete Leistung bringt und langfristig gehalten wird, haben solche Entscheidungen im Einzelfall schon allein wegen der finanziellen Dimension ein nahezu strategisches Gewicht für einen Verein. Kurzum, viele der Entscheidungen, die den Spielerkader in all seinen Facetten in einem Profifußballverein betreffen, sind aufgrund ihrer enormen sportlichen und ökonomischen Bedeutung für den gesamten Verein entweder a priori genuin strategisch oder haben aufgrund ihrer im Einzelfall enormen ökonomischen Tragweite ein quasi strategisches Gewicht.

Strategische und quasi-strategische Entscheidungen fallen in einem Unternehmen typischerweise in den Kompetenzbereich des Top-Managements. Sie werden dort beraten, gefällt und verantwortet. Häufig ist es so, dass dabei wichtige Funktions- oder Geschäftsbereiche einzelnen Vorstandsmitgliedern zugeordnet und von ihnen verantwortet werden. Bei Fußballvereinen besteht das Top-Management je nach Rechtsform typischerweise aus einem Vorstand (AG, Verein) oder einer Geschäftsführung (GmbH, KG). In fast allen Fällen gibt es für den sportlichen Bereich eigene dedizierte Verantwortliche, wie zum Beispiel den Sportvorstand in einer AG (beispielsweise Hasan Salihamidžić beim FC Bayern) oder den Geschäftsführer Sport in einer GmbH oder GmbH & Co KG (Beispielsweise Stefan Reuter beim FC Augsburg). Bei manchen Vereinen liegt die Verantwortlichkeit für den Sport auch auf der Ebene unterhalb des Vorstandes oder der Geschäftsführung in den Händen von Sportdirektoren, die dem Vorstand oder der Geschäftsführung berichten. Dies ist etwa der Fall bei RB Leipzig mit Markus Krösche (berichtet an Oliver Mintzlaff), dem BVB mit Michael Zorc (berichtet an Aki Watzke) und der TSG Hoffenheim mit Alexander Rosen (berichtet an Peter Grölich). Bei wieder anderen Vereinen gibt es sowohl auf der ersten als auch auf der zweiten Leitungsebene sportverantwortliche Manager, so beispielsweise bei Eintracht Frankfurt mit Fredi Bobic als Sportvorstand und Bruno Hübner als Sportdirektor, beim VfL Wolfsburg mit Jörg Schmadtke als Geschäftsführer Sport und Marcel Schäfer als Sportdirektor und bei Bayer Leverkusen mit Rudi Völler als Geschäftsführer Sport und Simon Rolfes als Sportdirektor. Je nach interner Aufgabenteilung und Abstimmung ist es dieser Personenkreis, der qua hierarchischer Position für die strategische sportliche Ausrichtung eines Fußballvereins – und damit nicht unerheblich auch die strategischen Entscheidungen bezüglich des Kaders – verantwortlich ist.

Die schillernde Position des Trainers in einem Verein

Wer nicht zu diesem Kreis gehört, ist der Trainer. Er ist nicht Mitglied der sportlichen Führungsebene und hat dementsprechend auch nur eingeschränkte formale Entscheidungsmacht bei vielen Fragen, die direkt und indirekt den Kader tangieren. Gleichzeitig allerdings hängt sein beruflicher Erfolg – und bis zu einem gewissen Grad auch sein persönliches Schicksal als Trainer – elementar von diesem Kader ab. Überhaupt nimmt der Trainer eine ganz besondere Stellung in der Hierarchie eines Fußballvereins ein. Er ist ein hochqualifizierter Fachexperte, der die nahezu vollständige operative Verantwortung für die sportliche und wirtschaftliche Basis jedes Fußballvereins trägt, die regelmäßige Herstellung des Kernprodukts Fußball in hoher Qualität. Dafür angewiesen ist er auf den Spielerkader, quasi den Maschinenpark eines Fußballvereins, für den er an zentraler operativer Stelle verantwortlich ist, dessen Leistungsfähigkeit er aufrechterhalten muss, den er weiterentwickeln soll und den er stets bestmöglich auf das nächste Spiel vorbereiten muss. Von den fachlichen Fähigkeiten und der Leistung eines Trainers hängen folglich das sportliche und ökonomische Wohl und Wehe eines ganzen Vereins maßgeblich ab, kurz-, mittel- sowie langfristig.

Außerdem ist der Trainer vielfach der sichtbarste Protagonist eines Vereins in der Öffentlichkeit. Er ist die Person, dessen Leistung und Auftreten von den Medien von allen Akteuren in einem Verein in aller Regel am aufmerksamsten beobachtet wird. Jedes öffentliche Statement des Trainers wird haarklein seziert und auf seine expliziten und impliziten Botschaften hin untersucht. Dieser Umstand gibt dem Trainer mehr oder weniger unausweichlich eine enorme informelle Macht. Wenn er beispielsweise für eine bestimmte Position auf dem Spielfeld einen neuen Spieler haben möchte, wird er dies zwar in aller Regel mangels formaler Macht nicht unabhängig im Verein durchsetzen können, aber eine mehr oder weniger verklausulierte Äußerung dieses Wunsches in der Öffentlichkeit reicht, um seinem Anliegen deutliches Gewicht zu verleihen und entsprechenden internen Handlungsdruck aufzubauen. Außerdem macht seine öffentliche Sichtbarkeit den Trainer zu einer Art Botschafter oder Aushängeschild eines Vereins, der mit seinem Tun und Lassen einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Außenwahrnehmung seines Arbeitgebers hat. 

Der Trainer ist also ein in vielerlei Hinsicht unverzichtbarer und einflussreicher Akteur in einem Fußballverein, der nicht nur hohe operative Verantwortung für den Kernbereich des Unternehmens, den Fußball, trägt. Er besitzt auch eine hohe informelle Macht aufgrund seiner exponierten Position. Gleichzeitig ist er aber nicht Mitglied der obersten sportlichen Führungsebene. Er sitzt nicht im Vorstand oder der Geschäftsführung und ist somit im Regelfall auch nicht in die strategische sportliche Planung eingebunden. Formal betrachtet ist der Trainer ein operativer Manager, dessen Aufgabe es ist umzusetzen, was ihm die sportliche Leitung strategisch vorgibt und mit den Mitteln zu arbeiten, die ihm von oben zur Verfügung gestellt werden. Diese Bedeutung deckt sich durchaus mit seiner Beschäftigungssituation bei einem Verein, denn nüchtern betrachtet ist ein Trainer ein Arbeitnehmer auf Zeit, dessen durchschnittliche Verweildauer in der Bundesliga trotz seiner exponierten Stellung aktuell nicht einmal 18 Monate beträgt. Fußballvereine und ihre strategische sportliche Ausrichtung – auch betreffend des Spielerkaders – sind hingegen auf Dauer angelegt und sollten entsprechend unabhängig von kurzfristig wechselnden Köpfen auf der Trainerbank geplant und entschieden werden. 

Wie aber lässt sich nun dieser ganz speziellen Position des Trainers im Machtgefüge eines Vereins organisatorisch angemessen gerecht werden? Einer Position, die so schillernd im Spannungsfeld zwischen begrenzter formaler und hoher informeller Macht oszilliert? Einer Position, die sich wie keine andere sonst so unmittelbar an der Schnittstelle zwischen Strategie und Umsetzung befindet? Einer Position, in deren Händen fast alle sportlichen Fäden in einem Verein zusammenlaufen und die für die sportliche Leistungserbringung zentral verantwortlich ist, dabei aber ganz erheblich von Faktoren abhängt, auf die sie selber keinen Einfluss hat? Oder sollte sie Einfluss haben? Die Herausforderung, die Mitsprache- und Entscheidungsrechte des Trainers in den für seinen Arbeitsalltag konkret relevanten sportlichen Fragen effektiv gerecht zu werden – ganz besonders im Hinblick auf den Spielerkader, von dem er so sehr abhängt – ist eine der Kernaufgaben eines Fußballvereins im Bereich der sportlichen Organisation.

Die Governance von sportlichen Entscheidungen

In den Sozial- und Politikwissenschaften wird die Diskussion der Frage des Designs von Mitsprache- und Entscheidungsrechten verschiedener Akteure in sozialen Systemen unter dem Begriff “Governance” diskutiert. Governance definiert, mit welchen Mechanismen (Gesetze, Normen, Regeln, Konventionen …) in sozialen Systemen (Staaten, Organisationen, Familien, Fußballvereinen) zielgerichtetes Handeln hergestellt bzw. gesteuert wird. Governance wird dabei deskriptiv zur Beschreibung real existierender Gegebenheiten verstanden, aber vor allem in den Wirtschaftswissenschaften auch normativ zur Definition einer angestrebten Zielsituation verwendet. Abbildungen 1 und 2 zeigen am Beispiel einer vereinfachten Entscheidungsmatrix, wie solche Rechte bei einigen der eingangs erwähnten sportstrategischen Fragestellungen praktisch definiert werden können. Dabei widmet sich Abbildung 1 den genuin strategischen sportlichen Entscheidungen, während Abbildung 2 einige der eher kurzfristigen und konkreten kader- und spielerspezifischen sportlichen Fragen darstellt. “Input” bedeutet, dass die jeweilige Partei links in der ersten Spalte das Recht hat, bei dem jeweiligen Entscheidungsfeld ihre Vorstellungen einzubringen bzw. ihre Wünsche zu äußern, “Entsch.” steht für das Recht, die betreffende Entscheidung letztendlich zu fällen.

Abbildung 1: Mitsprache-und Entscheidungsrechte verschiedener Akteure bei strategischen sportlichen Fragen in einem Verein

Das in dieser Abbildung beispielhaft vereinfacht skizzierte Arrangement der Mitsprache- und Entscheidungskompetenzen dürfte für nur wenig Kontroverse sorgen. Wie eingangs bereits geschildert, sind die Einflussmöglichkeiten des Trainers bei genuin strategischen Fragen im sportlichen Bereich, wie beispielsweise der nach der grundsätzlichen Spielphilosophie des Vereins oder ob er sich als ein Ausbildungsverein versteht, sicherlich bei den meisten Vereinen sehr begrenzt – und sollten es auch sein. Für etwas anderes ist die Stellung des Trainers im Verein zu prekär. Ebensowenig umstritten dürfte es in den allermeisten Fällen sein, dass der Trainer allein und unabhängig über Dinge des operativen Tagesgeschäfts in seinem ureigensten Tätigkeitsbereich entscheiden darf, beispielsweise den Spieltagskader und die Aufstellung seiner Mannschaft. Interessanter und etwas diffiziler hingegen stellt sich die Situation, wie eingangs bereits geschildert, bei der in diesem Artikel im Zentrum stehenden Frage der Kaderzusammensetzung dar: Wie soll der Trainer in die kurz- bis mittelfristige Kaderplanung eingebunden werden? Wie soll der Trainer in die Entscheidung über den nächsten anstehenden Transfer eingebunden werden? Wie soll der Trainer in die Frage der Vertragsverlängerung einzelner Spieler eingebunden werden? Soll er etwa alleine darüber entscheiden können, welche Spieler als nächste verpflichtet werden? Soll er alleine darüber entscheiden können, wessen Vertrag verlängert wird und wessen nicht? Soll der Trainer in die Vertragsverhandlungen aktiv eingebunden werden, etwa als Teilnehmer an den Gesprächen? Oder sollte er im Gegenteil aufgrund des strategischen Gewichts keinerlei Mitspracherecht bei irgendeiner dieser Fragen haben und lediglich damit arbeiten müssen, was ihm die sportliche Führung vorsetzt? Abbildung 2 stellt diesen Gestaltungsspielraum graphisch dar.

Abbildung 2: Mitsprache-und Entscheidungsrechte verschiedener Akteure bei wichtigen, aber nicht zwingend strategischen sportlichen Fragen in einem Verein

Beim FC Bayern deutet einiges darauf hin, dass der Verein die Gestaltung dieser Rechte, zumindest insofern als die Kaderplanung betroffen ist, bisher noch nicht befriedigend gelöst hat. Offensichtlich herrschte in der letzten Zeit insbesondere bei der Frage, welche Akteure bei welchen Kaderfragen Mitsprache- (“Input”) und welche die finalen Entscheidungsrechte (“Entsch.”) hatten, Uneinigkeit. Wie Flick-Biograph Günter Klein im Interview mit Miasanrot kürzlich sagte, hat es beim FC Bayern lange Tradition, dass die letztgültige Entscheidung über die Kaderplanung und die vorzunehmenden Transfers stets beim Verein liegt und nie beim Trainer. Klein sagte auch, dass Flick nach seiner überaus erfolgreichen ersten Saison zunehmend die Erwartung entwickelt habe, das seine Wünsche für neue Spieler bei zukünftigen Transferentscheidungen stärker berücksichtigt würden. Der Konflikt zwischen Hasan Salihamidžić und Hansi Flick über die Zusammenstellung des Kaders wäre höchstwahrscheinlich nicht in einem so eskalierenden Maße von der inhaltlichen auf die persönliche Ebene übergeschwappt, wenn allen Parteien im Vorhinein klar gewesen wäre, wer welche Mitsprache- und Entscheidungsrechte bei welchen wichtigen Fragen rund um die Kaderzusammenstellung hat. Denn rückblickend kann man Hansi Flicks Rotations- und Nominierungsentscheidungen für seine erste Elf über die gesamte aktuelle Saison als einen einzigen, großen, kontinuierlichen symbolischen Machtkampf mit Hasan Salihamidžic interpretieren, der nicht zuletzt aufgrund dieses normativen Machtvakuums überhaupt nur zustande kommen konnte. Wäre für alle Parteien von Anfang an klar und transparent gewesen, dass der Verein, sprich die sportliche Führungsebene, beim FC Bayern traditionell die fußballerische Ausrichtung des Kaders stets allein und unabhängig vom Trainer definiert und auch über die Verpflichtung neuer Spieler eigenständig entscheidet, hätte dies Hansi Flick vielleicht missfallen können, aber er hätte gewusst, woran er ist und vielleicht nicht das Gefühl gehabt, seinen Wünschen durch mehr oder weniger subtile öffentliche Missfallensäußerungen doch noch Nachdruck verleihen zu können.

In einem zweiten Schritt definiert Governance, mit welchen Strukturen und Prozessen diese Regeln in der Praxis umgesetzt werden. Gesetzt den Fall, dass man den Trainer zumindest in die kurz- bis mittelfristige Kaderplanung aktiv einbinden möchte, wäre beispielsweise die Einrichtung eines Transferkomitees denkbar, in dem ein Sportverantwortlicher aus der Geschäftsführung, der Trainer, der Verantwortliche für das Scouting und der Leiter Nachwuchs in regelmäßigen Abständen zusammenkommen, z. B. vierteljährlich, um über mögliche Zu- und Abgänge für die nächste und übernächste Transferperiode zu beraten. Für dieses Komitee wäre auch klar festgelegt, welche der Beteiligten bei den Transferentscheidungen ihre Meinung einbringen können (Input) und welche die letztendliche Entscheidung zu treffen haben (Entscheidung).

