Robbens Winkelarbeit gegen Leverkusen

Christopher Trenner 15.09.2018

Das Spiel gegen Leverkusen bildete für den FC Bayern den Auftakt in die englischen Wochen. Sieben Spiele stehen inklusive der Partie gegen Bayer in den nächsten drei Wochen auf dem Programm.

Falls Ihr es verpasst habt:

Niko Kovač rotierte angesichts der unterschiedlichen Belastungen während der Länderspielpause und der anstehenden Spiele erstmals in seiner Amtszeit. Rafinha, Gnabry und Tolisso starteten in der Bundesliga. Alaba, Hummels, Goretzka und Ribery erhielten eine Pause. Taktisch veränderte sich wenig. Es blieb beim 4-1-4-1. Gnabry kam über die linke Seite.

FC Bayern München vs. LeverkusenGrundformationen: Bayern – Leverkusen, 15.09.2018

Heiko Herrlich stand nach zwei Niederlagen zum Auftakt bereits unter Druck. Die zweiwöchige Pause tat seinem Team gut, weil einige Optionen wieder zur Verfügung standen. Unter anderem feierte Hradecky sein Debüt im Bayer-Trikot. Auch die Bender-Zwillinge standen erstmals wieder in der Startelf. Vier Änderungen waren es im Vergleich zur Heimniederlage gegen Wolfsburg. Taktisch ergab sich ein 5-3-2 System, welches als Ziel hatte, über Konter und Umschaltspiel zum Erfolg zu kommen.

Bereits in der zweiten Minute ging der Plan der Leverkusener auf. Nach einem Konter setzte sich Volland gegen Süle im Strafraum durch und schoss Thiago, der bereits am Boden war, an die Hand. Welz zeigte umgehend auf den Punkt. Volland vergab den ersten Versuch (zwei mal hielt Neuer stark), doch da die Bayern-Spieler zu früh in den Strafraum gingen, gab Welz erneut Strafstoß. Wendell war sicherer als Kollege Volland und verwandelte für die Werkself.

Die Münchner zeigten sich wenig beeindruckt und spielten unbeirrt nach vorne. Nach einem Ballgewinn im Gegenpressing – direkt am Strafraum der Leverkusener – kam Tolisso zum Abschluss. Sein Schuss wurde zunächst von Tah geblockt, doch er bekam einen zweiten Versuch und traf zum Ausgleich (11.) in die lange Ecke.

In der 19. Minute hatten die Münchner das Ergebnis gedreht. Erneut war Tah beteiligt. Ein langer Ball von Kimmich auf Robben gerät zu lang, doch Tah hielt den Ball für Robben im Spiel. Seine Kopfballabwehr war zu kurz. Der Niederländer stoppte den Ball mit rechts und verwandelte mit links ins lange Eck. Ein Traumtor.

In der 27. Minute musste Leverkusen das erste mal verletzungsbedingt Wechseln. Brandt kam für Lars Bender. Dadurch ergab sich eine Umstellung, die Havaretz ins Zentrum rücken ließ. Brandt kam fortan über den linken Flügel.

Die Münchner verpassten es in der Phase, ihre vielen frühen Ballgewinne durch gutes Pressing besser auszunutzen. Leverkusen war nach der Bayern-Führung sichtlich verunsichert, oft fahrig und leistete sich viele einfache Ballverluste.

Auch die Münchner mussten vor der Pause wechseln. Tolisso verletzte sich bei einem Zweikampf mit Volland am Knie und musste gestützt vom Spielfeld gebracht werden. Für ihn kam James (40.).

Mit der Führung für die Münchner ging es in die Kabine. Nach der Pause änderte sich das Spiel nur wenig. Die Bayern hatten weiterhin viel Ballbesitz, konnten sich jedoch keine zwingende Torchance erspielen. Lewandowski hatte zur Stundenmarke noch keinen Torschuss abgegeben.

Die Partie verflachte im zweiten Durchgang merklich. Leverkusen war fast nur auf Schadensbegrenzung aus. Auf der anderen Seite fiel den Münchnern nur wenig ein, um wirklich in Abschluss-Situation zu kommen. Nur ein Schuss auf das Tor gelang den Münchnern in den ersten 30 Minuten der zweiten Hälfte.

In der 82. Minute musste der FC Bayern erneut verletzungsbedingt wechseln. Rafinha musste nach einem üblen Tritt in die Ferse von Bellarabi vom Platz. Der Leverkusener, der erst 7 Minuten vorher eingewechselt wurde, musste das Feld ebenfalls verlassen. Welz zeigte dem deutschen Nationalspieler die rote Karte.

