FC Bayern & Ich – Liebe auf Umwegen
Mit fast fünf Stunden Anfahrt in den Süden und einer Heimatpolitik die beim Thema FC Bayern gerade von »Haha, die Bayern haben verloren« bis »Die verdienen sowieso zu viel Geld« reicht, kann man selten einen Jungen begeistern. Grundsätzlich ist Fußball aber populär. Eine innige und über Generationen geförderte Verbundenheit mit den lokalen Mannschaften und allen Ost-Derbys lässt die Alten vor dem Radio sitzen und die jungen Menschen in die Züge auf Auswärtsfahrten gehen. Zu dieser Kategorie konnte ich mich nie dazuzählen. Skandale, finanzielle Schwierigkeit um Schwierigkeit und eine – stellenweise sehr ausartende – Fankultur und Ultraszene waren und sind nichts für mich. Ich möchte nicht vom Bahnhof flüchten oder von Hundertschaften der Polizei zerdrückt werden. Leider habe ich das am eigenen Leib spüren dürfen. Das alles führte wohl dazu, dass ich stiller Fußballbeobachter geworden bin. Als solcher verfolgt man Ergebnisse, Sportschau und Doppelpass und muss nach einer bayrischen Meisterfeier oder anderen Erfolgen keine dummen Sprüche ablassen, sondern darf sich im Stillen freuen.
Die oftmals als »Arroganz des FC Bayern« bezeichnete Haltung zu anderen Vereinen, eigenen Erfolgen und die generelle Weltanschauung an der Säbener Straße hat mich nie verschreckt. Ganz im Gegenteil: ist das nicht die Faszination dieses Vereins? Mit stolzer Brust voranschreiten, »Euer Hass ist unser Stolz« und die Meisterschaft als Ziel ausgeben um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden. Wieso tief stapeln, wenn man einer der erfolgreichsten Klubs Europas ist? Sollen die anderen doch denken was sie wollen. Mich macht es stolz.
Als Jugendlicher »jüngeren Baujahres« bin ich mit den Helden der 90er und 2000er aufgewachsen. Mehmet Scholl und Oliver Kahn stehen natürlich an erster Stelle. Scholls hohe Fußballkunst, seine witzige Art und das Spiel mit den Medien. Über Oliver Kahn muss man wohl nicht viel sagen. Herausragende Charaktere haben den FC Bayern immer geprägt und nun beobachten wir mit Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Manuel Neuer die aufstrebende Generation. Thomas Müller, Toni Kroos und viele andere bleiben dem Verein hoffentlich auch nach ihrer aktiven Profikarriere lange erhalten. Ein Herr Sammer wird hoffentlich in höchste Positionen aufrücken, doch auch er müsste irgendwann die Thronfolge regeln.
Vor drei Jahren bin ich nach München gezogen. Als die Wahl verschiedener Studienorte nötig wurde, zog ich in den Süden. In die Hauptstadt des Südens und das eher ruhige Fansein wurde zu mehr und mehr Fußballbegeisterung und endlich auch der Möglichkeit ins Stadion zu gehen. München ist rot, München ist der FC Bayern und ich mittendrin. Und plötzlich siehst du die Allianz Arena vom Balkon, erlebst deine erste Meister- und Pokalfeier. Fieberst vor den Videoleinwänden jedem Champions League Spiel entgegen und erlebst das erste verlorene Finale. Euphorie und Tiefschläge, große Erfolge und Spiele zum Verzweifeln. Es ist fantastisch.
Gewissermaßen ist dieser Blog mein nächster Schritt. Stille Zuneigung, Leben in München und mein Interesse nun mit euch teilen. Eine Meinung abgeben und mit euch, den vielen großartigen Fans des FC Bayern, ins Gespräch kommen. Danke!
[…] Unter “Miasanrot.de” ist ein neuer Blog entstanden. In einem der ersten Artikel erzählt ein Autor wie man im Einzugsgebiet von Dynamo Dresden zum Bayern-Fan wird: Liebe auf Umwegen […]
Erinnert mich daran, wie Tom Cruise seine Mitgliedschaft bei Scientology rechtfertigt.
Na huch, da ist wohl jemand heute mit dem falschen Fuß aufgestanden. Von religiösen Bewegungen distanziere ich mich ;)
Hallo Jan,
lese hier schon seit längerem mit. Euer Blog ist echt klasse! Diesen Artikel habe ich erst jetzt entdeckt.
Bin seit den siebziger Jahren Bayern Fan.
Wohne in NRW und habe hier natürlich mit Vorwürfen wie Bayern-Arroganz, Erfolgsfan usw. zu kämpfen.
Auch der Freundes-u. Bekanntenkreis schreckt hiervor nicht zurück!
Dein Dresden ist heißt bei mir Mönchengladbach!
Tue mich ein wenig schwer, meinen Club, speziell im Freundeskreis, zu verteidigen, da man die Harmonie ja nicht gefährden möchte.
Mich würde interessieren, wie du dies geschafft hast? Hattest du auch schon als nicht Bayer eine ausgeprägte mia san mia Einstellung?
Gruß Wolfgang
Sorry, versehentlich mehrfach gesendet:(