Bayern-Frauen scheitern im Pokalfinale knapp an Wolfsburg
Am Ende setzte sich der VfL Wolfsburg im Elfmeterschießen durch, bei dem die zwei Torhüterin durch Paraden überzeugen konnten. Wolfsburgs Schützinnen hatten vom Elfmeterpunkt die stärkeren Nerven und so vergaben die Bayern denkbar knapp ihre Chance auf einen Titel in dieser Saison. Wolfsburg hat nun das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg verdient eingefahren und mit der Finalteilnahme in der Champions League sogar noch die Möglichkeit auf das Triple.
Falls Ihr es verpasst habt:
Es dauerte eine Weile, bis die erste Torchance verbucht werden konnten. Doch das lag nicht daran, dass sich die Teams – wie üblich in einem Finale, bei dem es um alles geht – zunächst vorsichtig abtasteten. Vielmehr neutralisierten sich die beiden Gegner auf einem packenden und offensiv ansprechenden Niveau. Phasenweise kam Wolfsburg zwingender vor das Tor der Bayern, doch eine durchgehende Dominanz stellte sich nie ein. Im Gegenteil. Auch Bayern war streckenweise das bessere Team, presste angriffslustig und hätte in Führung gehen können.
Als die Bayern sich nach gut 50 Minuten zum Verschnaufen in ein defensives Mittelfeldpressing zurückzogen, wähnte der ARD-Kommentator die Wölfinnen schon endgültig im Vorteil. Um so verdutzter reagierte er dann, als die Bayern ihre nächste Druckphase entwickelten und Wolfsburg ins Schwimmen geriet. Um aber in einer solchen Phase den entscheidenden Treffer markieren zu können, hätte einfach alle passen müssen für die Roten. Doch dafür unterliefen ihnen zu viele Fehler, die zu ungenauen Bällen, Umwegen und verpassten Chancen führten. Doch nie waren sie so weit hinten dran, dass Wolfsburg sie nach Belieben hergespielt hätte.
3 Dinge, die auffielen:
1. Wolfsburg begegnet FCB-Sturmduo mit Dreierkette
In der Grundformation spielte Wolfsburg ein klassisches 4-2-3-1 mit Viererkette hinten, dann zwei Sechserinnen im defensiven Mittelfeld, davor zwei Flügelstürmerinnen neben der spielmachenden Zehn im offensiven Mittelfeld und ganz vorne eine Sturmspitze im Angriff. Wolfsburg ist nicht entgangen, dass sich bei den Bayern in der Rückrunde eine feste Stammformation und Stammbesetzung gefunden hat, bei der Nicole Rolser im Sturm nicht nur durch die Tempodribblerinnen Fridolina Rolfö und Sara Däbritz über außen unterstützt wird, sondern auch durch die hängende Spitze Jill Roord. Zusätzlich schalten sich auch Außenverteidigerin Leonie Maier und die Sechserinnen immer wieder zentral in die Angriffe mit ein.
Damit aus dieser 4-1-4-1-/ 4-4-2-/ 4-4-1-1-Mischformation heraus nicht zwei Bayernstürmerinnen auf die Wolfsburger Innenverteidigung zulaufen – ob nun im Konterangriff oder im Angriffspressing – schufen die Wölfinnen mit der Dreierkette eine weitere Option in der Defensivreihe. Während Noelle Maritz von außen die Innenverteidigung von Lena Goeßling und Nilla Fischer ergänzte, hatte Rechtsverteidigerin Anna Blässe mehr Freiheiten und Pflichten in ihren Wegen nach vorne. So konnte Caroline Graham Hansen von der Außenbahn immer wieder durch die Halbräume einrücken und Druck auf Bayerns Sechser plus Innenverteidigung ausüben und gemeinsam mit Blässe Bayerns Linksverteidigerin Verena Faißt vor erhebliche Probleme stellen.
2. In einem Kampf der Verteidigungen bosst Demann alle aus
0:0 stand es nach 45, nach 90, nach 105 und auch noch nach 120 Minuten attraktiven Fußalls. Nicht weil sich die Mannschaften hinten reinstellten oder die Offensiven untauglich gewesen wären, sondern weil gerade die Innenverteidigerinnen zusammen mit der jeweiligen Keeperin den Laden zusammenhielten. Auch Nilla Fischer, Innenverteidigerin von Wolfsburg und Kapitänin, stach mit ihrer Klasse aus einem Spitzenteam nochmal heraus. Immer wieder entschärfte sie hochbrisante Szenen zugunsten ihres Teams. Doch Nicole Rolser machte ihr einen richtig schweren Tag und dürfte ihr als unangenehme Gegnerin in Erinnerung bleiben. Auch Rolfö bestach durch Ballkontrolle, Tempo und Übersicht.
