FCBSGE15

FC Bayern München – Eintracht Frankfurt 3:0 (1:0)

Christopher Trenner 11.04.2015

Falls ihr es verpasst habt:

Aufgrund des engen Spielplans und der vielen Verletzen rotierte Pep Guardiola im Rahmen seiner Möglichkeiten durch. Im Tor stand José Manuel Reina. Manuel Neuer bekam nach dem Pokalkrimi eine künstlerische Pause. In der Abwehr muss Pep Guardiola auf Benatia verzichten. Dieser hat sich in der ersten Halbzeit gegen Bayer Leverkusen einen Muskelfaseriss zugezogen und muss die nächsten 14-21 Tage pausieren. Für Benatia spielte Rafinha in der Abwehr neben Dante, da Pep Guardiola auch auf Boateng verzichten musste. Wohl eine Vorsichtsmaßnahme. Zudem rückten Weiser und Thiago in die Startelf. Durch die vielen Ausfälle nahmen am Samstag nur vier Spieler auf der Bank platz: Neuer, Gaudino, Rode und Badstuber. Das Spielsystem war über weite Strecken der Partie ein 3-3-3-1, wobei Lahm und Thiago die Freigeister im Mittelfeld waren. Beide rückten im Bedarfsfall neben – oder sogar hinter Alonso und hatten einen großen Aktionsradius. Im Notfall wurde aus der Dreierkette eine Fünferkette in der Abwehrreihe. Diese war aber nur in zwei Szenen in der ersten Halbzeit nötig und hin und wieder kurz nach der Halbzeitpause.

Das Spiel selbst begann rustikal. Zunächst foulte Ex-Löwe Aigner Bernat nach 10 Sekunden und nur zwei Minuten später setzte Dante seinen Ellenbogen ahndenswert gegen Valdez ein. Dante kassierte regelgerecht hierfür die gelbe Karte. Mit zunehmender Spieldauer bekam der FC Bayern das Spiel aber besser in Griff. Vor allem war es Thiago, der ab der 10. Minute förmlich aufdrehte und 94% seiner teils ausgefallenen Bälle an den Mann brachte. So auch in der 15. Minute als er mit einem Chipball Müller einsetzte. Dieser legte per Kopf auf Lewandowski ab, der inspiriert von Thiago den Ball über seinen Gegner lupfte und Volley seine eigene Vorlage in den Knick legte. Allerdings war Lewandowski knapp im Abseits. Trotzdem ein sehenswerter Treffer.

Fortan entwickelte sich die beste Phase der Bayern mit mehreren klaren Torchancen. Lewandowski hätte sein Torkonto früh deutlich höher schrauben können (20. & 24.) doch er vergab zwei Mal freistehend vor Trapp. In der 40. Minute landete der Ball nach einem Geflipper im Strafraum im Tor der Frankfurter, doch das Schiedsrichtergespann entschied auf Abseits von Müller. Somit ging es nur mit einer knappen 1:0 Führung in die Kabine.

In der zweiten Halbzeit änderte sich das Spiel spürbar. Der FC Bayern investierte weniger in die Partie. Frankfurt versuchte nun mit deutlich höherem Pressing das Aufbauspiel der Münchner zu stören. Dies gelang in den ersten 10-15 Minuten. Wobei sich Frankfurt trotz längerer Ballbesitzphasen keine größere Torchance herausspielen konnte. Der geringere Einsatz führte jedoch dazu, dass es die erste gute Torchance für die Elf von Pep Guardiola erst in der 62. Minute gab. Götze traf nach einem schönen Solo aber nur den Pfosten. Nur vier Minuten später war die Partie allerdings dann doch entschieden. Ein schöner Spielzug über Götze, Müller und Lahm. Dieser mit einem schicken Rückpass auf Götze. Dessen Abschluss wird von Hasebe gerade noch für den geschlagenen Trapp geklärt, doch Lewandowski verwandelt den Abpraller per Kopf zum 2:0. Nachdem Lewandowski nur wenig später am Pfosten scheiterte, war es schlussendlich Thomas Müller, der den 3:0 Endstand markierte. Nachdem Weisers Lupfer/Flanke zunächst über Trapp hinwegsegelte, war es Müller der in seiner unnachahmlichen Art einen Drehschuss aus spitzen Winkel das leere Tor traf. Wenn Thomas Müller in der Bundesliga traf, gab es für den FC Bayern München in 55 Spielen 52 Siege und 3 Remis. Die letzten 36 Spiele wurden dabei alle gewonnen. Am Ende war es ein souveräner und verdienter Heimsieg der Bayern gegen über weite Strecken der Partie harmlosen Frankfurter.

