Olympiakos Piräus – FC Bayern München 0:3 (0:0)
Die Münchner um Trainer Pep Guardiola gingen gewarnt in die Partie, schließlich hatte Piräus die letzten sechs Heimspiele in der Champions League allesamt gewonnen. Im letzten Jahr schlug die Mannschaft unter anderem Juventus Turin (1:0) und Atlético Madrid (3:2). Zwei Jahre zuvor konnte sogar das Achtelfinale erreicht werden. Dort besiegte Olympiakos im Hinspiel Manchester United mit 2:0.
Falls Ihr es verpasst habt:
Im Vergleich zum mühevollen 2:1-Sieg gegen Augsburg änderte Pep Guardiola seine Aufstellung nur auf einer Position. Bernat kam für Rafinha in die Mannschaft. Zweifellos gab es dadurch einige taktische Umstellungen. In den ersten Spielminuten sah es zunächst nach einer klaren Viererkette bei eigenem Ballbesitz aus, allerdings änderte Pep Guardiola recht schnell die Grundformation, so dass sich eher ein 3-5-2-System ergab, das nur gelegentlich von Bernat oder Alonso zu einer Vierkette in der Defensive ergänzt wurde. Erst im zunehmenden Spielverlauf entwickelte sich die Formation zu einer klaren Vierkette in der Abwehr.
Olympiakos indes setzte auf eine 4-3-3-Formation, die im Defensivverbund wechselweise eher zu einem 4-4-2 bzw. 5-4-1 wurde. Vor allem die Räume von Costa sollten stark eingebremst werden. Hierfür griff Trainer Marco Silva nach der Anfangsphase auf die ähnliche taktische Marschrichtung wie Augsburg zurück, indem er versuchte, Costa zu doppeln. Hierfür bekam Elabdellaoui Unterstützung von Pardo bzw. vom nominellen Achter Leandro Salino. Die Freiheiten, die Costa in den ersten fünf bis zehn Minuten hatte, konnte dieser zunächst nicht nutzen.
Pep Guardiola verordnete seiner Mannschaft – für ihn typisch in der Champions League – eher eine konservative Ausrichtung. Im Vergleich zu den ersten Bundesligaspielen waren viel mehr horizontale als vertikale Pässe zu sehen. Der Spielaufbau pendelte oftmals nur zwischen Abwehr- und Mittelfeldrittel. Hier agierte der FC Bayern aber sehr ballsicher. Alonso, Boateng und Alaba hatten keine Probleme mit dem Pressing von Ideye und Domínguez, was auch nur selten zu sehen war. Im Notfall wurde der Spielaufbau über Neuer erneut angestoßen.
Gefährlich wurde es auf Bayernseite, wenn es gelang, den Ball im Spielaufbau auf die rechte Seite zu verlagern und Elabdellaoui gegen Costa auf der ballfernen Seite zu isolieren. Durch gute Seitenverlagerungen ergaben sich so gelegentlich direkte Duelle für Costa, die er im Regelfall gewann. Die Hereingaben waren allerdings meist zu ungenau. Olympiakos stellte sich im Verlauf der ersten Halbzeit immer besser auf das Muster ein, weshalb gute Torchancen auch nach 20 Spielminuten Mangelware blieben.
Dies war auch auf die unzureichende Unterstützung von der rechten Angriffsseite zurückzuführen. Da Müller sich sehr ins Zentrum orientierte und eher als hängender Stürmer agierte, blieb die rechte Seite offensiv verwaist. Die Wege für Lahm waren aus der Abwehr somit schlichtweg zu weit.
So ließ die erste Torchance bis zur 26. Minute auf sich warten und es bedurfte einer Standardsituation, um sie einzuleiten. Lewandowski kam frei am zweiten Pfosten zum Kopfball, doch Roberto entschärfte den etwas zu unplatzierten Abschluss. Der FC Bayern hatte fortan seine beste Phase, da sich auch Thiago immer besser ins Spiel einbringen konnte und die Aufstellung sich immer stärker in Richtung 4-2-4 änderte. Olympiakos konterte dies mit der Umstellung auf die Fünferkette, wodurch sich für Thiago mehr Freiräume im Mittelfeld ergaben. Durch gute kleine Körpertäuschungen konnte er viele Räume im Mittelfeld schaffen und im Anschluss daran die Bälle gezielt auf Costa bzw. Lahm auf den Flügelpositionen spielen oder Alonso den öffnenden Pass überlassen. So ergab sich auch in der 35. Minute eine gute Abschlussmöglichkeit für Lewandowski als Costa seine beste Flanke in den Strafraum spielte – doch wieder war Roberto der Sieger.
