FC Bayern München – SV Werder Bremen 6:0 (2:0)
Im Vergleich zum Vorjahr gab es auf Seiten des Rekordmeisters zum ersten Mal seit drei Jahren wieder einen Trainerwechsel. Carlo Ancelotti übernahm von Pep Guardiola. Nach zwei Auswärtsspielen im deutschen Supercup und DFB Pokal, war es das erste Pflichtspiel in der Allianz Arena für den neuen Trainer.
Falls Ihr es verpasst habt:
Carlo Ancelotti setzte bei seinem ersten Heimspiel auf die Aufstellung aus dem Supercup Spiel gegen Borussia Dortmund. Vor Neuer spielte die Vierkette Alaba, Martinez, Hummels und Lahm.
Die beiden im Pokal geschonten Spanier Alonso und Thiago rückten wieder in die Startelf, hinzu kam Vidal im zentralen Mittelfeld. Ribery auf der linken Außenbahn, Müller zwar auf der rechten Seite, aber mit einem starken Zentrumsfokus. Vorne drin agierte natürlich Robert Lewandowski. Renato Sanches, der zweite Neuzgang der Bayern, schaffte es etwas überraschend auf die Bank. Seine Oberschenkelverletzung war somit etwas schneller auskuriert als zunächst erwartet.
Taktisch ergab sich beim FC Bayern zunächst also ein klares 4-3-3. Im Gegensatz zu den Vorjahren unter Pep Guardiola aber mit eher zwei absicherenden Sechsern in Person von Alonso und Vidal.
Auf der Gegenseite wählte Viktor Skripnik für das erste Spiel eine äußerst defensive Aufstellung und wechselte im Vergleich zum Pokalaus gegen Lotte auf fünf Positionen. Unter anderem brachte er etwas überraschend Bauer, der erst Anfang der Woche von Ingolstadt an die Weser gewechselt war. Fast ein Jahr ohne Spiel war Stürmer Johansson, aber angesichts der Verletzungen von Kruse und Pizarro fehlte es Skripnik hier wohl an Alternativen.
Der FC Bayern begann die Partie mit viel Ballbesitz und erspielte sich in der siebten Minute die erste Chance. Entgegen der Erwartung initiierte Ribery viele Angriff aus dem Zentrum. Bremen, zunächst im 4-1-4-1 mit einer Mischung aus Raum- und Manndeckung, war vollkommen unsortiert. Müllers Abschluss wurde aber noch zur Ecke abgefälscht.
Wenig später erzielte Xabi Alonso das erste Tor der neuen Bundesligasaison. Nachdem das Bremer Mittelfeld erneut ungestaffelt stand, geriet die Kopfballabwehr von Caldirola zu kurz und Alonso konnte seelenruhig den Ball annehmen und per Volleyschuss verarbeiten. Der Ball senkte sich perfekt in den rechten oberen Winkel zum 1:0 für die Münchner.
Nur drei Minuten nach der Führung gelang den Münchnern der Doppelschlag. Bremen verteidigte zu hoch und ein Steilpass von Ribery fand mustergültig Lewandowski, der die linke Außenbahn besetzte. Der Bayernstürmer läuft in der Folge mit einem sehr spitzem Winkel auf Wiedwald zu, trifft aber dennoch mit einem scharfen Schlenzer ins lange Eck. Bremen hatte in dieser Szene keinen Druck auf Ribery und ließ den Münchnern trotzdem einen großen Raum für vertikales Passspiel. Dass die Abseitsfalle von Weder hier nicht greifen konnte, war zwangsläufig das Resultat schlechter Bremer Deckungsarbeit.
Nach der frühen Führung zogen sich die Münchner für eine kurze Phase zurück und überließen den Bremern mehr Ballbesitz. Die Zielsetzung war klar: Werder aus der sehr defensiven, mittlerweile klaren 5-4-1 Haltung, herauslocken. Dieses Vorhaben blieb erfolglos. So verflachte die Partie für ca. 10-15 Minuten.
In der 32. Minute hatte Lewandowski das 3:0 auf dem Fuß, traf aber das leere Tor nicht. Der Ball kam nach einem Fernschuss von Müller zu schnell vom Pfosten zurück. Lewandowski konnte den Abstauber nicht wirklich kontrollieren.
