Mathys Tel verlängert beim FC Bayern: Muss er jetzt mehr spielen?
Mathys Tel spielt seit Sommer 2022 für den FC Bayern, mit seinem neuen Vertrag könnte er noch mindestens bis 2029 in München sein. Der Rekordmeister verpflichtete den damals erst 17-Jährigen von seinem Jugendklub Stade Rennes. Die Ablöse betrug 20 Mio. Euro. Zu diesem Zeitpunkt hatte er noch kein einziges Profispiel absolviert. Die kritischen Stimmen waren dementsprechend nicht ganz unbegründet.
Der junge Mathys Tel überzeugte sowohl in seiner Debütsaison als auch in dieser Spielzeit regelmäßig als Joker. Er brachte oft frischen Wind und eine jugendliche Unbekümmertheit auf den Platz.
Eines fällt bei ihm immer auf – wenn er spielt, dann mit vollem Einsatz. Diese Art und Weise ließ die Herzen aller Bayern-Fans höher schlagen und er wurde schlagartig zum Fanliebling. Auch weil er sich nach Spielen immer mal wieder Zeit für Fans nahm.
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Mathys Tel: Aktuelle Rolle beim FC Bayern
In dieser Saison kommt Mathys Tel beim FC Bayern auf insgesamt 30 Einsätze mit 7 Toren und 4 Vorlagen. Auf den ersten Blick sind das für einen 18-jährigen Linksaußen beim FCB ganz ordentliche Zahlen. Noch deutlicher wird dieser Eindruck beim Blick auf die Spielminuten. In seinen Einsätzen absolvierte er lediglich 851 Minuten.
Diese Anzahl an Spielminuten verdeutlichen seine aktuelle Rolle im Kader ganz gut. Momentan ist er ein Rotationsspieler – das Ass im Ärmel, um eine Partie noch zu drehen. In dieser Rolle verhalf er dem FC Bayern, vor allem in der Hinrunde, zu wichtigen Toren und Punkten. Er konnte dabei sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League überzeugen.
Gegen Gladbach erzielte er am 3. Spieltag den Siegtreffer in der 87. Spielminute nach einer Kimmich-Ecke. Im Topspiel gegen Leverkusen bereitete er eine Minute vor Schluss den 2:2 Ausgleich vor. In der Champions League schoss er gegen Manchester United ein wichtiges Tor zum 4:2 und in Kopenhagen erzielte er den 1:2 Siegtreffer.
Trotz solcher konstanten Leistungen in der Hinserie blieb es bei der Joker-Rolle unter Thomas Tuchel. Leroy Sané und Kingsley Coman erhielten oft den Vorzug. Zu dieser Zeit war dies anhand der herausragenden Form von Sané und den wirklich guten Kurzeinsätzen von Tel auch berechtigt. Damals wollte Tuchel Tel diese Rolle als Edeljoker nicht wegnehmen.
„Es ist sehr wichtig, jemanden zu haben, der diese Rolle liebt“, sagte Tuchel in einem Interview mit der UEFA im Oktober letzten Jahres. Nach und nach zeigte die Formkurve bei Sané nach unten und Coman und Gnabry verletzten sich beide. Trotz allem kam Tel erst vergangene Woche zu seinem ersten Bundesliga-Startelfeinsatz in dieser Saison.
Mathys Tel: Erklären Zahlen seine Situation beim FC Bayern?
Zahlen sind immer ein Erklärungsversuch und geben Indizien, wie die aktuelle Situation zu bewerten ist. Aus diesem Grund werden die Leistungen von Tel mit denen von Sané und Coman verglichen. Serge Gnabry wird hier nicht mit einbezogen, da er aufgrund seiner Verletzungsakte zu wenig Spiele absolvierte, um die Daten sinnvoll vergleichen zu können.
Scorerpunkte waren bereits kurz Thema. Die Menge an Treffern und Vorlagen ist das eine – die Anzahl pro 90 Minuten zeigt die Effizienz klarer auf als die reinen Zahlen. Mathys Tel ist in dieser Bundesligasaison im Schnitt alle 72.29 Minuten an einem Treffer beteiligt. Damit liegt er vor Sané (101.37) und deutlich vor Coman (172.67).
Durch seine häufigen Einwechslungen spielt Mathys Tel allerdings häufig schon gegen müde Gegner. So könnte es für ihn einfacher sein, größeren Druck zu erzeugen und sich so an einem Treffer zu beteiligen. Seine Geschwindigkeit und Wendigkeit kommen da vielleicht noch mehr zum Vorschein als es sonst der Fall wäre.
