FC Bayern verliert das Topspiel – Chancenlos in Leverkusen

Andreas Trenner 10.02.2024

Vor dem Spiel drehte sich alles um die Frage, wie Thomas Tuchel seine Elf im Spitzenspiel aufstellen würde. Es war unklar, ob Joshua Kimmich und Leon Goretzka gemeinsam im Mittelfeld auflaufen würden oder ob der Senkrechtstarter Aleksandar Pavlovic erneut in der Startelf stehen sollte. Bei Kimmich reichte es nicht für die Startelf.

Auch in Bezug auf die Abwehrreihe gab es große Fragezeichen vor dem Spiel, insbesondere hinsichtlich der wieder verfügbaren Dayot Upamecano und Min-jae Kim, beide standen aber in der Startelf. Zudem litt Manuel Neuer unter der Woche unter leichten Kniebeschwerden, stand schlussendlich allerdings doch zwischen den Pfosten. Es gab auch Spekulationen darüber, ob Sacha Boey möglicherweise sein Startelf-Debüt geben würde und tatsächlich stand er in der ersten Elf und startete links, Noussair Mazraoui kam deshalb über rechts.

Etwas überraschend landeten Matthijs de Ligt, Raphael Guerreiro und Thomas Müller auf der Bank. Eric Dier komplettierte zentral die neu formierte Dreierkette. Im offensiven Mittelfeld starteten Leroy Sané auf der rechten Seite und Jamal Musiala auf der linken Seite. Wie gewohnt, sollte Harry Kane im Sturm für Unruhe sorgen. Im Grunde plante Tuchel damit, die Aufstellung von Bayer Leverkusen zu spiegeln. Mit einem Sieg hatte der FC Bayern dabei die große Chance, nach längerer Zeit wieder auf Rang 1 zu ziehen, das aber sollte nicht passieren.  

FC Bayern München in Leverkusen: Der Spielverlauf 

In der Anfangsphase verzeichnete der Rekordmeister deutlich mehr Spielanteile und zwang Leverkusen zu langen Bällen, die meist sicher verteidigt wurden. Man attackierte vorne früh und Goretzka kam in der 13. Minute zum ersten Schuss, allerdings über das Tor. In der 18. Minute rettete Upamecano, ehe ausgerechnet der freie Stanišić im Rückraum nach einem schnellen Einwurf auf Vorlage von Andrich zum 1:0 traf. Die Bayern-Abwehr wirkte unsortiert.

In Minute 23 – nach langem Diagonalball von Grimaldo – klärte Neuer die Direktabnahme von Tella, ehe Neuer erneut gefragt war, um nach der anschließenden Ecke den Kopfball von Tah zu klären. Anschließend versuchten die Bayern wieder etwas Kontrolle über das Spiel zu bekommen. Zu großen Chancen kam die Mannschaft allerdings nicht.

Gleich zu Beginn von Halbzeit zwei ließen sich die Bayern durch Álex Grimaldo und Nathan Tella ausspielen und kassierten das 2:0. In der 60. Minute wechselte Tuchel dann (endlich) aus, für Upamecano und Pavlovic kamen die erfahrenen Müller und Kimmich. Aus der Dreierkette wurde eine Viererkette (Mazraoui – Dier – Min-jae – Boey), im Mittelfeld agierten jetzt Goretzka und Kimmich zentral, Müller sollte vorne mit Kane für offensive Akzente in einem 4-4-2 System sorgen.

Das sorgte dafür, dass die Bayern wieder etwas besser ins Spiel fanden. In der 71. Minute kam Tel für Goretzka, in der 81. Minute verließen Musiala und Boey das Feld, dafür kamen Guerreiro und Choupo-Moting. Am Ende mussten die Bayern noch das 3:0 durch Frimpong kassieren.

