FC Augsburg – FC Bayern München 0:4 (0:0)

Christopher Trenner 13.12.2014

Falls Ihr es verpasst habt:

Der FC Bayern veränderte erwartungsgemäß im Vergleich zur Champions League gegen Moskau seine Aufstellung auf einigen Positionen. So rückte unter anderem Benatia ins Team und im Mittelfeld spielte zum ersten Mal Schweinsteiger mit Alonso und Rode. Die Sturmreihe wurde von Ribery, Robben und Lewandowski gebildet. Beim FC Augsburg spielte Hong für Callsen-Bracker und Feulner bekam den Vorzug vor Kohr. In der ersten Halbzeit presste Augsburg sehr hoch und versuchte vor allem die Viererkette mit Bernat, Benatia, Boateng und Rafinha immer wieder zuzustellen. Hierfür setzte der Augsburger Trainer Weinzierl auf ein 4-4-2, dass allerdings sehr mannorientiert war. So wurde Neuer, Boateng und Alonso, der sich oftmals zwischen beide Innenverteidigern abkippen ließ, immer wieder angelaufen. Der FC Bayern konnte sich anfänglich noch mit guten öffnenden Bällen über Robben und Rode befreien, aber mit zunehmender Spieldauer schloss der FCA die strukturelle Lücke auf der eigenen linken Abwehrseite und ließ sich nicht mehr leichtfertig durch Überlagerungen ausspielen. Das Pressing der Augsburger funktionierte mit zunehmender Spieldauer in der 1. Halbzeit besser. Daher spielte sich das Spiel großteils rund um den Strafraum des FC Bayern ab, allerdings mit Ballbesitz für die Roten. Zur Halbzeit kam Manuel Neuer auf 33 Ballkontakte und hatte mehr als doppelt so viele wie Robert Lewandowski zu dieser Zeit. Chancen waren in der ersten Halbzeit Mangelware. Zwar hatte der FC Bayern bereits 11 Torschüsse auf der Uhr, aber davon viele Fernschüsse bzw. Versuche aus ungünstigem Winkel. Wie zum Beispiel die größte Chance des FC Bayern durch Arjen Robben, der einen Schuss mit Links vom linken Strafraumeck nicht verwandeln konnte.

In der zweiten Halbzeit erspielte sich der FC Bayern dann mehr Torchancen. Nach einem langen Ball aus dem Mittelfeld, verlängert der aufgerückte Schweinsteiger und Ribery war dadurch frei vor dem Tor. Allerdings konnte der Franzose den Ball nicht im Tor unterbringen (54.). Wenig später bringt dann eine Standardsituation den FC Bayern auf die Siegerstraße. Ein Freistoß aus dem Halbfeld von Ribery segelt direkt auf den Kopf von Benatia. Von dort springt die Kugel mehr oder weniger glücklich an den Innenpfosten zur 1:0 Führung. Nur zwei Minuten später folgte der Doppelschlag: Eine Flanke von links verlängert Rode im Fünfer in den Rückraum. Robben hat zu viel Zeit und kann den Ball erneut an den helfenden Innenpfosten zirkeln (60.). Spätestens zu diesem Zeitpunkt konnte der FC Augsburg sein laufintensives Pressing nicht mehr aufrechterhalten und agierte in den meisten Fällen zu passiv. Zum Beispiel beim 3:0 durch Robert Lewandowski, der aus 20 Meter trocken ins linke untere Eck schießen kann (68.). Nur drei Minuten später war es erneut Robben, der ähnlich wie beim 2:0 aber erst geblockt wird, doch Rode setzte gut nach und spielte den Holländer erneut an. Diesmal hatte er mehr Fortune und Robben erzielte sein 8. Bundesligator in dieser Saison. Ab dann lief die Partie angesichts der nächsten englischen Woche dem Abpfiff entgegen.

