FC Bayern bei der Klub-WM: Gewinner und Lichtblicke
Mit der 0:2-Niederlage gegen Paris St. Germain endet für den FC Bayern eine eher enttäuschendes Abenteuer in den USA, das einige Verlierer hervorbrachte. Besonders die Verletzung von Jamal Musiala überschattet einiges.
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Doch wo es Verlierer gibt, da sind auch ein paar Gewinner. Miasanrot schaut auf die Lichtblicke und Profiteure der Klub-WM aus Münchner Sicht.
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Kingsley Coman: Startelf statt Abgang
Noch während der Klub-WM musste sich Kingsley Coman vor laufenden Kameras mit einem möglichen Abgang aus München auseinandersetzen. Aufgrund seines hohen Gehalts steht der 29-Jährige nicht erst seit gestern auf der Abgangsliste bei den Bayern.
Im Gegensatz zum ähnlich stark in der Kritik stehenden Serge Gnabry konnte der Franzose in den USA jedoch einiges an Eigenwerbung betreiben. In vier von fünf Spielen stand er in der Startelf. Vier Torbeteiligungen sammelte der Linksaußen, auch wenn seine zwei Tore und Assists allesamt Asus dem Spiel gegen Auckland City stammen.
Doch besonders gegen Paris und die Boca Juniors brachte er seine Gegenspieler mit seinen Dribblings zur Verzweiflung und kreierte mehrere gefährliche Aktionen. Auch defensiv half er fleißig mit. Dass keine weitere Torbeteiligung hinzukam, lag zum einen an der Chancenverwertung seiner Mitspieler, zum anderen natürlich an ihm selbst. Besonderes seine vergebene Großchance gegen Boca steht stellvertretend für Comans größte Schwäche: seine Schwankungen im Abschluss.
Comans vorhandene Qualitäten sind dennoch unbestritten, wenn er fit ist. Aufgrund der Musiala-Verletzung und der, euphemistisch ausgedrückt, eher schleppend verlaufenden Suche nach neuen Flügelspielern könnte sich der Franzose durch seine Leistungen bei der Klub-WM zumindest einen sicheren Kaderplatz für die kommende Saison geholt haben. Einen Coman in dieser Form sollte der FCB jedenfalls bei der derzeitigen Lage auf dem Transfermarkt nicht abgeben.
Manuel Neuer: Ein letzter goldener Herbst im Bayerntrikot?
Manuel Neuer hat wahrlich keine einfache Saison hinter sich. Neben einer regelrechten Gegentorflut im Herbst, bei der so gut wie jeder Schuss auf sein Tor auch den Weg ins Netz fand, verpasste der mehrmalige Welttorhüter aufgrund eines ein wenig zu ausgelassenen Jubels die entscheidenden K.-o.-Spiele in der Champions League.
Zudem war seine frühe rote Karte gegen Bayer Leverkusen mitentscheidend für das unglückliche Pokalaus. Vom sicheren Rückhalt vergangener Jahre kann also keinesfalls mehr die Rede sein. So viel Kritik wie zu jener Zeit hatte Neuer – zumindest seit seinem Ski-Urlaub – jedenfalls noch nie einstecken müssen.
Doch was ihm während der Saison fehlte, zeigte der 39-Jährige in jeder Partie der Klub-WM. So viele gegnerische Stürmer wie in diesem Turnier brachte der Weltmeister jedenfalls schon länger nicht mehr zur Verzweiflung. Besonders gegen Flamengo und Paris St. Germain zeigte der Keeper einige starke Paraden, mit denen er seine Mannschaft im Spiel hielt.
Zudem waren seine langen Schläge wie gewohnt brillant, nur im Kurzpassspiel machte er ein paar Fehler, die allerdings nicht bestraft wurden. Um aber beim Positiven zu bleiben: Neuer strotzte nur so vor Selbstbewusstsein und würde dem FC Bayern in dieser Form – zumindest für die kommende Saison – jegliche Sorgen auf der Torhüterposition nehmen.