Drei Dinge, die auffielen

1. Anfang konzentriert – beim Gegentor auf einmal schläfrig

Obwohl der FC Bayern die ersten zehn Minuten des Spiels dominierte und in dieser Phase knapp 70% Ballbesitz hatte, konnte das 1:0 nicht verhindert werden. Im Gegenteil, die Mannschaft wirkte plötzlich schläfrig, und Andrich konnte nach einem schnellen Einwurf den Ball frei in die Mitte spielen. Dort schien die Abwehr völlig unsortiert zu sein, und Boey wirkte leicht überfordert. Der zweite Pfosten blieb ungedeckt, und ausgerechnet Stanišić trifft.

Danach geht die Kontrolle über das Spiel und die Zweikämpfe verloren. Zuvor war Leverkusen nicht stark im Pressing, Goretzka umging teilweise geschickt Pressing-Fallen, und der Plan war auch, das kompakte Mittelfeld über lange Bälle von Dier zu überwinden. Warum auf einmal die Konzentration in diesem wichtigen Spiel weg war, bleibt offen. Ähnlich war es auch zu Beginn von Hälfte zwei, Leverkusen wirkte entschlossen, die Bayern schläfrig und hilflos. 

2. Offensiv keine Durchschlagskraft

Harry Kane war wieder einmal kaum ins Spiel eingebunden, mit 18 Ballkontakten war er erneut der Spieler mit den wenigsten Ballkontakten, sogar der eingewechselte Müller hatte 26 Kontakte. Kane bemühte sich zwar wieder, durch Positionieren in den Halbräumen und nicht direkt im Zentrum anspielbar zu sein, allerdings hat das nicht funktioniert. Während er in den vorherigen Spielen noch zu Toren kam (mitunter allerdings auch sehr glücklich wie etwa in Augsburg), war sein Einsatz im Spiel gegen Leverkusen wirkungslos.

Auch Jamal Musiala und Leroy Sané blieben in ihren Offensivaktionen enttäuschend und hilflos. Man fand kein Mittel gegen die stärkste Abwehr der Liga. Die Expected Goals für die Bayern lagen am Ende des Spiels bezeichnenderweise bei 0.27. Es muss an Lösungen für eine bessere offensive Einbindung gearbeitet werden, der nächste Gegner Lazio Rom wird sehr genau zugesehen haben.

3. Thomas Tuchels Spielidee

Nach den Einwechslungen von Thomas Müller und Joshua Kimmich wirkte das Spiel wieder etwas stabiler als in weiten Phasen der ersten und zu Beginn der zweiten Halbzeit. Wäre es hier nicht sinnvoll gewesen, die beiden schon von Anfang an im Spiel zu haben? Auch wenn sich das im Nachhinein leicht sagen lässt, war offensichtlich, dass das Spiel bei Bayer Erfahrung, Mentalität und auch Ruhe benötigt.

Nach der Umstellung auf das 4-4-2-System waren die Bayern wieder kontrollierter im Spiel, mit Ballbesitzphasen, die nicht sofort von Leverkusen gestört werden konnten. Auch wenn es zu diesem Zeitpunkt bereits 2:0 für die Werkself stand, wäre es interessant gewesen, das Spiel von Anfang an in dieser Formation zu erleben. 

Die Daten zum Spiel:

Tore: 1:0 (Stanišić, 18.), 2:0 (Grimaldo, 50.), 3:0 (Frimpong, 90,+5)
Gelbe Karten: Boey (36.), Goretzka (62.), Tapsoba (64.), Adli (77.), Hrádecký (83.)
Aufstellung Bayer 04 Leverkusen: Hrádecký – Stanišić, Tapsoba, Tah, Hincapie – Xhaka, Andrich, Wirtz (Hlozek, 90.), Tella (Frimpong, 65.), Grimaldo (Puerta, 90.) – Adli (Hofmann, 82.))
Aufstellung FC Bayern München: Neuer – Upamecano (Müller, 60.), Dier, Kim – Mazraoui, Boey (Guerreiro, 81.), Pavlović (Kimmich, 60.), Goretzka, L. Sané, Musiala (Choupo-Moting, 81.) – Kane

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