3 Punkte, die auffielen:

1. Die Standardsituation als Dosenöffner

Man merkt der Mannschaft an, dass sie nicht mehr mit der Kreativität agieren kann, wie sie es über weite Strecken im Herbst tun konnte. Zum einen merkt man so langsam eine vorweihnachtliche Stimmung, aber zum anderen zwingen Verletzungenssituationen immer wieder zu Umstellungen, die die Flexibilität einschränken. Umso mehr helfen „einfache Tore“ durch Standardsituationen. Es war bereits das dritte Spiel in Folge, bei dem das 1:0 durch einen Standard gefallen ist. Gegen Leverkusen war es ein Eckball, gegen Moskau ein Elfmeter und nun gegen den FC Augsburg ein Freistoß aus dem Halbfeld. Auch sonst waren die Standardsituationen durchaus gefährlich. So köpfte nach einer Ecke Xabi Alonso einen Aufsetzer aufs Tor. Manninger konnte diesen Ball gerade noch so auf der Linie entschärfen. Gerade gegen sehr defensiv agierende Gegner können Standardsituationen durchaus eine Waffe sein.

2. Defensive Stabilität bringt den Erfolg

Letzte Woche gegen Leverkusen setzte Pep Guardiola auf fünf sehr offensive Spieler. Mit Götze, Müller, Ribery, Robben und Lewandowski spielte nahezu das komplette Klavier des Rekordmeisters. Gegen den sehr zweikampfstarken FC Augsburg, der hier bundesligaweit einen Bestwert stellt, setzte Pep Guardiola bewusst auf eine defensivere bzw. robustere Dreierreihe im Mittelfeld. Mit Alonso, Schweinsteiger und Rode spielten drei potenzielle Sechser. Wobei die Aufteilung klar war, Alonso spielte überwiegend zwischen den beiden Innenverteidigern im Aufbau, während Schweinsteiger und Rode die Halbpositionen besetzten. Dadurch ergab sich eine sehr kämpferische Grundordnung. Schweinsteiger gewann am Ende 80% seiner Zweikämpfe, Alonso 67% und Rode immerhin noch 50%. Wobei Rode einige Wichtige gewinnen konnte, die in zwei Torvorlagen mündeten. Auch Schweinsteiger steuerte noch einen Assist bei.

Allerdings fehlte vor allem dem Duo Rode – Schweinsteiger zunächst die Abstimmung. Dies resultierte in der ersten Halbzeit oftmals in zu großen Abständen zwischen dem Mittelfeld und der Abwehr. Benatia wurde von den Augsburgern so einige Male isoliert, da sowohl Rode als auch Schweinsteiger versuchten, den tiefen Raum zu besetzen. In der zweiten Halbzeit klappte die Abstimmung besser, da auch Alonso und Schweinsteiger öfters die Positionen tauschten und versuchten mit langen & hohen Bällen zum Erfolg zu kommen. So konnte das Pressing der Augsburger, das bei weitem nicht mehr so aggressiv vorgetragen wurde, in der zweiten Halbzeit überspielt werden.

3. 3 Gegentore in 15 Spielen

Die bereits erwähnte Taktik von Pep Guardiola vermehrt auf robuste Spieler zu setzen, zahlte sich aus, da auch der FC Augsburg trotz hohem Aufwand kaum zu Torchancen kam. 6 Torschüsse in 90 Minuten und lediglich eine Ballberührung im Strafraum in Halbzeit 1 sprechen für eine überragende Bayern-Defensive. Am Ende gewann der FC Bayern 60% aller Zweikämpfe, da auch bei den Roten selbst das Gegenpressing nun besser funktioniert. Vor allem Robert Lewandowski agierte hier sehr geschickt und stellte immer wieder die Innenverteidiger hervorragend zu und verhinderte dadurch einen leichten Spielaufbau der Augsburger. Im Idealfall konnte das Bayernpressing den Ball zu Manninger treiben, der sich nur mit Befreiungsschlägen retten konnte. Hieraus konnte der FC Bayern meist leichte Ballgewinne erzielen, da die Stafflung rund um den zweiten Ball bei Augsburg nicht so gut funktionierte.

