Vorschau: FC Bayern München – 1. FC Köln

Justin Trenner 11.12.2017

Die Köpfe gesenkt, die Spannung aus den Schultern ist raus. Kalter Wind bläst den Spielern des Effzeh in die Hosen und Fassungslosigkeit macht sich breit. Woche für Woche warten Fans der Kölner auf den erlösenden Moment. Jeder vermeintliche negative Höhepunkt wird dann aber noch getoppt.

Horn wirft gefrustet eine Wasserflasche auf den Boden. Hilflosigkeit steht ihm ins Gesicht geschrieben. Gerade hatte seine Mannschaft eine 3:0-Führung gegen den SC Freiburg verspielt und noch verloren. Es war beileibe keine gute Leistung der Kölner. Sechs Abschlüsse standen ganzen 25 der Freiburger gegenüber. 34% Ballbesitz und lediglich 53% angekommene Pässe stehen sinnbildlich für die zweite Jahreshälfte des Effzeh. Aber diesen Vorsprung hätte man trotzdem irgendwie über die Zeit bringen müssen. Zumindest für einen Funken Hoffnung.

(Foto: Shaun Botterill / Getty Images)

Der tiefe Fall des Effzeh

Von Platz 5 und der Qualifikation für Europa zum Abstieg in nur wenigen Monaten. Vom selbstbewussten Effzeh zu einer Mannschaft, die beim kleinsten Rückschlag auseinanderfällt. Ein sportliches Drama, das seinesgleichen sucht. Selbst Tasmania Berlin hatte 1965/66 nach 15 Spielen umgerechnet einen Punkt mehr auf dem Konto als der 1. FC Köln jetzt. Die Schuld wird nun bei Schmadtke und Stöger gesucht. Dass man nicht erkannt habe, dass das Erfolgsduo nicht mehr funktioniere, wäre ein wichtiger Faktor für die Situation, heißt es in einem offenen Brief an die Fans.

In Köln ist man zudem wieder damit beschäftigt, Gründe bei externen Faktoren wie Schiedsrichtern zu suchen. Es ist kein schönes Bild, das der Effzeh da abgibt.

Meré, Maroh, Queirós, Rausch, Höger, Risse, Córdoba, Zoller, Pizarro und vor allem Jonas Hector – die Verletztenliste ist gefühlt unendlich. Der Restkader hat größtenteils keine Bundesligaqualität. Es gilt zu hinterfragen, weshalb die Kaderplanung der zweiten Reihe so daneben ging. Natürlich sind solche Rückschläge für die meisten Klubs kaum zu verkraften, aber die Art und Weise ist erschreckend.

Köln wird in München nichts anderes bleiben, als auf Gnade und Glück zu hoffen. Ruthenbeck wäre ein Zauberer, wenn er mit dieser Mannschaft einen Punkt oder gar drei holen könnte. Da ist es fast noch wahrscheinlicher, dass der Effzeh die Klasse hält und wenn man ganz ehrlich ist, wird auch das nicht passieren.

Wer sich aber für diesen kleinen Exkurs in die Welt des 1. FC Köln interessiert, dem sei dringend das Fanzine „Effzeh.com“ ans Herz gelegt. Niemand hat dieses Jahr so eng am Verein und doch mit der nötigen Distanz begleitet, wie diese Autoren. Wenn man dort nicht die Ursachen für den tiefen Fall findet, dann nirgends.

Bayerische Arroganz? Nein, logisches Denken

Doch kommen wir zu den Bayern. Jupp Heynckes sollte die Situation nutzen, um kalkuliertes „Risiko“ zu gehen. Er kann die Rotationsmaschine anwerfen. Auch diesen Gegner darf der FC Bayern nicht unterschätzen, aber es ist die letzte große Chance für den Trainer, Stammkräfte für das letzte große Spiel der Hinrunde zu schonen.

Ein Sieg im Heimspiel gegen Köln sollte auch dann zu Stande kommen, wenn Coman, Kimmich, Ribéry, James und alle anderen Dauerbrenner der letzten Wochen oder Tage mal eine Pause erhalten. In Stuttgart erwartet den FC Bayern eine ungleich größere Aufgabe und am 20.12. kommt es zum Duell mit Borussia Dortmund im Pokal. Lewandowski war angeschlagen, auch Coman plagen Probleme. Ribéry ist erst wieder zurückgekehrt und Kimmich kaschiert seine kleine Formkrise nur mit wunderschönen Vorlagen. Die Bayern gehen auf dem Zahnfleisch.

Gegen Köln ein paar Körner einzusparen, um in Stuttgart dann den Rhythmus für das Jahresfinale aufzunehmen, klingt nicht nach der Arroganz, die dem FCB gerne unterstellt wird, sondern nach logischem Denken.

