„Air“ Musiala reicht nur für ein 2:2 des FC Bayern in Freiburg

Georg Trenner 01.03.2024

Im 2000. Bundesligaspiel des FC Bayern konnte Bayerntrainer Thomas Tuchel erneut ohne Zwänge aufstellen, musste dabei aber auf den gesperrten de Ligt verzichten. Mit acht Punkten Rückstand auf den Tabellenführer Leverkusen und dem Rückspiel in der Champions League vor Augen ging es am Freitagabend in den Breisgau zum SC Freiburg.

FC Bayern München in Freiburg: der Spielverlauf

Thomas Tuchel entschied sich erneut für Joshua Kimmich als Rechtsverteidiger und Aleksandar Pavlović im defensiven Mittelfeld. Zudem kam Mathys Tel nach 19 Joker-Einsätzen zu seinem ersten Startelfeinsatz in der laufenden Bundesligasaison. Er ersetzte den verletzten Leroy Sané.

Beim SC Freiburg entspannte sich die Verletztensituation zuletzt. Christian Streich konnte zum ersten Mal seit dem ersten Spieltag der Hinrunde auf seine “3G” Ginter, Günter und Grifo setzen. 

Ausgerechnet der so lange verletzte Christian Günter brachte den SC Freiburg in der 12. Minute in Führung. Unmittelbar zuvor hatten Manuel Neuer und die Latte zweimal gegen Roland Sallai gerettet. In der Folge blieb Freiburg zunächst das bessere Team, versäumte es aber, ein zweites Tor nachzulegen. 

Nach 20 Minuten gewann Bayern die Oberhand, kam jedoch nicht zu nennenswerten Offensivaktionen. Dass die Münchner in der 35. Minute trotzdem jubeln konnten, hatten sie einer Ecke und einer guten Aktion von Mathys Tel zu verdanken. Tel sicherte sich am Sechzehnmetereck den Abpraller, legte sich den Ball zurecht und schlenzte zum Ausgleich ins lange Eck.

Nach der Pause zeigte der FC Bayern eine weitere Leistungssteigerung und bestimmte das Spiel. Kane und Musiala hatten erste Chancen, bevor Musiala mit einem Traumtor für die Führung sorgte. Musiala erzielte ein Tor, wie es derzeit nur er kann. Er erhielt von Kim den Ball am Rand des Strafraums. Seine Mitspieler machten Platz Richtung Tor wie früher die Chicago Bulls für Michael Jordan Richtung Korb. Und Musiala tat, was Jordan tat. Er machte es alleine, zog zum Tor, setzte sich auf einem Bierdeckel gegen vier Freiburger durch und schlenzte ins lange Eck.

Kurz darauf kam Dayot Upamecano für den Torschützen und Tuchel stellte auf eine Dreierkette um. Es reichte nicht, um den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Nach einem Einwurf war die Bayerndefensive langsamer als Freiburg und Höler traf ebenfalls sehenswert zum Ausgleich.

Es blieb beim 2:2. Leverkusen kann mit einem Sieg gegen den 1. FC Köln den Vorsprung in der Tabelle auf zehn Punkte ausbauen. Auf den FC Bayern wartet das Champions-League-Rückspiel gegen Lazio Rom.

Drei Dinge, die auffielen

Pavlović spielt immer, Kimmich nimmer

Thomas Tuchel betonte zuletzt, dass Pavlović garantiert nicht zu den Spielern gehöre, die die Opposition gegen den Trainer bilden. Nachvollziehbar angesichts des steilen Aufstiegs des jungen Münchners unter Tuchel. Wurde er vor der Saison höchstens als Kaderfüller gesehen, schaffte er unter Tuchel zunächst sein Profidebüt und den Sprung in die Mannschaft. Dort hat er sich vorerst festgespielt und wird sogar mit der deutschen Nationalmannschaft in Verbindung gebracht. Obwohl diese Diskussion zu früh kommen dürfte. 

Im Gegenzug musste Joshua Kimmich zuletzt zweimal die Zentrale räumen und auf die rechte Abwehrseite ausweichen. Nach Ballverlusten der Bayern nutzte Freiburg vor allem in der ersten Halbzeit typische Lücken im bayerischen Sechserraum und im Rücken der Außenverteidiger. Vor allem Kimmich sah sich mehrfach zwei Gegenspielern gegenüber und konnte dadurch weder Grifo noch Günter stoppen.

Erneut wechselte Thomas Tuchel den einstigen Dauerspieler früh aus. Tuchel und Kimmich werden kein Traumpaar mehr.

Wie will der FC Bayern Tore schießen

Am Ende stehen in der Statistik von Sofascore 62% Ballbesitz, 20 Abschlüsse und 1,8 expected Goals. Auf den ersten Blick passable Werte, allerdings keine herausragenden. 

Der FC Bayern schob phasenweise mit vielen Leuten nach vorne, schaffte es aber zu selten in gute Powerplay-Situation. Stattdessen verliefen die meisten Angriffe zu statisch und endeten zu oft in einfachen Ballverlusten.

Viel zu oft setzte der FC Bayern und simple Ansätze. Der 1. FC Köln ist mit durchschnittlich 22 Flanken pro Spiel Ligaspitze – es ist kein Ruhmesblatt, in dieser Statistik vorne zu stehen.Der FC Bayern flankte den Ball gegen Freiburg 24-mal Richtung Tor. Bezeichnend für die fehlende spielerische Leichtigkeit. 

Wenn Kane nicht trifft, bleibt derzeit nur eine Idee: Einzelaktionen von Jamal Musiala

Letzter Ausweg Champions League

Die Leistung in Freiburg war in Summe erneut keine Befreiung für den angeschlagenen Rekordmeister. Das Ergebnis verringert die ohnehin kleine Chance auf den Bundesligatitel. Die Variante des FC Bayern, die Trennung von Thomas Tuchel zu beschließen und erst zum Saisonende zu vollziehen, ging bisher nicht auf. 

Bis zum so wichtigen Rückspiel im Achtelfinale der Champions League bleiben vier Tage. Wahrscheinlich zu wenig Zeit, um vorher nochmal über den Trainer zu reden. Sollte im Heimspiel das Aus folgen, ist Tuchel kaum bis zum geplanten Abschied am Saisonende zu halten. 

Die Daten zum Spiel 

Tore: 1:0 Günter (12.), 1:1 Tel (35.), 1:2 Musiala (75.), 2:2 Höler (87.)  

Gelbe Karten: Tel (73.), Pavlović (79.), Höler (94.)

Aufstellung SC Freiburg: Atubolu – Sildillia, Ginter, Gulde, Günter – Doan (77. Weißhaupt), Eggestein (85. Philipp), Höfler, Grifo (64. Röhl) – Höler, Sallai (77. Gregoritsch)

Aufstellung FC Bayern: Neuer – Kimmich (64. Laimer), Dier, Minjae, Guerreiro (64. Davies) – Pavlović, Goretzka – Tel, Müller (76. Choupo-Moting), Musiala (83. Upamecano) – Kane 



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