Analyse: FC Augsburg – FC Bayern 1:3 (0:2)
Nach dem über weite Strecken souveränen weiterkommen im DFB-Pokal tritt der FC Bayern in Augsburg an, um den Vorsprung in der Tabelle im Idealfall etwas auszubauen.
Falls Ihr es verpasst habt:
Carlo Ancelotti wirft vor der Partie die große Rotationsmaschine an und bringt im Vergleich zum Mittwoch sieben neue Spieler. Lediglich Neuer, Boateng, Lahm und Thiago finden sich erneut in der Startelf des FC Bayern wieder. Ansonsten darf sich das geschonte Personal – unter anderem Robben, Costa und Lewandowski – am Augsburger Bollwerk versuchen.
Auf Seiten des FC Augsburg gibt nur drei Änderungen. Mit Verhaegh, Altintop und Schmid anstelle von Kohr, Teigl und Max beginnt Dirk Schuster die Partie auf dem Papier etwas offensiver.
Die etwas offensivere Spielweise des FC Augsburg zeigt sich auch in den ersten Spielminuten. Es gibt gerade im Vergleich zum Mittwoch relativ lange Ballbesitzphasen, die aber keine echte Torchance für Augsburg bringen. Die größte Möglichkeit entwickelt sich nach einem Fernschuss von Verhaegh.
Bei Ballverlust zieht sich Augsburg sehr schnell in ein 6-3-1 System zurück. Der FC Bayern soll keinen Platz auf den Flügelpositionen bekommen. Insbesondere Robben und Costa werden zum Teil in Manndeckung genommen. Kurzum – es hat sich wenig geändert, im Vergleich zum DFB-Pokalabend. Einzig das Personal ist ein anderes. Das macht auf Seiten des FC Bayern den Unterschied aus. Die Roten erspielen sich ab der 10. Spielminute immer wieder Halbchancen. Die Mannschaft von Carlo Ancelotti bleibt zunächst aber nicht zielstrebig genug. Lewandowski (8.) und Alaba (15.) hätten in zwei Szenen mehr machen können, scheitern aber an der Ballmitnahme bzw. an der nötigen Genauigkeit.
In der 19. Minute ist es dann aber soweit. Nach einem guten Umschaltmoment spielt Lahm auf der rechten Seite Robben an. Dieser hat nur einen Gegenspieler und zieht nach Innen. Etwas überraschend steckt er dann auf Lewandowski durch. Der zeigt eine bessere Ballannahme und verwandelt mit links ins lange Eck.
Nur zwei Minuten später erhöht der FC Bayern sogar auf 2:0. Robben bedient wieder Lewandowski im Strafraum, die Augsburger können zunächst aber klären. Dann aber legt der Pole erneut quer und Robben ist frei vor dem Tor.
Nach der frühen 2:0 Führung nimmt der FC Bayern deutlich das Tempo aus der Partie und kontrolliert bis kurz vor dem Pausenpfiff das Geschehen. Einzig Xabi Alonso wollte das Spiel nochmals spannend machen, indem er am eigenen Strafraum Koo den Ball mustergültig in die Füße spielt. Doch dieser macht viel zu wenig aus der Situation und scheitert mit einem harmlosen Abschluss (45.) an Manuel Neuer.
So ging es mit einer souveränen 2:0 Führung für den FC Bayern in die Kabine. Einzig der verletzungsbedingte Wechsel von Hummels für Martinez bereit Carlo Ancelotti wohl ein paar Sorgenfalten.
Im Gegensatz zu den letzten Wochen macht der FC Bayern nach der Pause da weiter, wo er vor der Pause aufgehört hat: Er kontrolliert die Partie. Dies gelingt den Münchnern durch hohes Pressing. Alaba, Vidal, Thiago und Alonso laufen nach Ballverlusten den Gegner früh an und zwingen Augsburg so zu Fehlern. So zum Beispiel in der 48. Minute: Kacar passt unbedrängt in die Füße von Robben. Dieser schickt Lewandowski steil. Der Pole umkurvt einen Gegenspieler sowie Torhüter Hitz und schiebt zum 3:0 ein.
