Bayern kombiniert sich in Stuttgart an die Spitze

Christopher Trenner 01.09.2018

Unter der Woche verabschiedeten die Münchner Bastian Schweinsteiger gebührend. Spätestens ab Mittwoch lag der Fokus aber wieder auf dem Kerngeschäft Bundesliga – unterbrochen von Transfertätigkeiten neben dem Platz. Juan Bernat und Sebastian Rudy haben den Verein kurz vor Toreschluss noch verlassen. Der Kader der Münchner ist jetzt merklich ausgedünnt.

Falls Ihr es verpasst habt:

Niko Kovač änderte seine Aufstellung auf drei Positionen.

VfB Stuttgart vs. FC Bayern MünchenGrundformationen: Stuttgart – Bayern, 01.09.2018

Robben für Coman war aufgrund der Verletzung des Franzosen zwangsläufig. Weiterhin saßen Süle und Martínez auf der Bank. Für die beiden kamen Hummels und Goretzka ins Team. Thiago rückte dadurch auf die Sechserposition. Diese taktische Variante war phasenweise schon im DFB-Pokal und gegen die TSG Hoffenheim zu sehen.

Tayfun Korkut wechselte ebenfalls dreimal. Baumgartl, Aogo und Donis kamen in die Mannschaft. Badstuber, Thommy und González mussten weichen. Insbesondere bitter für den Ex-Münchner Holger Badstuber. Allerdings hatte er sowohl im Pokal gegen Rostock, als auch beim Ligaauftakt in Mainz Aktien bei Gegentoren.

Korkut versuchte es mit einem 4-5-1 System. Namentlich waren nur mit Donis und Gómez zwei offensive Akteure in der Startelf. Taktisch verzichtete man weitestgehend aufs Pressing und empfing den Rekordmeister erst am eigenen Strafraum – dort aber sehr dicht gestaffelt. Die Abstände zwischen den Linien waren sehr eng. Dadurch gab es für die Münchner nur wenig Raum.

Das Spiel plätscherte aufgrund dieser taktischen Ausrichtung sowie der fehlenden Kreativität der Gäste dahin. Die Münchner fanden keine Mittel, das Bollwerk aufzubrechen. Es gelang zu selten, die Außenbahnen zu überladen bzw. sich durch ein Dribbling etwas Raum für eigene Aktionen zu kreieren.

Wenn die Stuttgarter Schwächen hatten, dann in der Verteidigung der Räume nach zweiten Bällen. In der 37. Minute nutzen die Bayern eine solche Möglichkeit. Über Boateng wurde der Ball zwischen Müller und Lewandowski hin und her geflippert. Müller legte die Kugel quer auf Goretzka, der seinen Gegenspieler gekonnt ausguckte und per Flachschuss ins lange Eck traf.

Das Tor war die Initialzündung am Ende der ersten Hälfte. Goretzka, Hummels und Müller hatten vor der Pause noch Chancen auf eine Erhöhung.

Kurz nach der Pause trafen die Münchner nach einem Freistoß von Alaba den Pfosten. Es entwickelte sich die beste Phase unter Kovač bisher beim FC Bayern. Chance reihte sich an Chance, doch mehrfach fehlte das nötige Glück im Abschluss.

In der 60. Minute leitete Müller per Halbfeldflanke einen Ball auf Goretzka. Dieser brachte Lewandowski ins Spiel, der nicht auf den freien Ribéry passte, sondern den Abschluss suchte. Sein Schuss mit links krachte ins untere rechte Toreck.

In der 75. Minute erhöhten die Münchner auf 3:0. Über Kimmich und der Hacke von Lewandowski(!) gelangte der Ball zu Müller. Dieser schaute Zieler aus und traf.

Anschließend war die Gegenwehr des VfB endgültig gebrochen. Die Partie plätscherte am Ende gemütlich aus.

Die Münchner gewannen am Ende auch in der Höhe verdient mit 3:0 und dürften gute Chancen haben, als Tabellenführer in die erste Länderspielpause der neuen Saison zu gehen. Gerade die Leistung der zweiten Halbzeit hält die Vorfreude auf die neue Saison am Köcheln.

