Winter­transfer: Sandro Wagner kehrt zurück zum FC Bayern

Justin Trenner 21.12.2017

Im Finale der Hinrunde spielte Wagner keine Rolle mehr für Julian Nagelsmann. Es wurde von einer Adduktorenproblematik berichtet. Nichts ernstes, aber etwas, das bei Überbelastung einen Transfer des Nationalstürmers verhindern hätte können.

Jetzt ist aber alles in trockenen Tüchern. Kolportiert wird eine Ablöse von rund 12 bis 15 Millionen Euro. Wagner erhält einen Vertrag bis Sommer 2020.

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Erst spät zum Topstürmer geworden

Jahrelang hätte es niemand für möglich gehalten, dass der Stürmer tatsächlich irgendwann zum FC Bayern zurückkehrt. Der gebürtige Münchner absolvierte bis 2008 44 Partien für die Amateure des Rekordmeisters und traf nur zwei Mal. Für die Profis kam er nur zu acht Einsätzen (ein Tor).

Was für ein Bild. Sandro Wagner (links) mit Andreas Ottl, Philipp Lahm, Michael Henke, Zé Roberto, Oli Kahn und Mats Hummels. Im Jahr 2007.
(Foto: Christof Koepsel / Bongarts / Getty Images)

Über Duisburg (39 Spiele, 14 Tore) und Bremen (36 Spiele, 5 Tore) ging es per Leihe nach Kaiserslautern. Dort traf er in 11 Spielen gar nicht. Auch in 75 Partien für Hertha BSC reichte es nur zu 8 Treffern.

Als die Karriere endgültig zu verflachen drohte, kam dann der SV Darmstadt um die Ecke. Wagner avancierte zum Star des Teams und traf in 34 Einsätzen immerhin 15 Mal.

Anschließend wurde Hoffenheim auf ihn aufmerksam. Dort sollte er endgültig den Sprung zu einem der besten Stürmer Deutschlands schaffen. Nagelsmann verstand es, Wagner so einzubinden, dass seine Qualitäten zur vollen Entfaltung kamen. In 50 Spielen schaffte er es immerhin zu 18 Toren. Doch das ist nicht alles, was Wagner zum Nationalstürmer machte.

Ottmar würde „Wandspieler“ sagen

Wagner ist dem Vernehmen nach die eher klassische Variante der Nummer 9 – groß, physisch stark, technisch eher behäbig, aber dafür stets mit gutem Stellungsspiel und der nötigen Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor.

Das stimmt aber spätestens seit seiner Zeit bei Hoffenheim nur bedingt. Nagelsmann hat jeden seiner Spieler technisch weiterentwickelt. Eine Mannschaft, die vor wenigen Jahren größtenteils keiner auf dem Zettel hatte, kann sich nun sehr sehenswert aus Drucksituationen befreien – spielerisch.

Auch Wagner hat Sprünge gemacht und ist speziell mit dem Rücken zum Tor ein sehr schwer zu verteidigender Stürmer geworden. Er kann Bälle festmachen und verteilen, wenn die Positionen um ihn herum besetzt sind.

Ottmar Hitzfeld hat solche Stürmer früher als Wandspieler bezeichnet. Wagner erfüllte speziell für Hoffenheim die spielerischen Basisanforderungen eines modernen Stürmers und entwickelte sich verdientermaßen zur ernsthaften Alternative für Jogi Löw. Acht Torvorlagen sammelte er für die Hoffenheimer, vier waren es für Darmstadt und während seiner Zeit in Duisburg sammelte er sogar elf Assists. Technisch ist er bei weitem nicht so behäbig, wie es gerne dargestellt wird.

Erwartungshaltung von Beginn an anpassen

Zumal er mit der Mischung aus spielerischen Basics und physischer Urgewalt etwas mitbringt, was es beim FC Bayern so nach Lewandowski nicht gibt. Und doch sollte man in München vorsichtig sein, was Vergleiche mit Lewandowski anbelangt. Wagner ist nicht so gut wie der Pole.

Kann er in den meisten Spielen einen adäquaten Ersatz darstellen? Definitiv. Ist er in einem Champions-League-Halbfinale besser auf dieser Position aufgehoben als Thomas Müller? Wenn man mit einer echten Neun spielen möchte, dann sehr wahrscheinlich. Kann er einen hypothetischen Ausfall Lewandowskis komplett vergessen machen? Damit sollte nicht gerechnet werden. Zumal es Utopie wäre, einen Stürmer zu fordern, der mal eben zu den besten Zehn der Welt zählt. So einen Fall gibt es vielleicht ein Mal in vielen Jahren. Beim FC Bayern waren dies Gómez und Mandzukic 2013, bei Real Madrid zuletzt Benzema und Morata.

Endlich ein Backup für Robert Lewandowski? Sandro Wagner nimmt diese Herausforderung an.
(Foto: Marc Mueller / Bongarts / Getty Images)

Wagner hat dieses Niveau nicht. Aber Bayern hat nun endlich einen Stürmer hinter Lewandowski. Einen, der in der Nationalmannschaft des Weltmeisters eine gute Rolle spielen kann und der Qualitäten mitbringt, die sonst nur der Pole bei den Münchnern hat.

Wobei da noch ein großes Fragezeichen wäre. Aus dem Umfeld des Klubs wurde vernommen, dass Wagner nicht der Wunschspieler von Jupp Heynckes sei. Vieles deutet auf einen typischen Uli-Hoeneß-Tansfer hin, der gute Kontakte mit Dietmar Hopp pflegt und es wohlwollend zur Kenntnis genommen haben dürfte, dass Wagner nun Nationalspieler ist.

Für die vermuteten 12-15 Millionen Euro ist Sandro Wagner aber trotz einiger Zweifel genau der Spielertyp, den der FC Bayern gesucht hat. Ob er das nur unter Nagelsmann war, der ihn perfekt eingebunden hat, wird sich jetzt zeigen. Auch wenn er hinter Lewandowski nur die Nummer 2 im bayerischen Sturm ist, so hat er das Potenzial, um einige Minuten zu sammeln und sich so noch mehr für die Weltmeisterschaft zu positionieren. Es ist seine große Chance, den Hochsommer seiner Karriere nochmal richtig auszukosten und zu vergolden. Davon könnte dann auch der FC Bayern enorm profitieren.