FC Bayern: rot und raus aus dem Pokal. 0:1 gegen Leverkusen

Georg Trenner 03.12.2024

Zum Abschluss der Highlight-Woche empfing der FC Bayern im Achtelfinale des DFB-Pokals den Titelverteidiger aus Leverkusen. 

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Die zuletzt verletzten Aleksandar Pavlović und Serge Gnabry standen wieder im Bayernkader. Dafür musste Bayern-Trainer Vincent Kompany auf Harry Kane verzichten. Seine Anpassungen hätten fruchten können, aber ein früher Platzverweis sorgte für eine zu große Hypothek. 

Nach 90 Minuten verliert ein niedergeschlagener FC Bayern verdient gegen Bayer Leverkusen. Das Spiel in der Miasanrot-Analyse.

FC Bayern München gegen Bayern Leverkusen: der Spielverlauf

Tel oder Müller: Wie würde Kompany auf den Kane-Ausfall reagieren? Kompany griff in die Trickkiste und entschied sich für eine “Small Ball”-Offensive. Vor der Doppelsechs liefen Kingsley Coman, Michael Olise, Leroy Sané und Jamal Musiala in einer fluiden Vierer-Offensive auf.

Auch Gästetrainer Xabi Alonso überraschte mit seiner Aufstellung. Vorne Wirtz, der Rest defensiv. Eine defensive Viererkette hinter einer Dreifach-Sechs. Neben Wirtz sollten einzig die Außenspieler Grimaldo und Frimpong für die Bayer-Offensive sorgen. Auf dem Papier trat Leverkusen damit noch defensiver auf als im Ligaspiel. Im September erspielte sich Leverkusen nur 0,06 erwartete Tore, nahm aber trotzdem einen Punkt mit aus Leverkusen. Xabi schien eine Wiederholung anzustreben.

Noch bevor echte Schlüsse zu den taktischen Ideen der beiden Trainer möglich waren, führte ein Platzverweis für Manuel Neuer in der 17. Minute jegliche Matchpläne ad absurdum. Neuer wollte einen langen Ball auf Frimpong abfangen, kam jedoch nicht an den Ball, sondern traf mit einem Bodycheck nur den Gegenspieler. Schiedsrichter Harm Osmers reagierte mit einer Roten Karte. 

Kompany wechselte Daniel Peretz für Leroy Sané ein. Bayern stellte auf ein 4-4-1 um, das defensiv situativ zur Fünferkette wurde. Leverkusen erspielte sich in Überzahl ein Übergewicht und kam zu kleineren Chancen. Peretz wehrte erfolgreich gegen Frimpong und Palacios ab. 

Der FC Bayern hielt dagegen und kam selbst nach Standards und Kontern in gute Situationen. Goretzka und Kim kamen zweimal zum Kopfball, in mehreren Szenen scheiterte ein Konter am letzten oder vorletzten Pass.

In der zweiten Halbzeit wechselte Xabi Alonso mit Patrik Schick den ersten klassischen Mittelstürmer in die Partie ein. Kurz nachdem dieser wieder verletzt vom Platz musste, sorgte der für ihn eingewechselte Tella als Joker des Jokers für die Gästeführung. 

Bis zum Gegentor hatte Bayern es geschafft, Leverkusen weitgehend vom Peretz-Tor fernzuhalten. Doch nach der Grimaldo-Flanke kam Tella zu frei zum Kopfball und traf ins Bayerntor. 

Bayern bemühte sich um den Ausgleich, schaffte es aber anders als in Dortmund diesmal nicht, sich klare Chancen zu erspielen. Es blieb beim 0:1. 

Im fünften Jahr in Folge scheidet der der FC Bayern vorzeitig im DFB-Pokal aus. Der erste von vier möglichen Club-Titeln ist damit verspielt. 

Drei Dinge, die auffielen

Im Duell der Jung-Zehner setzt Alt-Star Manuel Neuer den negativen Höhepunkt

Wirtziala, Wusiala, viel mehr Superlativ geht derzeit nicht im deutschen Fußball. Beide Super-Zehner wurden von ihren Trainern an diesem Abend eins offensiver aufgeboten. Es hätte ein interessanter Vergleich werden können.

Doch die größte Schlagzeile des Tages verantwortete der Alt-Star im Bayerntor. Beginnend mit dem Bundesligaspiel gegen Leverkusen setzte die Neuer-Dämmerung ein. In den folgenden Wochen parierte er phasenweise kaum einen Schuss, der auf sein Tor kam, sodass zwangsläufig Diskussionen zu seiner Zukunft aufkamen. 