Allgemein steht die Defensive der Bayern im Vergleich zur letzten Spielzeit deutlich stabiler – trotz aller Verletzungen. Im Vorjahr hatte der FC Bayern zwar im Vergleichszeitraum einen Sieg mehr auf dem Konto – allerdings in der Bundesliga schon sieben Gegentore kassiert. Gegenwärtig sind es nur drei. Auch in der Champions League gab es ein Gegentor mehr, obwohl mit Pilsen im Vergleich zum AS Rom ein deutlich leichterer Gegner in der Gruppe war. Es wird offensichtlich, dass die Mannschaft das System von Pep Guardiola besser versteht. Zumal das Team nur selten Rückständen hinterherlaufen muss. In der bisherigen Saison nur ein Mal. In der ersten Pep-Saison war dies wesentlich häufiger der Fall. Dabei erweist sich gegenwärtig die Viererkette um Jerome Boateng, Juan Bernat und Rafinha zum Stabilitätsanker. Beispielsweise hat Rafinha nun 890 Minuten in dieser Bundesligasaison gespielt und bisher noch kein Gegentor kassiert. Allgemein konnte in den letzten 13. Bundesligaspielen des FC Bayern nur Marco Reus Manuel Neuer überwinden. Diese Stabilität resultiert schlussendlich in gewonnenen Spielen und beinahe zwangsläufig Titeln. Der erste »kleine« ist mit der Herbstmeisterschaft eingefahren.

FC Augsburg – FC Bayern München 0:4 (0:0)
FC Augsburg Manninger – Verhaegh, Hong, Klavan, Baba – Baier – Bobadilla, Feulner, Altintop (73. Kohr), Werner (70. Esswein) – Djurdjic (64. Mölders)
Bank Gelios (Tor) , M. de Jong , Caiuby , Er. Thommy
FC Bayern München Neuer – Rafinha, Benatia, Boateng, Bernat – Rode, Alonso (75. Götze) – Robben (77. Müller), Schweinsteiger (72. Hojbjerg), Ribéry – Lewandowski
Bank Zingerle, Dante, Shaqiri, Weiser
Tore 0:1 Benatia (58. Minute), 0:2 Robben (59.), 0:3 Lewandowski (68.), 0:4 Robben (71.)
Karten – / –
Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg)
Zuschauer 30.660 (ausverkauft)

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  1. Gute Analyse !
    Es war ein schwieriges Spiel und das 0:2 war sehr wichtig. Augsburg hat schön öfters ein Spiel gedreht oder mindestens den Ausgleich geschafft, deswegen war ich erst nach dem zweiten Tor entspannter.
    Rode gefällt mir mit sehr aggressiven Spielweise sehr wobei er von der starken Form von Arjen Robben profitiert z.B. bei seiner 2. Vorlage.

    Was mir aufgefallen ist, dass Höjbjerg eine ähnliche Rolle wie Xabi einnimmt, wenn Xabi nicht auf dem Platz ist. Es ist mir schon gegen Moskau aufgefallen und heute wieder.

  2. Kopfbälle! Endlich Kopfbälle!! :-)
    Es waren nicht nur Xabi Alonso und Benatia, die aufs Tor köpften. Auch Schweinsteiger probierte es mehrmals. Seit dem Abgang von Mandzu sah ich Bayern selten köpfen, jetzt wird es endlich häufiger versucht. Dann ist der Angriff variabler.

    Antwortsymbol4 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Kopfbälle! Endlich Kopfbälle!! :-)
      Es waren nicht nur Xabi Alonso und Benatia, die aufs Tor köpften. Auch Schweinsteiger probierte es mehrmals.

      Bei Benatia war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis er seine offensive Torgefährlichkeit unter Beweis stellt. Bei Schweinsteiger gehört der Kopfball mittlerweile zum festen Repertoire. Zuletzt hatte er gefühlt mehr Bundesligatore mit dem Kopf erzielt als mit dem Fuß.

      In der Summe würde ich die vermehrten Kopfbälle den verbesserten Standardsituationen zuschreiben. Die Bälle kommen genauer – was am Anfang der Saison definitiv verbesserungswürdig war.

      1. Um genauer zu sein, seitdem Xabi nicht mehr die Ecken macht. Ich habe eh nicht verstanden warum einer der längsten Spieler bei einer Ecke nicht im 16ner steht.
        Jetzt wo Robben, Ribery oder Götze die Ecken schießen und Xabi im Strafraum ist, sind auch die Ecken gefährlicher geworden. Xabi selber könnte durch eine Kopfballvorlage einen Scorerpoint sammeln und gestern hätte er beinah selber das Tor gemacht.

