Die Lage der Bundesliga – Teil 3

Tobi Trenner 02.03.2016

Der Beweis der Einzigartigkeit

Auch ein Blick auf die nackten Zahlen beweist, dass die Bundesliga zumindest anders ist. So versorgte uns Dustin Ward, einer der besten BL-Analysten im Internet, mit aussagekräftigen Statistiken. Demnach spielt der durchschnittliche Bundesligist relativ gesehen weniger erfolgreiche Pässe im Angriffsdrittel und hat auch eine geringere Passgenauigkeit im gegnerischen Strafraum als in den anderen Topligen.

Ebenso zeigten die Zahlen der Expertenanalyse, dass Bundesligisten ein viel intensiveres Pressing spielen, das auch die wenigen Durchbrüche in die Gefahrenzone gefährlicher macht. Auch agieren sie mit dem Ball direkter (sehr vertikales und ungeduldiges Spiel), in der Bundesliga gibt es überdurchschnittlich viele Schüsse und Tore pro Pass.

Fazit

Dass die Bundesliga also wilder und direkter spielt, kann auch objektiv bewiesen werden. Führt das zu einem unterhaltsamen Produkt mit hoher Intensität oder zu einer kreativitätslosen Anti-Ballbesitz-Liga ohne Eigeninitiative? Dies kann niemand endgültig beurteilen, da solche Entscheidungen vollkommen subjektiv sind. Einmalig ist die Bundesliga aber auf jeden Fall.

Wie die Expertenmeinungen gezeigt haben, liegen die Probleme der Liga eher im Bereich der taktischen Abweichung voneinander sowie einer fehlenden Risikobereitschaft. Niemand möchte sich blamieren, Kritik an den eigenen Ideen soll vermieden werden – so wählen viele Trainer dann den sicheren Weg des geringsten Widerstandes. Wer mehr oder weniger spielt, was auch die Konkurrenz spielt, der kann taktisch kaum kritisiert werden.

Vielleicht ist dies sogar ein Schutzmechanismus. Der Fußball ist zu großen Teilen ein Glücksspiel, nur wenige Aktionen wirken sich auf das Ergebnis aus. Deshalb setzt sich nicht immer die bessere Mannschaft durch – ein Umstand, der einen Trainer nur beunruhigen kann, schließlich liegt sein eigenes Schicksal so niemals in eigener Hand.

In einem eher konservativen Land, das erprobte Ideen dem Unbekannten vorzieht, wird die Entscheidung für den Pressing-Einheitsbrei kaum kritisiert werden. Im Zweifel hatte der Gegner dann einfach mehr Geld, mehr Glück oder mehr Kampfbereitschaft – Dinge, die man entweder nicht oder sehr schnell ändern kann. Ein konsequentes Hinterfragen der Ideen und Weiterentwicklung der Fähigkeiten würde eine harte Arbeit bedeuten, für die sicherlich auch nicht jeder Trainer die benötigten Kenntnisse besitzt. So schützt man mit der Nutzung des Standards seinen Ruf gegenüber Vorstand, Fans, Medien und vor allem Spielern.

Zum Abschluss der Serie ein Versuch, die Lage der Bundesliga kurz zusammenzufassen: Die Bundesliga ist zurzeit eine gesunde, respektable Liga. Zugleich könnte sie aber noch viel stärker sein, wenn man selbstbewusster, innovativer und progressiver auftreten würde. Doch die aktuelle Situation ist letztendlich wohl viel zu etabliert und akzeptiert, um irgendwelche großen Änderungen zu veranlassen. Hier gilt wohl der Slogan: Never change a winning team.

TEIL EINS – FINANZEN UND EINKOMMEN
TEIL ZWEI – PUNKTE UND ERFOLG
TEIL DREI – TAKTIK UND MENTALITÄT