Und täglich grüßt… Manchester City – Die Champions League Vorschau

Christopher Trenner 24.11.2014

Für viele Allesfahrer und Groundhopper war das Los Manchester City eine Enttäuschung. Die meisten Fans haben den Verein aus der zweitgrößten Stadt Englands bereits im Sammelalbum. Kein Wunder, trifft der FC Bayern doch bereits zum dritten Mal in vier Jahren auf den amtierenden englischen Meister. Bei den Partien gab es immer einen Sieger. Im Vorjahr gewann der FC Bayern die vorentscheidende Partie um den Gruppensieg in Manchester mit 3:1 – es war die erste große Lehrstunde die eine bayerische Mannschaft unter Pep Guardiola einem Gegner erteilt hat. Das Rückspiel verlor der FC Bayern in der heimischen Arena 2:3 – nach 2:0 Führung schaltete die Mannschaft mehrere Gänge zurück und verschenkte so eine perfekte Gruppenphase. Dieses Mal treffen sich die beiden Favoriten auf den Gruppensieg bereits am 1. Spieltag.

Die Saison verläuft für Manchester City bisher durchwachsen. Im Community Shield, dem Gegenstück zum deutschen Supercup, fegte Arsenal City mit 3:0 vom Platz. In der Liga lief es zunächst besser. Die ersten beiden Spiele wurden gewonnen. Darunter ein klarer 3:1 Sieg gegen den FC Liverpool. Der bis dato letzte Sieg. Am dritten Spieltag gab es eine überraschende Heimpleite gegen Stoke und am letzten Wochenende ein glückliches 2:2 Unentschieden beim FC Arsenal.

Transfers & Personal

Manchester City ist einer von zwei großen europäischen Vereinen, die die „volle Härte“ der UEFA zu spüren bekommen haben, da sie gegen das Financial Fairplay verstießen. Die Folge war eine Strafe von 60 Mio. Euro, die ManCity akzeptiert hat. Hinzu kam das Zugeständnis die Transferausgaben signifikant zu senken und eine Beschränkung des CL-Kaders auf 21 statt 25 Spieler. Angesichts von möglichen Verletzungen und Sperren definitiv eine taktische Schwächung am Ende der Gruppenphase bzw. in der möglichen Endrunde.

Durch diese Auflagen ist der Verein in der Transferperiode relativ zurückhaltend aufgetreten. Topneuzugang ist Eliaquim Mangala, ein Innenverteidiger, der für 40 Mio. Euro vom FC Porto kam. Im Paket zusammen mit Fernando überwies City knapp 55 Mio. Euro. Mangala ist eines der größten europäischen Talente in der  Defensive und hat, trotz namenhafter Konkurrenz, bereits drei Länderspiele für die Équipe Tricolore gespielt. Fernando sollte eine Verstärkung bzw. Ergänzung im defensiven Mittelfeld sein. Eine Position, auf der City noch immer nicht europäische Spitzenklasse verkörpert. Weiterhin wurde mit Caballero ein Ersatzmann für Joe Hart geholt. Der Spanier soll dem englischen Schlussmann deutlich mehr Druck machen. Joe Hart sah beim Hinspiel im letzten Jahr nicht gerade glücklich aus. Zur Zeit ist er aber noch die Nummer 1 im Tor. Vom FC Arsenal kam Bacary Sagna – mittlerweile 31 Jahre alt. Die größte Überraschung gab es kurz vor Ende der Transferliste. Frank Lampard kommt auf Leihbasis aus New York. Die Saison dort beginnt erst wieder im Januar. Praktisch, wenn die Eigentümer noch einen Klub in England haben, wo sich Lampard fit halten kann.

Namhafte Abgänge gab es nicht. Mit Lescott, Barry, Garcia, Rodwell sowie dem glücklosen Negredo verließen vor allem Ergänzungsspieler dauerhaft bzw. auf Leihbasis den Verein. Durch die vielen Leihgeschäfte gab es mit 20 Zugängen und 13 Abgängen enorme Fluktuationen im Kader, die aber bei englischen Vereinen durchaus üblich sind.