Durch die Serie von sieben Siegen ohne Gegentor verstummte die Diskussion, nur um jetzt wieder als Jojo zurückzukommen. Neuer tat der Mannschaft mit seinem ungestümen Herauslaufen keinen Gefallen. Laimer hätte noch eingreifen und Frimpong an einer Großchance hindern können. Selbst wenn er sich fürs Herauslaufen entscheidet, muss er sich cleverer anstellen, weniger offensichtlich auf Frimpongs Körper gehen. Foult er cleverer, kommt er vielleicht mit Gelb davon.

Bisher waren die Diskussionen um Manuel Neuers Leistung und Zukunft in erster Linie mediale Themen. Kompany und Eberl schafften es, die Diskussion von sich fernzuhalten. Wie lange schaffen sie das noch?

Kompanys Anpassungen in Unterzahl greifen lange… 

Rund 75 Minuten Unterzahl gegen Xabi Alonsos Bayer Leverkusen? Und das im ersten Spiel, das einen Wettbewerb beenden konnte. Es gibt einfachere Aufgaben für Trainer. Kompany und das Bayernteam meisterten diese mit Bravour. 

Bayern antwortete auf die Unterzahl mit Flexibilität, Einsatzbereitschaft und Mut: Flexibel zeigten sie sich in ihren Formationen. 4-4-1, 5-3-1, 4-2-3, der FC Bayern reagierte gut auf Leverkusens Bewegungen und schaffte es, deren Spielaufbau meist im Keim zu ersticken. 

Das Bayernteam nahm die Pokalschlacht an. Das Team lief, grätschte und kämpfte. Tugenden, die es in Unterzahl braucht. Vor allem aber blieb das Team mutig. Bayern machte nicht den klassischen Fehler so vieler Unterzahlteams, zu defensiv zu spielen. Stattdessen presste das Team weiterhin hoch und versuchte das Bayern-typische dominante Ballbesitzspiel aufzuziehen. 

Naturgemäß hatte die Ballkontrolle zwar nicht die Ausmaße sonstiger Bayernspiele, aber ohne die Einblendung des Platzverweises beim Spielstand hätte man phasenweise glauben können, Leverkusen spiele in Unterzahl. Bis zum Tor stand der FC Bayern bei rund 60% Ballbesitz und einem kleinen Chancenplus. 

So fiel das Tor ausgerechnet nach einem Angriff, als Bayern sich doch einmal nach hinten drängen ließ. Als Grimaldo auf Tella flankte, waren alle neun Feldspieler des FC Bayern im eigenen Drittel positioniert. 

…aber Bayerns Probleme gegen starke Gegner halten an

War das Glas in den letzten Wochen halbvoll oder halbleer? Einerseits die stabile Defensive, andererseits die schwächelnde Offensive. Einerseits die Siegesserie, andererseits viele schwache Gegner. Einerseits die Tabellenführung in der Bundesliga, andererseits der Kampf um die Top-8 in der Champions League.

Das Pokal-Highlight gegen Leverkusen sollte Klarheit bringen. Es brachte ein Stück weit Ernüchterung. 

Im 20. Spiel der Saison traf der FC Bayern zum neunten Mal auf einen Gegner, der im Stärke-Ranking von Clubelo unter den Top-50 steht. Die elf Spiele gegen schwächere Gegner gewann der FC Bayern alle. Von den neun Spielen gegen starke Gegner siegte der FC Bayern nur gegen den VfB Stuttgart, Benfica und Paris Saint-Germain. In den sechs Spielen gegen Eintracht Frankfurt, Aston Villa, Borussia Dortmund, den FC Barcelona und zweimal gegen Bayer Leverkusen reichte es nicht für einen Sieg. 

Die 75 Minuten in Unterzahl erklären die Niederlage gegen Leverkusen, sie rechtfertigen sie nicht. Auch die Rote Karte gehört zum Spiel und ist damit Teil des Problems, egal ob Ergebnis eines individuellen oder systemischen Fehlers. 

Um große Titel zu gewinnen, braucht Kompany bessere Ergebnisse gegen Top-Teams Gelingt das nicht, droht auch in den anderen Pokalwettbewerbe ein böses Erwachen. 

Die Daten zum Spiel

Tor: 0:1 Tella (69.)

Gelbe Karten: Upamecano (12.), Goretzka (52.) – Tapsoba (12.), Wirtz (22.), Kovar (78.)

Rote Karte: Neuer (17.)

Aufstellung FC Bayern: Neuer – Laimer (73. Boey), M.-J. Kim (84. Tel), Upamecano, Davies – Kimmich, Goretzka (73. Pavlović)  – Sané (19. Peretz), Olise, Musiala, Coman (73. Gnabry)

Aufstellung Bayer Leverkusen: Kovar – Mukiele (61. Arthur), Tah, Tapsoba, Hincapie – Andrich (46. Schick, 61. Tella), Palacios, G. Xhaka – Frimpong, Wirtz, Grimaldo



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