Vorschau: FC Bayern München – Eintracht Frankfurt

Justin Trenner 01.04.2016

Mit dem neuen Trainer Niko Kovac hat die Eintracht erst zwei Pflichtspiele absolviert, weshalb es schwer ist eine Gegneranalyse zu erstellen. Unter Armin Veh versuchten die Frankfurter regelmäßig Ballbesitz-Fußball zu spielen und scheiterten daran. Ob in einer 4-3-1-2-Grundordnung mit Raute, oder aber im klassischen 4-2-3-1, Veh fand kein System das zur Eintracht passte und die Spieler schienen dem Trainer immer weniger zu vertrauen. Mit 112,27 Kilometern pro Spiel läuft die Eintracht im Schnitt weniger als jeder andere Bundesligist. Gerade dieser Punkt war ein Argument, das immer wieder gegen Veh verwendet wurde.

Niko Kovac ist quasi das Gegenteil von einem Taktikfuchs. Der Kroate steht für Tugenden wie Kampf, Leidenschaft und Willen. Er hält sich damit auch in der Öffentlichkeit nicht zurück. Als er im September des letzten Jahres bei der kroatischen Nationalmannschaft entlassen wurde, tätigte er klare Aussagen darüber, dass Taktik keine Rolle spielen würde und es daran gelegen habe, dass seine Mannschaft nicht ausreichend Kampfgeist gezeigt haben soll. Schon bei seinem Debüt in Gladbach sollte sich das zeigen. Mit 117,62 zurückgelegten Kilometern lag die Mannschaft deutlich über ihrem Durchschnitt. Gegen Hannover steigerten sie diese Zahl sogar noch mal um rund einen Kilometer. Außerdem präsentierten sich die Frankfurter bissiger in den Zweikämpfen. Von mehr Konzept konnte jedoch nicht die Rede sein. In Gladbach, aber vor allem gegen Hannover wirkte das Spiel mit dem Ball kopflos und ohne Ideen.

Dass Alex Meier fehlte, ist natürlich ein valides Argument, aber letztendlich war speziell der Auftritt gegen Hannover, wo es für die SGE bereits um sehr viel ging, deutlich zu wenig. Von 463 Pässen kamen lediglich 69% (318) an. Am Ende hat man auch deshalb gewonnen, weil Hannover noch schwächer war. Dass Kovac taktisch nicht überraschte war abzusehen. In beiden Spielen setzte er auf ein 4-1-4-1 mit Mittelfeldpressing. Seinen Vorstellungen nach soll die Mannschaft in der eigenen Hälfte kompakt agieren, aber dabei nicht in Passivität verfallen. Viele Zweikämpfe sollen gewonnen werden um anschließend einen schnellen Weg zum gegnerischen Tor zu finden. Gegen Gladbach kassierte man drei Gegentore und 16 Torschüsse. Auch im zweiten Spiel hat man gegen schwache Hannoveraner immerhin sieben Torschüsse zugelassen. Selbst kam man in beiden Spielen nur 15-mal zum Abschluss und erzielte dabei lediglich ein Tor. Niko Kovac hat also noch einige offene Baustellen. Der Gegner FC Bayern München dürfte nicht gerade zum richtigen Zeitpunkt kommen.

Man kann nur spekulieren ob Kovac, ähnlich wie Veh im Hinspiel, auf eine extrem Defensive Variante setzt, oder ob er mutig ist. Letzteres ist vor allem deshalb unwahrscheinlich, weil das Selbstvertrauen der Mannschaft nicht sehr hoch sein dürfte. Eine Fünferkette, wie sie Frankfurt im Hinspiel zeigte, wäre da durchaus wahrscheinlich. Damals wurde das System so defensiv interpretiert, dass situativ sogar eine Sechserkette zu sehen war. Da Kovac erfahrungsgemäß nicht so sehr an Taktik interessiert ist, kann man aber auch mit einem extrem defensiv ausgerichteten 4-5-1 rechnen, das mit Ball zu einem 4-1-4-1 oder 4-1-2-3 wird. Eine Alternative dazu wäre das etwas kompaktere 5-4-1, das einige Bundesligisten bereits in München probiert haben und trotzdem scheiterten. Für Frankfurt wird es weniger um Formation und Anordnung gehen. Im Fokus dürfte das gewinnen von Zweikämpfen stehen. Vor allem gegen die Flügelspieler des FC Bayern. Können sie die Ordnung ähnlich wie beim 0-0 im Hinspiel halten und die Münchner durch ihre Aggressivität aus ihrem Spiel bringen, besteht vielleicht eine kleine Chance.

Dennoch sind die Bayern natürlich der klare Favorit. Für den Rekordmeister liegt das Hauptaugenmerk auf dem eigenen Spiel. Durch eine schnelle Ballzirkulation und viel vertikalem Tempo sowie klugen Seitenverlagerungen, sollte es für die Offensive des FC Bayern kein Problem sein das ein oder andere Tor zu erzielen. Frankfurt wird darauf bedacht sein so lange wie möglich die Null zu halten. Die Bayern sollten somit sehr viel Ballbesitz haben aus dem sie Kapital schlagen müssen. Mitunter kann es dann im letzten Drittel sehr eng für den Rekordmeister werden. Mit Thiago und Götze haben sie aber zwei Spieler im Kader, die ihre Qualitäten genau in diesen engen Zonen im Zentrum zeigen können. Neben diesen Nadelspieler-Qualitäten werden die Münchner aber auch – wie gewohnt – über Strafraumdurchbrüche auf den Außen attackieren wollen. Ohne Robben ist mit einigen Hereingaben von den Flügeln zu rechnen, die Thomas Müller und Robert Lewandowski anschließend verwerten wollen.