Governance widmet sich drittens der Frage, wie die Governance-Strukturen und -Prozesse, sobald sie endgültig definiert sind, effizient und effektiv in der Organisation kommuniziert werden können, so dass unter allen Akteuren unmissverständliche Klarheit darüber herrscht, welche Mitsprache- und Entscheidungsrechte sie bei welchen Fragen haben. Organisationshandbücher oder, wie im Fall eines Trainers, eine ausführliche Einweisung spätestens bei der Vertragsunterzeichnung, besser jedoch bereits im Vorhinein, wären in einem Fußballverein denkbare Mittel.

Neues Spiel, neues Glück mit Julian Nagelsmann?

Hansi Flick ist bald Geschichte. Mit Julian Nagelsmann kommt im Sommer ein neuer Trainer. Der Konflikt zwischen Flick und Salihamidžić wirft die naheliegende Frage auf, wie das Risiko der Wiederholung eines solchen Machtkampfs zwischen dem neuen Trainer und der sportlichen Führung beim FC Bayern fürderhin minimiert werden kann. Die Antwort ist relativ einfach: Es bedarf einer klaren Definition der Mitsprache- und Entscheidungsrechte aller relevanten Akteure bei allen wichtigen sportlichen Fragen, insbesondere solchen bezüglich des diffizilen Hybridwesens Kader, das sowohl genuin strategische als auch praktisch-operative Momente in sich vereint. Hier ist das Potential für Missverständnisse und Konflikte zwischen dem Verein, der seine langfristigen Interessen im Blick hat und dem Trainer, der auf seinen kurzfristigen Erfolg angewiesen ist, zweifelsohne am größten. Es bedarf, zweitens, einer effektiven Institutionalisierung dieser Rechte in organisationalen Strukturen, in denen sie im Alltag ausgeübt (“gelebt”) werden (beispielsweise das angesprochene vierteljährlich tagende Transferkomitee). Und es bedarf, drittens, einer klaren Kommunikation dieser Strukturen an alle relevanten Akteure. 

Der Vertrag zwischen Nagelsmann und den Bayern ist bereits unterschrieben, der Zeitpunkt im Vorhinein eindeutige Transparenz zwischen den Parteien bezüglich der Mitsprache- und Entscheidungsrechte bei den wichtigen sportlichen Fragen inklusive der Kadergestaltung herzustellen, ist also schon vorbei. Aber noch hat Julian Nagelsmann seinen Dienst beim FC Bayern nicht angetreten. Vielleicht nimmt sich der Verein den Konflikt zwischen Salihamidžić und Flick zum Anlass, sich noch einmal auf grundsätzlicher Ebene über seine Governance im sportlichen Bereich Gedanken zu machen, zuvorderst, aber nicht ausschließlich im Zusammenhang mit dem Kader und, wo noch nicht geschehen, diese klar zu definieren und an alle Beteiligte inklusive Julian Nagelsmann unmissverständlich zu kommunizieren. Vielleicht nimmt man sich die Verpflichtung von Nagelsmann, die ja immerhin auf fünf Jahre terminiert ist und nach Möglichkeit eine neue Ära auf dem Trainerstuhl beim FC Bayern einläuten soll, zum Anlass, noch einmal über die von Günter Klein angesprochene Tradition, dass der Verein immer unabhängig vom jeweiligen Trainer über den Kader entscheiden möchte, nachzudenken. Vielleicht wäre es ja für eine so langfristig angelegte Zusammenarbeit wie der mit Nagelsmann sinnvoll, den Trainer zumindest bei Entscheidungen, die unmittelbar die Verfügbarkeit von Spielern betreffen, nicht nur mit seinen Wünschen zur Kenntnis zu nehmen, sondern ihm auch eine Stimme bei der finalen Entscheidung zu geben.

Wie auch immer der FC Bayern sich hier letztendlich positioniert, es wäre sicherlich empfehlenswert, Nagelsmann von Anfang an klar zu vermitteln, woran er ist. Denn ansonsten könnte mit ihm, obwohl ich ihn für einen professionell leidensfähigeren und langmütigeren Mann halte als Hansi Flick, über kurz oder lang ein ähnlicher Konflikt über vermutete oder tatsächliche Kompetenzen bei diesen oder jenen Fragen drohen. Und wie bedauerlich wäre es doch, wenn auch Julian Nagelsmann in zwei Jahren nach einem kaum für möglich gehaltenen erneuten Gewinn des Triples nicht wegen sportlicher Minderleistungen, sondern aufgrund eines persönlichen Kraftverschleißes infolge interner Reibereien genau wie Hansi Flick seinen Hut nehmen würde.

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  1. @Alex
    Guter Artikel- alles richtig und natürlich liegen strategische langfristige Entscheidungen insbesondere Capex oder working capital immer beim Vorstand.

    Der Vorstand sollte aber kompetent und dadurch eine natürliche Authorität ausstrahlen und nicht qua Amt. Das ist doch hier das Problem. Flick weiß doch als erfahrener Mann in diversen Positionen auf verschiedenen Seiten genau wie es laufen muss. Nie hat er den Anspruch gestellt die alleinige Hoheit über Transferentscheidungen zu haben. Flick wusste doch genau wie die Abläufe beim FCB sind, bevor er verlängerte.
    Man muss sich nur die Aussagen von KHR Kahn Flick vom April 2020 zu Gemüte führen, nach der Vertragsverlängerung und nach den diversen Meinungsverschiedenheiten seit Qatar. Da wird eindeutig das man sich intensiv über Transferfragen besprochen hat. Flick wurde ein Mitspracherecht eingeräumt. Wenn aber der Gegenüber das miteinander unterläuft, Namen durchsteckt, den Trainer nicht unterstützt zB bei Thiago, dann entsteht eine Situation. Dafür tragen KHR und UH alleine die Verantwortung. Salihamidzic ist weder von der Persönlichkeit noch von Kompetenz und Erfahrung in der Lage seine Fehler zu erkennen.
    Gebe Dir ein Beispiel:

    Wenn der CEO von JPM erkennt das seine Kollege im Board, zuständig für das Investmentbanking, den besten Händler, der die größten Gewinne einfährt, blockiert, dann ersetze ich den Kollegen im Board, und stelle sicher das mein best guy die besten Voraussetzungen hat um weiterhin die höchstmöglichen Gewinne einzufahren. Natürlich innerhalb der gesetzten Rahmen (VAR, CaR etc) so das nicht die gesamte Firma verwettet wird.

    Flick
    Die Gespräche mit Karl-Heinz Rummenigge, Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić waren sehr gut und von großem gegenseitigem Vertrauen geprägt. Wir haben zusammen die Ausrichtung für die kommenden Jahre festgelegt. Ich bin sicher, dass wir gemeinsam viel erreichen können”, sagte Flick in einer Pressemitteilung.

    KHR
    In der Bild erklärte Bayern-Boss Rummenigge nun, warum der Rekordmeister mit Flick verlängert hat. “Sein Fußball ist erfolgreich und macht den Zuschauern im Stadion Spaß. Hansi hat den Stil, mit dem wir unter anderem 2013 das Triple gewonnen haben, wieder eingeführt”, so Rummenigge. Damals erfolgreich war Jupp Heynckes mit dem FC Bayern. An den erinnert Flick Rummenigge auch. “Besonders dieser empathische Umgang mit der Mannschaft zeichnet beide aus”, sagte er. Zudem habe Flick junge Spieler erfolgreich in die Mannschaft eingefügt. “Die Laufzeit von drei Jahren soll unser Vertrauen dokumentieren”, so Rummenigge.
    Dieses Vertrauen soll Flick auch bei Transferfragen zu spüren bekommen. “Hansi hat ein Mitspracherecht”, kündigte Rummenigge an. “Darum wollten wir jetzt auch Klarheit auf der Trainer-Position, bevor wir in den nächsten Wochen und Monaten den Spielerkader für die nächste Saison zusammenstellen.”

    Antwortsymbol11 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Wenn aber der Gegenüber das miteinander unterläuft, Namen durchsteckt, den Trainer nicht unterstützt zB bei Thiago, dann entsteht eine Situation.

      Wer hat denn das Gegenüber unterlaufen, indem er mediale Kaderplanung betrieben hat?

      Und wieviel mehr Unterstützung, als eine erzielte Einigung mit dem Spieler, hätte es denn sein müssen?
      Das der dann heulend Rummenigge in der Tiefgarage auflauert, kann man kaum Brazzo vorwerfen.

      1. Vor allem beim letzten Punkt: 100% Zustimmung. Ich verstehe einfach nicht, wie 918 das so hartnäckig leugnen, ignorieren, verdrehen kann…seit jetzt fast einem Jahr.

        Bei der medialen Kaderplanung würde ich eher sagen, dass das schon Ausdruck von Verzweiflung war, sich auf anderem Wege kein Gehör verschaffen zu können. Das kann man geschickter wieder einfangen als es dann passiert ist.

      2. @JOP:

        Bei der medialen Kaderplanung würde ich eher sagen, dass das schon Ausdruck von Verzweiflung war, sich auf anderem Wege kein Gehör verschaffen zu können.

        Nach zwei Monaten und dem Status als Interimstrainer so verzweifelt ?
        Das wirft aber, egal wie man es dreht, kein gutes Licht auf Flick.

    2. Es ist doch offensichtlich das die Kaderplanung gerade was das ZM angeht grandios gescheitert ist.
      Wenn man Thiago gehen lässt dann mit einer klaren deadline und Ablöseforderung und vor allem nicht ohne einen qualifizierten Nachfolger zu haben der Kimmich Goretzka entlasten kann.
      Weder Tolisso noch Roca können das. Das dürfte inzwischen dem letzten klar geworden sein. Wenn Salihamidzic sich auf die Hinterbeine gestellt hätte und auf einer Linie mit Flick geblieben wäre, dann hätte Thiago diese Saison so gut wie immer gespielt.
      Man hat ohne Not einen Unterschiedsspieler zum SSV Preis mit gestreckten Zahlungen am Ende der Periode abgegeben ohne einen geeigneten Cover zu haben. So viele Fehler in einer Personalie muss man auch erst einmal schaffen.

      Dazu kommen Odrizola Nübel/Neuer Alaba Tolisso etcetcetc

      1. wenigstens läßt du inzwischen das etwas peinliche “… an einen direkten Konkurrenten” weg. Und machst aus “geschenkt” einen “SSV Preis”. Das ist doch schon mal ein Schritt in die richtige Richtung (näher an die Wahrheit ran). Ist echt nett, dass du Brazzo die Macht zusprichst, KHR, der offensichtlich Thiagos Wunsch untertsützt hat, erfolgreich kontra zu geben UND davo ausgehst, dass der Spieler dann sagt: “Hurra! Danke!, Für Euch häng ich mich jetzt so richtig rein. Am Ende der Saison müßt ihr mich dann ablösefrei gehen lassen, selber Schuld.”

    3. @918
      Harte und wahre Worte.

    4. @918: Danke! Das Zitat von KHR ist interessant. Ich wusste gar nicht, dass man Flick explizit ein Mitspracherecht bei den Transfers eingeräumt hatte. Dann lagen die Unstimmigkeiten zwischen Flick und Salihamidžić höchstwahrscheinlich nicht an einer Position formaler Schwäche Flicks im Verein, sondern an unterschiedlichen Auffassungen über Transfers oder Verlängerungen im Einzelfall, bei denen man sich nicht einig wurde.

      1. @Alex
        Es gibt dazu mehrere Interviews. Von KHR Kahn etcetcetc.(schicke Dir die links).
        Wenn Du Dich erinnerst hat sich die Vertragsverlängerung bis in den April gezogen obwohl KHR schon nach dem Chelsea Spiel in London die Ansprache und den Schreiber übergeben hatte in den Vertrag zu unterschreiben. Danach hat es sich hingezogen. In der Zeit hat Alaba den Zahavi rangeholt und Thiago wohl erste Annäherungen von Liverpool erhalten.
        Alle Spieler mit denen man verlängern wollte/musste Neuer Müller Alaba Thiago haben ja unisono erklärt das sie erst die Trainerfrage geklärt haben möchten bevor man verlängert. Nachdem Flicks Verlängerung klar war unterschrieb erst Müller(April), dann Neuer (Mai), Thiago zog Anfang Mai zurück, bei Alaba war es noch unübersichtlicher. Sane und Nianzou dürften auch zu diesem Zeitpunkt bereits klar besprochen worden.

        Es ist mE sehr plausibel anzunehmen das nach dem ersten Theater im Wintertrainingslager (Odrizola/Neuer-Nübel), die Clubführung mit Flick und Flick mit der Clubführung die künftige Zusammenarbeit sehr intensiv und detailliert besprochen und abgestimmt haben. Dh der Club wird Flick klargemacht haben das die finanziellen Rahmenbedingungen bzw. das strategische Element der Kaderplanung immer im Sinne des Clubs vorgegeben / entschieden werden. Das wird ein so erfahrener Mann wie Flick auch nie infrage gestellt haben. Aber es gibt dann im Einzelfall verschiedene Optionen die wohl sehr oft gegen Flick ausgefallen sind. Es gab ein Mitspracherecht für Flick das glasklar von KHR öffentlich kommuniziert wurde( oft in den Medien falsch als Vetorecht dargestellt). Wenn es also stimmt was immer wieder kolportiert wurde, nämlich das Flick sich über mangelndes Mitspracherecht beklagt hat, dann ist die Absprache eben aus Sicht von Flick nicht im täglichen Miteinander gelebt worden. Das passiert im Alltag immer wieder, zwischen Mitarbeitern aber auch zwischen Vertragsparteien außerhalb.
        Spirit of a contractual relationship is often more important than the clauses of a contract.

      2. 04.04.2020 – 09:29 Uhr
        Bei der Weiterverpflichtung von Hansi Flick (55) als Cheftrainer hat wohl auch Bayerns ehemaliger Triple-Coach Jupp Heynckes (74) eine Rolle gespielt.

        „Jupp hält sehr viel von dieser Personalie. Wir haben ein paarmal telefoniert, da hat er ihn mit ganzer Überzeugung empfohlen. Aus Jupps Sicht passt Hansi perfekt zum FC Bayern“, sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge (64) zu BILD.

        Ihn selbst erinnere Flick durchaus an Heynckes: „Besonders dieser empathische Umgang mit der Mannschaft zeichnet beide aus.“

        Flick wird bei den Münchnern die Kaderplanung des deutschen Fußball-Rekordmeisters maßgeblich mitgestalten. „Hansi hat ein Mitspracherecht, das ist doch klar. Die Meinung des Trainers spielt bei unseren Personalentscheidungen eine Rolle. Er muss ja mit den Spielern arbeiten“, sagte Rummenigge. „Darum wollten wir jetzt auch Klarheit auf der Trainerposition, bevor wir in den nächsten Wochen und Monaten den Spielerkader für die nächste Saison zusammenstellen.“

        Mitten im unterbrochenen Spielbetrieb wegen der Corona-Pandemie hatten die Bayern am Freitag die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Flick bis zum 30. Juni 2023 bekanntgegeben. „Hansi hat den Stil, mit dem wir unter anderem 2013 das Triple gewonnen haben, wieder eingeführt“, begründete Rummenigge.