      2. Zitat: “warum einer der längsten Spieler bei einer Ecke nicht im 16ner steht”

        Alonso, falls Du das meinst, ist nicht einer der längsten Spieler. Genau genommen ist sogar relativ klein: 183 cm. Dante: 188 cm, Benatia: 190 cm, Martinez: 190 cm, Boa: 192 cm, Badstuber: 190 cm.

      3. Öhm, wenn Martinez, Dante und Badstuber aber nicht auf dem Platz stehen, dann hat Hero991 schon recht und Alonso ist einer der größeren Spieler. Rafinha, Bernat, Rode, Rib, Rob, Götze sind alle kleiner und kopfballschwächer.

  3. Ich fand es sehr interessant zu beobachten das deutlich früher der Abschluss gesucht hat und eben nicht wie eigentlich typisch in den Strafraum zu kombinieren.

    Nicht umsonst sind 2 Tore dann auch so gefallen in der 2. Halbzeit. Ist schon eher etwas untypisch für Guardiola’s Ausrichtung zeigt aber auch das die Bayern eben in diesem Jahr doch alles spielen ‘dürfen’ :)

    Antwortsymbol2 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Findest du frühe Abschlüsse wirklich so untypisch? Würde ich nicht einmal sagen wollen, es ist eben nur eines der möglichen Mittel und oft eben auch sehr riskant, da ein Torschuss eben als Einzelaktion steht, möglicherweise nicht alle Mitspieler optimal postiert sind, etc. Auch in den letzten Partien wurde ja öfters mal aus der Distanz “draufgehauen”, rein ging er gefühlt seltener.

      1. Naja, ich kann mich an Zeiten erinnern wo Fernschüsse eigentlich schon fast verboten schienen, zumindest im letzten Jahr (Beckenbauer hat diese Anweisung ja oft deutlich kritisiert).

        In diesem Jahr ist das evtl. etwas anders wie so vieles. Guardiola hat ja irgendwie angefangen Spass daran zu haben mit dieser Mannschaft die unterschiedlichsten spielerischen/taktischen Experimente zu fahren nachdem er die Spieler mehr und mehr kennt.

        Ich fand z.B. die erste Halbzeit in Berlin sehr interessant als vieles durch die Mitte ging und sich teilweise bis zu 5 Spieler dort auf engstem Raum im Hertha-Strafraum wiederfanden. Das war fast wie Überzahlspiel im fremden 16er. Fand ich ziemlich cool!! :)

        Und gegen Augsburg in der 1. HZ wurde kaum in den Strafraum hinein kombiniert sondern sehr viel direkt und schnell aus der Ferne abgeschlossen was mich überraschte. Natürlich ist die Erfolgsquote dabei nicht so hoch aber eben ein gesundes Mittelmaß aus allem finde ich schon gut zumal ja 2 Tore dadurch auch gefallen sind.

        Ich fand es einfach interessant zu beobachten und war eben etwas irritiert weil es nicht wirklich typisch für Bayern ist aber ohne Götze und Müller ist die Spielanlage evtl. eben auch eine etwas andere.

  4. Dier Woche mit Leverkusen und Augsburg (zwischendrin CL) bei unserer derzeitigen Personallage, habe ich als die vmtl. schwierigste der bisherigen Saison gesehen.

    Nach den Ergebnissen, auch der Konkurrenz, war sie dann überragend. Chapeau!

    Jetzt mal gespannt die CL-Auslosung abwarten. Arsenal wäre langweilig, PSG und Juve wären mir für ein Achtelfinale zu heikel. Bliebe ja nicht mehr viel??

  5. Ich gehe davon aus, dass Wolfsburg gegen Dortmund verliert und wir die beiden letzten Spiele gewinnen. Dann wären wir zur Winterpause 12 Punkte vorne. Wenn wir dann das erste Spiel der Rückrunde gegen Wolfsburg gewinnen, ist die Meisterschaft sicher!

  6. […] FC Augsburg – FC Bayern München 0:4 (0:0) […]

  7. Das war ein sehr interessantes Spiel. Ich habe das später nachgeschaut, weil ich leider keine andere Möglichkeit hatte.

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