Mario Götze - Nach seinem Tor eine Startelf-Option?(Claudio Villa / Getty Images)
Mario Götze – Nach seinem Tor eine Startelf-Option?
(Claudio Villa / Getty Images)

Ob Mario Götze einen Einsatz von Anfang an bekommen wird, ist zumindest fraglich. In den Spielen gegen England und Italien zeigte sich trotz seines Tores, weshalb er bei Guardiola derzeit keine größere Rolle spielt. Er war zwar bemüht und viel unterwegs, tauchte aber über weite Phasen trotz zentraler Positionierung zu oft ab. Arturo Vidal ist hingegen weiterhin in einer guten Position für einen Startelf-Einsatz. Der Chilene erzielte gegen Venezuela zwei Tore unter der Woche. In der Defensive steht Javí Martinez kurz vor einem Comeback, doch ob er dafür schon am Samstag bereit ist, wird sich zeigen. In Hinblick auf das Benfica-Spiel am Dienstag ist auch nicht mit einer großen Rotation zu rechnen. Pep Guardiola wird seine Mannschaft in den richtigen Rhythmus bringen wollen. Arjen Robben wird den Bayern zumindest fehlen, da er mit Adduktorenproblemen weiterhin ausfällt.

Statistiken zum Spiel

Die letzten fünf Spiele gegen Eintracht Frankfurt

Bilanz

  • Die beiden Mannschaften trafen bisher 132-mal aufeinander. 64 Siege, 29 Unentschieden und 39 Niederlagen gab es für die Bayern. 186 Tore erzielten die Frankfurter und 243 Treffer gingen auf das Konto der Münchner. Das entspricht einem Schnitt von 3,25 Toren pro Spiel. 34 der 132 Spiele fanden in der Oberliga Süd zwischen 1945 und 1963 statt.
  • Seit neun Spielen sind die Bayern gegen Frankfurt ungeschlagen. Am 20.03.2010 holten die Frankfurter den letzten Dreier gegen die Münchner (2:1). In München sind die Hessen sogar zehn Spiele in Folge ohne Sieg. Am 18.11.2000 haben die Frankfurter mit 1:2 gewonnen.
  • Seit sieben Spielen ist die SGE ohne Tor gegen die Bayern. Der letzte Treffer ist ihnen beim 1:1 am 23.04.2011 gelungen. Bleibt der Rekordmeister auch am Samstag ohne Gegentor, wäre dies das achte Spiel in Folge und somit ein neuer Bundesliga-Rekord.

Funfacts

  • Frankfurt hat auswärts erst neun Punkte geholt und ist damit das schwächste Bundesliga-Team in der Fremde. Von sieben verbleibenden Bundesliga-Spielen müssen sie noch vier Mal auswärts ran.
  • In zwei Wettbewerben hat die Eintracht eine positive Bilanz gegen den FC Bayern. 14 Siege, 8 Unentschieden und 12 Niederlagen gab es für die Hessen in der Oberliga Süd zwischen 1945 und 1963. Der zweite Wettbewerb ist der UEFA-Pokal. Dort setzten sich die Frankfurter zunächst im Achtelfinale der Saison 1977/78 mit zwei Siegen gegen die Münchner durch. Im Halbfinale 1980 gelang der SGE erneut der Triumph über die Bayern und so auch der Einzug ins Finale. Trotz einer 2:0 Niederlage in München drehten die Frankfurter das Spiel und gewannen im Rückspiel 5:1 nach Verlängerung. Das Finale gegen Gladbach konnten sie dann ebenfalls gewinnen.
  • Die Bayern haben erst 13 Tore kassiert. So wenig Gegentore hatte noch nie eine Mannschaft zum jetzigen Zeitpunkt.
  • In der Saison 1995/96 haben die Frankfurter zuletzt in beiden Bundesliga-Spielen gegen die Bayern gepunktet.
  • Neuer spielte 149-mal in der Bundesliga zu Null. Lediglich Oliver Kahn und Oliver Reck haben mehr weiße Westen.
  • Der Rekordmeister holte 52 von 54 möglichen Punkten gegen die Teams die aktuell auf Platz 8-18 stehen. Nur Frankfurt kostete den Münchnern zwei Punkte.
  • Niko Kovac holte in seiner bisherigen Trainer-Karriere im Schnitt 1,71 Punkte. 51,3% der Spiele gewann er, 17,5% endeten Unentschieden und 31,3% hat der Kroate verloren.
  • Die SGE hat bereits 69 gelbe Karten auf dem Konto. Nur Darmstadt (70) hat mehr kassiert. Außerdem gab es bereits drei Platzverweise für die Hessen, was nur vom VfB Stuttgart (5) überboten wird.
  • Im Schnitt lassen die Frankfurter genauso viele Schüsse wie Hertha BSC zu (12,7). Vorne kommen sie jedoch nur auf 11,5 Abschlüsse pro Spiel, was aber wiederum 2,1 mehr sind als bei den Berlinern (9,4). Die Hertha steht auf Platz 3, Frankfurt auf Platz 17.

Fünf Thesen zum Spiel

  1. Bayern gewinnt mit mindestens zwei Toren Vorsprung.
  2. Frankfurt wird erneut kein Tor gegen die Münchner erzielen.
  3. Lewandowski wird treffen.
  4. Müller wird an einem Tor direkt beteiligt sein.
  5. In der ersten Halbzeit wird mindestens ein Tor fallen.

Von den fünf Thesen aus der Köln-Vorschau sind drei eingetroffen. Insgesamt waren damit 18 von 30 Vorhersagen wahr, was einer Quote von 60% entspricht.