        Er habe zudem junge Spieler wie Alphonso Davies (19) und Joshua Zirkzee (18) „hervorragend entwickelt“, lobte der Bayern-Chef: „Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen. Die Laufzeit von drei Jahren soll unser Vertrauen dokumentieren.“

      3. 22.09.2020 – 09:52 Uhr
        Karl-Heinz Rummenigge sieht im Trainerwechsel beim FC Bayern einen maßgeblichen Grund für das sportliche Hoch der Münchner. „Als Hansi im November als Cheftrainer übernommen hat, war das ein Glücksfall für den FC Bayern. Es war ein Effekt, als wenn einer das Licht wieder angeschaltet hätte“, sagt Rummenigge im Interview der Deutschen Presse-Agentur zu seinem 65. Geburtstag an diesem Freitag. „Wie er das gemacht hat, ist à la bonne heure. Wir können uns glücklich schätzen. Und Hansi ist ein super Typ.“
        „Hansi macht den Job, als wenn er ihn als Cheftrainer schon seit Jahrzehnten machen würde, mit seiner Erfahrung, seiner Taktik, der Trainingsführung und besonders seiner Empathie. Diese strahlt zum Glück nach innen und auch nach außen ab“, lobt Rummenigge.
        Flick sei es gelungen, „die Spielkultur FC Bayern“ wiederzubeleben, die der Verein Jahre zuvor unter den Trainern Pep Guardiola, Jupp Heynckes und auch Louis van Gaal habe genießen können. „Ich habe es noch nicht erlebt, dass wirklich alle Spieler so hinter einer Philosophie standen. Es ist eine große Leistung, dass Hansi den Charakter der Mannschaft nachhaltig positiv beeinflusst hat. Es gilt bei uns der alte Herberger-Satz: Einer für alle, alle für einen“, schwärmt der Ex-Nationalspieler Rummenigge.
        Der Verein müsse ihn „jetzt gut begleiten“, um den Erfolg dauerhaft aufrechtzuerhalten, betont Rummenigge: „Das Management muss die Voraussetzungen schaffen, dass man Erfolg haben kann. Und die Mannschaft muss mit dem Trainer versuchen, mit diesen Voraussetzungen einen erfolgreichen Fußball zu spielen.“

    5. Ja, genau so sieht es aus. Die Governance kann so gut sein wie sie will. Wenn man an entscheidender Stelle einen Mitarbeiter hat, der imkompetent ist, wird es nicht funktionieren.

  2. Hallo Alex, vielen Dank für Deine sehr interessanten Ausführungen zur Entscheidungsstruktur in Fußballklubs im allgemeinen und beim FC Bayern im besonderen.

    Ich habe mich mehrmals beim Lesen und vor allem beim Betrachten der Entscheidungsmatrix gefragt, ob die Führung des FCB überhaupt so eine klare Definition der Entscheidungsebenen hat – und wenn ja, inwiefern die im praktischen Ablauf dann eine Rolle spielt.

    So von außen betrachtet hat man doch aktuell eher den Eindruck, dass Brazzo und das Scouting-Team zwar möglicherweise sehr fleißig sind, aber im Zweifel die Entscheidungen dann doch immer noch per Hahnenkampf zwischen Rummenigge und Hoeneß getroffen werden. Oder wie soll man z.B. die Meldung, “der Aufsichtsrat” habe eine Vertragsverlängerung mit Boateng abgelehnt, anders deuten als dass Uli Hoeneß hier vehement seine Meinung durchgedrückt hat (der zwar als einfaches Aufsichtsrat formal wenig Macht hat, aber kraft seiner Person nach wie vor alles abgenickt bekommt, was er unbedingt will)?

    Wenn der Eindruck nicht täuscht, überspitzt gesagt also Salihamidzic größere Entscheidungen immer erst nach einem Telefonat mit Uli Hoeneß treffen kann, dann ist natürlich jegliche Autorität des Sportvorstandes gegenüber dem Trainer von vornherein untergraben. Umgekehrt kann man dann das wenig überzeugende Transfergeschehen der letzten Jahre wohl gar nicht Brazzo zur Last legen, sondern eher der grauen Eminenz im Hintergrund, die nicht loslassen kann und sich immer wieder ins Tagesgeschäft einmischt; was Salihamidzic dann öffentlich verkaufen muss und dabei, weil er das nicht besonders gut kann, sich selbst zerlegt …

    Es dürfte also Olli Kahns wichtigste Aufgabe sein, spätestens sobald er Vorstandsvorsitzender ist, klare Verhältnisse bezüglich der Entscheidungsstrukturen herzustellen. Und das bedeutet wohl vor allem, Uli Hoeneß in die Schranken zu weisen, sprich den Aufsichtsrat auf seine Seite zu bekommen, dann Brazzo reale Entscheidungsbefugnisse zu geben und dann am Ende dessen Vertrages sauber zu bewerten, ob er der richtige für den Job des Sportvorstandes beim deutschen Branchenprimus ist.
    Persönlich glaube ich das nicht, aber bisher kann man das wohl, wie oben ausgeführt, nicht fair beurteilen. Ein Sportvorstand muss ja nicht zwangsläufig gute Interviews geben, sondern vor allem die langfristige Planung der Mannschaft gut hinbekommen. Möglicherweise kann er das ja, wenn man ihn lässt. Andernfalls müsste man dann eben 2023 seinen Vertrag auslaufen lassen.

    Wenn Nagelsmann jetzt, wie angekündigt, erstmal vorwiegend aus dem Pool der vorhandene Talente schöpfen will, um diese in die Mannschaft zu intergrieren, ist das Konfliktpotenzial mit dem Sportvorstand wohl auch eher klein.

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    1. Da beißt sich aus meiner Sicht auch die Katze in den Schwanz, wie bei so vielen Veränderungsprozessen in Unternehmen: Diejenigen, die aktuell von der Situation profitieren, nämlich ungeklärten Entscheidungsbefugnissen, Intransparenz – also die, die aus dem Hintergrund mit massiver informeller Macht führen, setzen genau diese Macht auch ein, um Veränderungen (mehr Transparenz, klare Befugnisse) zu verhindern. Weil sie sie ja selbst entmachten würden. Die Geschichte mit den Fröschen und der Trockenlegung des eigenen Teichs). Oft kommen dann die Klassiker “Das brauchen wir doch alles nicht”, “Das ist doch nur Theorie”, “Das machen wir wie Männer, wir müssen da nix dokumentieren, klären” – mit der impliziten Aussage: Wer da was klären will, hat uns (und das Spiel, dass wir spielen) nur noch nicht verstanden…

      Von daher wird es wirklich spannend, ob die formelle Macht der dann offiziell führenden Personen ausreicht, die informell Führenden Silberrücken in die Schranken zu weisen.

      Was ich an der ganzen Diskussion bis heute nicht verstehe, wo ich einen logischen Bruch sehe: Flick war/ist doch auch Hoeneß-Mann. Der hatte doch stets den Kontakt und den Deal eingefädelt. Warum sollte also UHs angebliche Marionette, Brazzo, dann so gegen Flick agieren? Warum sollte UH das Spiel so spielen??? Konnte mir noch niemand erklären.

      1. @JOP:

        Was ich an der ganzen Diskussion bis heute nicht verstehe, wo ich einen logischen Bruch sehe: Flick war/ist doch auch Hoeneß-Mann. Der hatte doch stets den Kontakt und den Deal eingefädelt. Warum sollte also UHs angebliche Marionette, Brazzo, dann so gegen Flick agieren? Warum sollte UH das Spiel so spielen??? Konnte mir noch niemand erklären.

        Eine mögliche Erklärung wäre, dass Flick in der ganzen Geschichte der “Stinkstiefel” ist, aber mit dieser Möglichkeit wollen sich die meisten Leute nicht auseinandersetzen.

      2. Diese immer etwas unklaren Zuständigkeiten begleiten und ja schon seit Jahrzehnten. Bisher konnten wir immer ziemlich gut damit leben.
        Aktuell scheint es noch etwas schwieriger zu werden, weil die bisher offen und klar zu Tage liegenden Machtverhältnisse mit den Elefanten Beckenbauer, Hoeneß und Rummenigge nun mit dem Generationswechsel auch noch ins Ungefähre abdriften.
        Ich hoffe Rummenigge setzt seine Ankündigung auch um, sich nach seinem Rückzug tatsächlich zurück zu halten. Und ich hoffe Kahn ist derjenige den wir uns alle erhoffen, der die Zügel in die Hand nimmt und sich von den Altvorderen etwas emanzipieren kann.

      3. @Jo: Das Problem ist m.E., dass die Zeiten sich geändert haben. Trainer sind heute selbstbewußter, aber auch wichtiger geworden. Etwas überspitzt formuliert: Früher hat es ausgereicht, ein harter Hund zu sein und die Mannschaft konditionell auf Vordermann zu bringen, dann hat sie schon gewonnen (der letzte in der Reihe war Magath). Um schönen Fußball ging es dabei nicht unbedingt – man schaue sich nur mal die Spiele aus den 80er-Jahren an. Heute musst Du erfolgreich sein und nach Möglichkeit auch noch schön spielen. Damit musst Du als Trainer viel mehr können. Nicht umsonst sind die guten Trainer von früher ja alle nach und nach in ihren späten Jahren fast alle “gescheitert” (Rehhagel, Hitzfeld, Schaaf) – weil das Spiel eben komplexer geworden ist und man mehr Facetten beherrschen muss. Und da ist es dann nicht leicht, einen guten Trainer zu finden, der Taktik, Technik, Belastungssteuerung, Teamklima usw. alles zugleich in Griff behalten kann. Solche “Alleskönner” sind dann natürlich anspruchsvoller auch in Sachen Kaderplanung, weil sie sich auch mit diesen Fragen immer wieder befassen und dazu eine dezidierte Meinung haben. Darauf muss man als Verein reagieren. Wir haben es in der Tat bisher zu wenig getan und dann auch noch jemanden als Vorgesetzten des Trainers, der vor diesem Job keinerlei Erfahrung damit hatte, das Fußballgeschäft nur aus seiner Zeit als aktiver Profi vor rund 10 Jahren kennt und auch damals jetzt nicht als Spieler aufgefallen ist, der sich viel Gedanken über das Spiel macht.

      4. @Herrispezial: Fußball ist allgemein komplexer geworden und zwar mit Auswirkungen in allen Bereichen. Eine Lebensweise wie sie manche Spieler bis zur Jahrtausendwende an den Tag legten, wäre heute undenkbar. Auch die taktische Schulung ist für die Spieler weit anspruchsvoller geworden. Als Trainer muss man wie du richtig sagst natürlich auch viel mehr verschiedene Facetten beherrschen, um dauerhaft erfolgreich zu sein. Dann könnte man allerdings im Umkehrschluss auch auf die Idee kommen, dass der modere Trainer ja mit seinem Trainergeschäft so viel zu tun hat, dass er sich eben nicht noch in ausführlichem Maße mit der Kaderplanung beschäftigen sollte, oder? Ein Trainer, der nur Hütchen aufstellte und sinngemäß eine “Geht’s raus und spielts Fußball”-Taktik pflegte, hätte ja sogar mehr Zeit für Kaderplanung gehabt als jemand, der mit Analyse der Gegner, Trainingssteuerung etc. ja ohnehin ausgelastet ist. Eines sollte man auch noch bedenken: Nicht nur das Geschäft für Trainer und Spieler wird anspruchsvoller, sondern auch das für die Verantwortlichen. Es wird nur immer so getan, als ob der Job so einfach wäre und man quasi nur einen Mausklick von der Vertragsverlängerung oder von einem Transfer entfernt ist. Heute schreibt beispielsweise Sport1 sinngemäß, dass Brazzo nur den Hörer in die Hand nehmen müsste und ein Transfer von Wijnaldum dann quasi schon perfekt wäre:
        https://www.sport1.de/transfermarkt/2021/05/fc-bayern-berater-von-georginio-wijnaldum-mit-ueberraschender-ansage
        Wer mit einigermaßen offenen Augen das Geschäft verfolgt, wird wissen, dass es nicht so ist. Mir kommt es aber momentan so vor, als ob viele in ihrer Abneigung gegenüber Salihamidzic dieses Wissen bewusst über Bord werfen, um ihm wieder ans Bein pinkeln zu können. Es werden auch wieder die Zeiten kommen, in denen man Trainer in Grund und Boden schreibt, weil sie “einfache” Dinge wie Mannschaftsaufstellung nicht hinbekommen. Dass ein Job schwierig und komplex sein kann, gesteht man halt gemeinhin nur jemandem zu, der einem sympathisch ist und das ist nicht nur im Fußballgeschäft so.

      5. @willythegreat: Ich gebe Dir Recht, dass Sympathie immer auch eine Rolle spielt und nehme mich davon nicht aus. Doch Standing kann man sich immer auch erarbeiten. Es gibt ja genug Beispiele von Leuten, die man nicht mag, die einem aber angesichts der Leistungen Respekt abnötigen.

        Und zum Punkt der Komplexität: Gerade das macht gute Trainer ja aus, weil sie eben nicht dort aufhören, wo ihr Kerngeschäft liegt. Da ist die Kaderplanung/-entwicklung nunmal eine naheliegende Thematik, um sich damit auseinanderzusetzen. Sicherlich scoutet ein guter Trainer nicht selbst, aber wenn er andere Mannschaften (am Spielfeldrand oder im TV) sieht, dann wird er schon auch mal Ideen haben, welcher Spieler in den eigenen Verein passen könnte. Doch letztlich muss erstmal das Kerngeschäft laufen und funktionieren, ansonsten wird es für den Trainer schwierig, sich in anderen Dingen zu positionieren,

        Und mir ist klar, dass die Komplexität der Arbeit eines Sportdirektors/-vorstands o.Ä. auch mehr bedeutet als zum Telefonhörer zu greifen. Doch gerade die zunehmende Komplexität macht es umso unverständlicher, jemanden für einen Job mit diesem Schwierigkeitsgrad zu holen, der bisher nullkommnull Erfahrung in nur einem der Teilfelder hatte. Und gerade in den Teilfeldern, die nicht die Transfers betreffen, hört man von Brazzo noch weniger. Hat er sich mal öffentlich über die Spielidee des FCB geäußert – also in mehr als 2-3 Sätzen? Oder hat er mal das Konzept erläutert, mit dem man junge Spieler entwickeln will? Oder hat er mal was zu den Vorgängen am Campus gesagt, bei denen es um Rassismus ging? Hat er mal die Strategie erläutert, mit der man auf dem Transfermarkt agiert? Welche Spielertypen scoutet man vorrangig? Ich würde solche Auftritte begierig anschauen/anhören, dann könnte man mehr verstehen – wie z.B. die aktuelle Politik entweder nur teuer oder nur billig zu kaufen. Doch da schweigt er, so wie er gerade in den sportlich schwierigeren Zeiten eigentlich auch immer abgetaucht ist. Und beim Kerngeschäft Transfers holt er halt Spieler nach dem Motto: “Die sind einfach zu bekommen”, weil man entweder die teure Ausstiegsklausel zieht und dann mit einem hohen Gehalt lockt (Hernandez, Upamecano), oder viel Geld bezahlt (Pavard, Sané) oder eben billige Spieler kauft, die sich eher geschmeichelt fühlen dürften, vom FCB angefragt zu werden (Sarr). Doch das schwierige Geschäft, gute Spieler aus anderen Verträgen zu moderaten Preisen rauszuverhandeln, das scheut er (oder es misslingt ihm und wir bekommen davon nichts mit). Ein wenig sieht es so aus, als ob er immer dann erfolgreich Transfers gestemmt bekommt, wenn er viel Geld für Transfers oder Gehälter in die Hand nehmen darf (und mit viel Geld meine ich auch relativ viel Geld, denn ein Sarr dürfte von dem Gehalt sicherlich schon beeindruckt gewesen sein). Nur anscheinend frisst er damit auch unser Festgeldkonto auf.