Eine weitere Kombination brachte wiederum Lewandowski in eine aussichtsreiche Position, doch dieser scheiterte zunächst an Wiedwald und dann an der Latte (39.). Demzufolge ging es ‘nur’ mit einer 2:0 Pausenführung für die Münchner in die Kabine. Alleine in den ersten 45 Minuten gaben die Münchner 16 Schüsse ab, sieben davon Robert Lewandowski.
Den achten Torschuss verwandelte Lewandowski dann nur 46 Sekunden nach Wiederanpfiff zum überfälligen 3:0: Thiago erobert im Mittelfeld den Ball gegen Grillitsch. Müller wird auf dem Flügel nicht angegriffen und kann unbedrängt Flanken. Im Zentrum schließt Lewandowski artistisch ab.
Nach dem frühen Treffer in der zweiten Halbzeit nahmen die Bayern sichtlich das Tempo aus der Partie. Bremen versuchte nun im 4-4-2 den Schaden zu begrenzen. Dies gelang auch, weil die Münchner nicht mehr mit letzter Konsequenz Angriffe zuende spielten. Eigene Angriffe trugen die Bremer kaum vor und wenn dann waren Bartels und Johannson zu sehr auf sich allein gestellt.
In der 66. Minuten kombinierten sich dann Lahm und Müller durch den Bremer Strafraum. Lahm mit viel Zug im Strafraum und einem satten Rechtschuss ins lange Eck. Der Innenpfosten war dieses Mal auf Seiten der Bayern. Das 4:0 für die Münchner. Das erste Tor für Lahm im Kalenderjahr 2016.
Nur wenig später erhöhte Ribery zum 5:0. Die Bremer waren erneut gänzlich unsortiert im Strafraum und im dritten Versuch fand Müller Ribery. Dieser kann unbedrängt vom Elfmeterpunkt abschließen (73).
Aus derselben Position konnte wenig später auch Lewandowski seinen dritten Treffer des Abends erzielen (77.). Der eingewechselte Eggestein reißt den ebenfalls eingewechselten Rafvöllig unmotiviert im Strafraum um und Dingert blieb keine andere Möglichkeit als Elfmeter für die Münchner zu pfeifen.
Mit 6:0 gewinnt der FC Bayern somit den Auftakt zur neuen Saison. Die Mannschaft von Carlo Ancelotti zeigte sich stellenweise sehr spielfreudig und deutete einige neue taktische Herangehensweisen an. Aufgrund der miserablen Leistung von Bremen ist eine Bewertung des Spiels in Gänze nur schwer möglich. Die Gäste von der Weser leisteten sich einfach zu viele individuelle und kollektive Aussetzer, die von den Münchner in der zweiten Halbzeit konsequenter bestraft wurden.
3 Dinge, die auffielen:
1. Hohe Flexibilität
Während die Testspiele vor allem in den USA angedeutet haben, dass die Münchner mit einem sehr starken Flügelfokus in die Saison starten würden, wählte Ancelotti für das Spiel gegen Bremen eine durchaus flexible Herangehensweise. Ribery und Müller spielten stark eingerückt. Profitierten dabei von der defensiveren Staffelung der beiden Sechser. Auch Thiago stand tiefer im Vergleich zu Pep Guardiola. Bremen fand dagegen zunächst kein Mittel. Die Müchner versuchten immer wieder mit schnellen Vertikal- bzw. Chippässen in den Strafraum die Bremer Viererkette zu überraschen, wie zum Beispiel beim Lattentreffer von Lewandowski in der 39. Spielminute. Ein langer Flachpass von Alonso leitete den Angriff ein, Ribery überchippte die Abwehr und Lewandowski war völlig frei vor Wiedwald, scheiterte aber letztendlich an der Latte. Aber auch das 1:0 und letztendlich das 2:0 wurden über schnelle Zentrumsangriffe eingeleitet. Die Kombinationen hin zum Abschluss haben sich hingegen deutlich verringert. Das erhöhte Risiko lässt sich unter anderem in etwas gesunken Passgenauigkeit ablesen, aber auch in der Verteilung des Aktionsradius. Obwohl die Partie einseitig geführt wurde, spielte sich nur 32% im letzten Drittel ab. Bei der letzten Bundesligapartie der beiden Mannschaften waren es noch 36%.
