FC Augsburg – FC Bayern 1:3 (0:1)
Die Münchner liefen in T-Shirts mit Badstubers Rückennummer 28 und dem Spruch “Wir sind bei dir. Du schaffst es wieder” auf. Guardiola trug das Shirt sogar während des gesamten Spiels unter dem Sakko. Eine bemerkenswerte Geste der gesamten Mannschaft.
Falls ihr es verpasst habt:
Beide Trainer sahen sich gezwungen auf Schlüsselpositionen umzubauen. Guardiola brachte Vidal und Bernat für die gesperrten Alonso und den erneut verletzten Badstuber. Klar war dadurch auch, dass die Ausrichtung wieder stärker in Richtung klarer Viererkette gehen würde. Bernat begann links, Lahm rechts – Alaba und Kimmich auf den zentralen Positionen der Kette. Tasci blieb genau wie Ribéry zunächst auf der Bank. Dort saß etwas überraschend auch Coman, der wie unter der Woche als Einwechselspieler für Robben und Costa zur Verfügung stand.
Markus Weinzierl musste auf seinen Stabilitätsanker Daniel Baier verzichten, der erstmals nach dem Aufstieg seiner Mannschaft längerfristig verletzungsbedingt fehlt. Winter-Neuzugang Gouweleeuw begann auf der 6. Auch der Ex-Münchner Piotr Trochowski durfte von Beginn an ran.
Augsburgs Trainer Weinzierl kündigte vor der Partie an mutig aufzutreten. Sein Team setzte das durchaus in die Tat um, ließ aber die Giftigkeit vergangener Duelle vermissen. Bayern bemühte sich in der Anfangsviertelstunde um Sicherheit und Ballkontrolle, um Augsburg die Euphorie ein wenig zu nehmen. Das gelang recht ordentlich. Die Münchner vermieden frühe Ballverluste gegen das gemäßigte, aber doch recht geschickte Pressing der Hausherren und setzten vor allem über Robben den ein oder anderen Nadelstich. Einmal mehr war es eine Co-Produktion von Thomas Müller und Robert Lewandowski, die den Knoten platzen ließ. Lewandowski wackelte nach einer Hereingabe von Müller drei Augsburger mit einer Drehung aus und schoss den Ball überlegt, flach in die Maschen (15.).
Die Bayern danach mit noch mehr Selbstvertrauen und guten, schnörkellosen Passmustern. Immer wieder gelang es ihnen Robben und Costa in 1:1 oder 1:2-Situationen zu schicken. Einige vielversprechende Strafraumdurchbrüche verpufften jedoch. Die besten Chancen vor der Pause vergaben Lewandowski und Müller (beide 38.), sowie Costa mit einem sehenswerten Freistoß (45+1).
Nachdem Robben und Costa kurz nach der Pause eine höhere Führung verpassten, wurde das Spiel merklich ruppiger. Augsburg witterte eine Chance und erhöhte in den Zweikämpfen das Risiko. Vidal musste nach einem Zusammenstoß mit einer heftigen Beule ausgewechselt werden. Auf der Gegenseite brachte Weinzierl mit Esswein und Moravek mehr offensive Qualität für die blassen Koo und Trochowski. Augsburg gelang es das Spiel zwischen der 50. und 60. Minute offen zu gestalten. Dann machte Lewandowski mit seinem zweiten Treffer alles klar. Thiago hatte den Polen in einem Gegenangriff mit einem spektakulären Pass durch die Schnittstelle der Viererkette freigespielt. Lewandowski guckte alleine vor dem Tor Hitz aus und traf zur Vorentscheidung (62.).
Augsburg nun mit dem Mut der Verzweiflung und extrem vielen Lücken in der Konterabsicherung. Bayern setzte immer wieder Nadelstiche und hätte durchaus schon früh weiter erhöhen können. So dauerte es bis zur 78. Minute ehe Müller nach einer Hereingabe von Douglas Costa endgültig alles klar machte. Bobadillas Treffer kurz vor Schluss blieb Ergebniskosmetik (86.).
Für den FC Bayern war es ein überzeugender und durchaus emotionaler Sieg nach dem erneuten Rückschlag durch die Badstuber-Verletzung am Wochenende.