        Auch der Job eines Sportdirektors ist nicht mehr der gleiche wie zu Calmunds Zeiten, wo ein gutes Telefonbuch und ein Scout in Südamerika ausgereicht haben. Doch die zunehmende Komplexität entbindet ihn nicht davon, dass das Kerngeschäft der Transfers als erstes gut laufen muss. Und eigentlich braucht es gerade in einem Topverein auf so einer schwierigen Position Leute mit Vorerfahrungen in zumindest einem der Teilgebiete.

      6. @Herrispezial: Ich stimme dir zu, dass Salihamidzic bislang nicht gerade bewiesen hat, dass er sein Amt so ausfüllen kann, dass man ihn bedenkenlos die nächsten Jahre oder sogar Jahrzehnte auf diesem Posten belassen könnte. Nach der ganzen Geschichte mit Flick wird er in nächster Zeit zwangsläufig noch mehr unter Beobachtung stehen als er es ohnehin schon war. Selbst ein UH wird seine schützende Hand nicht ewig über ihn halten können und wollen, wenn er keine passende Arbeit leisten sollte. Jemanden ohne Vorerfahrung auf solche Posten zu setzen, gibt es möglicherweise auch deshalb beim FCB weil das eben bei den beiden Architekten der letzten Jahrezehnte (UH und KHR) so gut geklappt hat. Vielleicht ist man deshalb auch bei Salihamidzic (noch) toleranter, was Fehler angeht. Jemand mit Vorerfahrung könnte einiges vielleicht besser lösen, aber es besteht dann auch immer die Gefahr, dass er den Sprung von einem kleineren Klub zum FCB nicht packt, weil er evtl. auch nicht bereit ist, sich so zu verändern, wie das nötig wäre. Eberl wäre in München für ein paar Äußerungen, die er zuletzt in Gladbach geäußert hat, wohl von den Medien gekreuzigt worden. Richtig gute Erfolgsaussichten hätte man wahrscheinlich nur dann, wenn man einen Sportdirektor von einem anderen Mega-Klub holt und das dürfte dann schon schwierig werden, vor allem, wenn derjenige die deutsche Sprache beherrschen soll.
        Ich sehe im Übrigen auch einige Entwicklungen der letzten Jahre eher kritisch, möchte mir aber nicht anmaßen, dass alles auf Salihamidzic abzuwälzen. Er musste vielmehr auch ein paar Dinge regeln, die ihm seine Vorgänger eingebrockt haben. Es ist nämlich nicht so, dass er nur von deren Vorarbeit profitiert. Vor allem manche Vertragsverlängerungen der Vergangenheit haben nämlich auch einen ganz schönen Teil dazu beigetragen, dass deswegen:
        1. ein hoher zweistelliger Millionenbetrag für Spieler ausgegeben werden musste, ohne den entsprechenden Gegenwert dafür zu erhalten und
        2. der Kader reduziert werden musste, um die Gehaltskosten stemmen zu können.
        Du führst gerne Hernandez und Sane als Beispiele für Spieler an, die das, was sie kosteten nicht in adäquate Leistung umwandeln können. Ich persönlich würde ihnen noch Zeit geben bis zu einer endgültigen Bewertung aber ich akzeptiere auch deine Meinung hierzu. Ich will lediglich anmerken, dass es – wenn man dieser Argumentationslinie folgt – im Nachhinein betrachtet von Brazzos Vorgängern auch falsch war, die Verträge von Ribery und Robben ab 2017 noch zweimal zu verlängern und Martinez und Boateng vor ein paar Jahren nochmals mit langfristigen und hochdatierten Verträgen bis 2021 auszustatten. Ribery und Robben waren in ihren letzten beiden Jahren sehr oft verletzt und haben dementsprechend trotz geringer dotierter Verträge als zu ihrem Karrier-Peak viel zu viel verdient. Boateng war von 2016 bis 2021 oft nicht verfügbar bzw. teilweise leistungstechnisch völlig unbrauchbar für höhere Ansprüche. Wenn man ehrlich ist, ist die aktuelle Saison im gesamten Vertragszeitraum wohl seine beste gewesen und in dieser Saison haben wir in der Liga eine beispiellose Gegentorflut hinnehmen müssen. Martinez war auch oft verletzt und in den letzten beiden Jahren eigentlich gar keine Option mehr. Hochgerechnet dürften diese 4 Spieler den Verein wahrscheinlich eine hohe zweistellige Millionensumme an Gehältern gekostet haben. Hätte man sie statt dessen verkauft, wäre vor allem für Boateng und Martinez sogar noch eine schöne Ablösesumme rausgesprungen und man hätte dann vielleicht sogar einen breiter aufgestellten Kader haben können. Ich für meinen Teil finde nicht, dass es ein Fehler war, mit ihnen zu verlängern, auch weil es ein Markenzeichen unseres Klubs ist, Spieler auch aufgrund ihrer Verdienste wohlwollend zu behandeln. Nüchtern in Zahlen betrachtet war der Anteil dieser Spieler am sportlichen Erfolg der letzten Jahre aber sicherlich nicht im Einklang mit dem, was sie kosteten. Gerade im Fall von Boateng gilt das, was du auch bei Hernandez immer wieder anführst. Von einem Spieler, der so viel Geld kostet, muss man mehr erwarten können. Ähnlich wie bei der Verpflichtung von Hernandez haben sich die Verantwortlichen sicherlich auch bei der Vertragsverlängerung mit Boateng gedacht, dass sie sich mit dessen Unterschrift unter den neuen Vertrag für die kommenden Jahre einen absoluten Weltklassespieler gesichert haben. Hier ist der Fußball aber oft nicht planbar und das macht es eben schwierig für Verantwortliche. Bei Neuzugängen ist es noch schwieriger, weil ja nicht klar ist, wie der Neuzugang mit dem neuen Umfeld zurechtkommen wird. Letztendlich kann man feststellen, dass wohl mehr als die Hälfte aller Transfers über 80 Millionen die Erwartungen nicht von Anfang an erfüllten. Einige schafften es sogar niemals, überhaupt eine Verstärkung für ihre Klubs zu werden. Zur Verdeutlichung hier noch einmal eine Liste:
        https://de.statista.com/statistik/daten/studie/12465/umfrage/rekordtransfers-die-10-teuersten-transfers-im-fussball/
        Auf jeden Fall hat es für mich den Anschein, dass die Geschäftsgebahren, die du Salihamidzic zuschreibst, nämlich dass er nur mit viel Geld Resultate liefern kann, bei uns schon lange Praxis waren und vor allem bei Vertragsverlängerungen Mitte der 2010er Jahre sehr um nicht sagen zu großzügig praktiziert wurden.

      7. Der Link mit den teuersten Transfers funktioniert scheinbar nur mit Registrierung. Wenn man es nur bei google eingibt, kriegt man die Liste aber auch einfach so zu sehen. Ich finde sie ziemlich interessant, weil sie zeigt, dass sich beinahe schon jeder Top-Sportdirektor die Finger bei teuren Transfers verbrannt hat und selbst enorme Vorerfahrung scheinbar nicht davor schützt, bei dem einen oder anderen Spieler mal ziemlich daneben zu liegen.

    2. @GS und die anderen: Danke für die netten Worte. Ich stimme dir vollkommen zu, das jegliche formale Regelung auf dem Papier immer nur so gut ist, wie sie in der Praxis auch umgesetzt bzw. “gelebt” wird. Da kann es noch so viele Entscheidungsmatrizen geben, die genau definieren, wer wobei was zu sagen hat, wenn wenn sich dafür im Alltag keiner interessiert, sind sie nicht viel wert.

      Wenn deine Theorie von Uli Hoeneß als dem entscheidenden Akteur im Hintergrund, in dessen Händen immer noch alle wichtigen Fäden zusammenlaufen, stimmt, dann dürfte es in der Tat eine der großen Herausforderungen Olli Kahns sein, diesen Einfluss nach und nach zurückzubauen und den Verein in der Führung unabhängig zu machen. Ob er der gewachsen sein wird, weiß ich nicht. Da wage ich keine Wette in irgendeine Richtung.

      Lediglich bei der Rolle des Sportvorstandes in einem Verein würde ich dir widersprechen. Es muss nicht bei jedem Verein zwingend so sein, aber zumindest beim FC Bayern ist es so, dass der Sportvorstand auch eine wichtige Funktion in der Präsentation des Vereins nach außen einnimmt. Neben dem Trainer ist es beim FCB der Sportvorstand, also Hasan Salihamidžić, der unter den Offiziellen des Vereins derjenige ist, der den Verein formal in sportlichen Dingen nach außen vertritt und erster Ansprechpartner für die Medien ist. Wenn es um das Geschehen auf dem Platz geht, ist Flick derjenige welcher, in allen anderen sportlichen Fragen, wie z.B. Transfers, Kaderplanung, langfristige Ausrichtung der sportlichen Entwicklung etc., ist Salihamidžić der zentrale Ansprechpartner für alle internen und externen Stakeholder. Wegen dieser hervorgehobenen Stellung ist ein sehr zentraler Teil von Salihamidžićs Anforderungsprofil eine professionelle und ’suave’ Vertretung des Vereins in der Öffentlichkeit. Insofern widerspreche ich dir. Nein, ein Sportvorstand muss nicht nur die langfristige Planung der Mannschaft gut hinbekommen, sondern – zumindest beim FC Bayern – auch in der Lage sein, den Verein professionell und souverän in der Öffentlichkeit zu präsentieren. In diesem Bereich hat Salihamidžić meiner Meinung nach noch einigen Aufholungsbedarf.

  3. Wirtschaftliche Zänge hin oder her. Die sind nun einmal Realiät.
    Wer aber am Ende 3 Spiele präsentiert die überhaupt nichts bringen, wer seinen Mentor UH im Glauben lässt das Tolisso einen Thiago ersetzen könnte, der Kader doch groß genug wäre so das er diese Weissheiten dann noch öffentlich verkündet, wer offensichtlich in Vertragsgesprächen mit Zahavi und Granovskaia soviel Porzellan zerdeppert, wer Irritationen bei unserem Kapitän und Welttorwart auslöst durch eine unsägliche Kommunikation und unsbgestimmte Einsatzzusagen, etcetcetc ja so einer ist ziemlich überfordert. Egal ob sein Titel Direktor oder Vorstand ist. Der beste Kaderplaner ist der mit sehr viel Kompetenz auch wenn er keinen Titel hat.

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    1. Da wird eindeutig das man sich intensiv über Transferfragen besprochen hat. Flick wurde ein Mitspracherecht eingeräumt.

      vs

      Wer aber am Ende 3 Spiele präsentiert die überhaupt nichts bringen, (…)

      Bin tatsächlich positiv überrascht, dass du Flick da mit in die Verantwortung nimmst.
      Sieht dir gar nicht ähnlich.

  4. Ich glaube nicht, dass man das so formal betrachten, oder so formal lösen kann.
    Dieses angesprochene “Komitee” existiert in gewisser Form auch wohl schon. Angeblich setzen sich die sportlich Verantwortlichen alle 14 Tage incl. Trainer zusammen. Wie es dann heißt versucht Brazzo aber wohl gerade das Thema Kaderplanung aus diesen Besprechungen möglichst herauszuhalten, bzw. klein zu halten.
    Wie auch immer, gesprochen wird mit Sicherheit. Die einzige klare Aussage von Flick zu dem Thema war, dass man sich z.B. auf Dest und Hudson-Odoi einvernehmlich als primäre Transferziele geeinigt hatte. Das setzt eine gewisse Kommunikation ja voraus.
    Ich glaube kaum, dass das Problem von Flick der Mangel an Kommunikation war. Das Problem waren wohl eher die Ergebnisse dieser Kommunikation.
    Und da sicher nicht in Bezug auf Einzelfälle. Lag es an Dest? An Dodo? An Werner? An Götze? An Alaba? An Boateng? An X, oder Y?
    Nein, es lag eher an Dest und Dodo und Werner und Götze und Alaba und Boateng und X und Y. Es macht den Eindruck, dass Flick im Grunde mit gar keiner seiner Vorschläge reüssieren konnte.
    Nehmen wir als Beispiel mal die klassische Familie mit Papa als Haushaltsvorstand, der das Geld nachhause bringt und Mama die den Haushalt regelt. Dann plant der Familienrat.
    Im Urlaub möchte Papa in die Berge, Mama an den Strand. Papa möchte den sportlichen Wagen, Mama die Familienkutsche. Papa möchte in der Stadt wohnen, Mama im Grünen.
    Dann wird im Urlaub in die Berge gefahren, weil Papa die Erholung von seinem anstrengenden Job braucht. Man kauft den sportlichen Wagen, damit Papa so abends schneller wieder bei seiner Familie ist. Man wohnt in der Stadt damit die Entfernung zur Arbeitsstelle nicht zu groß wird. And so on.
    Nach 5 Jahren lässt Mama sich scheiden, mit der Begründung, dass ihre Meinung in dieser Familie wohl nichts zähle und nichts von ihren Wünschen und Vorstellungen umgesetzt wird.
    Papa weist das empört zurück, man habe doch immer über alles gesprochen und diskutiert und am Schluss immer die gute, die vernünftige Lösung gefunden. Wer hat jetzt recht?

    Worauf ich hinaus will. Eine Beteiligung um der Beteiligung willen bringt überhaupt nichts, wenn man da nicht eine gewisse Einvernehmlichkeit herstellen kann. Und das wird nicht über Formalien funktionieren, sondern das setzt guten Willen von allen Seiten voraus.

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    1. @ Jo: Richtig, gute Strukturen alleine – soweit vorhanden – nützen nichts.

