Nullnummer in der eiseskälte Münchens – FC Bayern München und FC Kopenhagen trennen sich torlos

Daniel Trenner 29.11.2023

Vier Spiele, zwölf Punkte, Platz eins bereits gesichert. So sah die makellose Vorgeschichte zum Spiel gegen den FC Kopenhagen aus. Die nun mögliche ganz große Rotation wurde allerdings schon vom ultradünnen Kader des FC Bayerns unterbunden. So starteten Vielspieler wie Upamecano, Kimmich, Kane oder Coman erneut. An einigen Stellen wurde – auch verletzungsbedingt – dennoch getauscht. Durch Kims Ausfall rückte Goretzka erneut in die Innenverteidigung, im Mittelfeld debütierte dafür in der Anfangsformation Guerreiro. Vorne verpasste Choupo-Moting das Spiel ganz, Sané konnte wenigstens später eingreifen. Für sie rückten Müller und Tel ins Team.

Das Spiel selbst gab zwei Jubiläen her: Im 100. Europapokalabend in der Allianz Arena wurde ein Spiel erstmals von einer Frau – Stèphanie Frappart – geleitet.

FC Bayern München vs. FC Kopenhagen: Der Spielverlauf

Vor dem Anpfiff sahen die Teams nicht nur die wunderbare Choreografie der Südkurve, sondern auch das Ergebnis im Parallelspiel: Durch das 3:3-Unentschieden in Istanbul wurde ein einfacher Punktgewinn für Kopenhagen nochmal schmackhafter. Vielleicht empfingen die Dänen den FC Bayern auch deshalb extrem tief. Vom griffig giftigen Pressing ihres Heimspiels war wenig zu sehen. So richtig große Lust verspürte der FC Bayern nicht in den Panzerknackermodus zu gehen. So dümpelte das Spiel lange Zeit vor sich her. Erst gut eine halbe Stunde nach Anpfiff setzte der FC Bayern sich wirklich für längere Zeit in der dänischen Hälfte fest. Abseits eines Müller-Kopfballs kam es indes zu keinen großen Chancen oder gar Toren. Mit 0:0 ging es in die Katakomben.

Zur Pause wechselten Tel und Coman die Seiten. Das Spiel änderte sich mit dem Seitenwechsel indes nicht. Es blieb weiterhin ein zähes Anrennen auf einen massiven Defensivblock, fast gänzlich ereignislos blieb es in der zweiten Spielhälfte. Einmal gab Kane einen Weitschuss ab, ein paar leichte Strafstöße verlangte der FC Bayern, einmal musste Neuer gleich doppelt retten.

Klingt nicht nur langweilig, war es auch. Niemand wird sich an dieses Spiel jemals wieder erinnern. Am Samstag empfangen die Bayern erneut Gäste aus dem Norden: Union Berlin kommt.

Das wahre Highlight gab es schon vor dem Anpfiff.
(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

FC Bayern München vs. FC Kopenhagen: Das fiel auf

“Lust” oder “Wille” sind die bösen Brüder der Spielanalyse. Zu oft im deutschen Sprachgebrauch benutzt. Doch was anderes will man schon benutzen bei einem so irrelevanten Spiel nach Kälteeinbruch? Der dünne Kader des FC Bayerns hatte einfach keine großartige Lust, bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes in all den englischen Wochen heute unbedingt das Siegtor zu schießen. Wer will es ihnen schon verdenken? Platz eins war gesichert, Rekorde uninteressant, also schaltete man gegen eklig zu bespielende Dänen nicht mehr als in den dritten Gang.

Kritisch kann man bemängeln, dass auch die Rotationsspieler sich nicht unbedingt für mehr beworben haben, doch auch die können immer nur die Früchte der Mannschaftsleistung ernten und die Mannschaft als solches musste und wollte heute nicht unbedingt.

Bemerkenswert war eigentlich nur, wer keine gelbe Karte am heutigen Abend erhielt: Alphonso Davies hätte die Chance gehabt seine Sperre im bedeutungslosen Spiel im Old Trafford abzusitzen, stattdessen wird er ab dem unwichtigen sechsten Gruppenspiel Gefahr laufen, mit jedem Foul ein K.O.-Spiel zu verpassen.

Spieler des Spiels: Die Torhüter

Wen macht man bei einem so ereignislosen Spiel zum Spieler des Spiels? Man könnte Dayot Upamecano und Leon Goretzka loben. Sie verteidigten alles humorlos weg, bekamen aber auch sehr wenig zu tun. Also fällt die Wahl auf die beiden Torhüter. Grabara bekam wenig zu tun, parierte aber sicher und spektakulär gegen Müller und Kane.

Neuer bekam noch viel weniger zu tun. Oliver Kahn erzählte ja immer davon, wie man als Bayern-Keeper oft nur eine einzige Situation bekommt. 87 Minuten lang durfte Neuer sich nichts anderes als eine schöne Erkältung abholen, doch dann musste er nach einer Ecke gleich zweimal auf der Linie retten. Zur Wahrheit gehört natürlich, dass beide Abschlüsse sehr zentral kamen, aber heute reicht das für einen Spieler-des-Spiels-Preis als Belohnung für ein ordentliches Spiel und einen neuen Vertrag.

Enttäuschung des Spiels: Mathys Tel

Okay, zugegeben. Bei einem 18-jährigen von einer enttäuschenden Leistung zu sprechen, ist problematisch. Erst recht, wenn das ganze Team wenig Lust versprühte. Bei Tel spürt man derzeit einfach, dass das torreiche Hoch des Frühherbstes vorbei ist. Gelang ihm da gefühlt alles, nimmt er heute gerne einen Kontakt zu viel mit, sieht seinen Mitspieler (sogar seinen Freund Davies) gerne einen Sekundenbruchteil zu spät, verzieht mittlerweile sogar völlig ungeahnt Torschüsse. Eine Enttäuschung ist daher eher, dass er seine Frühform nicht wiederentdecken konnte.

Die Daten zum Spiel gegen den FC Kopenhagen:

Tore: Fehlanzeige

Gelbe Karten: Ulreich – Diogo Gonçalves, Falk

Aufstellung FC Bayern München: Neuer – Laimer, Goretzka, Upamecano, Davies (86. Krätzig) – Kimmich, Guerreiro (64. Pavlović), Coman (64. Sané), T. Müller, Tel (64. Gnabry) – Kane

Aufstellung FC Kopenhagen: Grabara – Jelert, Vavro, Diks, Boilesen (71. Ankersen) – Falk, Lerager, Diogo Goncalves (90.+5 Højlund), M. Elyounoussi, Bardghji (60. Achouri) – Claesson (60. Oskarsson)

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