FC Bayern München – Eintracht Frankfurt 3:0 (2:0)

Christopher Trenner 11.03.2017

Das Hinspiel in Frankfurt war sicherlich eines der schlechteren, wenn nicht sogar das schlechteste Bundesligaspiel des FC Bayern unter der Regentschaft von Carlo Ancelotti. Die Frankfurter rangen den Münchnern ein 2:2 ab – und das sogar in Unterzahl.

Falls Ihr es verpasst habt:

Carlo Ancelotti rotierte wie angekündigt nur wenig.

Bundesliga - Bayern vs. Frankfurt Bundesliga, FC Bayern München – Eintracht Frankfurt, 11.03.2017, Grundformationen.

Lahm stand nach Sperre in der Königsklasse wieder in der Startelf. Douglas Costa erhielt den Vorzug vor Franck Ribery und Müller ersetzte Xabi Alonso, der nach seiner Rücktrittsankündigung am vergangen Donnerstag gar nicht im Kader stand.

In den Kader zurück kehrte indes Jérôme Boateng. Zum ersten Mal nach viermonatiger Verletzungspause saß der Bayern-Verteidiger wieder auf der Bank. Nur Juan Bernat fehlte leicht angeschlagen. Ansonsten wäre die Mannschaft nach fast sieben Jahren wieder vollständig gewesen.

Niko Kovac auf der Gegenseite kann von diesen Verhältnissen nur Träumen. Die Liste an Ausfällen umfasst neun Spieler, die wegen Verletzungen oder Sperren nicht mitwirken können. Dennoch gelang es dem Frankfurter Trainer 11 Spieler auf den Platz zu schicken. Taktisch ergab sich bei Frankfurt ein 5-4-1 System. Auffällig dabei waren die beiden Außen Blum und Rebic, die zusammen mit Hrgota eine hohe Pressinglinie bildeten.

Die Münchner begannen die Partie ähnlich sorglos wie gegen Arsenal. In den ersten 20 Minuten gab es nur einen Torschuss und die Passquote lag bei nur 80%. Gefährlich wurden nur die Frankfurter. Nach einem Fehler von Alaba kombiniert sich die SGE am Bayernstrafraum durch, doch Rebics Abschluss war zu unplatziert (2.).

In der 19. Minute hätte Frankfurt das 1:0 machen müssen. Rebic schickt Hrgota steil. Dieser steht nicht im Abseits und läuft alleine auf Neuer zu, umkurvt diesen, doch wird in allerletzter Sekunde von Hummels abgegrätscht. Eine Weltklasse-Aktion des bayerischen Innenverteidigers.

Vom FC Bayern kam weiterhin nichts. Die Partie plätscherte vor sich hin. In der 37. Minute hatte Martinez etwas Luft im Aufbau. Frankfurt stand in diesem Moment etwas tiefer, Martinez entschied sich für den langen Ball auf Lewandowski. Dieser legt ab für Müller, der in den Strafraum eindringen kann und Lewandowski im Zentrum findet. Aus knapp drei Metern hat der Pole kein Problem seinen 20. Saisontreffer zu markieren.

Auf der Gegenseite setzte sich abermals Rebic auf der Außenbahn durch. Seine Flanke kann Hrgota nicht ganz ersprinten. Es war die dritte große Möglichkeit für die Hessen. Wiederum auf der anderen Seite erzielte der FC Bayern das 2:0. Abermals war ein langer Ball das entscheidende Mittel. Vidal schickt Alaba steil, der seinem Gegenspieler Chandler entlaufen kann. Sein Pass in den Rückraum findet Costa, dessen Abschluss kann Hradecky nicht mehr entscheidend eingreifen (41.).

Mit einem äußerst glücklichen 2:0 für die Münchner ging es nach einer aufregenden Schlussphase in einer bis dato recht ereignisarmen Partie in die Kabine. Die individuelle Klasse machte den Unterschied.

Die Partie behielt auch nach der Pause das Tempo bei. Hasebe verschätzt sich nach einem langen Ball gegen Müller. Dieser überlupft den herauseilenden Hradecky. Doch der Ball hat zu wenig Tempo. Hasebe kann den Ball noch ersprinten und nimmt dabei sogar einen Zusammenprall mit dem Pfosten in Kauf.

Nach einer längeren Verletzungsunterbrechung wurde es im Bayern-Strafraum sofort wieder gefährlich. Rebic gelingt es erneut mit Tempo auf Lahm zu zulaufen. Von rechts zieht er in die Mitte und knallt den Ball an die Latte. Es sollte scheinbar nicht sein für die Frankfurter an diesem Nachmittag. Drei oder vier große Chancen reichten nicht für einen Treffer.

Nur wenige Minuten später gelang den Bayern die Vorentscheidung. Lahm schickt Robben steil, dieser bricht sein Dribbling ab und flankt mit dem linken Fuß in die Mitte. Müller kann die Kugel nicht erreichen, doch Lewandowski ist handlungsschneller als die gesamte Frankfurter Hintermannschaft. Aus knapp acht Metern trifft der Bayern Stürmer (55.).

Carlo Ancelotti nutzte die komfortable Führung und verhalf in der 64. Minute Jerome Boateng zu seinem Comeback. Er ersetzte Martinez. Es war der letzte große Aufreger dieser Partie. Die Münchner schalteten zwei Gänge zurück und verwalteten das Ergebnis über die Uhr. Auch die Frankfurter vermieden angesichts des Zwischenstandes höheres Risiko.

Boateng endlich wieder am Ball
(Photo: Alexander Hassenstein / Bongarts / Getty Images)

Der FC Bayern gewinnt auch das fünfte Spiel in Folge. Angesichts des Zustandekommens der ersten beiden Tore sicherlich glücklich, aber aufgrund der weitgehend souveränen zweiten Halbzeit nicht unverdient. Die Elf von Ancelotti war an diesem Nachmittag die effizientere Mannschaft.