      Was mir bisher, auch in dem sehr guten Artikel von Alexander, zu kurz kommt, ist das Du guten Willen nennst – ein allerdings sehr weiches Merkmal. Ich würde es Führungskompetenz nennen. Der Vorgesetzte einer so wichtigen Person, wie es der Trainer – von Alexander schön dargestellt – nun mal ist, muss unbedingt über die Fähigkeit verfügen, die Führung, die er qua Funktion ausüben soll, so zu praktizieren, dass er damit den Erfolg stärkt. Eine besonders anspruchsvolle Aufgabe, wenn derjenige so erfolgreich ist wie Flick. Das ist die schwierigste Variante, weil da – völlig personenunabhängig – immer besondere Empfindlichkeiten bestehen. Und was ist da bei den genannten Zielkonflikten hauptsächlich zu leisten? Kommunikation, Kommunikation und nochmal Kommunikation. Transparenz. Natürlich auch Wertschätzung dergestalt, dass Vorschläge dann und wann praktisch berücksichtigt werden.

      Ich weiß es nicht, aber ich vermute mal, dass Salihamidzic auf diesen Aspekt seines Jobs nicht systematisch vorbereitet wurde – so wie es in der Wirtschaft üblich ist. Möglicherweise weil man es nicht für erforderlich hielt. Schließlich sind sie ja alle mehr oder weniger Autodidakten und waren erfolgreich damit: also wozu der ganze Heckmeck. Allerdings ändern sich die Zeiten und damit auch die Anforderungen, und das kann dann von den Patriarchen leicht unterschätzt werden; was kann ein kommunikativer Typ wie Brazzo da schon groß falsch machen?

    2. Schönes Beispiel, Jo. Und Brazzo scheint mir keiner zu sein, der auf andere zugeht, sondern lieber seine Position auf Biegen und Brechen durchdrücken möchte. Das Beispiel Klose sagt dazu ja schon alles. Da geht es um persönliche Eitelkeitel des Sportvorstands, der glaubt, dass er immer Recht hat, weil er Chef ist. Und andere, die andere Auffassungen haben, sind halt eine Gefahr für einen selbst. Also muss man sie klein halten oder loswerden. Mir kommt das aus meinem beruflichen Kontext alles sehr bekannt vor.

    3. @Jo und jep: Volle Zustimmung! Wie ich oben schon in meiner Antwort auf @GS sagte, jede Struktur auf dem Papier ist nur so gut, wie sie in der Praxis gelebt wird. Und dafür bedarf es neben einem Mindestmaß an Professionalität – Verlässlichkeit, Zurechnungsfähigkeit, Berechenbarkeit, fachliche Kompetenz – auch ein gehöriges Maß an Soft Skills wie Empathie, Kommunikationsfähigkeit, Rücksichtnahme, Aufmerksamkeit, ein Gespür für den Moment, “gönnen können”, Fairness, auf Ausgleich bedacht sein usw. Manchmal kann es langfristig geschickter sein, im Interesse des großen Ganzen einen rein finanziell unvorteilhaften Deal einzugehen und dafür den zwischenmenschlichen Zusammenhalt zu sichern – aller Professionalität zum Trotz – als wie in Jos Beispiel ein und dieselbe Seite zumindest gefühlt bei jeder Entscheidung aufs neue zu übervorteilen.

  5. Man kann das Ganze doch auch einmal aus der Warte des Vereins im Licht der letzten 3 Jahre betrachten.
    Der Trainer möchte eine andere Abwehr – wobei ihm da die Verletzungsmisere den eigenen Plan torpediert.
    Ergebnis: der “ungeliebte Hummels geht freiwillig (ob er das gemacht hätte, wenn er Süles und Hernandez Schicksal geahnt hätte? Und ehe sich das ganze geplante und mit der Verpflichtung von Hernandez angeschobene Gebilde realisieren konnte, ist der Trainer Geschichte. Sein Nachfolger hat jetzt zwar keinen Hummels mehr, aber dafür einen Davies und einen Alaba als IV. Der 80Mio-Mann – ist halt da! Aber eigentlich nicht das, was der Trainer will.
    Zeitsprung: nach dem Gewinn von 6 Titeln und der Verpflichtung von Upamecano, Henrichs, Can und Havertz – kommt das Angebot des DFB, zu dem der Trainer halt nicht nein sagen kann/will.
    Es kommt der nächste Trainer – und der muss nun genau wie sein Vorgänger eben mit dem zurecht kommen, was da ist. Oder geht der jetzt shoppen?

    Nehmen wir doch einfach mal das jetzt zu Ende gehende Jahr, in dem es ja nicht nur 13 Trainerwechsel durch Entlassung gab, sondern auch noch mindestens 4, vermutlich eher 5 “normale” Trainerwechsel.
    Nach derzeitigem Stand der Dinge gibt es ganze 4!! Vereine, die ohne vollzogenen oder anstehenden Trainerwechsel auskommen.
    Und bei allen anderen beginnt jetzt die große Einkaufstour? Oder wird es wie fast immer so sein, dass der Trainer meistens mit dem zurecht kommen muss, was er vorfindet.
    Ein Nagelsmann hat es noch lange vor seinem Wechsel auf den Punkt gebracht. “Als Trainer hat man zar seine Wunschvorstellungen, aber letztlich muss man mit dem zufrieden sein, was der Verein macht.”

    Und eigentlich ist das noch nie anders gewesen, wenn man keinen Milliardär im Rücken hat.

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    1. Volle Zustimmung.
      Allen, die der Meinung sind, dass wir beim FCB dem Trainer zu wenig Mitspracherecht einräumen, stelle ich mal folgenden Gedanken zur Diskussion:
      Das gleiche Recht, das Trainer einfordern, müsste man doch dann im Umkehrschluss auch altgedienten Spielern einräumen. In dieser Richtung hat vor ein paar Wochen Franz Beckenbauer mal argumentiert. Wenn man bedenkt, dass Leistungsträger in unserem Verein die durchschnittliche Amtszeit von Trainern locker um das Doppelte oder sogar Dreifache überbieten, ist dieser Vorschlag gar nicht mal so aus der Luft gegriffen. Der Trainer möchte sich die Spieler, die er aufstellt, gerne selbst aussuchen. Aus seiner Sicht ist das auch verständlich. Manuel Neuer würde sich sicherlich die Spieler, die vor ihm in der Viererkette spielen gerne auch selbst aussuchen. Lewandowski würde gerne auch mitreden, wenn es darum geht, wer ihn mit Vorlagen füttert. Beide Spieler sind jahrelang im Verein und haben immer bewiesen, dass sie ihr Handwerk verstehen. Eigentlichlich müssten sie dann auch gefragt werden, oder? Hätte man vielleicht die Position des RV anders besetzt, wenn man Robben gefragt hätte, wen er als beste Option sieht?
      Lahm hat mal in seinem legendären Interview die Transferpolitik als konzeptlos kritisiert und eine enorm hohe Geldstrafe dafür kassiert. Lewandowski wurde auch mindestens ein Mal für seine zu forschen Forderungen nach qualitiativ hochwertigen Neuzugängen von der Vereinsführung öffentlich abgewatscht. Beide haben aber trotz dieser Reaktion des Vereins dem Klub weiterhin die Treue gehalte und es scheint auch nicht so, dass es sie in ihrer Leistung oder Motivation gestört hat.

      1. Dein letzter Punkt ist genau der, den ich Flick vorwerfe.
        Die Strukturen beim FCB sind alt und etabliert.
        Andere Trainer waren da auch nicht unbedingt glücklich mit (siehe Kovaç), aber die sind professionell damit umgegangen, ohne öffentliches Theater zu veranstalten.

      2. “Das gleiche Recht, das Trainer einfordern, müsste man doch dann im Umkehrschluss auch altgedienten Spielern einräumen.”

        Man sollte in diesem Zusammenhang immer an den Spruch von Sacchi denken, dass ein guter Jockey kein Pferd gewesen sein muss – und umgedreht. Es soll ja beispielsweise in diesem Land Rekordspieler geben, der bei bestimmten Vereinen nicht mal als Greenkeeper anfangen dürften. Das dürfte zum Teil am Charakter liegen, aber eben auch daran, dass in den Innenräumen der Geschäftsstelle das Fussballspielen untersagt ist und es auf andere Qualitäten ankommt.

        Unterm Strich glaube ich, dass ein verdienter Spieler, der dies möchte und intellektuell dazu in der Lage ist, ein durchaus gefragter Gesprächspartner der sportlichen Leitung sein kann. Dann, wenn ohnehin ein Wechsel ins Management geplant ist, erst recht – und speziell, wenn es sie selbst betrifft. Wie angesäuert Neuer war, dass seine Meinung zum Thema Nübel nun nicht sonderlich gefragt war, wissen wir wohl noch alle.

      3. @Ju: Es ist übrigens interessant, dass Beckenbauer explizit jenen Spieler, der nicht als Greenkeeper taugt, ansprach, als es darum ging, dass man als Verein auch die Meinung von erfahrenen Spielern einholen sollte. Beckenbauer hat scheinbar viel vom Sachverstand von Matthäus gehalten.

    2. Dass der Trainer nicht die entscheidende Stimme in der Kaderplanung haben kann, ist klar. Aber andererseits fallen in dessen durchschnittliche Amtszeit 3-4 Transferfenster mit schätzungsweise 10-15 Neuverpflichtungen. Wenn auf allen Seiten Kompromissbereitschaft herrscht, sollte schon der eine oder andere Wunschtransfer dabei sein. In der Ära Flick war das nur bei Tiago Dantas der Fall, der nicht für die erste Mannschaft vorgesehen war. Und erfüllbar wäre der eine oder andere von seinen Wünschen schon gewesen – sicher kein Havertz, aber z.B. ein Werner (statt Sané). Oder wenn er unbedingt Götze haben will und der ablösefrei ist, holt man ihn eben, statt am letzten Tag Douglas Costa zu verpflichten, was eher in die Kategorie Verzweiflungstat fällt. Wenn jede einzelne Entscheidung gegen den Trainer geht, dann kann ich schon verstehen, dass er irgendwann stinking wird.

  6. Was Transferkomittees angeht, ist mir vor allem der Fall von Liverpool bekannt. Das hat mit diesem Modell ausgeprägte Höhen und Tiefen erlebt. Auf der einen Seite hat man 2014 die Suarez-Ablöse weitestgehend verbrannt und eine Reihe Spieler geholt, von denen sich kaum einer durchgesetzt hat. Einig war man sich auch nicht wirklich, an Balotelli hat der Trainer schon bei der Verkündung öffentlich Zweifel angemeldet (die natürlich begründet waren).

    Auf der anderen Seite hat der Verein mit Klopp dann die wohl beste Transferpolitik in Europa betrieben. Da gelang es auf einmal ständig, Spieler zu identifizieren, die genau in die Vorstellungen des Trainers passten und günstig zu haben waren. Mich würde mal interessieren, wie da das Arrangement aussah – hat Klopp etwa akzeptiert, dass das Geld anfänglich knapp war, er aber dafür das letzte Wort bei machbaren Transfers hat? Jedenfalls gab es nie ähnliche Unstimmigkeiten ind er Öffentlichkeit, obwohl Klopp jetzt weiss Gott kein Kind von Traurigkeit ist.

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    1. Wenn man da mal die zur Zeit oft ironisierte “Wertschätzung” bemühen darf. Wahrscheinlich kann man einen guten Teil der Wertschätzung, die ein Verein dem jeweiligen Trainer zukommen lässt, auch anhand seiner Einbeziehung in die Kaderplanung bemessen.
      Klopp ist da ein gutes Beispiel. Ab einem gewissen Zeitpunkt ging in Dortmund sicher gar nichts mehr an Klopp vorbei. Einmal natürlich seinen Erfolgen geschuldet, aber auch der offensichtlich außerordentlich guten Beziehung zwischen Watzke und ihm. Das dann im krassen Gegensatz zu seinem Nachfolger, der sportlich ja durchaus erfolgreich, sich vor allem auf der persönlichen Ebene mit Watzke zerstritt. Auch da ging es dann teilweise um Kadergeschichten.
      In Liverpool kam Klopp dann erstmal in schwieriger Situation als Retter und hatte wohl einen großen Vertrauensvorschuss. Da sich dann sukzessive die Erfolge einstellten, konnte dieser noch ausgebaut werden.
      Klopp (In Dortmund wie Liverpool) ist eines der besten Beispiele, wie ein Trainer sich langfristig einen Kader für seine Bedürfnisse zusammenbauen durfte, schmerzliche Entscheidungen inbegriffen. Ich denke dabei hat auch Klopp bei beiden Stationen nicht über Monate intensives Scouting betrieben, um seine Wunschspieler zu identifizieren. Das sollte das Zeitbudget eines Cheftrainers in unserer Zeit nicht hergeben. Aber man kann davon ausgehen, dass vorab Profile diskutiert und festgelegt wurden und das Scouting auf dieser Basis seine Vorschläge präsentierte.

      Bei uns gab es z.B. einen Heynckes der sich vor allem auf die enge persönliche Beziehung zu Hoeneß stützen konnte. Da flog dann nach einer titellosen Saison nicht der Trainer, sondern der Sportdirektor. Dem Trainer wurde dann noch mit Martinez gleich mal unser Rekordtransfer eingeräumt.
      Pep wurden sicher nicht alle seine Wünsche erfüllt, aber dass “Thiago oder nix” sein Kandidat war, ist Geschichte. Auch einen Xabi hat man anscheinend auf seinen speziellen Wunsch hin verpflichtet.
      van Gaal durfte immerhin zwei Jungs aus Holland mitbringen. Dem war seine Beteiligung im weiteren Verlauf auch deutlich zu wenig, wie er die ganze Welt wissen ließ.
      Im Gegensatz dazu der arme Jürgen Klinsmann. Der hatte zwar auch so seine Wunschliste, das einzige was er bekommen hat, waren allerdings ein paar Buddhas auf dem Dach.

      1. Und Landon Donovan! Wenn auch zum Glück nur testweise, laut Gerland hätte der ja nicht mal für die zweite Mannschaft getaugt.

    2. @HM: Ja, an das berühmte Transferkomitee bei Liverpool musste ich auch denken. Das hatte ja in England zu Zeiten von Rodgers schon fast mythenartige Ausmaße angenommen. Es fühlte sich fast so an, als würde nicht nur das Schicksal Liverpools, sondern fast des gesamten englischen Fußballs an diesem einen Transferkomitee hängen. Aber dann sind die englischen Medien in dieser Hinsicht ja auch unvergleichlich.

      In der Praxis wird es so sein, dass es bei den meisten Vereinen ein wie auch immer geartetes Transferkomitee geben wird, ob nun formell institutionalisiert oder informell in Form eines mehr oder weniger regelhaften Austauschs zwischen den Verantwortlichen. Ich habe damals das große ballyhoo rund um Liverpools Transferkomitee daher auch nie verstanden. Es dürfte doch klar sein, dass es sich nur die wenigsten Vereine leisten, die Transfers und Kaderplanung alleinig in die Hände des Trainers oder (XOR) eines Sportverantwortlichen zu legen und nicht die Vorstellungen beider Seiten einzuholen.

