100 Tage Mannschaft – Ein frühes Saisonfazit

Jan Trenner 10.10.2012

40 Millionen für die ganze Mannschaft

Der Kaisergrantler schlussfolgerte, dass Javi Martínez Ablösesumme Bastian Schweinsteiger profitieren lässt und Luiz Gustavo zur Höchstform anstachelt.
Ich würde gern einen Schritt weiter gehen und diese 40 Millionen Euro auf den gesamten Kader aufteilen. Die bestechende Form eines Toni Kroos, die wiedergefundene Leichtigkeit von Thomas Müller und sogar die Abwehrstabilität. All das kann man auf die Neuverpflichtung vor dieser Saison zurückführen. Die Rotation fordert Höchstleistungen und wer seine Einsatzzeiten früher sicher meinte, wird sich nun jede Woche beweisen müssen. In jedem Training und erst recht im Spiel. Konkurrenz belebt das Geschäft und ein Paukenschlag auf dem Transfermarkt hat sie beim FC Bayern eingeleitet.

Des Weiteren wird Javi Martínez auf lange Zeit den Maßstab für ausländische Spieler in München setzen. Das Pokerspiel um die Ablösesumme war Anschauungsunterricht. Die Bereitschaft auf Gehalt zu verzichten ist schlichtweg bemerkenswert. Hier möchte ich aber auch auf den hohen Integrationswillen des Spaniers eingehen. Wir wissen alle wie lang es gedauert hat bis andere den Deutschlehrer aufsuchten. Ich habe Hoffnung in naher Zukunft das erste deutschsprachige Interview des Basken lesen zu dürfen. Zum »Mia San Mia«-Gefühl gehört halt ein bodenständiger Charakter und kein egozentrischer Künstler. Das mussten auch unsere Außenbahnflitzer lernen und die Erfolgen werden nun seit einigen Spielen deutlich. Das Gemeinschaftsgefühl an der Säbener Straße wird wieder gelebt und es macht Spaß den Jungs zuzuschauen.

Auskurierte Verletzungen dank neuer Breite

Die neue Kaderbreite lässt unseren verletzten Spielern die Zeit sich vernünftig zu erholen und zu voller Fitness zurückzufinden. Niemand muss übereilt ins Mannschaftstraining einsteigen oder den Spielbetrieb wieder aufnehmen. Natürlich brauchen wir Jeden, denn besonders von David Alaba und Mario Gomez erhoffe ich mir noch eine ordentliche Leistungssteigerung unseres Spiels, aber wir müssen das nicht erzwingen. Selbst Arjen Robben kann vollständig auskurieren und erst danach wieder einsteigen. Ein paar neue Informationen über den Krankenstand würden wir wohl alle begrüßen.

Die ruhige und freundschaftliche Stimmung in der Mannschaft wird hoffentlich auch mit den Rückkehrern anhalten. Diejenigen, die jetzt auf viele Einsatzminuten kommen, könnten plötzlich erneut hart um ihre Einsatzzeiten kämpfen müssen. Besonders in der Defensive könnte das spannend werden. Hier ist Jupp Heynckes als Moderator gefragt. Seine Erfahrung wird ihm sicher dabei helfen.

Antizyklisches Medienspiel

In München muss man mit den Medien spielen und darf nicht dem Boulevard erliegen. Nach dem späten Sieg gegen Bremen wurde die Mannschaft (zu Recht) kritisiert und man lenkte dadurch den Fokus der Berichterstattung auf die Hauptakteure Heynckes und Sammer. Nach der Niederlage in Weißrussland fühlte man sich bestätigt und das Heimspiel gegen Hoffenheim hat alle Zweifel vertrieben. Das nenne ich gelungenes »An der Nase herumführen«, denn zur Länderspielpause herrscht wieder gemütliche Ruhe beim FC Bayern. Um die Spieler ist es ebenfalls recht ruhig geworden und bis auf die Kritik von Schweinsteiger an der Nationalmannschaft gibt es kaum Themen.

Stelle dich bei Niederlagen als Schild vor die Mannschaft und kritisiere sie bei Erfolgen. So oder so ähnlich dürfte man die Hoeneßsche Politik bezeichnen und auch Matthias Sammer nimmt sich diesem Spiel an. Es ist eine wunderbare Ruhe eingetreten. Hervorragend!