FC Bayern München 0:1 SV Werder Bremen: Viel Schatten, wenig Ligt
Thomas Tuchel bleibt sich treu und setzt, wenn möglich, auf die aus seiner Sicht stärkste Elf. Gegen Werder Bremen war das bis auf einen Wechsel dieselbe Mannschaft wie zuletzt beim 3:0-Sieg gegen die TSG Hoffenheim.
Kingsley Coman hatte wieder die volle Match-Fitness erreicht und erhielt seinen Platz rechts in der offensiven Dreierreihe neben Leroy Sané und Jamal Musiala von Thomas Müller zurück. Dahinter räumten erneut Raphaël Guerreiro und Joshua Kimmich ab.
In der Defensive war Matthijs de Ligt rechtzeitig wieder fit geworden und bildete mit Konrad Laimer, Dayot Upamecano und Alphonso Davies die Viererkette. Komplettiert wurde das Bayern-Team von den Fixpunkten Harry Kane im Sturm und Manuel Neuer im Tor.
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FC Bayern München vs. SV Werder Bremen: Der Spielverlauf
Der Modus für die Partie schien schnell gesetzt: Bayern kontrollierte das Geschehen und hatte in der siebten Minute auch durch Sané direkt die erste Chance. Doch die Vorzeichen sollten sich nicht bestätigen. Die Münchner hatten zwar weiterhin den Ball, aber gefährlich wurde fast nur Bremen über Konter.
Nachdem die Gäste zwei Chancen in der Anfangsphase noch leichtfertig ungenutzt ließen, brauchte es in der 24. und 25. Minute schon eine starke Neuer-Parade und den VAR, um eine Bremer Führung zu verhindern. Bayern konnte lediglich durch eine Upamecano-Möglichkeit dagegenhalten, doch der Franzose konnte den Ball nicht im Tor unterbringen.
Aus der Kabine kamen die Gastgeber etwas präsenter, allerdings fehlte die zündende Idee, um richtig gefährlich zu werden. Die hatte dann Mitchell Weiser, der sich nach einer Seitenverlagerung auf die rechte Seite gegen Davies durchsetzte und aus spitzem Winkel zum 0:1 traf.
Der Treffer war relativ gleichbedeutend mit der letzten nennenswerten Offensivaktion der Bremer, jedoch dauerte es auch bis Bayern solche zeigen konnte. Obwohl Tuchel offensiv wechselte, sorgten hauptsächlich Ecken und Einzelaktionen von Sané für Gefahr.
In der Schlussphase lag der Ausgleich nochmals in der Luft, als die Münchner es mit vielen Halbfeldflanken versuchten. Die gefährlichsten Aktionen hatte Mathys Tel, der mit seiner größten Möglichkeit an Zetterer und dem Pfosten scheiterte. Und so blieb es beim ernüchternden 0:1.
FC Bayern München vs. SV Werder Bremen: Das fiel auf
Ole Werner scheint den Auftritt des FC Bayern gegen Hoffenheim genau verfolgt zu haben. Der Bremen-Trainer konfrontierte Tuchel und seine Mannschaft nämlich mit genau den Aufgabenstellungen, die ihnen bereits im ersten Spiel 2024 schwer fielen. Eine tief stehende Defensive, die die Mitte dicht macht und schnelles Umschaltspiel mit Seitenverlagerungen.
Was Werner wohl auch gesehen hatte, war die Positionierung von Guerreiro und die Eckenvarianten. Guerreiro stand bei eigenem Ballbesitz wieder sehr hoch und versuchte zusammen mit Musiala in den Räumen zwischen den Bremer Ketten zu agieren. Das konnte Werder allerdings fast komplett wegnehmen, genauso wie die kurz ausgeführten Ecken, die gegen Hoffenheim noch so gut funktionierten.
Tuchel blieb das selbstverständlich auch nicht verborgen und so reagierte er mehrmals darauf. Bereits nach dem Seitenwechsel wurden die Ecken wieder direkt vors Tor gebracht und Guerreiro beteiligte sich mehr am Spielaufbau.
Der Rückstand führte dann zu einer sehr offensiven Systemumstellung. Der Rekordmeister spielte eine Art 3-1-4-2. Eine Dreierkette, bestehend aus de Ligt, Laimer und Upamecano wurde von Leon Goretzka als Holding Six entlastet. Sané und Coman gaben die Schienenspieler und wurden von Thomas Müller und Musiala als halbe Zehner jeweils auf ihrer Seite unterstützt. Die Tore sollten Kane und Mathys Tel als Doppelsturm erzielen.
Tuchel erhoffte sich so mehr Spieler in den gefährlichen Räumen, allerdings konnte man auch so den Bremer Defensivblock nicht auseinanderziehen. Erst in den letzten Minuten brachten Halbfeldflanken auf den zweiten Pfosten etwas mehr Gefahr. Das kann aber auch als Versuch mit der Brechstange und nicht als spielerische Idee gewertet werden.
Spieler des Spiels
Es fällt schwer, einen Bayern-Spieler herauszuheben, dafür war die dargebotene Leistung zu schwach. Mathys Tel kann jedoch zugesprochen werden, dass er frischen Wind in die Partie brachte und er der gefährlichste Münchner war. Der Franzose verzeichnete in der Endphase der Partie drei größere Möglichkeiten. Zweimal verzog er knapp und seinen gut gesetzten Kopfball wehrte Zetterer an den Pfosten ab.
Luft nach oben: Matthijs de Ligt
Min-jae Kims Abwesenheit sollte die Chance für Matthijs de Ligt sein. Der Niederländer hätte ein paar garantierte Einsätze in Folge, um in Form zu kommen und dann den Konkurrenzkampf in der Innenverteidigung anzuheizen. Es will allerdings noch nicht so recht funktionieren für de Ligt in 2024. Wie bereits gegen Hoffenheim zeigte er einen wackeligen Auftritt. De Ligt rückte immer wieder übereilt aus der Viererkette heraus, um den Ball zu erobern, wurde dabei überspielt und öffnete so viel Raum. Im Ballbesitz lief es nicht viel besser.
De Ligt tat sich schwer im Spielaufbau und blieb mit Fehlpässen wie kurz vor der Halbzeit in Erinnerung, als er den Ball völlig unbedrängt ins Aus spielte. Dass er nicht der einzige Bayern-Spieler war, der weit unter seinen Möglichkeiten performte, steht außer Frage. Doch für ihn ist das gleich mehrfach bitter.
FC Bayern München vs. SV Werder Bremen: Die Daten zum Spiel
Tore: 0:1 Weiser (59.)
Gelbe Karten: Kimmich (17.), Schmid (71.), de Ligt (74.)
Aufstellung FC Bayern: Neuer – Laimer, Upamecano, de Ligt, Davies (Tel, 64.) – Kimmich (Müller, 64.), Guerreiro (Goretzka, 64.) – Coman (Choupo-Moting, 84.), Musiala, Sané – Kane
Aufstellung Werder Bremen: Zetterer – Stark, Friedl, Jung – Weiser, Stage, Lynen, Schmid (Kownacki, 84.), Agu – Njinmah, Woltemade (Borré, 65.)