Vorschau: VfL Wolfsburg – FC Bayern München

Justin Trenner 25.02.2016

Für eine Vorschau auf das Spiel lohnt sich ein Rückblick. Speziell das Spiel im DFB-Pokal war sehr aufschlussreich für das kommende Wochenende. Damals konnte der FC Bayern in der ersten Halbzeit eine fast perfekte Leistung abliefern und das Spiel am Ende mit 3-1 für sich entscheiden. Der VfL Wolfsburg versucht es gegen den Rekordmeister seit Jahren mit derselben Spielidee. In einem eng gestaffelten 4-4-2 möchte man die Münchner konsequent auf die Flügel locken, um sie dort zu attackieren und so Balleroberungen zu erzwingen. Den größten Erfolg gegen die Bayern konnte Dieter Hecking Anfang des letzten Jahres verzeichnen, als die Wolfsburger den Rückrundenauftakt mit 4-1 gewinnen konnten. Doch Guardiola scheint gegen diese Spielweise Lösungen gefunden zu haben.

Im besagten Pokalspiel kippte Thiago bei Alabas Vorstößen immer wieder in den linken Halbraum ab, um den Österreicher bei Kontern abzusichern. Außerdem bewegten sich die Außenverteidiger des amtierenden Meisters sehr asymmetrisch. Während David Alaba seine Position sehr offensiv interpretierte, positionierte sich Philipp Lahm doch sehr zurückhaltend und defensiv. Wahrscheinlich war diese Asymmetrie ebenfalls Teil der Konterabsicherung und Zeichen des Respekts, den Guardiola vor den Konterfähigkeiten des VfL hat. In der Vergangenheit hat Wolfsburg immer dann gut gegen den FC Bayern ausgesehen, wenn sie leichte Ballverluste erzwingen konnten.

Auch im Hinspiel in der Bundesliga konnte man einige interessante Dinge beobachten. Die erste Halbzeit in München war geprägt von viel Ballbesitz, aber wenigen Strafraumszenen. Die Abstände waren beim VfL gut genug, um das Tempo der Münchner zu entschärfen. Letztendlich war das Tempo der Bayern aber auch nicht sonderlich hoch. Ohne Lewandowski fehlte der Elf von Pep Guardiola ein wichtiger Spieler für die Verbindungen im letzten Drittel. Xabi Alonso wurde von den Wolfsburgern immer wieder gut unter Druck gesetzt, was dazu führte, dass er sich dem Pressing entziehen musste und ständig zwischen die beiden Innenverteidiger abkippte. Das wiederum hatte zur Folge, dass den Bayern eine Anspielstation im Mittelfeld fehlte und Wolfsburg es so relativ einfach hatte die verbleibenden Mittelfeldspieler aus dem Spiel zu nehmen. Durch die Einwechslung von Lewandowski gab es eine Station mehr in der Offensive. Das clevere Abkippen vom Polen in das Mittelfeld ist essenziell für die Bayern und überforderte die Abwehr des VfL immer wieder.

Aus beiden Spielen lässt sich ableiten, dass es am Wochenende für den FC Bayern auf ein gutes Positionsspiel ankommen wird. Im Aufbau, aber auch in den letzten Dritteln müssen die Verbindungen stimmen. Wolfsburg wird im 4-4-2 mit einem Mittelfeldpressing Fehler provozieren wollen. Bei Kontern werden sie dann aller Voraussicht nach Kruse und Draxler am häufigsten einbinden. Zwar sind beide in ihrer Form sehr schwankend, aber durchaus in der Lage dem Tabellenführer wehzutun. Draxler hat im Hinspiel Lahm mehrfach vor Probleme gestellt. Außerdem spielt der VfL sehr gerne über die Flügel. Pro Spiel schlagen sie in der Liga 19 Flanken, wovon 5,9 ihr Ziel finden. Das entspricht dem Höchstwert in der Bundesliga. 41% aller Angriffe gingen dabei über die rechte Seite, 33% über links und nur 26% über das Zentrum. Durch die Abwesenheit von Bas Dost fehlt im Moment allerdings ein passender Zielspieler, also sind sie mehr auf ihr Kurzpassspiel angewiesen. Im Schnitt gibt der VfL Wolfsburg 14,7 Schüsse pro Spiel ab. Nur Schalke, Leverkusen, Dortmund und die Bayern schließen häufiger ab. Das Problem liegt dabei auch eher in der Chancenverwertung, denn mit 13,4% sind sie hier das fünftschlechteste Team.