System

Manuel Pellegrini setzte am letzten Wochenende gegen den FC Arsenal auf eine 4-2-3-1 Formation. Die Viererkette stand dabei mit Clichy, Demichelis, Kompany und Zabaleta durchaus stabil. Davor feierte Lampard sein Debüt – neben ihm spielte Fernandinho. Eine Lösung die sich gegen das spielstarke Mittelfeld von Arsenal nicht bewährt hat. Die Abstimmung zwischen beiden Spielern stimmte nicht. Gerade nach Ballverlusten gab es selten Ordnung. Arsenal gelang es meist mit 1-2 Pässen das komplette Mittelfeld zu überspielen und hatte häufig große Räume in der Zentrale. Die Folge – Frank Lampard stand nach einigen taktischen Foulspielen vor einem Platzverweis und wurde nach der Halbzeitpause von Nasri abgelöst. Für ihn rückte Millner vom linken Flügel auf die 6er Position. Das Filetstück der Mannschaft bildeten Silva (einer der besten Ballverteiler hinter der Spitze in Europa) Jesus Navas (schneller Flügelspieler) sowie Agüero (einer der komplettesten Stürmer in der englischen Premier League). Agüero ist bisher super in die Saison gestartet und verwandelt aktuell 42% seiner Torschüsse. Der ex-Münchner Martin Demichelis erzielte bei der Generalprobe gegen Arsenal übrigens den 2:2-Ausgleich.

Gegen Liverpool vor gut vier Wochen spielte Manchester City ein 4-4-2 mit einer Doppelspitze. In der Spitze agierten Jovetic und Dzeko – zwei weitere Akteure, die über eine enorme Qualität verfügen. Silva rückte in diesem System auf den linken Flügel. Das Pendant bildete Nasri. Auf der Doppelsechs spielte Fernando und Yaya Touré. Eine Variante, die defensiv stabiler wirkte und von Tourés Box-to-Box Fähigkeit profitierte. Allerdings ist in beiden System noch immer ein Grundproblem inhärent – das fehlende bzw. rudimentäre Pressing im Mittelfeld. Dies mag daran liegen, dass in der Zentrale noch nicht die bestmögliche Kombination gefunden wurde. Ein Grund vielleicht auch warum Lampard aus dem quasi-Ruhestand geholt wurde und seine Erfahrung einbringen soll. Es bleibt abzuwarten welche Kombination Pellegrini gegen Bayern wählen wird.

Das gewisse Etwas

Sergio Agüero. Gegen Arsenal leitete er durch einen Ballgewinn im Mittelfeld sein zwischenzeitliches 1:0 selbst ein. Nach schnellem Ballvortrag über den Flügel verwandelte der Argentinier die Hereingabe von Navas kaltschnäuzig zur Führung. Ein Spielzug der typisch ist. Agüero lässt sich gerne ins Mittelfeld fallen und agiert dort zusammen mit Silva und Navas/Nasri. Die drei zusammen sind äußert Kombinationsstark und können viele schwerfällige Abwehrspieler in England vor Probleme stellen. Eine Qualität von Agüero ist sein beidfüßiger Abschluss – auch von außerhalb des Strafraums. Eine Stärke, die ihn für Abwehrspieler unheimlich schwer ausrechenbar macht. Aktuell steht Agüero bei drei Ligatoren in vier Spielen.

Eine weitere Qualität von City ist die unglaubliche Erfahrung. Manchester City hat in der laufenden Saison erst einen (!) Spieler eingesetzt der unter 26 Jahre alt ist. Der Kader besteht in dieser Zusammensetzung mittlerweile recht lange und konnte zumindest in England bereits Titel einfahren.

