FC Bayern München – 1. FC Köln 1:0 (0:0)

Justin Trenner 13.12.2017

Jupp Heynckes hingegen hörte auf die Miasanrot-Redaktion und rotierte kräftig. Schließlich war das die letzte Chance vor der Winterpause.

Falls Ihr es verpasst habt:

Vor Starke begannen Rafinha, Boateng, Süle und Alaba. Kimmich bekam also endlich eine Pause, nachdem er zuletzt nicht immer voll auf der Höhe war.

FC Bayern - 1. FC Köln, GrundformationenFC Bayern – 1. FC Köln, Grundformationen

Im Mittelfeld agierten zunächst Rudy, Tolisso und Vidal. Vor ihnen pausierten Coman und James. Müller und Ribéry standen in der Startelf. Sie sollten Lewandowski unterstützen. Auch der 1. FC Köln fand tatsächlich genügend Spieler, um in München anzutreten.

Der Effzeh begann das Spiel wie erwartet. Im 5-4-1 standen die Kölner tief in der eigenen Hälfte, um bei Ballgewinnen die Chancen zu suchen. Früh deutete sich an, dass die Bayern nicht unter 80% Ballbesitz kommen würden.

Kölns einziger Stürmer stand teilweise 20 Meter vor dem eigenen Tor und Bayerns Innenverteidiger bis zu 10 Meter in des Gegners Hälfte. Und so nahm der Abend seinen Lauf.

Während die Bayern sich den Ball hin und her schoben, schallte es aus der Gästekurve: „Wer wird Deutscher Meister? 1. FC Köln!“ Es war das erwartete Spektakel. Dann war Halbzeit.

Heynckes reagierte zur Pause und brachte Coman und James für Vidal und Tolisso. Und dann erwachte die Arena plötzlich aus dem Winterschlaf, als Klünter bei einem Konter frei auf das Tor der Bayern zu laufen schien. Doch er stolperte (47.).

In der 60. Spielminute passierte dann, was passieren musste. Boateng chippte den Ball mit viel Gefühl in den Strafraum. Dort legte Thomas Müller mit dem Kopf auf Lewandowski ab, der locker einschob.

Kimmich kam in der 76. Minute für Ribéry und auch Ruthenbeck wechselte beim Effzeh durch. Fuhrich kam für Handwerker (66.) und Kusic für Jannes Horn (77.). Dann wurde es schlagartig für einige Sekunden laut in der Arena. Schalke hatte gerade seinen 2:0-Vorsprung verspielt und Augsburg glich aus (82.). Vielleicht der Höhepunkt des Abends.

Selbst Sky hatte zwischendurch genug davon und legte für kurze Zeit zwei Schwergewichtsboxer über das komplette Bild. Und als wäre das alles Taktik gewesen, kam Köln in der 87. Minute zur großen Ausgleichsmöglichkeit. Klünter scheiterte allerdings an Starke.

Eine Minute zwang der Schiedsrichter den Zuschauern noch auf und dann erlöste er sie mit dem Schlusspfiff. Für Bayern stehen letztendlich ein lustloser Auftritt, aber auch drei Punkte zu Buche. Nicht mehr und nicht weniger.

Drei Dinge, die auffielen:

1. Ein Abend wie gemacht für Rafinha

Zwischenzeitlich sah das alles kaum noch nach Fußball aus. Die Kölner verschanzten sich in ihrem Strafraum und von den Bayern kam nix außer ein paar langen und hohen Schlägen. Die Laufbereitschaft war nicht sonderlich hoch und irgendwie war zu spüren, dass jeder sich darauf verließ, dass das Ding schon irgendwann reingehen würde.

Doch einer auf dem Platz ackerte und rannte unermüdlich die Linie rauf und runter. Während seine Teamkollegen bereits mit einem Heißgetränk zwischen Weihnachtsbaum und Kamin saßen, war Rafinha voll fokussiert.

Abermals klärte er Konter der Kölner in letzter Sekunde, um dann den nächsten Angriff seiner Mannschaft wieder anzutreiben. Er forderte die Bälle, gewann fünf wichtige Zweikämpfe, verlor keinen einzigen Ball und zeigte als quasi einziger Normalform.

2. Flankenfestival

Ein tiefstehender Kölner Block, ein riesiger Vorsprung in der Tabelle und der neuerliche Punktverlust von RB Leipzig am Dienstagabend reichten scheinbar aus, um die bisher schlechteste Leistung der Saison aus den Bayern herauszukitzeln.

Bereits zur Halbzeit standen über 20 Flanken auf dem Konto des Rekordmeisters und da sind Eckbälle noch außen vor. Am Ende zählten die Statistiker 52 Flanken. Auch die Einwechslungen von James und Coman brachte keine Verbesserung. Die Münchner fanden keine Lösungsansätze, um die Mauer des Gegners zu knacken.

Es flogen so lange hohe Bälle in den Strafraum, bis einer die Führung einleitete. Nicht sonderlich kreativ, aber wirksam. Obwohl es klar war, dass diese bisweilen lustlose Leistung reichen würde, kann das nicht der Anspruch sein.

Gerade von Spielern wie Rudy oder Tolisso, die sich für einen Platz in der Startelf gegen Dortmund hätten zeigen können, war mehr zu erwarten. Rudy war kaum zu sehen, brachte selten mal einen vertikalen Pass zwischen die Linien und spielte sogar den ein oder anderen haarsträubenden Fehlpass. Eine Leistung, die seinen negativen Formtrend leider bestätigt und ihn nicht zum Favoriten auf einen Einsatz gegen Borussia Dortmund macht.

Am Ende war es Robert Lewandowski der einen der hohen Bälle zum Tor des Spiels über die Linie drückt.
(Bild: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

3. Irgendwie auch egal

Und doch wird in wenigen Wochen niemand mehr über dieses Spiel reden. Es war ein Pflichtsieg, den der FC Bayern mit möglichst wenig Aufwand einfahren wollte. Das ist gelungen.

Dazu konnte Heynckes ein paar Kräfte schonen. Das gilt nicht nur für die Spieler, die nicht über die volle Distanz spielten, sondern auch für sehr viele, die in den 90 Minuten nur das Nötigste getan haben.

Es bleibt die Erkenntnis, dass díeses Spiel keinerlei Aussagekraft für die Zukunft hat. Auch wenn man sich von der Mannschaft etwas mehr erhofft hat, so kann man nachvollziehen, wieso das gegen Köln so aussah, wie es eben aussah.

In den nächsten Tagen sollte Heynckes aber dafür sorgen, dass die Mannschaft ihr Heißgetränk bei Seite stellt, den warmen Platz vorm Kamin räumt und sich wieder zu Rafinha gesellt, dessen Einstellung mal wieder vorbildlich war.

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FC Bayern – 1. FC Köln 1:0 (0:0)
Bayern Starke – Rafinha, J. Boateng, Süle, Alaba – Rudy, Vidal (46. James) – T. Müller, Tolisso (46. Coman), F. Ribery (76. Kimmich) – Lewandowski
Bank Weinkauf – Hummels, Javi Martinez, Wriedt
Köln T. Horn – Olkowski, Sörensen, Heintz, Jorge Meré – M. Lehmann (84. Clemens) – Jojic, Özcan, J. Horn (76. Kusic), Handwerker (66. Führich) – Klünter
Bank S. Müller – Bisseck, Ouahim, Risa
Tore 1:0 Lewandowski (60.)
Karten
Schiedsrichter­ Daniel Siebert (Berlin)
Zuschauer 75.000 (ausverkauft)