  7. Hallo Alexander, herzlichen Dank für diesen gelungenen Artikel. Dies ist wirklich eine ausführliche und zum Teil angenehm abstrakte Auseinandersetzung. Die wertenden Passagen sind dünn gehalten, man gewinnt den Eindruck eines unvoreingenommenen Autors, der nicht Partei ergreifen, sondern lediglich analysieren möchte.

    Auch aus meiner Sicht ist die Abgrenzung zwischen strategischer Planung der Führungsebene und kurzfristigem Horizont des leitenden Angestellten Trainers durchaus richtig und sinnvoll. Spannend wird es – wie im Artikel ja auch herausgearbeitet – bei der Verzahnung, was den Übergang von kurzfristigen zu mittelfristigen Entscheidungen sowie diverse Grauzonen und Symbiosen angeht.

    Festzuhalten ist auf konkreter Ebene, wenn man nun mal mit etwas Abstand auf die Aussagen der Beteiligten in den letzten 15 Monaten blickt, dass mit einem kursierenden Märchen aufgeräumt werden kann. Nämlich, dass eine Einbindung Flicks in die sportliche Planung unerwünscht gewesen wäre sowie im Umkehrschluss, dass dieser sich in Prozesse hätte einmischen wollen, bei denen er nicht teilhaben sollte. Flicks Meinung war gefragt, sie wurde gehört – und irgendwo im folgenden Prozess rutschte die Kuh immer weiter aufs Eis.

    Die Einbindung des Trainers in strategische Fragen ist ohnehin ein wenig wie die Henne und das Ei: Entweder man ist davon überzeugt, dass der Trainer als wichtigster und prägnantester Angestellter des Vereins ein überragender Fachmann und der Richtige für diesen Job ist. Dann wird er auch ein wichtiger Gesprächspartner bei strategischen Fragen sein, auf dessen Expertise man ungern verzichten möchte und dessen kurzfristige Wünsche man bemüht ist zu erfüllen, insofern dies als Teil der Gemengelage möglich ist. Oder eben, man hat Zweifel an seinem wichtigsten Angestellten, dann wird man ihn eher außen vor halten. Selbstverständlich war es beispielsweise richtig, Kovac’ Transferwünsche zu ignorieren. Jedoch nicht aus theoretischen Überlegungen bezüglich des Treffens von Entscheidungen. Sondern aus dem rein praktischen Grund, dass er offensichtlich weder kurz- noch langfristig der richtige Mann war und man deshalb auf seine Expertise lieber verzichten wollte.

    @Jo hat oben die schöne Formulierung getroffen, dass eine Beteiligung um der Beteiligung willen gar nichts bringt. Das stimmt! Wenn ich meinen Trainer für jene Fachkraft halte, die er sein sollte, dann werde ich ihn gern beteiligen – immerhin bin ich für guten Rat dankbar. Je langfristiger und strategischer die Entscheidung wird, desto stärker werde ich mir dann die eher kurzfristige Denkweise eines Trainers vor Augen führen und dann auch mal seinen Standpunkt verwerfen müssen – wofür dieser wiederum Verständnis zu haben hat. Je kurzfristiger die Entscheidung ist und je weniger weitreichend die Folgen sind, desto stärker sollte ich dann aber auch gewillt sein, mich auf die Expertise meines Trainers zu verlassen und ihn mit entsprechenden Handlungen bestmöglich zu unterstützen. Der Trainer ist der Verantwortliche für das Tagesgeschäft. Er weiß besser als sein Vorgesetzter, was die Mannschaft kurzfristig besser machen würde. Genauso wie sein Vorgesetzter besser wissen sollte, was langfristig gut für Unternehmen und Mannschaft ist. Wenn es nämlich umgedreht wäre, dann würde der Sportvorstand die Mannschaft selbst trainieren und der Trainer nicht die Nationalmannschaft übernehmen, sondern den Sauhaufen beim DFB aufräumen.

    Am konkreten Beispiel: Wenn man sich – was als gesichert gelten kann – auf die gemeinsamen Transferziele Dest und Hudson-Odoi geeinigt hat, diese sich jedoch im Rahmen einer vernünftigen Gesamtstrategie nicht realisieren lassen, dann wird dies kaum für Ungnade sorgen – von Enttäuschung eventuell mal abgesehen. Sicherlich wird die Stimmung hier etwas von der Tatsache getrübt, dass man letztlich doch Dests Preis bezahlt hätte, vor dem man sich die ganze Zeit gesträubt hat, dieser dann zu diesem Zeitpunkt jedoch lieber zu Barca wollte. Brazzo hat hier eben gepokert und verloren. Ich kann mir schwer vorstellen, dass hieraus ein handfester Streit entbrannt ist. Flick wird sich geärgert haben. Aber es gehört nun mal zum Geschäft, dass man sich auch mal verzockt. Die sportliche Leitung hat hier auf die Expertise des wichtigsten und kompetentesten Angestellten gehört und nach bestem Wissen und Gewissen versucht, das Besprochene umzusetzen. So macht man das. Dass es sich nicht umsetzen ließ, gehört dazu. Nur wurde an anderer Stelle leider nicht entsprechend gehandelt. Ist ein Zwei-Jahresvertrag für Mario Götze wirklich eine so viel strategischere Entscheidung als ein Ein-Jahresvertrag für Douglas Costa? Hätte ein Verlängerungsangebot für Boateng wirklich langfristig für größeren Schaden gesorgt, als er kurzfristig genützt hätte? Wären gerade diese beiden Personalien nicht unter dem Motto „kleine Geschenke erhalten die Freundschaft“ aus strategischer Sicht besser anders entschieden wurden, wenn man damit seinen wichtigsten Angestellten zufrieden stellen könnte, der exzellente Arbeit leistet? Anders gefragt: War das verwehren dieser Zugeständnisse die Weltrekord-Ablöse für Nagelsmann samt sämtlicher Folgeprobleme wert? Ist nicht genau eine solche Abwägung Ausdruck von strategischem Handeln? Steht und fällt die Bewertung der Nicht-Verlängerung mit Boateng nun mit dem endgültigen Fazit der Nagelsmann-Ära ? ;)

    Ich für meinen Teil bin sehr gespannt, was man in den nächsten Wochen noch zu dieser Sache erfahren und insbesondere wie die Zusammenarbeit mit Nagelsmann funktionieren wird. Deutlicher als durch diese Ablöse kann man einem Menschen ja gar nicht suggerieren, dass er die absolute Wunschlösung und seine Expertise daher höchst gern gesehen ist. Und fest steht natürlich auch: Nochmal kann es sich der Verein nun nicht leisten, dass Probleme in Entscheidungsfindung, der Abgrenzung von Aufgabenbereichen und allgemein der Weisungsstruktur öffentlich werden. Sonst nimmt man den handelnden Personen jegliche Autorität, insofern diese noch vorhanden ist oder je vorhanden war. Eine unangenehme Situation!

    Antwortsymbol3 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. @Ju: Mir gefällt der vorletzte Absatz besonders gut. Natürlich wird man es nicht schaffen, alle Wünsche des Trainers zu erfüllen – selbst wenn man es von Vorstandsseite wollte. Aber der Eindruck, dass man so gut wie gar nichts von dem getan hat, was der Trainer wollte, ist schwer von der Hand zu weisen. Dabei geht es gar nicht um den Einzelfall, aber wäre eine Verlängerung von Boateng wirklich ein Drama gewesen? Oder die Verpflichtung eines ablösefreien Mario Götze? Und bevor jetzt wieder die üblichen Argumente kommen, die ja stichhaltig sein können: es geht um das Gesamtbild, ob man dem Trainer auch mal entgegenkommt oder nicht. So entstand ja eher der Eindruck, dass man die Wünsche des Trainers fast immer für übertrieben teuer oder zu dumm gehalten hat, während man seinem Vorgänger mal eben zwei Abwehrspieler für 115 Mio geschenkt hat. Hier wäre der Begriff der (fehlenden) Wertschätzung wohl wirklich mal angebracht.

    2. @Ju: Danke für deine wertschätzenden Worte und deinen sehr ausführlichen Kommentar, den ich mit Genuss gelesen habe. Ich stimme dir in fast allem zu, insbesondere deinem überzeugend vorgetragenen Argument, dass kleine Geschenke die Freundschaft erhalten und sich vordergründig finanziell vielleicht nicht lohnende Transfers aus Sicht der Teamchemie und als Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung fallweise dennoch lohnen können. Der Meinung bin ich auch.

      Nur in einem Punkt möchte ich dir widersprechen: Entweder man erachtet den Trainer per se als wichtigen Partner in der sportlichen Zusammenarbeit, dessen Wort auch in die strategische Planung des Vereins einfließen sollte, oder nicht. Man kann das meines Erachtens nicht von konkreten Personen abhängig machen, nach dem Motto: Auf Kovacs Meinungen legen wir keinen Wert, aber Nagelsmann hören wir gerne zu. Das würde erstens im Subtext die ziemlich unverblümte Aussage transportieren, dass man Kovac für inkompetent hält – woran sich wiederum die logische Frage anknüpft, warum man ihn dann überhaupt erst verpflichtet hat. Wie kann man einen Trainer verpflichten, von dem man schon vor seinem Amtsantritt weiß, dass er nicht gut ist? – und zweitens würde es diesem (für unqualifiziert gehaltenen) Trainer auch genau das vermitteln. Er kann ja deutlich erkennen, das sein Vorgänger bei allen möglichen Fragen Mitspracherechte hatte, er aber nicht.

      So geht das meiner Meinung nach also nicht. Die Definition der Mitsprache- und Entscheidungsrechte eines Trainers in den sportlichen Belangen eines Vereins muss meines Erachtens unabhängig von der konkreten Person für alle gleich definiert werden, ansonsten begibt man sich auf ein kommunikatives und organisatorisches Minenfeld, auf dem bei jedem Schritt eine neue Mine zu explodieren droht.

      1. @Alexander
        Danke gleichfalls für deine Antwort.

        Ja, ich verstehe vollkommen was du meinst. Letztlich geht es um die Frage, ob hier ein solch strenger Dogmatismus angebracht, nötig und zielführend ist. Richtig ist, dass mit der Suggestivfrage, ob der Trainer als wichtigster sportlicher Angestellter nicht für jede sportliche Leitung folgerichtig ein wertvoller Gesprächspartner in strategischen Fragen sein muss, auch die entsprechende Antwort verbunden werden muss: Ja, auf die Expertise eines solchen Fachmanns sollte man nicht freiwillig verzichten. Gerade Kovac liefert jedoch das Beispiel für ein ABER, weswegen ich dir hier leise widersprechen möchte: Es gibt auch auf wichtigen leitenden Positionen kontroverse Besetzungen. Gerade bei Kovac war es ja nun so, dass weder der Chef des ihn letztlich einstellenden Gremiums (Rummenigge), noch der direkt übergeordnete Manager (der damalige Sportdirektor Salihamidzic) von seiner Berufung überzeugt waren. Wir haben nun also einen leitenden Angestellten, der mit Vitamin B von ganz oben durchgedrückt wurde, während Geschäftsleitung und mittleres Management eine andere Lösung präferiert hätten und den neuen Kollegen nun nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Dass seine Vorgesetzten dann zuerst mal nach dem Motto agieren, dass er erstmal beweisen müsse, ob er der Aufgabe gewachsen sei, bevor man ihm weiterreichende Befugnisse zugestehen und ihn bei strategischen Fragen hören möchte, halte ich für absolut normal.

        Hiervon abgeleitet möchte ich auch den von dir vorgeschlagenen Dogmatismus gern etwas eingeschränkt wissen. Jeder Mensch ist anders, jede Interaktion ist anders. Eine Stelle kann mit einem aufstrebenden Jungspund besetzt werden, der sich zuerst einmal beweisen muss. Diesen wird man zuerst einmal beobachten und ihm, wenn er sich bewiesen hat, weiterreichende Entscheidungsmöglichkeiten zugestehen, in die mittelfristige Planung einbinden, ihn als wichtigen Experten bei spannenden Fragestellungen schätzen. Auf der anderen Seite kann die Stelle mit einer erprobten Spitzenkraft besetzt werden, die die Tauglichkeit für die Aufgabe nachgewiesen hat, die ihre Fähigkeiten als Führungskraft unter Beweis gestellt hat; die man vielleicht sogar geholt hat, um ihr weitreichende Kompetenzen zu übertragen, weil sie eben nachgewiesenermaßen eine Spitzenkraft ist. Letztlich bin ich der Auffassung, dass für einen Trainerposten bei Bayern München lediglich letzterer Typ infrage kommen darf. Ergo sollte der Trainer ein wichtiger Partner bei diversen Fragestellungen sein – alles andere wäre dumm. (mit der Einschränkung, dass bei Vorbehalten, ob der Neue eine auf Vitamin B oder den persönlichen Befindlichkeiten eines Entscheiders beruhende Fehlbesetzung ist, anders agiert werden sollte)

        Dennoch würde ich hier das Erfordernis einer Entwicklung feststellen. Die Einbindung des Trainers in strategische Fragen muss wachsen und zwar proportional zum gegenseitigen Vertrauensverhältnis sowie den gemeinsamen Erfolgen. Und schon allein deshalb, weil die Stimme des über Jahre erfolgreiche Veteranen oder des Sextuple-Trainers ganz automatisch ein anderes Gewicht haben muss, als die eines noch etwas beäugten Neulings, wird hier niemals eine dogmatische Lösung funktionieren. Du hast geschrieben, “entweder man erachtet den Trainer per se als wichtigen Partner in der sportlichen Zusammenarbeit, dessen Wort auch in die strategische Planung des Vereins einfließen sollte, oder nicht. Man kann das meines Erachtens nicht von konkreten Personen abhängig machen”. Ich glaube, das ist realitätsfern. Die Frage, wen man bei etwas einbindet, kann von zwei Dingen abhängen: 1. Vom Recht (ob nun durch Gesetz, Satzung oder Gewohnheitsrecht) 2. von der Person. Wenn Person A, die eine Sache zu entscheiden hat, auf die Meinung von Person B wert legt, dann entscheidet Person B mit – ganz egal ob ich diese nun vorher als Mit-Entscheider definiert habe und ob die Person C, die exakt die gleiche rechtliche Stellung wie B hat oder hatte, ebenfalls mitentscheiden darf/durfte. Man könnte also herunterbrechen, dass die entscheidende Person der A ist, in dessen Entscheidungsgewalt es fällt, ob der B nun einen Mehrwert in der Entscheidungsfindung bringt, oder nicht. Und ob diese Person A bei uns die Kompetenz hat, diese Entscheidung zu treffen und WER die der A denn überhaupt tatsächlich ist – das ist doch der entscheidende Punkt.

  8. Corporate Governance ist ein komplexes Thema und es steht außer Frage, dass der FC Bayern nach Flick sein System anpassen muss.

