Bayern Munich's German goalkeeper Manuel Neuer reacts during the German Cup (DFB Pokal) second round football match VfL Bochum v FC Bayern Munich in Bochum, western Germany on October 29, 2019. (Photo by INA FASSBENDER / AFP) / DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND QUASI-VIDEO. (Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

2:1 in Bochum – Bayern müht sich ins Achtelfinale!

Georg Trenner 29.10.2019

“Das könnte richtig zäh werden”, schrieb Justin in der Vorschau. Er sollte recht behalten.

Falls Ihr es verpasst habt:

Aufstellung

Kovač schickte schickte seine Elf auf drei Positionen verändert in den Pokalfight. Coutinho und Müller nahmen auf der Bank platz, wohin sich zum ersten Mal in dieser Saison auch Robert Lewandowski gesellte. Neu ins Team rutschten Gnabry, Tolisso und Goretzka. Für den gebürtigen Bochumer Leon Goretzka war es das erste Spiel im Bayern-Trikot gegen seinen Jugendverein.
Vor Neuer lief die Viererkette aus dem Ligaspiel gegen Union Berlin auf: Pavard und Boateng verteidigten innen und wurden von Kimmich rechts und Davies links flankiert. Vor der Viererkette spielte Thiago gewohnt auf der Sechs hinter Goretzka und Tolisso auf der Doppelacht. Coman über links, Perišić über rechts und Gnabry im Sturmzentrum komplettierten die Startelf. Die Rolle als Lewandowski-Vertreter kennt Gnabry aus der Nationalmannschaft und teilweise aus seiner Zeit in Hoffenheim.

VfL-Trainer Thomas Reis schickte sein Team in einem klassischen 4-2-3-1 aufs Feld.

1. Halbzeit

Nach nur 40 Sekunden hatte Simon Zoller eine Großchance für den VfL, nachdem Blum von der Grundlinie mit viel Übersicht an den Elfmeterpunkt zurücklegte. Zoller verzog jedoch. Dieser Warnschuss führte jedoch nicht dazu, dass der FC Bayern aufwachte, sondern macht den Bochumern Mut. Die Bochumer störten in der Folge früh und aggressiv, unterbanden das Aufbauspiel des FCB bereits im Ansatz und kamen immer wieder in gefährliche Szenen.
Es dauerte bis zur 15. Minute, bis die Bayern durch Coman ihren ersten Torschuss abgaben. Danach gelang es Kovačs Team, das Spiel etwas zu beruhigen und sich eine Reihe kleinerer Chancen herauszuspielen. Echte Gefahr für das Tor von Manuel Riemann entstand jedoch nicht.
Jener Riemann war es dann auch, der in der 36. Minute das Eins zu Null für die Hausherren einleitete. Seinen langen Ball konnte Blum auf Linksaußen unbedrängt annehmen. Blum setzte sich gegen Kimmich durch und brachte den Ball hart und flach vors Münchner Tor, wo Davies zwar vor Ganvoula an den Ball kam, diesen jedoch unglücklich ins eigene Tor lenkte.

2. Halbzeit

Kovač beendete das Experiment mit Gnabry als Mittelstürmer und brachte Lewandowski für Perišić, dessen Position auf Rechtsaußen Gnabry übernahm. Tolisso positionierte sich tiefer neben Thiago und Goretzka besetzte die Zehnerposition, sodass Bayern nun auch ein 4-2-3-1 spielte. Goretzka durfte sich dort allerdings nur zehn Minuten versuchen, bevor er für Coutinho den Platz verlassen musste. Bereits in der 65. Minute schöpfte Kovač sein Wechselkontingent komplett aus und brachte Müller für Tolisso.
Es dauerte bis zur 69. Minute, ehe die Bayern durch eine Kopfballchance von Lewandowski zur ersten nennenswerten Chance in der zweiten Halbzeit kamen. Diese Chance und der eingewechselte Müller waren die Signale für den offensiven Schlussspurt der Roten, der jedoch verpuffte. In einigen Szenen hatten die Münchner Glück, dass der VfL Konterchancen nicht konsequent zu Ende spielte.
In der 83. Minute gelang Serge Gnabry nach einer schönen Kombination über Lewandowski, Coman und Kimmich der Ausgleich. Kurz danach schlug der junge Bochumer Innenverteidiger Armel Bella Kotchap ein Luftloch und konnte danach nur noch mit der Hand eine klare Torchance für die Bayern verhindert. Der zwingende Platzverweis war ein harter Schlag für die Bochumer und gab den Münchnern weiteren Auftrieb. Und tatsächlich schafften es die Münchner noch in der regulären Spielzeit, das Spiel komplett zu drehen. In der 89. Minute verlagerte Coutinho auf Coman, der von der rechten Seite Müller in Szene setzte, der sehenswert per Hacke zum 2-1-Siegtreffer vollendete.

Dinge, die auffielen:

1. Taktisches Experiment missglückt

Kovač begann mit Gnabry in ungewohnter Rolle als Mittelstürmer. Gnabry interpretierte die Position noch fluider als Lewandowski zuletzt und wich immer wieder in den Zehnerraum oder auf den rechten Flügel aus.
Hauptsächlich Goretzka schlich sich immer wieder in die dadurch freien Räume im Sturmzentrum, teilweise versuchten Tolosso und Perišić es ebenfalls. Goretzka, Tolisso und Perišić sind abschlussstarke Spieler, und abwechselnd in offene Räume rückende Spieler sind schwer zu verteidigen. So nachvollziehbar der Plan in der Theorie, so wenig gelang es dem FC Bayern, die Spieler in aussichtsreichen Positionen in Szene zu setzen. Fast alle Angriffe verpufften lange bevor sich das fluide Wechselspiel hätte auszahlen können.

2. Wechsel verschenken wertvolle Zeit

Nach der aus Bayernsicht nicht zufriedenstellenden ersten Halbzeit konnte man erwarten, dass Kovač in der Halbzeit reagieren würde. Dies tat er auch. Allerdings bedeuten Kovačs sukzessive Wechsel im Zehnminutentakt drei Systemumstellungen in den ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit. Vom 4-1-4-1 wechselte er zunächst in ein 4-2-3-1 mit unterschiedlichem Personal und schließlich wieder zurück ins 4-1-4-1. Es scheint kein Zufall zu sein, dass diese 20 Minuten ereignislos verstrichen, bevor die Münchner in den letzten 25 Minuten des Spiels für Gefahr vor Riemanns Tor sorgten.

3. Der FC Bayern ist “back on earth”.

Am frühen Abend schied der 1. FC Köln im Südwesten der Republik beim Viertligisten aus Saarbrücken aus dem DFB-Pokal aus. Nur hauchdünn entging der FC Bayern entging dem gleichen Schicksal tief im Westen der Republik.
Während Pokalpleiten gegen unterklassige Mannschaften vor einigen Jahrzehnten keine Seltenheit für die Bayern waren – Vestenbergsgreuth, Magdeburg, Aachen -, schien es für den FC Bayern der letzten Dekade fast unmöglich, gegen unterklassige Teams auszuscheiden. Von dieser Dominanz war am Dienstagabend nichts zu sehen.
Im englischsprachigen Sportjournalismus redet man von “Process over Results” und meint damit, dass man sich von Ergebnissen nicht blenden lassen darf, denn zu zufällig sind einzelne Ergebnisse im Sport. Auch der FC Bayern sollte sich von den aktuell noch ausreichenden Ergebnissen nicht blenden lassen, zu besorgniserregend ist teilweise der Weg dahin.