Joshua Zirkzee wechselt auf Leihbasis nach Anderlecht

Justin Trenner 03.08.2021

Von einem Rekordmeister zum anderen: Joshua Zirkzee wechselt nach Belgien. Nachdem seine letzte Leihe zu Parma Calcio eher unglücklich verlief, versuchen die Bayern erneut, für ihr Sturmtalent Spielpraxis zu bekommen. In München wird das bei der Konkurrenz nicht möglich sein. Thomas Müller, Robert Lewandowski, Jamal Musiala und der erfahrene Eric Maxim Choupo-Moting besetzen seine optimalen Positionen im offensiven Zentrum.

Für Zirkzee selbst ist der Schritt nach Belgien nachvollziehbar. Das Niveau der Liga mag nicht so hoch sein wie jenes in der Bundesliga oder in Italien, aber in der zweiten internationalen Reihe kann ihm vielleicht eine Art Neustart gelingen. Zirkzee war in der Saison 2019/2020 nahezu kometenhaft aufgestiegen und hatte für Bayern auf dem Weg zum Meistertitel entscheidende Tore beigesteuert und vor der langen Coronapause angedeutet, welches Talent in ihm steckt.

Seine technischen Fähigkeiten und sein Spielverständnis sind bereits auf einem hohen Level. Darüber hinaus hat er gezeigt, dass er in der Lage ist, aus wenigen Abschlüssen Tore zu erzielen. Er ist kein klassischer Strafraumstürmer, sondern einer, der sich viel bewegt und versucht, immer anspielbar zu sein. Diese mitspielende Art wird ihm in Belgien weiterhelfen.

Die belgische Liga als Sprungbrett?

Die Jupiler Pro League zeichnet sich nicht gerade durch ein insgesamt sehr hohes Niveau, dafür aber durch unterhaltsamen Fußball aus. Viele Mannschaften in der Liga sind darum bemüht, Fußball zu spielen, statt sich darauf zu konzentrieren, den Gegner zu verhindern. Das dürfte zu Zirkzee passen. Im oberen Drittel der Tabelle gibt es zudem einige Teams, die im internationalen Vergleich mindestens durchschnittlich mit Potential für mehr sind. Was zunächst wie eine Beleidigung klingt, ist jedoch als realistisches Kompliment gemeint.

Rekordmeister Anderlecht befindet sich wiederum in einer kleinen Schaffenskrise. Seit der Meisterschaft 2017 gab es die Plätze 2, 4, 8 und 3 – aktuell stehen sie nach zwei Spieltagen mit nur einem Punkt auf Platz 17. Gut für Zirkzee allerdings: Im Angriff haben sie ein Problem. Nur 60 Treffer gelang dem RSC in der vergangenen Saison, in der aktuellen steht das Torverhältnis bei 2:4. Hier soll Zirkzee helfen und seine Konkurrenz ist zumindest nicht namhaft.

Trainer Vincent Kompany bringt zudem viel Erfahrung als Spieler mit und gilt als jemand, der jungen Spielern vertraut und sie fördern kann. Schon als Spieler hatte er einen guten Draht zu Talenten. Bei Zirkzee wird es jetzt darum gehen, vor allem mental Fortschritte zu erzielen.

Erwartungshaltung

Beim FC Bayern hat man immer noch die Hoffnung, dass der Knoten platzt. Das öffentliche Bild zeichnet sich vor allem durch die vergebene Chance gegen Ajax in der Vorbereitung von selbst, zeigt sie doch perfekt, woran er im Moment scheitert – nämlich an sich selbst. Zirkzee schafft es noch nicht, sein Talent konstant in Qualität auf dem Platz umzuwandeln.

Mit erst 20 Jahren hat er aber nach wie vor Zeit, diese offensichtlichen Konzentrationsmängel einzudämmen oder gar zu beseitigen. Bei Anderlecht wird er weniger öffentlichen Druck erhalten als in München oder in der Bundesliga. Die belgische Liga erwies sich zuletzt bei einigen Spielern als gutes Sprungbrett. Nicht zuletzt auch beim U21-Europameister und Ex-Bayern-Spieler Niklas Dorsch, der ebenfalls davon profitierte, dass die Mentalität in Belgien eher Spielern entgegenkommt, die den Ball gerne selbst haben.

Zirkzee ist so ein Spieler. Und bleibt er diesmal verletzungsfrei, könnte Anderlecht vielleicht genau die richtige Station in seiner Karriere sein. Einen Schritt zurück, um dann mit Anlauf einen weiteren, dann vielleicht letzten Versuch in München zu starten. Denn dort ist man trotz der vielen und berechtigten Kritik an ihm noch nicht soweit, ihn aufzugeben. Sein Talent ist dafür zu groß.



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