3 Dinge, die auffielen
1. Müller in Manndeckung
Weinzierl deutete es vor der Partie bereits an, dass er sich für Thomas Müller etwas besonderes ausdenken würde. Kurz nach dem Anpfiff wurde deutlich wie der FCA-Trainer das gemeint hatte. Gouweleeuw orientierte sich aus dem 6er-Raum bei Ballbesitz Bayern komplett in Richtung Müller und nahm ihn ab der Mittellinie in Manndeckung. So erklärte sich auch, warum sich Augsburgs Viererkette immer wieder zur Fünferkette ausbreitete. Gouweleeuw rückte mit ein, sobald Müller den Weg in die Spitze suchte.
Der Bayern-Stürmer nahm die Aufgabe an und scheuchte den Niederländer über die gesamte Breite des Feldes. Nur wenn Müller ganz an die Linie auf den Flügel auswich, übergab Gouweleeuw an Linksverteidiger Max, um bevorzugt den Raum zu besetzen.
Genau dieses Muster sorgte übrigens dafür, dass Müller vor dem 1:0 so unbedrängt eine Flanke schlagen konnte. Weil Augsburg den Ball verlor, entstand ein Moment der Unordnung, der dafür sorgte, dass Gouweleeuw Müller ziehen lassen musste, um den zentral mit dem Ball startenden Robben aufzunehmen. Müller hatte ein paar Meter Raum. Max übernahm seinerseits nicht schnell genug und Müller konnte den Ball von rechts außen recht präzise in den Strafraum passen.
Müller musste so noch mehr arbeiten als sonst und zeigte läuferisch eine bemerkenswerte Vorstellung. Er lief über 12 Kilometer (Bestwert), verbuchte 30 Sprints (Bestwert) und 77 intensive Läufe (Nur Robben hatte mit 88 mehr). Ansonsten war die Maßnahme nur bedingt erfolgreich. Müller spielte mehr Pässe, hatte gegen Augsburg mehr Torschussvorlagen und generell mehr Ballkontakte als im Schnitt in dieser Saison. Dazu der Treffer zum 3:0 gegen eine zu diesem Zeitpunkt ziemlich entblößte Augsburger Hintermannschaft. Insofern: Nette Idee, aber nicht genug um Müller auszuschalten.
2. Lewandowski phänomenal
“Robert Lewandowski wird noch wertvoller, wenn er lernt die einfachen Tore zu erzielen.” So lautete eine unserer 16 Thesen vor der Saison 2015/2016. Man kann wohl sagen, dass sich diese schon jetzt bestätigt hat. Nein, das 1:0 gegen Augsburg war nicht gerade leicht. Im Gegenteil: Die Drehung auf engstem Raum gegen drei Verteidiger war weltklasse. Der Abschluss aber kühl und präzise. Genau wie beim 2:0.
Nicht erst seit dem Augsburg-Spiel fällt auf, wie viel ruhiger und präziser Lewandowski in seinen Abschlüssen geworden ist. Schon gegen Bochum unter der Woche schob er den Ball beim 1:0 extrem überlegt ins lange Eck. Es ist inzwischen ein wiederkehrendes Muster.
Es ist diese Ruhe im Abschluss, die ihm im Vorjahr noch fehlte und ihn letztlich auch die Torjägerkanone kostete. Fast neun Torschüsse brauchte er in der Vorsaison im Strafraum für einen Treffer. In dieser Spielzeit sind es gerade einmal vier. Das ist immer noch nicht in den Sphären eines Mario Gomez, der in der Saison 2010/2011 3 Abschlüsse brauchte, aber Lewandowski ist auf dem Weg dorthin.
Der Pole hat im Jahr 2016 sieben der neun Münchner Pflichtspieltreffer erzielt. Er bewegt sich auf dem Zenit seiner Leistungsfähigkeit. Er ist zur Zeit wohl mindestens der drittbeste zentrale Angreifer überhaupt im Weltfußball. Sein Vertrag läuft noch bis 2019. Es ist nicht ausgeschlossen – vielleicht sogar wahrscheinlich, dass Lewandowski seinen Vertrag nicht voll erfüllt. Real Madrid und sicher auch eine Reihe englischer Vereine winken mit mehr Prestige und vor allem deutlich mehr Geld. Lewandowski sind Gedanken an einen Wechsel nicht zu verübeln. Bleibt er so fokussiert und konzentriert wie in den letzten Wochen, ist er – wie lange auch immer er da ist – ein absoluter Schlüsselspieler für den Rekordmeister.
