Xabi Alonso – die Überbrückung im Mittelfeld?

Christopher Trenner 27.08.2014

Was will der FC Bayern mit Alonso?

Wenn die Gerüchte wahr sind, dann ist davon auszugehen, dass Bastian Schweinsteiger wohl doch stärker verletzt ist als bisher öffentlich zugegeben wurde. Zur Erinnerung: Kurz vor dem Super-Cup Spiel gegen Borussia Dortmund wurde bekannt, dass Schweinsteiger an einer hartnäckigen Patellasehnenreizung leidet. Angeblich schon seit Anfang des Jahres. Bastian Schweinsteiger spielte wohl mit Schmerzmitteln – ein Zustand, der zwar kurzfristig vertretbar ist, aber kein längerfristiger bzw. dauerhafter Zustand sein kann (und darf). Das Problem an der Patellasehne ist folgendes ist die einzige mögliche konservative Behandlungsmethode »Zeit«. Inzwischen wird seine Ausfallzeit eher in Monaten als Tagen gezählt.

Hinzu kommen natürlich die Verletzungen von Thiago, der wohl eher langsam an das Team herangeführt wird, und der Ausfall von Rafinha. Die Lücke im zentralen Mittelfeld war selten so groß. Mit Gaudino vertraute Pep Guardiola auf einen 17-Jährigen aus der eigenen A-Jugend, der zwar einen guten Einstand feierte, aber dessen körperliche Defizite noch zu deutlich zutage treten. Auch David Alaba durfte sich im zentralen Mittelfeld versuchen. Gegen Preußen Münster zeigte er hier eine sehr ordentliche Partie. Allerdings übernimmt dann seine Verteidigerposition der realtiv unerfahrene Bernat. Natürlich kann auch Philipp Lahm auf der „6“ spielen, allerdings fehlt durch den Ausfall von Rafinha eine wirkliche Option auf der Position des Rechtsverteidigers im 3-4-3 System. Alaba und Lahm können wohl Schweinsteiger und Thiago nicht dauerhaft im zentralen Mittelfeld vertreten, da ansonsten die Außenbahn unterbesetzt ist. Eine schwierige Situation für Trainer und Vereinsführung.

Was kann Xabi Alonso noch bringen?

Wohl in erster Linie Erfahrung für eine Bayern-Mannschaft, die mittlerweile sehr jung geworden ist. Mit Philipp Lahm ist der älteste Stammspieler 30 Jahre alt. Andere mit großer Erfahrung wie Daniel van Buyten haben ihre Karriere beendet. Natürlich kann Alonso auch spielerisch den FC Bayern unterstützen. Sein defensives Stellungsspiel ist seit seiner Zeit in Liverpool berüchtigt. Xabi Alonso beherrscht sowohl die feine Grätsche als auch das stillvolle Antizipieren und gezielte Tackling. Im direkten Vergleich zwischen dem FC Bayern und Real Madrid war es Alonso, der Luka Modric im Maschinenraum den Rücken frei gehalten hat. Zugleich kann Alonso durchaus offensive Akzente setzen. Lange Diagonalbälle, wichtige »Key Passes« und ein guter Fernschuss zählen zu seinen Markenzeichen. Vor allem ist es aber die körperliche Präsenz mit der Alonso dem Spiel des FC Bayern gut tun könnte.

Alonso spielte in der letzten Saison in 26 Liga Spielen und ab dem vierten Champions League Spieltag alle Partien. Allerdings fehlte er im Finale gesperrt, nachdem er beim Stand von 3:0 für Real Madrid gegen den FC Bayern eine völlig unnötige Grätsche zeigte und sich dadurch eine Gelbsperre einhandelte. Mit 90% Passquote und 53% gewonnen Zweikämpfen konnte Alonso mit den großen Strategen Europas mithalten. Wobei die WM für ihn – wie für Spanien insgesamt – weniger glücklich verlief. Gegen die Niederlande wurde Alonso in der 63. Minute ausgewechselt und gegen Chile bereits zur Halbzeit. Beim Sieg gegen Australien im unbedeutenden letzten Gruppenspiel zeigte er sich zwar verbessert, aber nicht so präsent wie in der Schlussphase der spanischen Meisterschaft. Die Demütigung des amtierenden Welt- und Europameisters war sicherlich ein Grund, weshalb Xabi Alonso heute aus der spanischen Nationalmannschaft zurückgetreten ist.

Pep Guardiola äußerte sich nach dem Pokalspiel gegen Augsburg in der letzten Saison bereits zu den hohen Anforderungen an seine zentralen Mittelfeldspieler, wenn es um die Überwindung des Mittelfelds mit Diagonalpässen nach Außen geht, anstatt nur im U-förmigen Spiel den Ball in den eigenen Reihen zu halten, wie Martí Perarnau in seinem Buch »Herr Guardiola« schreibt.

Es gibt nur wenige Spieler auf der Welt, die die Fähigkeit haben, die gegnerische Linie mit einem Pass aus der Mitte zu überwinden: Busquets, Xabi Alonso, Lahm.
Pep Guardiola in »Herr Guardiola«, Martí Perarnau, S. 244

Torschlusspanik oder gezielte Verstärkung?

Diese Frage wird sich wohl erst in 12 – 18 Monaten beantworten lassen. Die Intention ist klar: Alonso soll die körperliche Präsenz im Mittelfeld stärken und das junge Mittelfeld um Thiago, Højbjerg und Gaudino führen. Zumindest solange bis Schweinsteiger wieder auf den Platz zurückkehren kann. Dessen Rückkehr lässt wohl aber deutlich länger auf sich warten, da der FC Bayern ansonsten kein Geld für einen bald 33-jährigen Mittelfeldspieler in die Hand nehmen würde. Xabi Alonso muss zeigen, dass es sich bei diesem Transfer nicht nur um »bezahltes abtrainieren« handelt und er es sich zutraut noch ein Mal eine Mannschaft zu führen.

Zuletzt ist der FC Bayern München mit alternden Stars gut gefahren. Claudio Pizarro und Daniel van Buyten werden/wurden gefühlt mit jeder Saison besser. Alter schützt vor Leistung nicht. Dennoch gibt es durch diesen Transfer auch Verlierer – Sebastian Rode und Pierre Emile Højbjerg wird die große Rolle im Mittelfeld noch nicht dauerhaft zugetraut. Wobei sie aber keinen Khedira, dessen Name immer wieder in der Verlosung war, vor die Nase gesetzt bekommen, sondern einen Spieler, der ihnen im Idealfall bei der Entwicklung hilft und die Perspektive erste Elf offen hält.

*Update* Dreesen bestätigt: FC Bayern ist sich mit Alonso einig

Finanzvorstand Dreesen bestätigte soeben auf der Pressekonferenz des FC Bayern nach der Vorstellung von Mehdi Benatia die Gerüchte und sprach von der Einigung des Vereins mit Xabi Alonso. Nun werden noch Gespräche über den Transfer mit Real Madrid geführt, aber da der Spieler bereits heute seine medizinische Untersuchung in München absolviert, ist der Wechsel des Spaniers als fix anzusehen. Er wird verpflichtet und nicht, wie von einigen Medien zuerst vermutet, nur ausgeliehen. Laut Matthias Sammer soll er die Mannschaft sofort unterstützen.