Konrad Laimer: Kein Rechtsverteidiger-Problem beim FC Bayern
Immer wieder liest man auf sozialen Medien von Fans des Rekordmeisters, dass es schon auch ganz nett wäre, noch einen Rechtsverteidiger zu holen. Zwar seien Konrad Laimer und Josip Stanišić gewiss nicht schlecht, aber echte Weltklasse, wie man sie einst mit Philip Lahm gehabt habe, werde eben vermisst.
Besonders Laimer bewies in den USA jedoch, dass die Münchner sich auf der Position erst einmal keine Sorgen machen müssen. Der Österreicher überzeugte mit Laufbereitschaft, Zweikampfstärke und zeigte vor allem gegen die Boca Juniors auch offensiv eine starke Leistung, die im Nachhinein vor allem bei den argentinischen Fans Eindruck hinterließ.
Der Österreicher gibt nie auf, arbeitet sich in jede Partie und liefert auf einem sehr konstanten Niveau Leistung ab. Seine Fähigkeiten im Kombinationsspiel sind mindestens unterschätzt. Die rechte Seite in Kombination mit Michael Olise funktionierte jedenfalls wie eine gut geölte Maschine.
Viele Rechtsverteidiger, die es im System von Vincent Kompany besser lösen würden, gibt es ohnehin nicht. Dafür müsste Max Eberl schon richtig viel Geld in die Hand nehmen. Geld, was an anderen Stellen viel dringender gebraucht wird. Mindestens das hat Laimer bei dieser Klub-WM noch einmal eindrucksvoll bewiesen.
Jonathan Tah: Wichtige Wochen für die Integration
Auch Jonathan Tah wollte bei der Klub-WM (ein erstes Mal) sein Bayern-Niveau nachweisen. Und das ist ihm gut gelungen, wenn auch nicht optimal. Erwartbare Abstimmungsproblemen mit seinen Nebenmännern sowie Schwierigkeiten im Vorwärtsverteidigen merkte man dem Innenverteidiger jedenfalls noch an.
Als zentraler Part in der Dreierkette musste der Nationalspieler bei Alonso nämlich noch nicht so aktiv nach vorne verteidigen. Doch der 29-Jährige hat dahingehend bereits während des Wettbewerbs erste Fortschritte gemacht. Seine Fähigkeiten als Leader in der Defensive hat er ebenfalls zur Schau gestellt.
Auch das Zusammenspiel mit Dayot Upamecano funktionierte bereits ziemlich gut. Überhaupt war Tah anzumerken, wie gut ihm diese drei Wochen in den USA mit seinen neuen Teamkollegen taten. Der Nationalspieler muss nun nicht mehr bei null anfangen, seine Teamkollegen allmählich kennenlernen und sich in Spielen gegen unterklassige Gegner mit seinen Nebenmännern in der Innenverteidigung einspielen.
Tah ist bereits vor dem Vorbereitungsstart beim FC Bayern angekommen. Und diese wichtigen Wochen der Integration machen ihn zu einem der größten Gewinner der Klub-WM.
Trotz Viertelfinal-Aus: Das Festgeldkonto freut sich
Als vermutlich größter Gewinner darf allerdings das in den letzten Jahren so lädierte Festgeldkonto in dieser Liste natürlich nicht fehlen. Schließlich hatte die Teilnahme an der Klub-WM vor allem den Zweck, die anscheinend so leeren Kassen wieder aufzufüllen.
Zwar steht auf der Habenseite auch ein Viertelfinal-Aus, die Verletzung eines Schlüsselspielers und ein sportlich unattraktives Turnier statt Regeneration und Urlaub.
Doch daneben stehen eben auch Einnahmen von rund 52 Millionen Euro. Das macht eine halbe Champions-League-Saison. Und das in gut zwei Wochen. Das lässt Max Eberl sicher etwas zuversichtlicher auf den Rest des Transfersommers blicken, als es noch vor drei Wochen der Fall war.
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