Die Flexibilität, mit der die Münchner ihre Angriffe vortrugen, resultierte natürlich auch durch die unzureichende Zweikampfführung und Staffelung der Bremer Mannschaft. Gerade die drei Treffer zum 4:0, 5:0 und 6:0 waren nach dem bis dato halbwegs achtbaren Ergebnis geradezu hergeschenkt. Dennoch könnte es ein Fingerzeig sein, wie sich der FC Bayern unter Ancelotti verändern könnte.
2. Erster kleiner Stempel von Ancelotti
Die beschriebenen Tempowechsel in Punkt 1 waren sicherlich ein augenscheinliches Merkmal. Hinzu kam, dass der FC Bayern phasenweise versuchte, sich etwas tiefer zu positionieren, die Bremer zu locken und ihnen den Ballbesitz zu überlassen. Dies gelang nur in Ansätzen – Bremen war schlichtweg zu sehr auf Schadensbegrenzung aus. Dennoch hatten die Münchner “nur” 71% Ballbesitz. Das lag an dem Versuch sehr schnell in die Spitze zu spielen. Markant war zugleich, dass nicht jeder Spieler nach Ballverlust sofort ins Pressing gegangen ist, sondern dass sich die Münchner in bestimmten Situationen in ein 4-4-2 zurückzogen, obwohl dies aufgrund vieler Bremer Ungenauigkeiten im Spielaufbau nur selten erforderlich war.
Das erste Auswärtsspiel gegen Schalke 04 nach der Länderspielpause könnte mehr Aufschlüsse darüber geben, wie ernst es Ancelotti mit dem weniger Ballbesitz und der dynamischeren Spielgestaltung halten will. Die Münchner könnten durchaus defensiver auf Schalke antreten.
3. Robert Lewandowski
Robert Lewandowski ist nach wie vor der Schlüsselspieler des FC Bayern. Sechs Tore in den letzten zwei Spielen deuten an, welche Richtung die Saison für den Polen nehmen könnten. Hinzu kam noch ein Aluminiumtreffer und ein, wenn auch komplizierter, Abstauber, der das leere Tor verfehlte. Schon in den Thesen zur Saison haben wir hier erwähnt, dass sich dabei seine Rolle leicht verändern könnte. Gegen Bremen wich Lewandowski viel auf die linke Seite, aber auch auf die Halbpositionen aus. Das 2:0 steht sinnbildlich für diese Beobachtung.
Aber auch sonst zeigte sich der Bayern-Stürmer breit für die neue Saison. Zwölf Schüsse (sechs aufs Tor) sind ein herausragender Wert. Lewandowski könnte hier von dem erhöhten Zug zum Tor profitieren. Schon gegen Jena traf er dreifach, weil die Münchner versuchten viele Abschlüsse zu generieren. 25 waren es gegen Bremen. Profitiert hat der Pole in jedem Fall von Thomas Müller, der sich formverbessert gezeigt hat. Drei Tore bereite Müller an diesem Abend vor und spielte vier weitere Keypasses – eine ebenfalls beeindruckende Leistung.
FC Bayern München – SV Werder Bremen 6:0 (2:0) | |
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FC Bayern München | Neuer – Lahm (74. Rafinha), Martinez, Hummels, Alaba (78. Bernat) – Vidal, Alonso (64. Kimmich), Thiago – Müller, Lewandowski, Ribery |
Bank | Ulreich, Sanches, Öztürk, Green |
SV Werder Bremen | Wiedwald – Caldirola, Diagne, Sané, Gebre Selassie – Bartels (88. Thy), Bauer, Grillitsch (74. Eggestein), Fritz, Yatabare – Johansson (64. Sternberg) |
Bank | Drobny, Moisander, Kainz, Petsos |
Tore | 1:0 Alonso, 2:0 Lewandowski, 3:0 Lewandowski, 4:0 Lahm, 5:0 Ribery, 6:0 Lewandowski (FE) |
Karten | Gelb: Sternberg |
Schiedsrichter | Christian Dingert (Lebecksmühle) |
Zuschauer | 75.000 (ausverkauft) |