3. Sorgenkinder melden sich zurück
Mit Vidal, Bernat und mit Abstrichen auch Arjen Robben standen drei Spieler in der Startelf, deren derzeitige Form zumindest ein paar Fragezeichen hervorruft. Alle drei machten mit dem Spiel in Augsburg einen Schritt in die richtige Richtung.
Bernat stand zum ersten Mal seit 120 Tagen wieder in der Anfangsformation des FC Bayern. Nach einer verkorksten Hinrunde mit Verletzungen und Formkrise rückt der Fokus nach der erneut schweren Verletzung von Holger Badstuber wieder stärker auf ihn. Alaba ist als einzige Option mit Linksfuß in der Innenverteidigung gefordert. Bernat war in der kompletten Hinrunde mit oder ohne Verletzung weit von der Startelf entfernt. Der 22-Jährige spielte solide, vermied das Risiko und hatte so eine bemerkenswerte Passquote (98,3%). Defensiv ließ er mit der neu formierten Hintermannschaft wenig anbrennen. Zwar wurde nur in wenigen Szenen deutlich warum es ohne gelernte Innenverteidiger zu Problemen kommen könnte, aber Augsburg ist hier kein wirklicher Maßstab. Bernat muss er sich in den kommenden Wochen weiter stabilisieren und vor allem im Offensivspiel effektiver werden.
Auch Vidal zeigte sich bis zur Auswechslung formverbessert. Es war interessant zu sehen, wie sehr er sich ohne Alonso wohlfühlte. Vidal hatte einen deutlich größeren Aktionsradius als zuletzt und wirkte in seinen Zweikämpfen wieder bissig bzw. zupackend, statt übermotoviert und verzweifelt. Die Abstimmung mit dem sehr starken Thiago war gut. Auch für ihn also ein Schritt in die richtige Richtung.
Arjen Robben wirkt in dieser Rückrunde ein wenig wie eine alte Dampflock, die ihre Zeit braucht um richtig Fahrt aufzunehmen. Vor dem Bochum-Spiel gab es schon ein paar erste Fragen nach seiner Leistungsfähigkeit mit 32. Das Augsburg-Spiel bestätigte aber einen stetigen Aufwärtstrend in dieser Rückrunde. Robben war nah an seinem ersten Treffer im Jahr 2016. Sechs Mal zog Robben ab. Häufiger als jeder andere Bayern-Spieler. Hitz verhinderte drei Mal einen Treffer des Niederländers. Einzig die nach wie vor wenig explosiven Dribblings bleiben auffällig. Robben gelang laut WhoScored kein einziges erfolgreiches Dribbling. Ein negativer Trend, der schon die ganze Saison über auffällig ist. Noch im Vorjahr gehörte der 32-Jährige zu den besten Dribblern der Bundesliga. Im Moment taucht er nicht mal in der Top-20 auf. Im Kampf mit Coman um einen Startelf-Platz gegen Turin hat er nach wie vor einen Vorsprung. Weit weg ist der junge Franzose jedoch nicht.
FC Augsburg – FC Bayern 1:3 (0:1) | |
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FC Augsburg | Hitz – Verhaegh, Hong (71. Janker), Klavan, Max – Gouweleeuw – Koo (54. Esswein), Kohr, Trochowski (54. Moravek), Caiuby – Bobadilla |
Bank | Gelios, Altintop, Feulner, Finnbogason |
FC Bayern | Neuer – Lahm (83. Rode), Kimmich, Alaba, Bernat – Vidal (57. Rafinha), Thiago – Robben, Müller, Costa (83. Coman) – Lewandowski |
Bank | Starke, Tasci, Ribéry |
Tore | 0:1 Lewandowski (15.), 0:2 Lewandowski (62.), Müller (78.) |
Karten | Gelb: – / Müller |
Schiedsrichter | Florian Meyer (Burgdorf) |
Zuschauer | 30.660 (ausverkauft) |