Prognose

Im Gegensatz zum Spiel gegen Arsenal könnte Yaya Touré wieder in die Mannschaft rücken. Zudem könnte Nasri die etwas defensiv stärkere Alternative zu Navas sein. Kolarov ersetzt wohl den gesperrten und verletzten Zabaleta. Für den FC Bayern wird es darauf ankommen die Schwäche im Mittelfeld von City auszunutzen. Die Aufbauspieler sind pressingresistent und müssen früh unter Druck gesetzt werden. Die größte Gefahr geht von den handlungsschnellen Offensivspielern Silva und Agüero aus. Gibt man ihnen zu viel Raum können sie blitzschnell gefährliche Angriffsituationen kreieren. Denkbar ist, dass der FC Bayern stärker als zuletzt auf hohen Ballbesitz fokussiert, um die Stärken von City auszuhebeln.

*Update*, Stand: 24.11.2014

Das Spiel in München war der erwartet schwere Auftakt, wurde aber dank eines späten Treffers von Jerome Boateng noch mit 1:0 gewonnen. Seit dem ist viel Wasser der Isar hinunter gelaufen. Der FC Bayern gewann alle weiteren drei Champions League Partien. Während der ursprünglich ausgemachte Konkurrent um den Gruppensieg von Spieltag zu Spieltag strauchelt. Negativer Höhepunkt war eine 1:2 Heimpleite von Manchester City gegen CSKA Moskau mit zwei Feldverweisen. Yaya Touré flog mit glatt Rot und der zur Halbzeit eingewechselte Fernandinho mit Gel-Rot vom Platz. Durch die Niederlage ergibt sich eine komische Gruppensituation: Manchester City ist Gruppenletzter und muss im Parallelspiel in Moskau auf einen Sieg von rom hoffen, um überhaupt noch eine Chance auf ein Weiterkommen zu haben. Ansonsten ist Manchester City in diesem Jahr auch in der Liga nicht Fisch oder Fleisch. Gegen Stoke gab es eine 0:1 Heimniederlage, gegen Aston Villa und Queens Park Rangers gab es vermeidbare Punktverluste gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte. Auf der Habenseite stehen allerdings ein überzeugender Heimsieg gegen Manchester United und ein erkämpftes Unentschieden gegen Tabellenführer Chelsea.

Ganz anders der FC Bayern. Der 1:0 Erfolg gegen City gab Selbstvertrauen und Motivation nach einem doch holprigen Saisonstart. Inzwischen ist der Rekordmeister vorzeitig als Gruppensieger fürs Champions League Achtelfinale qualifiziert und in der Liga erarbeiteten sich die Bayern einen ordentlichen sieben Punkte Vorsprung. Trotz einiger Verletzungsprobleme gelang Pep Guardiola fast das spielerische und tabellarische Optimum.

Ausblick

Manchester City hat mit viel Mühe das erste Spiel nach der Länderspielpause gewonnen. Nach einem zwischenzeitlichen 0:1 Rückstand, gewann das Team von Manuel Pellegrini mit 2:1 gegen Swansea. Dabei avancierten Jovetic und Yaya Touré zu den Matchwinnern. Letzter wird aufgrund der roten Karte gegen Moskau sicher fehlen. Jovetic hat wie Agüero vor dem Spiel nicht trainiert. Beide sind daher für das Spiel fraglich. Sicher fehlen werden Kolarov und Silva. Vor allem Silva hatte im Hinspiel das Spiel von City geprägt. Sein Ausfall trifft die Blauen aus Manchester hart.

Der FC Bayern reist wie bereits erwähnt als Gruppensieger an. In Anbetracht der vielen Verletzten der letzten Wochen ist fraglich, ob trotz aller Bekundungen, Pep Guardiola die Rotationsmanschine anwirft. Ein Einsatz von Dante statt Boateng, Shaqiri statt Robben, sowie ein Startelfeinsatz von Højbjerg und/oder Rode sind denkbar. In der Bundesliga stehen noch einige wichtige Partien an.