Drei Dinge, die auffielen:

1. Fokus Champions League

Der Auswärtssieg gegen Borussia Dortmund gab Pep Guardiola etwas Luft im Meisterschaftsrennen nach der vermeidbaren Heimniederlage gegen Gladbach. Der Vorsprung in der Tabelle sollte unter normalen Umständen ausreichen – angesichts der Heimspiele gegen Frankfurt, Hertha BSC und Augsburg. Zumal nicht davon auszugehen ist, dass auch Wolfsburg alle verbleibenden sieben Spiele gewinnen wird. Schließlich spielt auch Wolfsburg noch um den Euro League Titel und steht im DFB-Pokalhalbfinale. Pep Guardiola kündigte daher schon auf der abschließenden Pressekonferenz vor dem Frankfurt-Spiel eine veränderte Aufstellung an. Zu sehr fehlt der Mannschaft zur Zeit die mentale, aber auch körperliche Frische. Zu wichtig ist das Champions League Viertelfinale gegen Porto. Nur ein Bruchteil der Spieler konnte die Saison wirklich verletzungsfrei bestreiten. Einige Spieler wie Thiago, Lahm oder Badstuber müssen ein beachtliches Pensum erbringen, obwohl sie alle von relativ langen Verletzungen (3 Monate oder mehr) zurückgekehrt sind. Daher überrascht es nicht, wenn Guardiola bei Leistungsträgern wie Boateng, Ribery oder Schweinsteiger kein absolutes Risiko eingeht und sicherheitshalber auf besagte Spieler verzichtet. Allerdings – und hier ist der Unterschied zum Vorjahr – baut er in dieser Phase nicht vollends auf Spieler der Amateure bzw. U19, sondern vertraut lediglich auf seinen Profikader. Geschenkte Bundesligadebüts wie letztes Jahr bei Ylli Sallahi in Augsburg gibt es in dieser Saisonphase (noch?) nicht. So kam es, dass am heutigen Samstag nur vier Spieler auf der Bank saßen, da auch kurzfristig Sinan Kurt (Grippe) und Pizarro (muskuläre Probleme) passen mussten. Auch die relativ späten Wechsel (erst nach dem vorentscheidenden 2:0) deuten darauf hin, dass Pep Guardiola die Bundesliga noch ernst nimmt.

2. Der Zirkus ist in der Stadt

Selten kann man als Fan des FC Bayern noch von der eigenen Mannschaft überrascht werden. Zu gut ist der Kader. Zu hoch ist das Niveau im Allgemeinen, welches in dieser Mannschaft steckt – sowohl individuell, wie auch im Kollektiv. Doch schon bei seinen Einwechslung in Dortmund und Leverkusen zeigte Thiago welches außergewöhnliches Talent der Spanier hat. Nach über einem Jahr so eindrucksvoll zurückzukehren hätten wohl nicht die treusten Fans erwartet. Auch bei seinem Startelfdebüt in dieser Saison zeigte Thiago über weite Phasen eine ansprechende Leistung. In 67 Minuten kam er auf 100 Ballkontakte, 94% Passquote und konnte 63% seiner Zweikämpfe gewinnen. Hinzu kam ein ausgesprochen gutes Pressing, welches es der erneut neuformierten Abwehrkette relativ leicht machte. Es ist vor allem der Esprit von Thiago der dem Spiel der Münchner in Zeiten ohne Ribery und Robben gut tut. Gewonnene Dribblings im Mittelfeld auf engstem Raum schufen in der ersten Halbzeit immer wieder große Räume zwischen den Linien der Frankfurter. Gute vertikale Pässe öffneten viele Lücken im 4-4-2 der Eintracht. So half Thiago allen voran der Offensivreihe um Götze, Müller und Lewandowski. Diese profitierten von diesen Räumen und hatten sichtlich mehr Platz als in den vorangegangen Spielen. Natürlich funktionierte noch nicht alles. So waren 1-2 grobe Fehler bzw. Ballverluste zu sehen, dennoch gewährte Thiago erneut einen Einblick wie das Spiel des FC Bayern in der Zukunft ohne Ribery und Robben aussehen kann bzw. wird.