Das nächste und letzte Spiel vor einer Länderspielpause findet für die Münchner erst am kommenden Sonntag statt. Dann reisen die Münchner zu Borussia Mönchengladbach.

3 Dinge die auffielen

1. Fokusverschiebung

Die ersten 45 Minuten haben gezeigt, wie sehr sich der Fokus der Münchner verschoben hat. Die Champions League bzw. die KO – Spiele im DFB Pokal stehen im Mittelpunkt. Die Liga läuft nur noch mit. Mitschuld an dieser Situation trägt natürlich die Konkurrenz. Die Leipziger und Dortmunder konnten in den parallel stattfinden Spielen ihre Aufgaben nicht lösen. Dadurch ergibt sich bei noch 30 zu vergebenen Punkten ein Vorsprung von zehn Punkten auf Leipzig und 16 auf Dortmund. Die Liga plätschert für die Münchner angesichts dieses Vorsprungs wohl nur noch vor sich hin. Spiele wie Frankfurt, die mit maximal halber Intensität geführt werden, werden nicht die Ausnahme bleiben. Ob man das jetzt gut oder schlecht findet, bleibt jedem Zuschauer selbst überlassen.

Die Mannschaft ist mit erfahren Profis besetzt, die zugleich ziemlich bedacht wirkt, selbst zu entscheiden, wann die berühmten 5 bis 10 Prozent mehr Leistung eingesetzt werden und wann nicht. Gegenwärtig reicht es, um in allen drei Wettbewerben äußerst konkurrenzfähig zu sein.

2. Müller noch kein “richtiger” Faktor

Thomas Müller tut sich nach wie vor schwer eine richtige Rolle unter Carlo Ancelotti zu finden. Zuletzt pendelte Müller zwischen Bank und Startelf. Allerdings gelingt es ihm bei seinen Einsätzen noch nicht, die richtige Rolle zu finden. Wie gegen Köln, so auch gegen Frankfurt war Müller lange Zeit außen vor. Die wenigen Ballkontakte von Müller endeten in zum Teil katastrophalen Ballverlusten. Die Zahlen aus den ersten 30 Spielminuten dokumentieren dieses ganz gut: 16 Ballkontakte, 67% Passquote, 0% Zweikämpfe, zwei Fouls und eine Abseitsposition.

Wenig später war Müller dann aber wie erwartet da. Er ersprintet eine Kopfallablage von Lewandowski und bereitet so das 1:0 vor. Es war sein fünfter Assist in den letzten drei Bundesligaspielen. Der Punkt geht somit doch irgendwie wieder an Müller.

Doch die oben beschriebenen Probleme dokumentieren eben auch, weshalb Ancelotti zuletzt in den großen Spielen zuletzt eher Thiago auf der 10er Position gesehen hat. Der Spanier bringt den Münchnern hier mehr Sicherheit. Diese wird aufgrund der Taktik an dieser Stelle auch benötigt. Zugleich bleibt so Raum, um Alonso und Vidal zu bringen.

An dieser Stelle muss ehrlich gesagt werden, dass sich das bis zum Saisonende auch nicht mehr groß ändern wird. Müller wird weiter an sich arbeiten müssen. Einerseits bei der Ballbehauptung, andererseits am Abschluss. Aber gegenwärtig ist er auch aufgrund seiner durchwachsenen Leistungen noch nicht der unersetzliche Spieler aus dem Herbst 2015.

3. Boateng entspannt Abwehrsituation

Mit der Rückkehr von Jerome Boateng entspannt sich die Lage in der Abwehr vor der entscheidenden Saisonphase. Zugleich könnte für Boateng die gleichen Regeln gelten wie schon für den erwähnten Thomas Müller.

Hummels und Martinez wirkten zuletzt unglaublich eingespielt. Erst vier Gegentore mussten die Münchner im Kalender 2017 in der Bundesliga hinnehmen. Die letzten drei Spiele wurden in der Liga ohne Gegentor bestritten. Einen maßgeblichen Anteil daran haben die bereits erwähnten Hummels und Martinez, die aufgrund ihrer individuellen Qualität Spiele durch Defensivaktionen prägen können. Gegen Frankfurt war es Hummels der mit einer Grätsche gegen Hrogta den sicher geglaubten Rückstand verhinderte.

Das heißt an dieser Stelle nicht, dass Boateng nicht zu ähnlichen Aktionen in der Lage wäre, aber auch er muss sich nach vier Monaten ohne Spiel wieder einfinden. Denkbar wäre daher eine Rotation der drei genannten Spieler. Wobei Martinez und Hummels sicherlich im Champions League Viertelfinale die größten Einsatzchancen haben dürften.

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FC Bayern – Eintracht Frankfurt 3:0 (2:0)
FC Bayern Neuer – Lahm, Martínez (65. Boateng), Hummels, Alaba – Thiago, Vidal (77. Sanches) – Robben, Müller, Costa – Lewandowski (75. Coman)
Bank Ulreich, Rafinha, Kimmich, Ribéry
Eintracht Frankfurt Hradecky – Chandler, Hector, Hasebe (64. Russ), Abraham, Tawatha – Mascarell, Gacinovic – Blum (70. Barkok), Hrgota (78. Fabian), Rebic
Bank Lindner, Besuschkow, Wolf, Barkok, Knothe
Tore 1:0 Lewandowski (38.), 2:0 Costa (41.), 3:0 Lewandowski (55.)
Karten Gelb: Vidal, Alaba / Rebic, Mascarell, Hasebe
Schiedsrichter Markus Schmidt (Stuttgart)
Zuschauer 75.000 (ausverkauft)