Die Statistik zu den erwarteten Scorerpunkten pro 90 Minuten gibt hier Aufschluss über die vorher genannte These. Laut FBref besitzt Mathys Tel hier einen Wert von 0.59. Sané liegt hier klar vor ihm (0.97) und mit Coman ist er auf ähnlichem Niveau (0.56). Es lässt sich demnach sagen, dass Tel ein effizienter Spieler ist, der seine Spielzeit zu nutzen weiß.
Einen Flügelspieler nur an seinen Torbeteiligungen zu messen, würde kein passendes Gesamtbild zeigen – Coman ist hier ein gutes Beispiel. Der Franzose war nie bekannt dafür, viele Tore und Vorlagen zu liefern. Seine Tiefenläufe und Eins-gegen-Eins-Situationen erzeugen hingegen viel Gefahr und öffnen Räume für seine Mitspieler.
In der Statistik für schusserzeugende Aktionen pro 90 Minuten hat Tel im Vergleich zu Sané und Coman das Bayern-Niveau. Mit einem Wert von 5,35 liegt er zwischen den beiden Mitspielern. Sané ist mit 6,07 leicht stärker, Coman mit 5,04 knapp hinter Tel.
FC Bayern: Mathys Tel und Thomas Tuchel
5 seiner 7 Torbeteiligungen hat Mathys Tel in der Hinrunde (4 dabei an den ersten 5 Spieltagen) verbuchen können. In der Rückrunde hatte Tel Mühe, wieder an die starken Leistungen aus dem Herbst anknüpfen zu können. Auf der Pressekonferenz vor dem Hinspiel gegen Lazio Rom sagte er über ihn: „Er hat sein Momentum ein bisschen verloren. Er ist nicht mehr so aggressiv, wenn er kommt.“
Es ist für einen so jungen Spieler völlig normal seine Leistungen nicht immer abrufen zu können. Allerdings muss auch hinterfragt werden, wie ein Spieler seinen Rhythmus aufrechterhalten kann, ohne dabei ein Spiel von Beginn an zu absolvieren. Ihm wurde gesagt, wenn er so weiter mache, bekäme er seine Chancen.
Wenn diese Worte nicht mit Taten gefüllt werden, kann das einen jungen Profi verunsichern oder frustrieren. Die Zahlen und Leistungen von Tel sprechen für ihn. In dieser Saison ist er auf Augenhöhe mit seinen Konkurrenten. Da stellt man sich die Frage, ob er durchaus mehr Einsätze verdient gehabt hätte. Zumal Tel auch gegen Lazio Rom wieder auf der Bank saß, obwohl er gegen Freiburg gut spielte und Sané zuletzt in einem Formloch steckte.
Hätte Tuchel ihn deswegen in jedem Spiel bringen müssen? Nein, natürlich nicht. Allerdings ist bei den Formschwankungen und Verletzungen der Konkurrenz sowie den erbrachten Leistungen von Tel fragwürdig, ob sein erster Startelfeinsatz in dieser Bundesligasaison wirklich so lange auf sich hätte warten müssen.
Sein Können konnte er am Freitagabend gegen SC Freiburg erneut unter Beweis stellen. Sein Kunstschuss von der Strafraumkante in den rechten Winkel zeigt vieles, was der FC Bayern momentan vermissen lässt. Kaltschnäuzigkeit und Selbstbewusstsein.
FC Bayern: Fazit & Zukunft von Mathys Tel
Mathys Tel lässt sein Talent in gekonnter Regelmäßigkeit immer wieder aufblitzen. Trotz seiner geringen Spielanteilen bleibt er ruhig und fokussiert. Er beschwerte sich bisher in keinem Interview und gab einen stets motivierten und professionellen Eindruck – das spricht für ihn. Tuchel tut gut daran, ihm in den nächsten Partien mehr Chancen zu geben.
Natürlich ist Tel noch kein perfekter Spieler und besitzt noch Potenzial nach oben. Ihm ist auch bewusst, wie viele Stars um ihn herum spielen und er deshalb aktuell vielleicht nicht in jedem Spiel von Anfang an ran darf.
Nichtsdestotrotz sollte nicht das Alter, sondern die Leistung über den Einsatz eines Spielers entscheiden. Die Spekulation um einen vorzeitigen Abgang ist jetzt immerhin kein Thema mehr – wenn überhaupt, dann auf Leihbasis. Doch auch durch den Trainerwechsel könnte sich die Situation von Tel verändern. Die Vertragslaufzeit bis 2029 zeigt aber, dass man in München langfristig mit ihm plant. Dafür ist Tel bereits jetzt zu wertvoll.
In Interviews hat Tel sehr oft deutlich gemacht, wie sehr dieser Verein ihm am Herzen liegt. Solche Spieler braucht der Rekordmeister – auch in der Zukunft. Zudem hat er das nötige Talent und die Mentalität, um eine Ära beim FC Bayern zu prägen. Insofern ist die Verlängerung eine der wenigen guten Nachrichten dieser Tage beim FCB.