Carlo Ancelotti nutzt die frühe, klare Führung und bringt Badstuber für Boateng (62.). Gleichzeitig schaltet der FC Bayern erneut wieder einige Gänge zurück und verringert die Intensität. Dies wird sofort von Augsburg bestraft. In einer sieben gegen drei Situation können Hummels und Lahm den Ball mehrfach nicht klären. Baier legt quer auf Koo und dieser besorgt den Anschluss.
Im Gegenzug legt der FC Bayern sofort wieder an Tempo zu. Mats Hummels hat innerhalb von drei Minuten vier(!) Kopfballchancen. Doch scheitert er an Hitz bzw. der Genauigkeit. Augsburg indes presst deutlich höher. Die Münchner können in Person von Hummels, Badstuber und Alonso nicht mehr sauber aufbauen. Neuer muss daher häufig den langen Ball wählen.
Wenig später vergibt Lahm eine große Abschlusschance. An der Strafraumkante kommt der Bayern-Kapitän mit dem linken Fuß zum Abschluss, doch der Schuss rauscht knapp am rechten Pfosten vorbei.
Die Chance von Lahm ist die letzte in dieser Partie. Der FC Bayern gewinnt erneut verdient mit 3:1 gegen den FC Augsburg und kann sich dadurch weiterhin an der Tabellenspitze behaupten.
Am kommenden Dienstag tritt der FC Bayern dann beim ersten Champions League Rückspiel der laufenden Saison an. Der Gegner heißt PSV Eindhoven.
Drei Dinge, die auffielen:
1. Die Learnings des Arjen Robbens
In der Vorwoche haben wir an dieser Stelle kritisiert, dass Lewandowski und Robben nicht optimal zusammen passen. Scheinbar wollten uns beide Akteure an diesem Spieltag eines Besseren belehren.
Zwei Tore und eine Vorlage für Lewandowski und ein Tor und zwei Vorlagen für Robben. Eine schon fast unglaubliche Steigerung im Vergleich zu den vergangenen Wochen. Darüber hinaus hatte Robben sogar noch eine weitere Chance für Lewandowski eingeleitet.
Die deutlich mehr mannschaftsdienliche, genauer gesagt Lewandowski-dienliche Spielweise von Robben kam den Stürmer deutlich zu Gute. Sieben Torschüsse hatte Lewandowski am Ende des Spiels. Gegen Gladbach waren es nur zwei Versuche. Daher war es auch erklärbar, weshalb Lewandowski in der Bundesliga über 450 Minuten ohne Treffer blieb.
Robben indes hat neben seinen zwei Torvorlagen noch sechs weitere Keypässe. Ein überragender Wert. Das Spiel des FC Bayern bekommt so eine neue Dimension. Es ist weniger geprägt von relativ gleichen Schuss- und Passmustern.
Spielt Robben immer so wie heute, müssen sich die Gegner auf ein deutlich vielschichtigeren FC Bayern einstellen.
2. Ancelottis kleine Anpassungen
Carlo Ancelotti ist in seiner Amtszeit bisher gar nicht von seinem 4-3-3 Grundsystem abgewichen. Dennoch war gegen Augsburg offensichtlich, dass es verschiedene Spielweisen bzw. Interpretationsmöglichkeiten gibt.
Im Vergleich zur Zeit vor der Länderspielpause besetzen die Münchner nun deutlich konsequenter den 10er-Raum. Ancelotti nutzt dafür eine asymmetrische Formation. Der linke Flügel, gegen Augsburg war es Costa, zieht deutlich mehr ins Zentrum, wenn der FC Bayern sich in einer Ballbesitzphase befindet. Dies hat den Vorteil, dass es für die Sechser/Achter eine zusätzliche Anspielstation gibt.
