„Warum sollte ich?“ Trainersuche des FC Bayern München bleibt kompliziert
Der FC Bayern München tut sich bei der Suche nach einem Nachfolger für Thomas Tuchel schwer. Mit Ralf Rangnick hat nun ein Kandidat abgesagt, der zuletzt vom kicker ins Spiel gebracht wurde.
Auf die Frage, ob er mit Verantwortlichen des Rekordmeisters gesprochen habe, antwortete der 65-Jährige laut Sport1: „Nein. Warum sollte ich? Ich fühle mich hier wohl. Ich habe noch Vertrag bis 2026 und unser Ziel und unser Weg geht auch nach der Euro weiter.“
Verschiedenen Gerüchten zu Folge war der Nationaltrainer Österreichs ohnehin nicht der heißeste Kandidat. Dennoch gehen die Münchnern langsam die Optionen aus. Denn auch bei Julian Nagelsmann scheint man eher pessimistisch zu sein. Vor dem Abflug nach London sprach Max Eberl über die Verlängerung von Rudi Völler beim DFB und den Bundestrainer.
Der Sportvorstand erklärte, dass Völler nun „weitere Dinge anstoßen wird, die sich für ihn gut anfühlen“. Nach dem 2:0-Sieg gegen Frankreich erklärte Nagelsmann, dass eine Verlängerung beim DFB „nicht ausgeschlossen, aber auch nicht selbstverständlich“ sei. Eberl wurde nun gefragt, ob der DFB nun auch bei Nagelsmann kurzen Prozess machen werde. Seine Antwort: „Ja, wie ich Rudi kenne, wird er das machen.“
FC Bayern: Nur noch Roberto De Zerbi übrig?
Es scheint, als würde die Liste der möglichen Nachfolger immer überschaubarer werden. Unter den in den vergangenen Wochen heiß diskutierten Kandidaten wäre dann nur noch Roberto De Zerbi verfügbar.
Das als großen Rückschlag zu bezeichnen, wäre wohl eine Überspitzung. Schließlich ist unklar, wie konkret die Gedanken der Klubführung rund um Rangnick und Nagelsmann überhaupt waren. Ersterer ist zwar äußerst erfolgreich mit Österreich und hat den deutschen Fußball in der Vergangenheit entscheidend geprägt. Dennoch haften an ihm Zweifel, ob er in der Lage ist, einen Topclub wie den FC Bayern ebenso erfolgreich zu trainieren.
Bei Manchester United scheiterte er an einem noch stärker kriselnden Riesen in einem schwierigen Umfeld. Rangnick ist jemand, der in seinen Positionen stets viel Macht und Entscheidungsgewalt einfordert. Eine Konstellation, die in München eher ungern gesehen wird, weil sie Risiken birgt. Insofern sprach von Beginn an nicht viel dafür, dass er die erste Wahl ist.
Nagelsmann hingegen musste den FC Bayern erst im vergangenen Jahr verlassen. Zwar hinterließ der aktuelle Bundestrainer keine verbrannte Erde, doch eine Rückkehr würde kontrovers diskutiert werden. Gegen ihn sprechen bei all seiner Qualität als Trainer, dass er bis zum Ende der Europameisterschaft den Fokus auf den DFB legen muss und eine erneute Anstellung zumindest kein klarer Neuanfang wäre – den der FC Bayern ja möchte.
Trainersuche des FCB wird zur ersten großen Prüfung für Eberl
Auch De Zerbi hat trotz allem berechtigten Lob für seine Arbeit bei Brighton seine Contra-Punkte. Neben weichen Faktoren wie Sprache und Erfahrung bei einem absoluten Topclub ist die wohl entscheidende Frage, ob seine taktischen Ideen schnell genug umsetzbar sind. Zwar kritisierte Uli Hoeneß jüngst die fehlende Geduld des FC Bayern, doch andererseits weiß der ehemalige Präsident des FCB am besten, dass Zeit ein rares Gut in München ist.
Eine Entscheidung für De Zerbi müsste also auch mit einem größeren Umbruch innerhalb des Kaders einhergehen. Vielleicht genau das, was der FC Bayern benötigt. Andererseits aber auch ein Risiko, das eine große Veränderung immer birgt.
Abwägungsprozesse, die an der Säbener Straße vermutlich ebenfalls stattfinden. Bei allen Contra-Punkten, die bei Rangnick und Nagelsmann auszumachen sind, wird die Trainersuche durch den sicheren Wegfall einer Option und den wahrscheinlichen Wegfall der anderen nicht einfacher.
Die Entscheidung für einen neuen Trainer wird für Eberl damit zur ersten ganz großen Prüfung.
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