Olympiakos konnte die seltenen Ballverluste im Aufbauspiel des FC Bayern nicht nutzen und war im Regelfall nur durch Standardsituationen gefährlich. Vor allem nach Eckbällen kamen die Griechen immer wieder zum Abschluss. Eigene Kontersituationen wurden oftmals nur unzureichend ausgespielt.
Unverändert kamen beide Mannschaften nach der Pause aus der Kabine. Zunächst probierten es die Münchner mit Vidal und Müller über Distanzschüsse. Ein Mittel, zu dem die Münchner bereits in der ersten Halbzeit gegriffen hatten, als Alonso und Bernat es aus der zweiten Reihe versuchten. Auf diesem Wege fiel dann auch etwas überraschend das 1:0 für die Münchner. Nach einem Pass von Vidal ergab sich im halbrechten Raum etwas Platz für Müller. Dieser deutete eine Halbfeldflanke an, die sich aber schnell als Schlenzer ins lange Eck herausstellte. Der Ball senkte sich über Roberto unhaltbar ins Netz.
Die Partie verflacht nach der Führung
Nach der Führung schalteten die Münchner mindestens zwei Gänge zurück und versuchten das Ergebnis zu verwalten. Olympiakos fand kein Mittel, um das Ballbesitzspiel zu knacken. Pressingversuche scheiterten aufgrund der Passsicherheit der Münchner. Diese wiederum gingen nicht mehr das letzte Risiko und so verflachte die Partie zwischen der 55 und der 75 Spielminute komplett. Erst als Kasami Alonso foulte und dieser verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste, verloren die Münchner etwas die Struktur im Spiel. Die Abstände zwischen Abwehr, Mittelfeld und Angriff wurden zu groß. Leichte Ballverluste im Aufbau waren die Folge. Durch einen abgefälschten Ball von Alaba kam Salino in der 83. Minute zur größten Chance von Olympiakos. Frei auf der rechten Strafraumseite vergab dieser aber leichtfertig die große Ausgleichchance.
In den letzten fünf Spielminuten schlug die große Stunde des eingewechselten Kingsley Coman. Nach einem Steilpass auf der rechten Außenseite von Müller gelang Coman ein Rückpass auf den ebenfalls ins Spiel gekommenen Götze. Dieser verwandelte sicher zum 2:0. Nur zwei Minuten später gab es wie schon gegen Augsburg einen Elfmeter in der Schlussphase. Coman ging gegen zwei Spieler ins Dribbling und wurde schließlich von Masuaku gefoult. Den fälligen Strafstoß verwandelte Müller locker zum 3:0-Endstand. Der 30. Champions-League-Treffer für Thomas Müller. Dem FC Bayern gelingt mit diesem Sieg also das, woran Atlético, Manchester, Juventus, Arsenal und Dortmund zuletzt gescheitert waren: Ein Sieg in Piräus.
3 Dinge, die auffielen
1. Xabi Alonso muss vor der Saison in einen Jungbrunnen gefallen sein
Wie über weite Strecken der Hinrunde des Vorjahres überzeugt der Spanier derzeit mit einer routinierten Leistung und bringt sich sowohl in der Defensive wie in der Offensive positiv ein. Dabei profitiert er vom taktischen Kniff, den Pep Guardiola aktuell anwendet. Die situative Vierkette verschafft dem Spanier im Notfall den Raum zum Spielaufbau sowie die Sicherheit in den Abwehraktionen, die er braucht, um seine Klasse ins Spiel einbringen zu können. Gerade in der ersten Halbzeit konnte Alonso viele lange Bälle von Piräus durch sein Stellungsspiel ausbügeln. In den 75 Minuten bis zu seiner Auswechslung konnte er überragende fünf Bälle klären und sogar drei Pässe direkt abfangen. Hinzu kommt eine Zweikampfquote von annähernd 60 Prozent, was für einen Sechser ein guter Wert ist.