Mit welcher Ruhe und Abgeklärtheit aber Tini Demann in höchster Not Szenen quasi im Alleingang durch ihre Zweikampfführung entschärfte, blieb an diesem Nachmittag unerreicht. Einfach wahnsinnig gut. Auch das Umschalten in die Offensive, das Bestimmen des Spielrhythmus’ über die Passverteilung – eine Augenweide.
Dagegen hatten die Wolfsburgerinnen Verena Faißt als Schwachstelle ausgemacht, überließen ihr den Ball, nahmen ihr jegliche Anspieloptionen und zwangen sie zu Fehlern, die ihr an einem normalen Bundesligaspieltag nicht passieren. Dass es auf der anderen Seite auch für Leonie Maier ein harter Tag war, lässt sich schon daran ablesen, wie selten sie sich im Gegensatz zu sonst offensiv einbringen konnte. Viel zu sehr forderte sie die Schweizerin Lara Dickenmann über die rechte Wolfsburger Angriffsseite und entschied dieses kleine Duell für sich – das gelingt nicht vielen. Zwar erzielte auch Dickenmann keinen Treffer oder bereitete einen vor, doch hatte Maier mit ihr alle Hände voll zu tun, so dass sie der Bayernoffensive als durchsetzungsstarkes Überraschungsmoment vorne fehlte.
3. Bayerns Führungsspielerinnen vergeben im Elfmeterschießen
Simone Laudehr verwandelte sicher. Im Dezember war sie am Fuß operiert worden und musste bis in die Verlängerung des Pokalfinales auf Pflichtspielminuten in der Mannschaft warten. Niemanden hätte es gewundert, wenn sie die Selbstverständlichkeit im Umgang mit Fuß und Ball noch nicht wieder zu hundert Prozent gefunden hätte. Doch sie lieferte ab. Auch Mandy Islacker, die sich häufig Vorwürfe wegen angeblich fehlender Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor anhören muss, brachte Ihren Elfmeterschuss souverän im Tor von Almuth Schult unter.
Doch gleich die zwei Anfangsschützinnen der Bayern, die Verantwortung übernehmen und vorneweg gehen wollten, vergaben vom Elfmeterpunkt. Erst Kapitänin Melanie Behringer, dann die Abwehrchefin Demann. Eine Hypothek, die Keeperin Manuela Zinsberger fast noch wieder ausgebügelt bekommen hätte – aber eben nur fast. Caroline Hansen ließ sich den entscheidenden Treffer nicht mehr nehmen.
Das passiert. Auch die Wölfinnen hatten ihre liebe Not nach diesem Kräfte und Konzentration zehrenden Fight über 120 Minuten. Sicherlich spielt bei dieser Notlösung zur Ermittlung der Siegerinnen namens Elfmeterschießen auch Glück und Pech eine Rolle. Doch ist eben auch Können, Fokus und Gelassenheit gefragt. So knapp vor dem Ziel zu scheitern, ist bitter. Es gibt nun zwei Möglichkeiten, damit umzugehen. Entweder man zerbröselt. Oder man wächst daran. Und so, wie diese Niederlage im Herzen der Spielerinnen wehtut, in dem Maße können sie daran wachsen – womöglich über sich hinaus.
Wolfsburg – Bayern | |
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Wolfsburg | Schult – Maritz, Goeßling, Fischer, Blässe (66. Kerschowski) – Gunnarsdóttir, Neto (91. Wedemeyer) – Dickenmann (106. Jakabfi), Harder, Hansen – Pajor (118. McLeod) |
Bank | Frohms, Baunach, Wullaert |
Bayern | Zinsberger – Faißt, Demann, Wenninger, Maier – Rolfö, Behringer, Leupolz (99. Laudehr), Däbritz (102. Islacker) – Rolser (117. Voňková), Roord (63. Škorvánková) |
Bank | Weimar, Lewandowski, Schnaderbeck |
Tore | 0:0 n.V. |
Elfmeterschießen | 0:0 Behringer (vergibt), 1:0 Kerschowski, 1:0 Demann (vergibt), 1:0 Jakabfi (vergibt), 1:1 Islacker, 1:1 McLeod (vergibt), 1:1 Voňková (vergibt), 2:1 Harder, 2:2 Laudehr, 3:2 Hansen |
Karten | Gelb: Maritz (76.), Gunnarsdóttir (80.), Wedemeyer (105.), Jakabfi (120.) / Škorvánková (90+2.), Maier (111.) |
Schiedsrichterinnen | Sandra Stolz (Pritzwalk), Vanessa Arlt (Greven), Katia Kobelt (Berlin), Christine Weigelt (Leipzig) |
Zuschauer | 17.692 |