    Man kann es allerdings auch sehr einfach sehen: das System Manager vs. Head Coach kennt man aus dem US-Sport und hier sind die Aufgaben klar verteilt. Der General Manager stellt den Kader zusammen im Austausch mit dem Head Coach. Head Coaches kommen und gehen, GM’s bleiben etwas länger. Die Erfolge sind freilich unterschiedlich, das System funktioniert seit Jahrzehnten aber Sportart-übergreifend und ist institutionalisiert.
    Was nicht vorkommt, ist dass ein Trainer nach dem Titelgewinn oder mehrerer Titel kurz danach wegen Unstimmigkeiten den Verein freiwillig verlässt. Jeder Verein hätte alles getan, diesen Coach zu halten. Und oft (z.B im Football) hätte vermutlich sogar der General Manager den Posten räumen müssen. Selbst in den konservativ geführten Clubs. Das einmal zur Einordnung moderner Unternehmensführung.

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. Wie oben in meinem Beispiel beschrieben.
      In jeder normalen Organisation wäre der Berufsanfänger für als zu leicht befunden und durch ein kompetentes heavyweight ersetzt worden. Ist aber nur eine Frage der Zeit.

  9. Zweifellos ein weites und schwieriges Feld, die Entscheidungsfindung in Unternehmen. Es ist im Prinzip richtig, daß bspw die langfristige Kaderentwicklung hauptsächlich unter der Ägide des Sportvorstands/Sportdirektors geplant wird. Dennoch sollte der Bereich “Langfristige sportliche Ziele” sicherlich nicht ohne zumindest den Input des Trainers entschieden werden. Der ist, so er der richtige Mann für seinen Job ist, im sportlichen Bereich nämlich idealerweise kompetenter als der Sportvorstand (der üblicherweise mehr Generalist sein muß, mit Überblick über langfristige finanzielle/strukturelle Entwicklungen), und kann deshalb unrealistische Vorstellungen ggflls im Keim ersticken.

    Das Problem ist ja allgemein in der Wirtschaft virulent. Ich arbeite schon recht lange in einem größeren Unternehmen an der Entwicklung von Embedded SW. Jeder einigermaßen erfahrene Entwickler ist hier in Bezug auf das, was technisch sinnvoll und möglich ist (das Äquivalent der sportlichen Planung in einem Fußballverein), unendlich viel kompetenter als das mittlere Management. Entscheidungsstrukturen, wie oben beschrieben, bei denen die langfristige Planung ohne Input des Trainers bzw der Entwickler stattfindet, lassen jedes größere Projekt relativ zuverlässig scheitern (man muß den Input natürlich nicht nur einholen, sondern auch ernstnehmen). Daß die letztlich getroffene Entscheidung vom Management kommt, ist für langfristige Unternehmensausrichtungen natürlich normal – auch hier gilt: der Chef muß nicht unbedingt technisches Detailwissen haben, er muß allgemeiner ausgerichtet sein.

    Wirklich problematisch wird es dann, wenn eher kurzfristige Entscheidungen anstehen (wie z.B. Personalplanung für das kommende Jahr, Ausgaben für technische Infrastruktur, etc). Hier sollte jeder Manager dringend auf seine im entsprechenden Fachbereich im Detail kompetenten Mitarbeiter hören – die können nämlich, anders als der Chef, einschätzen, was wirklich notwendig ist. Um den Bogen zurück zum Fußball zu schlagen: die Entscheidung, die Gehaltsstruktur des Kaders nicht zugunsten von Alaba zu zerstören, ist langfristig ausgerichtet, und sicher nicht vom momentanen Trainer abhängig. In den Fällen Boateng und RV liegt das aber eher anders: ob man Boateng ein Angebot für ein weiteres Jahr, mit aufgrund der Rahmenbedingungen verringerten Bezügen, ist eine kurzfristige, sportliche Entscheidung. Die kann (und sollte) man durchaus stark vom Input des Trainers abhängig machen. Es hätte natürlich sein können, daß Boateng ablehnt – aber das Angebot gar nicht zu machen, ist ein Affront gegen einen Trainer, der völlig unnötig einen für ihn wichtigen Spieler verliert. Auch der RV-Backup ist ja eine eher kurzfristige Frage, d.h. auch hier sollte der Trainer in der finalen Entscheidung relativ viel Einfluß haben.

    Um nochmal den Vergleich aufzugreifen: in meinem Unternehmen ist es so, daß die Leute im mittleren (und oberen) Management kommen und gehen. Der Unterschied ist kaum bemerkbar. Wenn allerdings ein Entwickler mit langjähriger Erfahrung und Expertise plötzlich nicht mehr da ist, sei es, weil er in Rente geht oder aus anderen Gründen den Arbeitsplatz wechselt, dann reißt das eine Lücke, die i.a. nicht einfach, und nie sofort gefüllt werden kann. Das ist im Fußball doch nicht anders: einen Trainer zu ersetzen, der gut mit der Mannschaft gearbeitet hat, kann richtig schwer sein (s. Rehagel & Bremen, Klopp & Dortmund, in gewisser Weise Guardiola bei uns) – glaubt jemand ernsthaft, daß es genauso schwer wäre, Salihamidzic oder Zorc zu ersetzen? Womit nicht gesagt ist, daß Flick der ideale Trainer war, aber eine Managementstruktur, die bei fachlichen Entscheidungen zu oft ein “Friß oder stirb” nach unten kommuniziert, wird jedem bis dahin erfolgreichen Unternehmen und auch einem erfolgreichen Verein wie Bayern früher oder später auf die Füße fallen.

    Just my 1.5 cents…

    Antwortsymbol6 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Etwas mehr als das.
      Absolut richtig beschrieben.
      Es geht hier auch garnicht, das Flick dem Vorstand irgend welche Kompetenzen abspenstig machen wollte, sondern einzig und allein darum, das der Vorstand aus welchen Gründen auch immer, nur Meinungen eingeholt, dann aber nach friss oder stirb Manier konsequent anders entschieden hat.
      Wie oft hat man ranghöhere aber inkompetente Leute erlebt, die wider besseren Wissen, ihr Ding durchgezogen haben. Lange waren die nie da.

    2. Was in Deinem Vergleich zum Unternehmen fehlt, ist die spezielle Situation, dass derjenige, der theoretisch die strategischen Entscheidungen treffen sollte, diese ziemlich offensichtlich nicht treffen darf, sondern wahlweise vom Noch-Vorstandvorsitzenden oder gar vom ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden vorgeschrieben bekommt.

      Das wäre so, wie wenn ihr als Entwickler mit dem Abteilungsleiter klarmacht, dass ein neuer Kollege eingestellt werden soll und dann von oben die Entscheidung kommt, stattdessen eine neue Hardware gekauft wird, die aber leider nicht das kann, was ihr wirklich braucht. Und wenn ihr dann den Abteilungsleiter zur Rede stellt, warum er das zugelassen hat, verkauft er euch gegenüber die Entscheidung plötzlich als seine und begründet sie mit fadenscheinigen Argumenten.

      So ähnlich stelle ich mir zumindest die Problematik zwischen Flick und Salihamidzic vor – man bespricht gemeinsam, wer den Kader verstärken könnte, Brazzo sagt zu, den einen oder anderen davon zu holen; dann passiert lange gar nichts, schließlich wird auf den letzten Drücker ein ganz anderer, unpassender verpflichtet. Und dann verweist der “Chef” gegenüber dem Trainer auf seine Richtlinienkompetenz und sagt mutmaßlich pampig “Da hast Du Deine Verstärkung, jetzt halt endlich still” …
      Gut, ist jetzt viel Phantasie dabei, aber wenn es so oder so ähnlich gelaufen ist, könnte man verstehen, dass Flick irgendwann keien Lust merh hatte.

    3. @GS
      Gut beschrieben.

    4. @JP: Wenn man bei euch im Unternehmen nicht merkt, wenn im mittleren Management einer geht und einer kommt, dann habt ihr zu viele Hierarchieebenen und möglicherweise zu viele Abteilungen. ;-)

      1. Dem würde ich nicht widersprechen, wobei das bei Unternehmen dieser Größe womöglich sogar unvermeidbar ist :)

  10. Relativ viel Text für die simple Frage:
    Will ich einem frisch zum Chef beförderten ehemaligen Assistenztrainer ohne nennenswerte Vita als Vereinstrainer eine carte blanche bei der Einstellung des Personals geben.
    Auch durch den CL Erfolg hat sich die Bewertung ja nicht grundlegend geändert und die Entwicklung 2020/21 gibt dem Verein da letztlich recht.

    Was mich immer amüsiert ist, dass Entscheidungen auf Vorstandsebene hier oft seitens der Kommentierenden ohne Kenntnisse der Interna als unprofessionell dargestellt werden.
    Der FCB ist ein Unternehmen mit einem Umsatz von fast 1 Mrd., das höchste Expertise, sportlich und ökonomisch, in Vorstand und Aufsichtsrat hat.
    Wenn eine Entscheidung dieser Gremien nicht der gewünschten entspricht, heißt das nicht, dass der Verein bzw. die AG , wie ein Frittenbude geführt wird und ein unfähiger Sportvorstand wild läuft oder Hoeneß Intrigen spinnt.
    Es ist schlicht der bestgeführte Verein, sportlich und ökonomisch, und der einzige Verein aus der Superleague Riege, der keine Schulden hat, nicht an am Tropf eines Oligarchen hängt und sich stets an das FFP hält und das bei stetigem Erfolg.

    Vielleicht kommt einmal der Tag, an dem man sein sportliches Wohl voll nur einem Trainer anverantworten muss.
    Aber da ist man doch sehr weit von entfernt und die ganze wirtschaftliche und sportliche Entwicklung der Jahre seit 2009 stützt doch den Kurs, Entscheidungen eben eher langfristig professionell und nicht situativ zu treffen.

    Antwortsymbol22 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. ‚ Will ich einem frisch zum Chef beförderten ehemaligen Assistenztrainer ohne nennenswerte Vita als Vereinstrainer eine carte blanche bei der Einstellung des Personals geben‘

      Stimmt genau, darum gehts. Weltherrschaft für Flick. Nicht um die Abwägung des ‚ob‘ und ‚wie‘ bezüglich der Einbindung. Nicht um Kommunikation und Öffentlichkeitsauftritt. Aber wenn du schon dabei bist, würde ich vorschlagen, die Einstellung des Personals nicht dem ehemaligen Assistenztrainer, sondern einem absoluten Greenhorn ohne jede Erfahrung oder nachgewiesenen Management-Qualitäten zu überlassen. Aber das sollte in diesem Milliarden-Unternehmen ja undenkbar sein ;)

      1. @Ju:
        Das Märchen von “Brazzo dem Alleinentscheider” ist doch echt beerdigt.
        Insofern hast du natürlich Recht. Es ist undenkbar.

      2. Natürlich ist das Blödsinn. Genauso wie diese Allmachts-Phantasien-Unterstellungen gegenüber Flick. Das ist alles Polemik.

      3. +1
        Allerdings hat Salihamidzic bisher mehr bewegt als alle seine Vorgänger in ihrer gesamten Amtszeit zusammen. Allein das rechtfertigt doch seine Weltherrschaft?
        Nur gut dass bisher niemand Hoeneß gesagt hat was das über seine Vergangenheit beim FCB aussagt.

    2. Man braucht keine Internas zu kennen um erkennen zu können das der Berufsanfänger völlig inkompetent und überfordert in seinem Job ist

    3. Die Frage ist doch, ob die höchste Expertise noch vorhanden ist. Sie war es in der Vergangenheit. Aber aktuell? Gerade Brazzo ist nun keiner, der irgendetwas vorzuweisen hat. Kein Posten in irgendeiner Form, der auch nur annähernd mit seinem aktuellen Job zu tun hat. Er war mal Spieler bei uns. Aber auch keiner, der erkennbar über den Tellerrand hinaus geschaut hat oder sich groß Gedanken gemacht hat. Und bisher hat er auch hauptsächlich sehr teuer oder sehr billig gekauft. Aber im mittelpreisigen Segment (15-30 Mios), das für unsere Kaderbreite und -qualität bisher von Bedeutung war (Thiago, Coman, Süle) gibt es bisher keine neuen Spieler. Dafür durfte er die drei teuersten Transfers der Vereinsgeschichte tätigen (Hernandez, Sané, Upamecano), obwohl wir gerade dort auch viele Enttäuschungen erlebt haben (Tolisso, Götze, Sanches). Hier gehen wir gerade sehr viel Risiko, das Festgeldkonto zu vernichten, zumal wir zuletzt so viele ablösefreie Abgänge von zentralen Spielern wie nie zuvor zu beobachten haben (Thiago, Alaba, Boateng). Das zweifle ich schon an der Expertise im sportlichen Bereich.

      1. Ganz abgesehen davon, dass wir uns hier massiv im Kreis drehen, vor allem bei BM und 918 denke ich mir immer mehr
        “You spin me right ‘round, baby, right ‘round
        Like a record, baby, right ‘round, ‘round, ‘round
        You spin me right ‘round, baby, right ‘round
        Like a record, baby, right ‘round, ‘round, ‘round” oder, mehr mein Musikgeschmack “Like a broken record stuck before a song
        A million beginnings, none of them the one”

        argumentierst du eher wirtschaftlich (Ablösesummen etc) um dann die Expertise im sportlichen Bereich anzuzweifeln. Ich sehe das etwas anders. Denn trotz der ganzen Unfähigkeit und Enttäsuschungen haben wir die erfolgreichsten Jahre hinter uns und einen immer noch sehr starken Kader. Und, auch ich wiederhole mich, es ist schon erstaunlich, dass Brazzo hier oft vorgeworfen wird, dass die ganzen Stützen der Mannschaft VOR ihm verpflichtet wurden (ja soll er die denn rausschmeißen um zu beweisen, dass er auch eine Mannschaft zusammenstellen kann?) wird bei Flick, der mit eben diesem, von ihm ja nicht in Verantwortung zusammengestellten Kader so erfolgreich ist, das auf ihn attribuiert. Für Neuers und Lewandowskis Leistungsfähigkeit kann glaube ich weder der eine noch der andere was. Und die waren die Erfolgsgaranten letzte und diese Saison.

      2. @JOP
        Ich verstehe deine Faszination für meine Person völlig.
        Ein wenig Besorgnis erregend ist es allerdings schon dass jeder deiner Posts sich in irgendeiner Form auf mich bezieht.
        In anderen Lebensbereichen würde man das Stalking nennen :-)

        Für einen gelungenen Einstieg ins Wochenende ebenfalls eine musikalische Inspiration für dich.

        “And so you’re back
        From outer space
        I just walked in to find you here with that sad look upon your face
        I should have changed that stupid lock, I should have made you leave your key
        If I’d known for just one second you’d be back to bother me.”