Kurz vor Ende konnten die Münchner dann den Sieg final eintüten. James leitete einen Bayern-Konter ein, über Robben und Thiago kam die Flanke dann mustergültig auf James zurück. Dieser setzte sich gegen einen Leverkusener durch und erzielte per Kopf das 3:1.

Die Münchner gewannen am Ende drei Punkte, haben aber im schlimmsten Fall zwei Spieler verloren. Die Verletzungen von Tolisso und Rafinha sahen schlimm aus. Im Worst-Case verkleinert sich die Rotation von Niko Kovač bereits am dritten Spieltag dramatisch.

Für die Münchner geht es am Mittwoch in der Champions League in Lissabon weiter.

Dinge die auffielen:

1. Konterabsicherung weiter ausbaufähig

Die Konterabsicherung ist weiterhin ein Problem im Matchplan von Niko Kovač. Gegen Stuttgart fiel die extreme Positionierung der Achter nicht weiter ins Gewicht, da die Schwaben viel zu tief standen, um wirklich Gefahr zu entwickeln. Leverkusen machte es an diesem Nachmittag besser. Zumindest am Anfang.

Dadurch ergaben sich gefährliche Situationen, weil das Mittelfeld nicht richtig bzw. nicht mit der nötigen Aggressivität ins Pressing kamen. Wie direkt am Anfang des Spiels: Hier wurde es indirekt durch den Elfmeter bestraft.

Auch nach dieser Szene gab es den ein oder anderen einfachen Ballverlust, der gute Kontermöglichkeiten provozierte, aber nachfolgend unterbunden werden konnte.

2. Guter Auftakt für Gnabry

Es war ein ordentlicher Auftakt für Serge Gnabry. Der Flügelflitzer hatte bisher einen schweren Start im Trikot der Münchner. Kleinere Verletzungen warfen den deutschen Nationalspieler immer wieder aus dem Tritt. Umso schöner, den Neuzugang endlich auf dem Platz zu sehen.

Gnabry spielte mit einem sehr starken Zentrumsfokus. Er interpretierte seine Rolle mehr als Achter, denn als Flügelspieler.

Der Vorteil für die Bayern war vor allem beim Pressing zu sehen. Gnabry konnte die Dreierkette Bender, Dragovic und Tah immer wieder unter Druck setzen und zu Fehlern zwingen. Zugleich half er im Aufbau zwischen den Linien den Ball nach vorne zu tragen. Da Rafinha wesentlich defensiver spielte als Kimmich, war dies eine sinnvolle Maßnahme. Wichtig für das Spiel der Münchner war es, dass Gnabry nur einen einfachen Ballverlust hatte und zudem auf fast 90% Passquote kam.

Gnabry kann eine ernsthafte Alternative für die Startelf sein, solange Coman verletzt fehlt. Dieses wird in den nächsten Wochen ja bekanntlich noch der Fall sein. Angesichts der guten Ergebnisse gegen Hoffenheim und Stuttgart ging die durchwachsene Leistung von Ribery etwas unter.

Der Franzose wird sich strecken müssen, um Gnabry wieder zu verdrängen.

3. Viele gute Pressing Szenen

Punkt 1 ist Jammern auf hohem Niveau. Spätestens ab der 15. Minute griff das Pressing der Münchner. Leverkusen kam zu einer Passgenauigkeit von 56% in den ersten 30 Spielminuten. Ballgewinne in gefährlichen Räumen waren fast im Minutentakt die Folge. Es hätten durchaus mehr als nur zwei Tore in der ersten Halbzeit aus diesen Szenen entstehen können.

Nach der Auswechslung von Bender und der taktischen Umstellung fing sich Leverkusen etwas. Krasse Ballverluste leisteten sich die Gäste fortan zumindest nicht mehr in dieser Häufigkeit.

4. Robben im Jungbrunnen

Arjen Robben scheint während der Länderspielpause in einen Jungbrunnen gefallen zu sein. Ein Sprint nach dem anderen zog der Niederländer auf der rechten Außenbahn durch.

Am Ende der Partie gab er die meisten Schüsse bei den Münchnern ab (5), gab die zweitmeisten Schussvorlagen (2) und war auch sonst an allen gefährlichen Szenen beteiligt. Wie beim 3:1 als er Thiago sehr gut in Szene setzen konnte.

Das Tor zum 2:1 war dabei das Sahne-Stück und brachte die Münchner auf die Siegerstraße. Der Niederländer war der Spieler des Spiels.

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