Aber auch offensiv nutzt die gegenwärtige taktische Marschrichtung Xabi Alonso. Schließlich kann er durch seine Übersicht gezielt lange Bälle auf Costa spielen. Gegen Olympiakos fanden sieben von neun langen Pässen ihr Ziel. Drei waren Keypasses und leiteten Chancen für die Münchner ein. Sollte es Pep Guardiola – unabhängig von Alonsos Verletzung – gelingen, dessen Form zu konservieren, ließe sich die Frage, ob der Verkauf von Schweinsteiger ein Fehler war, etwas in den Hintergrund drängen.
2. Thiago steigert sich
Thiago war in der ersten Champions-League-Partie so etwas wie der unbesungene Held des Spiels. Nach einer Anlaufphase gelang dem Spanier ab der 15. Minute nahezu alles. Die ersten wirklichen Torchancen der Münchner ergaben sich durch die aggressive Herangehensweise von Thiago. Ihm gelangen sechs erfolgreiche Dribblings, die immer wieder geschickt den Raum zwischen der Abwehr- und der Mittelfeldlinie von Piräus öffneten. Durch diese gewonnen Duelle gab es zum einen Platz auf den Flügeln, aber auch direkt in der Spitze. Am Ende waren es vier Torschussvorbereitungen – zumeist ähnlich wie bei Alonso lange Bälle auf Costa. Auch er spielte aus dem Mittelfeld heraus sieben erfolgreiche Diagonalpässe bei neun Versuchen. Mit 112 Ballaktionen und einer Zweikampfquote von 72 Prozent war er zentraler Baustein im Bayernspiel.
3. Optionen von der Bank
Robert Lewandowski blieb in dieser Partie nahezu wirkungslos und konnte sich trotz zweier guter Torchancen nur selten in das Spiel einbringen. Pep Guardiola reagierte daher verhältnismäßig früh und brachte kurz nach der Führung Neuzugang Coman. Ein taktischer Wechsel, der so im Vorjahr nicht möglich gewesen wäre, da schlichtweg die Optionen auf der Bank fehlten, wenn sowohl Robben als auch Ribery verletzungsbedingt nicht mitwirken konnten. Auch die Hereinnahme von Götze, der wohl noch nicht bei 100 Prozent war, fällt in diese Kategorie. Der FC Bayern hat aktuell trotz der Ausfälle Möglichkeiten, durch Wechsel die Gegner noch nachhaltiger unter Druck zu setzen als ohnehin mit der Startelf. Zwar brauchte Coman lange, bis er in die Partie fand, doch am Ende steuerte er durch zwei gute Bewegungen zwei Torvorlagen bei. In beiden Szenen zeigte er sein Können in direkten Duellen mit dem Gegenspieler. Auch Götze brauchte etwas, verlor im Mittelfeld zwei Mal hintereinander in Dribblings unnötigerweise den Ball, antizipierte dann aber in bester Stürmermanier den Ball von Coman und sicherte letztendlich den wichtigen Auswärtssieg für die Münchner.
Olympiakos Piräus – FC Bayern München | |
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Olympiakos Piräus | Roberto – Elabdellaoui, da Costa, Siovas, Masuaku – Salino, Cambiasso (66. Fortounis), Kasami – Pardo (82. Seba), Domínguez (61. Hernani), Ideye |
Bank | Kapino, Botia, Vouros, Finnbogason |
FC Bayern | Neuer – Bernat, Alaba, Boateng, Lahm – Alonso (76. Kimmich)- Costa, Vidal (79. Götze), Thiago, Müller – Lewandowski (59. Coman) |
Bank | Ulreich, Martinez, Rafinha, Rode |
Tore | 0:1 Müller (52.), 0:2 Götze (89.), 0:3 Müller (92., Foulelfmeter) |
Karten | Gelb: Kasami (5.), Cambiasso (23.), Elabdellaoui (25.) / Müller (45.), Kimmich (86.) |
Schiedsrichterin | Carlos Velasco Carballo |
Zuschauer | 33.300 |