Ist Wolfsburg im Aufbauspiel, sind sie besonders dann anfällig, wenn man ihren Rechtsverteidiger isolieren kann. Rodriguez ist auf der linken Seite etwas weniger anfällig für grobe Fehler, aber Träsch beispielsweise schon eher. Außerdem hatte das defensive Zentrum des VfL in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit einem Angriffspressing. Dante und Naldo lassen sich leicht zu langen Bällen provozieren und auch Gustavo ist im Passspiel nicht ohne Fehler. Maxi Arnold fehlte dem Pokalsieger zuletzt, was ein bemerkbarer Verlust für sie war. Seine Pressingresistenz ist ein wichtiges Element im Spiel des VfL. Gegen Gent stand er erstmals in diesem Jahr 90 Minuten auf dem Platz. Insgesamt hatten die Wolfsburger zuletzt mit einigen Verletzungen zu kämpfen. Gegen die Bayern fehlen ihnen unter anderem Diego Benaglio, Josuha Guilavogui und Daniel Caligiuri, die bisher zu den Stammspielern zählten.

Der FC Bayern ist also gut beraten von Beginn an mit viel Druck zu agieren, um die derzeit in der Liga schwächelnden Wolfsburger zu Fehlern zu zwingen. Eigene Fehler im Aufbauspiel kann die Mannschaft von Pep Guardiola vermeiden, indem sie ihr Positionsspiel ähnlich gut aufzieht wie beim letzten Aufeinandertreffen in Wolfsburg.

Statistiken zum Spiel

Die letzten fünf Spiele gegen den VfL Wolfsburg

  • VfL Wolfsburg 1-3 FC Bayern München (DFB-Pokal, 2. Runde 2015/16)
  • FC Bayern München 5-1 VfL Wolfsburg (Bundesliga, 6. Spieltag 2015/16)
  • VfL Wolfsburg 4-1 FC Bayern München (Bundesliga, 18. Spieltag 2014/15)
  • FC Bayern München 2-1 VfL Wolfsburg (Bundesliga, 1. Spieltag 2014/15)
  • VfL Wolfsburg 1-6 FC Bayern München (Bundesliga, 24. Spieltag 2013/14)

Bilanz

  • In 43 Spielen gab es für den FC Bayern beachtliche 32 Siege, 7 Unentschieden und erst 4 Niederlagen. Der Rekordmeister erzielte dabei 100 Tore und Wolfsburg 40.
  • Erst zwei Mal gab es ein 0-0 zwischen den beiden Mannschaften. Das letzte am 31. Spieltag der Saison 2007/08, das erste am 25. Spieltag der Saison 2005/06. Beide torlosen Spiele wurden in Wolfsburg ausgetragen.
  • Auswärts konnte der FC Bayern gegen Wolfsburg in der Bundesliga von 18 Spielen „nur“ zehn gewinnen. Vier endeten Unentschieden und weitere vier wurden verloren. Nimmt man alle Wettbewerbe zusammen liegt die Auswärtsbilanz bei elf Siegen, sechs Unentschieden und vier Niederlagen. Zuhause haben die Bayern noch nie gegen Wolfsburg verloren.

Funfacts

  • Der FC Bayern hat acht Punkte Vorsprung auf Borussia Dortmund. Einen derart hohen Abstand hat noch keine Mannschaft zu diesem Zeitpunkt verspielt.
  • Wenn Müller trifft, läuft es gut. Die letzten 50 Bundesliga-Spiele in denen der „Raumdeuter“ traf, wurden gewonnen. Bundesliga-Rekord!
  • Der Rekordmeister gewann jedes Liga-Spiel in welchem er führte. Der Gastgeber aus Wolfsburg verspielte schon sechs Mal eine Führung. Unter anderem auch beim Hinspiel in München.
  • Robert Lewandowski und Thomas Müller jagen Grafite und Edin Dzeko. Das ehemalige Duo der Wolfsburger erzielte zusammen 54 Tore nach 34 Spieltagen. Das Duo des FC Bayern liegt aktuell bei 39 Toren bei noch 12 verbleibenden Spieltagen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das ein Rekord.
  • Bleiben wir bei Lewandowski. Im Hinspiel erzielte der Pole in neun Minuten fünf Tore. Damit brach er zum einen einige Rekorde, hat zum anderen aber auch in diesen neun Minuten genauso viele Tore erzielt wie Max Kruse in der gesamten bisherigen Saison.
  • Wenn Koen Casteels im Tor steht verliert der VfL nicht. Fünf Siege und drei Unentschieden stehen in seiner Pflichtspiel-Bilanz.
  • Bayerns Dominanz ist beeindruckend. Gewinnt der Rekordmeister in Wolfsburg, haben sie doppelt so viele Punkte wie der VfL. Bayern würde dann bei 62 Punkten stehen, Wolfsburg bei 31.

Fünf Thesen zum Spiel 

  1. Der FC Bayern wird maximal fünf Torschüsse zulassen. Gemeint sind Schüsse direkt auf das Tor.
  2. Der VfL Wolfsburg wird kein Tor erzielen.
  3. Franck Ribéry wird an mindestens einem Tor beteiligt sein.
  4. Dementsprechend werden die Münchner das Spiel für sich entscheiden.
  5. Lewandowski wird in neun Minuten mindestens fünf Tore schießen. Nein, natürlich nicht. Aber er wird wieder für uns treffen.

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