Blick über den Tellerrand

Ohnehin geht es für den Serienmeister jetzt vielmehr darum, die letzten drei Spiele irgendwie zu gewinnen und sich dann neu aufzustellen. Gern wird beim aktuellen Erfolg vergessen, dass Heynckes und Hermann keine Vorbereitung hatten.

Heynckes hat gut lachen. In wenigen Wochen hat er den FCB vom wankenden Favoriten zum Herbstmeister gemacht.
(Foto: Sebastian Widmann / Bongarts / Getty Images)

Der Winter wird deshalb wichtig sein. Taktischer Feinschliff ist von Nöten, um in der Rückrunde die großen Ziele zu erreichen. Aber auch die Komponente der Fitness wird im Winter eine Rolle spielen. Die aktuelle Verletzungsanfälligkeit wird auf zu lasches Training Ancelottis zurückgeführt. Belastung bei dann höherer Intensität führte schneller zu Problemen. Ancelottis Lager wiederum unterstellt dieser Vorgehensweise einen klugen Plan, der die Mannschaft pünktlich zur Rückrunde fit machen sollte.

Wie man es dreht und wendet, die Winterpause wird Heynckes die Gelegenheit bieten, sein Team auf das Level zu bringen, das er für richtig hält. Taktisch, physisch, aber auch individuell. Heynckes hat in der Hinrunde Basics reaktiviert, die dazu geführt haben, dass schon ein Hauch von Fußball in München wie eine Offenbarung wirkte.

Thiago, Robben und Neuer sind noch verletzt und werden bald zurück sein. Wobei man bei Neuer erstmal abwarten sollte. Auch Boateng ist noch dabei, seine Topform wieder zu erreichen. Wenn die Stammkräfte zurück sind und das Trainerteam seine Vorstellungen umsetzen kann, wird sich zeigen, ob dieser FC Bayern nochmal auf Augenhöhe mit Europas Elite kommen kann.

Fantipp

Letzte Woche gab es einen interessanten Vorschlag in den Kommentaren: Einfach mal Leser tippen lassen. Die liefern schneller, weil sie richtig Lust drauf haben und der Aufwand der Recherche ist für mich geringer. Gesagt, getan. Diese Woche präsentiere ich als vorläufigen Testlauf den „Fantipp“. Die Regeln bleiben wie gehabt und auch den Spielstand übernehme ich einfach mal.

Zur Erinnerung: Für den richtigen Tipp gibt es drei Punkte und für die richtige Tendenz (Sieg, Unentschieden, Niederlage) einen Punkt.
Zwischenstand: 24:15 für die Miasanrot-Redaktion

Zu Gast ist diese Woche Bayern-Fan Alex, der nach eigener Aussage etwas zu oft beim Fußball ist. Mal sehen ob seine Erfahrungen aus allen Ligen Deutschlands ausreichen, um einen Dreier zu holen.

Alex: 9 Tore, 31 Gegentore. Die Bilanz von Köln liest sich so desaströs wie sie ist. Und das wird auch gegen den FC Bayern nicht besser. Die Offensive um Coman, Müller und Co. wird den Rheinländern klar und deutlich die Grenzen aufzeigen. Ebenso sind Abwehr und Mittelfeld der Roten für den 1. FC Köln in dessen aktueller Form einfach deutlich zu stark. Dazu kommt Vidal, der momentan einen Lauf zu haben scheint, auch wenn er gerne nah an der roten Karten wandelt. Schade für den Effzeh, aber das erstmal letzte Gastspiel in München endet somit klar und deutlich mit 4:0. Einzig Horn im Kölner Tor wird dafür sorgen, dass es nicht in einem totalen Desaster für die Gäste endet.

Justin: Die Bayern werden ein frühes Tor erzielen und ebenso schnell nachlegen können. Nach einer komfortablen Halbzeit-Führung nehmen sie dann das Tempo raus. Das reicht am Ende, um komplett harmlose Kölner im Schongang mit 5:0 zu besiegen. Vorstellbar ist auch eine ganz müde Vorstellung der Münchner, aber selbst dann sollte es zu einem relativ deutlichen Sieg reichen. Ich tendiere trotzdem zu der Fünf-Tore-Variante.

Bis Mittwochabend wähle ich jemanden aus den Kommentaren des Artikels aus, der das Stuttgart-Spiel gegen uns tippen darf. Ich brauche dann eine Antwort bis spätestens Donnerstag 12 Uhr. Denjenigen werde ich noch am Mittwoch per Mail kontaktieren. Wer teilnehmen möchte, schreibt am Anfang seines Kommentars bitte „ich möchte teilnehmen“.