Zudem ist der rechte Flügel nicht intensiv isoliert, sollte der Ball früh den Weg auf die Außenbahn finden.
Gleichzeitig schiebt der linke Außenverteidiger sehr hoch – fast auf die eigentliche Position des linken Flügelspielers. So kann die Abwehrkette des Gegners nicht durch Verschieben auf den Flügelspieler des FC Bayern reagieren.
Der Nachteil dieser Variante ist, dass hinter dem Außenverteidiger viel leere Wiese ist. Carlo Ancelotti versuchte das gegen Augsburg mit fast drei Sechsern, die alle auf einer Linie standen, zu kompensieren. Die Frage wird sein, ob dies auch gegen Spitzenmannschaften wie Atletico, Dortmund und Co. reichen wird.
3. 90 Minuten sind zu lang
Der FC Bayern kann sich scheinbar nicht mehr voll fokussieren. Gegen Eindhoven, Gladbach und zuletzt zwei Mal gegen Augsburg gab es schwache Phasen. War es gegen Eindhoven die Phase kurz vor der Pause, war es in den letzten drei Spielen immer ab Mitte der zweiten Halbzeit, wo die Mannschaft vollkommen den Fokus verloren hat.
Dies äußert sich in Leichtsinnsfehlern, wie bei beiden Gegentoren gegen Augsburg deutlich zu sehen war. Auch Eindhoven und Gladbach wurden durch individuelle Fehler beinahe wieder ins Spiel geholt.
Der FC Bayern schafft es derzeit noch nicht, souverän einen Gang runter zu schalten. Die Phasen ohne eigenen Ballbesitz haben zu viele Fehler im Verschieben. Gleichzeitig schwächelt das eigene Aufbauspiel und ist geprägt durch zu viele Befreiungsschläge. Es spricht absolut nichts dagegen, sich bei eigener Führung in ein stabiles 4-4-2 fallen zu lassen. Allerdings muss dieses auch mit Leben gefüllt werden.
Das heißt: Eigene Fehler minimieren.
Schon bei den Bundesligaspielen gegen Köln und Frankfurt wurde die fehlende Spannung kritisiert. Der FC Bayern hat dies in den letzten zwei Wochen noch nicht abgestellt. Die Phasen sind inzwischen jedoch kürzer. Es wird nun in den kommenden Wochen darauf ankommen, diese Fehler auf null zu reduzieren. Auffällig ist, dass die Fehler einhergehen mit wenig eigenen Ballbesitz. Die Münchner hatten in der ersten Halbzeit fast 81% Ballbesitz und kontrollierten die Partie. In der besten Phase der Augsburger, zwischen der 60. bis zur 80. Minute waren es ’nur noch‘ 66%. Es wird spannend zu sehen, ob und wann es Anceltotti gelingt diese Phasen durch taktische und personelle Anpassungen souveräner zu gestalten.
Mit Eindhoven, Hoffenheim und Dortmund stehen wichtige Partien auf dem Spielplan.
FC Augsburg – FC Bayern München 1:3 (0:2) | |
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FC Augsburg | Hitz – Verhaegh, Janker, Hinteregger, Stafylidis – Kacar (82. Moravek), Baier – Koo, Altintop (65. Teigl), Schmid (55. Max) – Ji |
Bank | Luthe, Feulner, Usami, Schmidt |
FC Bayern München | Neuer – Lahm, Boateng (62. Badstuber), Martínez (29. Hummels), Alaba – Xabi Alonso – Thiago, Vidal – Robben (76. Kimmich), Lewandowski, Costa |
Bank | Ulreich, Bernat, Sanches, Müller |
Tore | 0:1 Lewandowski (19.), 0:2 Robben (21.), 0:3 Lewandowsk (48.), 1:3 Koo (67.) |
Karten | Gelb: Koo, Teigl / – |
Schiedsrichter | Christian Dingert (Lebecksmühle) |
Zuschauer | 30.660 (ausverkauft) |