      3. @JOP: Beim Sportvorstand gehen halt das Wirtschaftliche und Sportliche zusammen. Und wenn Brazzo auf der sportlichen Ebene Spieler identifizieren würden, die entweder ablösefrei, für eine geringe Ablöse oder im mittleren Preissegment zu haben wären und die uns weiterhelfen, dann folgt daraus, dass man wirtschaftlich gut arbeitet. Leider hat er bisher nur hochpreisige Spieler gefunden/geholt oder ganz günstig gekauft, zudem kam Goretzka ablösefrei. Wenn man sich diese Bilanz anschaut, dann stelle ich fest, dass es etliche teure Spieler gab, von denen aber keiner ein echter Leistungsträger geworden ist (nein, auch Sané nicht, denn der hat seine Scorerpunkte kaum gegen die Top-6 der Liga geholt) – außer Pavard. Dazu gab es Goretzka (ablösefrei, guter Transfer) und Davies (eher günstig, guter Transfer). Nachhaltig ist das bei den Summen, die alleine Hernandez, Sané und Pavard zusammen gekostet haben, noch nicht- Und die Leihen waren/sind ja alle nach 1 Jahr wieder weg. Dazu kommen dann halt die Sarrs und Rocas im Kader sowie Leihspieler wie Cuisance oder auch fast vergessene Transfers wie Arp. Auf der sportlichen Ebene stelle ich dann fest, dass teilweise in Summe durch die vielen “kleinen” Transfersumme auch noch einiges an Geld ausgegeben wurde, ohne viel sportlichen Ertrag zu bringen – wäre da nicht Davies, dann sähe das Bild eigentlich katastrophal aus. Dazu schaue ich mir die Abgänge an, die keine oder nur wenig Ablöse bringen, wenn man den eigentlichen Wert der Spieler taxiert (Alaba, Boateng, Thiago). Sportlich ist der Kader bestenfalls auf vergleichbarem Niveau geblieben wie vor der Zeit von Brazzo. Die Breite ist nicht mehr so da und die Qualität auf den Plätzen 11 bis 15 ist auch eher dünner geworden. Finanziell dagegen haben wir neue Rekorde gebrochen, denn alleine dire drei Transfers von Upamecano, Sané und Hernandez sind die drei teuersten in der Vereinsgeschichte. Da gibt es schon ein klares Mismatch und das Problem ist, dass wir keine Spieler mehr im mittleren Preissegment verpflichten. Ob das gewollt ist oder eher der mangelnden Verhandlungsgeschicke von Brazzo geschuldet ist, vermag ich nicht endgültig zu sagen. Aber wenn man sich die Unruhen bei den Vertragsverlängerungen in den letzten zwei Jahren ansieht, dann scheinen mir die Kompetenzen der Sportvorstands auch da eher stark ausbaufähig.

      4. @Herrispezial:
        Unser drittbester Scorer ist kein echter Leistungsträger, weil er diese Scorerpunkte nicht gegen die Top 6 der Liga geholt hat. :D
        Muss man erstmal drauf kommen.
        Heißt im Umkehrschluss doch nur, dass er sehr solide abgeliefert haben muss, sonst hätte er nicht diese Leistungsdaten.

        Das wir einen Trainer hatten, der nicht gern rotiert kann man weder den Spielern, noch dem Sportvorstand vorwerfen. Leistungsmäßig hätten sich sowohl Roca, als auch Hernandez und Musiala deutlich mehr Einsatzzeiten verdient.
        Das Spiel gegen Union Berlin hat gezeigt, dass man grundsätzlich deutlich mehr aus dem vorhandenen Spielermaterial hätte machen können.
        Apropos Musiala. Gibt es einen Grund, dass du die Verpflichtung und langfristige Bindung an den Vereins dieses Ausnahmetalents, so konsequent ignorierst?
        Bringst es nicht übers Herz Salihamidzic was anzurechnen?

      5. Mal eine Rückmeldung auf der persönlichen Ebene: Wieso kommst Du eigentlich erst einmal immer mit einen völlig unnötigen Kommentar: “Muss man erstmal drauf kommen” – was genau möchtest Du damit sagen? Ich hab da echt keinen Bock mehr drauf. Und dass Du das nach all den Diskussionen nicht gelernt hast, belegt für mich, dass Du anscheinend nicht lernen kannst oder willst, wie man angemessen diskutiert.

        Ich gehe dann mal auf die Sachebene:

        Zu Sané: Ja, gegen schwache Teams in der Liga zu scoren ist schön, aber am Ende zählt es in den wichtigen Spielen. Dort musst Du da sein. Erst recht, wenn Du 50 Mios gekostet hast, denn vor allem dafür nimmt der Verein so viel Geld in die Hand. Und da kommt halt nicht so viel bei rum.

        Und meinetwegen nimm halt gerne Musiala dazu, wenngleich 780 Minuten in der Liga jetzt noch kein Nachweis für seinen Durchbruch sind. Doch auch da gilt: er hat ein hohes Gehalt mit der Verlängerung bekommen.

        Und damit steige ich dann wieder aus, da ich nicht erwarte, dass Deine Kommentare ausschließlich auf der Sachebene bleiben können.

      6. Das scheint die Frage aller Fragen zu sein:
        Was haben die Römer, ähm Brazzo je für uns getan?

      7. @wohlfarth: Was genau möchtest Du damit sagen?

      8. @Herrispezial:
        Du möchtest, dass man dir sachlich und mit Respekt begegnet,aber deine Beiträge sind in hohem Maße unsachlich und Respektlos.
        Da wundert es dich, dass du hier eher müde belächelt wirst?

        Ich finde bei Sanè kommt ne ganze Menge rum, vor allem wenn man etwas fair bleibt und sich die Umstände anschaut. (Neue Mannschaft, Kreuzbandriss,etc.)

        https://www.abendzeitung-muenchen.de/sport/fcbayern/zweikampfstarker-ballkuenstler-leroy-sane-ueberzeugt-auch-im-topspiel-art-711486

        Und wenn du den Vorwurf erheben möchtest, dass Musiala noch nicht so viel gespielt hat, dann bitte an die richtige Adresse.
        Kleiner Tipp: Brazzo ist die Falsche.

      9. Nee, Alter, so echt nicht. Du nimmst Dir hier raus, etwas als respektlos und unsachlich zu bewerten, weil es Dir nicht in den Kram passt. Wie immer ist jede Diskussion sinnlos zwischen uns, denn dafür müsstest Du einfach mal lernen, diese ganzen Zwischentöne wegzulassen. Es wäre so leicht, diese Tonalität zu unterlassen, wenn man sich ein wenig reflektieren könnte, Ich habe wiederholt versucht, Dich darauf hinzuweisen und da Du es dennoch nicht änderst, ist mir inzwischen klar, dass es Dir um etwas ganz Anderes geht. Also kommentiere gerne weiter meine Beiträge, ich werde Deien Kommentare wieder ignorieren. Schade, ich hatte gehofft, dass Du nach all den Auseinandersetzungen etwas gelernt hättest und wollte Dir noch einmal eine Chance geben. Aber leider konntest oder wolltest Du sie nicht nutzen.

      10. @wohlfarth: “Das scheint die Frage aller Fragen zu sein:
        Was haben die Römer, ähm Brazzo je für uns getan?”

        Frage nicht: Was tut Brazzo für mich?
        Frage lieber: Was kann ich für Brazzo tun? ;-)

      11. @Herrispezial:
        Nee, Alter. Da gibt es nichts zu beschönigen.
        Quasi jeden Transfer der letzten Jahre schlechtzureden, oder gute Transfers kleinzureden, bzw. ganz zu unterschlagen ist hochgradig Respektlos und unsachlich.

        Es wäre so leicht, die Thematik sachlich zu behandeln, wenn man sich ein bisschen reflektieren könnte.
        Aber leider kannst oder willst du das gar nicht.
        Dir geht es hier nur ums Draufhauen.
        Schade.

      12. Zitat Herri :”Und meinetwegen nimm halt gerne Musiala dazu, wenngleich 780 Minuten in der Liga jetzt noch kein Nachweis für seinen Durchbruch sind. Doch auch da gilt: er hat ein hohes Gehalt mit der Verlängerung bekommen.” Das ist schon geil. Ich kann ja etlichen Punkten deiner Argumentation folgen, aber da gebe ich Tobi Recht: Du selektierst und bewertest in einer Art und Weise, die fast schon unverschämt plump ist. Gedankenexperiment: Der BVB hätte uns Musiala weggeschnappt und er wäre in seiner ersten richtigen Saison zum Nationsalspieler geworden: Deine Bewertung des Deals und Brazzos “Versagen” dann?

        Bei Roca würde ich auch sagen: Wenn er jetzt auch unter Nagelsmann nicht öfter zum Einsatz käme, wäre ich bei den Kritikern. Aber so lange noch nicht erwiesen ist, dass er tatsächlich bei Bayern nicht funktioniert, wehrt sich alles in mir gegen solche Generalkritik in Richtung “Fehleinkauf”. Im übrigen hat auch Choupo-Mouting seine Rolle gut ausgefüllt, der von dir auch unterschlagen wird.

        Zu deiner Frage, was Wohlfahrt mit dem “Römer” Zitat meint. Schau dir einfach die betreffende Stelle, gibt es als einzelne Szene auch auf YT, des legendären Films “Leben des Brian” an.

        Falls du die Parallele nicht erkennst: Eine emotional aufgeladene Meute wird von ihrem Anführer in ihrem Hass gegen die Römer weiteraufgestachelt – der Anführer will darauf raus, dass die Römer nix für sie getan haben – sondern sie nur haben ausbluten lassen. Die dann zunächst zögerlich und dann immer überzeugter vorgebrachten Argumente wie Sicherheit, Versorgung, Gesundheit.. etc räumt er nur zähneknirschend ein und redet sie klein (“das versteht sich ja von selbst”). Das ist durchaus ein bisschen so, wie hier gegen Brazzo argumentiert wird.

      13. @wohlfarth
        Die Frage aller Fragen könnte auch lauten: Wer ist Biggus Dickus?
        Und was macht seine Frau heute Abend? Vielleicht kennt sie ja jemand?

    4. Dann wäre ja die simple Gegenfrage: “Will ich einem frisch zum Vorstand beförderten ehemaligen Klubrepräsentanten ohne nennenswerte Vita als Sportdirektor eine carte blanche bei der Einstellung des Personals geben.” ? Zumindest durfte er die bisher drei teuersten Spieler-Transfers der Vereingeschichte abwickeln und den Weltrekord-Transfer für den neuen Trainer.

      Am Ende hat es halt einfach nicht gepasst und es gibt vermutlich auch nicht den einen Schuldigen. Aufgrund des sportlichen Erfolgs und des guten Drahts von Flick zur Mannschaft ist die Chefetage dann aber wohl leider dem Irrglauben aufgesessen, dass sich das schon alles irgendwie regeln wird. Hat es nicht und man hat hoffentlich für die Zukunft daraus gelernt.

      1. Aber genau das ist ja mein Punkt:
        Dass 1. Brazzo eben nicht alle Entscheidungen allein macht und 2. die Struktur des FCB das gar nicht zulässt.

        Dass Hernandez zu teuer ist und immer sein wird, steht doch außer Frage.
        Aber auch hier dachte man im Führungskreis, den Transfer machen zu müssen. Brazzo war da noch nicht mal Sportvorstand. Lucki muss halt auch mal regelmäßig von Anfang an spielen, das ist doch ein richtig geiler Abwehrspieler (IV, LV).

        Sane ist ein Topspieler, der mit 50 Mio im internationalen Kontext (bester Nachwuchsspieler der EPL; kam vom reichsten Club der Welt) doch nicht zu teuer ist, im Gegenteil und trotzt aller Schwankungen jemand ist, der perfekt in das Bayernsystem der letzten Jahre passt. Er hatte schon so viele Arjen Gedächtsnisaktionen und einen Hammer linken Fuß, klar muss er stabiler werden, aber erinnere Dich doch mal an Robbens Performance und seine Entwicklung hin zum Teamspieler über die Jahre.

        Was jetzt am Upamecano Kauf falsch sein soll, zumal jetzt sogar sein ehemaliger Trainer kommt, bleibt rätselhaft und dient wohl lediglich der Stimmungsmache.

        25 Mio für Nagelsmann zu zahlen, ist die beste Entscheidung von allen. Auch wenn es für RedBull natürlich ärgerlich und die Praxis generell fragwürdig ist, weil der Trainer die zentrale Position in der Tagesarbeit ist, ist es doch wohl unstrittig, dass Nagelsmann die perfekt Wahl unter allen möglichen deutschsprachigen Trainern war.

        Aber wie gesagt ist auch das keine Entscheidung, die Brazzo allein getroffen haben kann.
        Es sind aber alles alles Entscheidungen, die positiv für die nächste Saison stimmen lassen und die in keiner Weise rechtfertigen, unseren Sportvorstand (und verdienten Ex-Profi) isoliert und in der hier mittlerweile üblichen Form anzugehen.

      2. Man könnte sich in Sachen Mitspracherecht, doch einfach mal unser Paradebeispiel nehmen – den, der das alleinige Mitspracherecht immer hat und haben wird – der Bundestrainer.
        Und die Diskussionen, warum er in den letzten 50! Jahren den Spieler X nominiert oder aufgestellt hat und den Spieler Y nicht.
        Letztlich hat dann der Ausgang eines Turniers bewiesen, ob er Recht hat oder nicht. Aber das waren dann eben Momentaufnahmen und nicht eine ganze Saison oder 2 oder 3.
        Wie war das doch gleich-“Wir wollten den Marco für die wichtigen Spiele schonen”. Und schwupp, war man bei der WM ausgeschieden – was hat es dem Trainer geschadet?
        Man stelle sich vor, ein Trainer des FCB bringt sowas vor einem entscheidenden Spiel und es geht in die Hose.
        Man nehme sich die derzeitige Situation – hätte ein Flick einen Hernandez haben wollen und deshalb auf Hummels verzichtet?
        Hätte ein Nagelsman den Spieler X haben wollen oder gleich Nein gesagt?
        Und genau da liegt doch das Problem des Vereins – wenn es klappt ist es gut! Und wenn nicht geht – der Trainer. Und der Nachfolger muss sehen, wie er damit zurecht kommt. Klappt es wieder nicht – ja der Trainer X wollte ja unbedingt! Aber dann zählt das eben nicht mehr.
        Das Paradebeispiel ist doch S04 – oder durfte da jeder neu einkaufen. Und was beim Trainer X nicht reichte, reichte auch beim Trainer Y nicht. Dann ist der Kader Scheixxe, aber dafür hat man 4 Trainer auf der Payroll.
        Auch nett, aber nicht zielführend. Und wenn die Politik des Vereins daneben geht, dann ist es eben so.
        Beim FCB mit dank Laureus mittlerweile 7 Titeln in einem Jahr scheint das ja so schlecht nicht zu laufen.
        Und wenn man sich im ein oder anderen FCB-Forum mal die Kommentare aus dem letzten Jahr ansieht, dann kann man sich vorstellen, was Verpflichtungen wie Can, Meyer, Vogt, Henrichs – was ja alles Trainerwünsche waren – hier ausgelöst hätten.
        By the Way – ein Guardiola wollte Neymar haben. Wenn man ehrlich ist – wer will den den Schauspieler, bei allen fußballerischen Fähigkeiten, wirklich beim FCB sehen.
        Von den sogenannten Nobrainern wie Brandt oder Schulz ganz zu schweigen.

  11. Wir haben schon viele kommen und gehen sehen, die meinten, der FC Bayern sei größer als Uli Hoeneß. Alles andere ist Gerede.

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