3. Die Null steht

Die Woche nach der Länderspielpause war mit Spielen in Dortmund, in Leverkusen und zu Hause gegen Frankfurt nominell hochwertig bestückt. Angesichts der Verletzung von Alaba und den Teilausfällen von Benatia und Badstuber kam es in der Defensive immer wieder zu größeren Umstellungen. Doch in 300 Minuten (3 Spiele + Verlängerung) konnte keiner der drei besagten Gegner den Rekordmeister überwinden. Positiv herausgestochen sind dabei die beiden Brasilianer Dante und Rafinha. So überraschte Dante in Dortmund mit einer stabilen Leistung, die angesichts der Vorwochen so nicht zu erwarten waren. Auch gegen Frankfurt agierte er über weite Teile der Partie als Ruhepool. Defensiv kaum gefordert und mit einem soliden Aufbauspiel (97% Passquote) half er der Mannschaft die Partie über die Runden zu bringen. Der ‚Höhepunkt‘ war eine Kopfballklärung in der 54. Minute als Frankfurt versuchte etwas mehr Druck aufzubauen.

Auch Rafinha, dass Darkhorse in der Stammelf von Pep Guardiola, überzeugte gegen Frankfurt in einer ungewohnten Rolle. Gegen Dortmund noch im Mittelfeld bzw. als Teil der Dreier/Fünferabwehrkette, in Leverkusen ab der Auswechslung von Benatia in der Viererkette als Rechtsverteidiger und gegen Frankfurt nun als Teil der Dreierabwehrkette. Auch Rafinha hatte 97% Passquote und gewann immerhin die Hälfte seiner Zweikämpfe. Sein gutes Spielverständnis zeigte sich in der kurzen kritischen Phase nach der Pause. Hier hatten die Münchner einige leichte und unnötige Ballverluste, doch Rafinha konnte meist taktisch geschickt foulen und unterband somit die Konterchancen den Eintracht.

Es wird weiterhin diese gute Leistung brauchen, will der FC Bayern in den kommenden Wochen seine Ziele erreichen. Sowohl Dante als auch Rafinha werden dabei einen großen Anteil haben. Dante könnte angesichts der Verletzung von Alaba und Benatia weitere Spielanteile bekommen. Rafinha ist aufgrund der personellen Engpässe im Mittelfeld und der spürbar fehlenden Fitness von Lahm weiterhin im rechten Defensivrückraum gesetzt. Scheinbar ist es ihm auch egal auf welcher Position er spielt. Schon alleine deswegen, wird er von Pep Guardiola so sehr geschätzt.

FC BAYERN – EINTRACHT FRANKFURT 3:0 (1:0)
FC Bayern München Reina – Weiser, Rafinha (84. Badstuber), Dante, Bernat – Xabi Alonso – Lahm (78. Gaudino), Thiago (70. Rode) – Götze – Müller, Lewandowski
Bank Neuer
Eintracht Frankfurt Trapp – Chandler, Anderson (73. Ignjovski), Madlung, Oczipka – Hasebe – Aigner (71. Inui), Stendera, Kittel, Seferovic – Valdez (71. Piazon)
Tore 1:0 Lewandowski (15.), 2:0 Lewandowski (66.), 3:0 Müller (82.)
Karten Gelb: Dante / Madlung, Stendera, Ignjovski
Zuschauer 75.000
Schiedsrichter Markus Schmidt (Stuttgart)

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