Vorschau: Meister oder kein Meister?

Justin Trenner 17.05.2019

Holt der FC Bayern mindestens ein Remis, sind sie Meister. Und selbst wenn sie das Spiel gegen Frankfurt verlieren, muss Dortmund in Gladbach erstmal gewinnen, um die Meisterschale noch zu holen.

Die Vorzeichen stehen also gut um den FCB. Zumal der Rekordmeister seit dem 18.11.2000 nicht mehr zu Hause gegen die Eintracht verloren hat (1:2 damals). In jener Saison, die ebenfalls mit einem Meisterschaftsfinale am 34. Spieltag endete.

19 Jahre später muss diese Serie reißen, damit der BVB überhaupt eine Chance hat. Frankfurt wiederum macht im Moment nicht den Eindruck, als wären sie dazu in der Lage. Aus den letzten sechs Pflichtspielen gab es keinen Sieg. In der Liga hagelte es zuletzt drei Niederlagen und zwei Unentschieden.

Eintracht im Finalmodus

Doch Vorsicht, Bayern! Eintracht Frankfurt kann Finale. Das haben sie zumindest in der letzten Saison bewiesen. Auch da waren die Vorzeichen relativ klar. Bayern gewann bereits das Ligaspiel mit angezogener Handbremse deutlich und Kovačs Frankfurter waren auf dem besten Weg, alle Saisonziele zu verspielen.

Der Ausgang ist bekannt: Frankfurt gewann das Finale gegen die Bayern und sorgte dafür, dass denen ein Titel verloren ging. Wiederholt sich die Geschichte jetzt? Die Anlagen der Frankfurter sind da. Schaffen sie es tatsächlich, ihre Kräfte für den letzten Ritt der Saison nochmal zu mobilisieren, wird der 34. Spieltag kein Schaulaufen für die Bayern.

Unter Hütter verlor Frankfurt weder Aggressivität noch Laufstärken. Die Eintracht spielt weiterhin Frankfurt-Fußball am Limit. Härte, Leidenschaft, kompaktes Verteidigen – all das macht sie seit Jahren zu unangenehmen Gegnern. Doch mit Hütter kam endlich auch eine spielerische Note an den Main.

Früh abgeschrieben und doch überzeugt

Das sah zu Beginn der Saison noch ganz anders aus. Auf den Ausrutscher im Supercup-Finale gegen die Bayern folgten drei Niederlagen, ein Unentschieden und nur ein Sieg zum Bundesliga-Start. Hütters Pressing sei zu extrem, zu offen und zu radikal, hieß es damals.

Mittlerweile scheint Frankfurt aber die Balance gefunden zu haben. Geht die Eintracht ins Angriffspressing, arbeiten nicht nur die Stürmer und Achter mit, sondern auch die Flügelverteidiger in Hütters 3-4-1-2. Der Trainer wird in dieser Saison mitbekommen haben, dass Bayern sich gern mal von gut organisiertem Angriffspressing überrennen lässt. Demnach ist zu erwarten, dass die Frankfurter nicht nur tief verteidigen und auf Umschaltmomente warten, sondern selbst aktiv nach vorne pressen.

Das dürfte diesem Saisonfinale etwas Brisanz verleihen. Hütter hat mit Rode zwar einen wichtigen Box-to-box-Spieler für sein Mittelfeld verloren, aber mit Hasebe, Gacinovic und Fernandes dürfte er ausreichend Personal für ein intensives Spiel gegen die Münchner an Bord haben.

Bayern muss auf Sieg spielen

Die Bayern sind ihrerseits darauf angewiesen, dass Hummels und Thiago den Druck der Frankfurter aushebeln können. Denn schaffen die Münchner es, die SGE in Phasen des Angriffspressings auf dem falschen Fuß zu erwischen, erwartet sie viel Platz zwischen den Linien und vor allem auf der Außenbahn.