4 Dinge, die auffielen

1. Goretzka bringt Gefahr aus dem Mittelfeld

Leon Goretzka bekam nach zwei Einwechslungen in den letzten beiden Spielen seinen verdienten Startelfeinsatz. Es war spannend zu sehen, wie er sich behaupten kann gegen einen Gegner, der vor allem in der ersten Halbzeit ausschließlich auf Torverhinderung spielte. Goretzka versuchte sich als zweiter Raumschleicher und als Anspielstation zwischen den Linien. Lediglich 22 Ballkontakte sprangen in den ersten 45 Minuten dabei heraus. Eine richtige Einbindung in das Offensivspiel sieht anders aus. Dies lag aber zum Teil auch an dem frühen Flügelfokus der Münchner. Der Ball ging sehr schnell nach Außen. Die Achter schoben direkt sehr hoch und waren daher nur selten eingebunden.

Was Goretzka aber sehr gut machte, ist die Positionierung rund um den Strafraum. Hier stieß er als Kopfballspieler in den Strafraum bzw. orientierte sich auf Höhe der 16-Meter-Linie für den zweiten Ball. Gut zu sehen war dies beim 1:0 der Münchner und kurze Zeit später, als Goretzka eine weitere Abschlussmöglichkeit hatte.

Goretzka erzielte nicht nur die frühe Führung, sondern sorgte allgemein für viel Gefahr in der Offensive.
(Foto: Alexander Hassenstein / Bongarts / Getty Images)

2. Viel Risiko für ein Auswärtsspiel

Die Aufstellung von Korkut spielte Kovač in die Karten. Je nachdem welche Lesart man wählen will, könnte man argumentieren, dass der Bayern-Trainer jedenfalls die richtige Vorahnung hatte. Mit Thiago auf der Sechserposition, der ein überragendes Spiel gemacht hat, verzichtete Kovač auf die Zweikampfstärke und Konterabsicherung durch Martínez, der nach wie vor viele Szenen über eine gute Antizipation löst.

Mit Müller und Goretzka, nominell zwei Achter, brachte Kovač zudem viel Offensive auf den Rasen. Beide agierten phasenweise neben Lewandowski. Dadurch gab es in der Anfangsphase viel Wiese für die Stuttgarter bei Ballverlusten, da die Außenverteidiger und Thiago sehr viel Raum absichern mussten. In einigen Szenen war zu sehen, mit wie viel Risiko es die Münchner versuchten, in Stuttgart zum Erfolg zu kommen.

3. Ribéry sucht noch seine Form

Franck Ribéry hatte sichtlich zu kämpfen am Anfang der Partie mit dem jungen, bei Manchester City ausgebildeten Maffeo, der viel von Donis unterstützt wurde. Ribéry versuchte viel, aber leistete sich sieben einfache Ballverluste und hatte einige ungenaue Abspiele. Dadurch gab es für Stuttgart gute Konterchancen, da (siehe Punkt 1 & 2) die Achter sehr weit aufgerückt waren. Das geht normalerweise nicht gut, fiel heute aber nicht ins Gewicht, da Stuttgart viel passiv in das Spiel gegangen ist. Mit zunehmendem Spielverlauf gewann Ribery aber mehr Sicherheit und hatte bessere Aktionen.

4. Passicherheit

Der FC Bayern hatte über weite Strecken eine überragende Passquote von 91%. Wohlgemerkt in einem Auswärtsspiel. Die Passivität der Stuttgarter machte es ihnen zugegebenermaßen auch einfach, dennoch versuchten es Hummels, Boateng und Thiago immer wieder mit vielen flachen, scharf gespielten Bällen. Gerade in der zweiten Halbzeit war das Positionsspiel so gut, dass die Gäste das Spiel komplett dominierten. Daher wird sich auch nicht endgültig auflösen lassen, ob die Stuttgarter wirklich passiv oder die Bayern nur unfassbar schnell waren.

Die Elf von Korkut musste viel horizontal verschieben. Das alles half am Ende wenig, weil die Münchner gerade in der zweiten Halbzeit viele Bälle im Zwischenraum der Schwaben unterbringen konnten. Dadurch entstanden die Tore zwei und drei und weitere Möglichkeiten, das Ergebnis noch deutlicher zu gestalten.