Wie bereits angedeutet, rücken die Flügelverteidiger sehr weit auf, um mit Ball Rebic und Jovic das Einrücken zu ermöglichen und gegen den Ball weit vorne mitzuverteidigen. Die Chance der Bayern: Thiago als Verbindungsspieler in engen Zonen positionieren und über ihn und Hummels die erste Pressinglinie ausspielen.

Gerade Chelsea hatte einige Szenen gegen Frankfurt, wo sie plötzlich Gleichzahl gegen die Dreierkette der SGE hatten. Spieler wie Gnabry oder Coman können ihre Stärken so ausspielen. Zwar wird Frankfurt nicht immer hoch anlaufen, aber sie werden es in einigen Phasen versuchen. Umso wichtiger wird es für den FC Bayern sein, auf Sieg zu spielen und von Anfang an keinerlei Zweifel daran zu lassen, wer Meister wird und wer nicht.

Es braucht Köpfchen

Es wäre nicht förderlich, den Kopf ständig in Gladbach zu haben oder jeden Angriff unnötig doppelt und dreifach abzusichern, weil ein Unentschieden reicht. Damit drohen die Bayern nur die Kontrolle aus der Hand zu geben. Angst ist in Entscheidungsspielen kein guter Ratgeber.

Natürlich braucht es gegen stabile und robuste Frankfurter Leidenschaft. Es braucht den Willen und die Einstellung, um gegen einen unangenehmen Gegner dagegen zu halten. Vor allem aber braucht es Köpfchen.

Köpfchen, um die Lücken im gut organisierten Pressing des Gegners zu finden. Köpfchen, um weder zu viel noch zu wenig zu riskieren. Köpfchen, um am Ende trotz einer schwierigen Saison wieder die Meisterschale in den Münchner Himmel zu heben.

Spannende Gesamtkonstellation

Die Bayern haben es in ihrer Hand. Lassen sie sich das noch nehmen, sind sie selbst Schuld. Frankfurt wird sich noch ein letztes Mal aufbäumen. In den letzten Wochen sah es so aus, als hätten sie ihre Energie verloren. Doch in München werden sie alle Kräfte bündeln, um sich für Europa zu qualifizieren. Es liegt an den Bayern, diese gebündelte Kraft mit möglichst frühen Treffern und einem dominanten Auftritt zu brechen.

Für Frankfurt geht es um Europa, für die Bayern um den Titel. In Gladbach ist die Konstellation dieselbe. Für alle vier Mannschaften geht es noch um alles. Das macht die Gesamtkonstellation so spannend wie seit langem nicht mehr.

In München erwartet man das erste wirklich packende Bundesliga-Finale mit Bayern-Beteiligung seit 2001. Und man erwartet, dass die Bayern es nicht auf ein 2001 2.0 ankommen lassen. Doch in dieser Saison ist alles möglich. Selbst ein Meistertitel mit einer Niederlage.

Das Thesen-Duell

Die Regeln findet ihr hier.

Ergebnisse der letzten Vorschau: Justin 4 – 2 Fatbardh

Zwischenstand insgesamt: Justin 124,4 – 114 Fatbardh

Justins Tipps

  1. Torschütze: Robert Lewandowski
  2. Freie These: Robben wird nur eingewechselt, ist aber an mindestens einem Tor direkt beteiligt.
  3. Über/Unter 3,5: Unter!
  4. Aufstellung: Ulreich – Kimmich, Süle, Hummels, Alaba – Thiago, Goretzka – Müller – Gnabry, Lewandowski, Ribéry

Fatbardhs Tipps

  1. Torschütze: Arjen Robben
  2. Freie These: Ribéry steuert mindestens eine Torvorlage bei.
  3. Über/Unter 3,5: Über
  4. Aufstellung: Ulreich, Kimmich, Süle, Hummels, Alaba, Thiago, Goretzka, Müller, Robben, Lewandowski, Ribéry