Vorschau: Borussia Mönchengladbach – Zurück in die Zukunft

Christopher Trenner 24.10.2014

Personal

Die Borussia genießt zurzeit das Privileg, dass alle Spieler gesund sind und zur Verfügung stehen. Ein unglaublicher Vorteil gegenüber den direkten Konkurrenten, bei denen Spielerausfälle immer wieder zu ungewollten Umstellungen führen. Somit kann Trainer Lucien Favre auch am Wochenende aus dem Vollen schöpfen. Angesichts der geschickten Neuverpflichtungen von Gladbach eine dankbare Aufgabe. Der Sportvorstand um Max Eberl hat die Leistungsträger der vergangen Saison (fast) alle halten können und durch günstige Zukäufe wie Andre Hahn oder Ibrahima Traoré den Kader in der Breite besser aufgestellt. Kein Wunder, dass Favre, früher ein (strikter) Gegner der Rotation, nun in 14 Pflichtspielen 14 unterschiedliche Aufstellungen wählte. Auch unter der Woche im Euro League Spiel setzte er wiederum auf vier neue Spieler.

Weiterhin passen Spieler wie Raffael perfekt auf das Spielsystem der Borussia. Auch gestandene Profis wie Martin Stranzl konnten sich unter Favre nochmals steigern. Hinzu kommt der perfekte Mix aus erfahrenen und jungen Spielern. Mit Sommer kam zum Beispiel ein Torwart, der bereits in der Champions League gespielt hatte. Der Gladbacher Junge Marc André ter Stegen ist nach nur drei Monaten längst vergessen. Weiterhin wurde der kleinere Bruder von Eden Hazard – Thorgan – ausgeliehen. Seine Integration verlief in den letzten Wochen immer besser. Er ist mittlerweile eine Alternative in der Offensive.

System & Aufstellung

Die häufigen Wechsel sind überdies nicht gleichbedeutend mit verschiedenen taktischen Systemen. Lucien Favre setzt auf ein 4-4-2 System, bei dem sich die Flügelspieler (Hermann, Hahn, Johnson, Traoré) stark in die Offensive einschalten. Raffael spielt meist als hängende Spitze hinter Kruse oder Hrgota. Auch die Außenverteidiger schalten sich immer wieder in die Offensive ein und helfen beim überladen der Seiten und dienen als Anspielstation. Vor allem Tony Jantschke und Oscar Wendt können hier ihre Schnelligkeit ausspielen, wobei beide bisher noch keinen Assist liefern konnten, da Gladbach relativ selten auf Flanken setzt, sondern verstärkt auf das reine Kombinationsspiel. Meist schiebt einer der beiden Sechser etwas nach vorne, um sich gezielt ins Aufbauspiel einzuschalten. Mit 53% Ballbesitz im Schnitt wird deutlich, dass Gladbach prinzipiell daran interessiert ist, die Initiative in einem Spiel zu ergreifen.

In der Defensive macht sich das Offensive 4-4-2 bezahlt, da kein „Formationswechsel“ nötig ist – die Ketten bestehen bereits und kein Spieler muss auf-/einrücken um in die richtige Position zu kommen. So steht Gladbach in dieser Saison relativ stabil, da sie nach Ballverlusten sofort wieder in eine gute defensive Grundordnung kommen. Bisher hat Gladbach nur 0,5 Tore pro Spiel bekommen und stellt damit die zweitbeste Abwehr in der Bundesliga – nach dem FC Bayern. Dies liegt auch an der Zweikampfstärke der Borussia. Aktuell gewinnt die Mannschaft 56% aller defensiven Zweikämpfe. Das bedeutet Rang 4 in dieser Liste. Zum Vergleich: Der FC Bayern positioniert sich hier im Mittelfeld. Noch besser ist das defensive Kopfballverhalten: 2 von 3 Kopfbällen gewinnen die Fohlen, der drittbeste Wert der Bundesliga. Bayern gewinnt fast 10% weniger und ist im letzten Drittel dieser Vergleichstabelle. Ein letzter Zahlenwert, der gegebenenfalls ausschlaggebend sein kann: Gladbach läuft im Schnitt 120 Kilometer pro Spiel – vielleicht etwas viel nach der kurzen Pause (Donnerstagabend auf Sonntagnachmittag). Zumindest erwecken die Ergebnisse in der jügsten Vergangenheit diesen Eindruck. Gladbach konnte keines der vier Spiele nach der Euro League gewinnen.

Das gewisse Etwas

Ist das Bökelbergstadion bzw. das Stadion im Borussia-Park. Der FC Bayern gewinnt prinzipiell nicht in Mönchengladbach. Erst in den den vergangen beiden Spielzeiten konnte sich der negative Trend der Vergangenheit etwas umkehren. Die vergangenen Spiele in Gladbach wurden mit 4:3 bzw. 2:0 gewonnen. Die Auftritte davor waren wenig glanzvoll. Selbst in den Zeiten, als Gladbach um das sportliche Überleben in der Bundesliga kämpfte, konnte der FC Bayern nicht immer in Gladbach gewinnen. Insgesamt konnte der FC Bayern nur 11 seiner über 40 Spiele siegreich bestreiten.

Prognose

Der FC Bayern ist nach dem 7:1 gegen den AS Rom natürlich oben auf, aber auch Gladbach hat die Hürde Limassol locker mit 5:0 genommen. Sicher ist wohl nur, dass es am Sonntag nicht so viele Tore geben wird. Die Tabellensituation – vor allem die der Konkurrenten – lässt die Münchner sicherlich mit einem Unentschieden gut leben. Allerdings will Pep Guardiola jedes Spiel gewinnen, so auch an diesem Sonntag. Die etwas längere Regenerationszeit könnte ein kleiner Vorteil sein. Beim FC Bayern darf man gespannt darauf sein, wie Pep die schnellen Flügelspieler stoppen will. Bernat und Alaba zeigten zwar eine gute Leistung, aber auch sie hatten mit Gervinho Probleme – in etwa der gleichen Preisklasse bewegen sich auch die Spieler von Gladbach. Sie zu stoppen, wird die Grundvoraussetzung für einen Punktgewinn bilden. Auf der Gegenseite wird die taktische Grundausrichtung der Borussia spannend sein. Nach der Vorstellung der Roma ist nicht davon auszugehen, dass Gladbach unbedingt das Spiel machen will.

Extra

David Nienhaus von Der Westen Sport (Twitter: @ruhrpoet), Christopher Ramm von miasanrot.de (@rammc) waren zu Gast beim PodHost Christoph Fetzer (@fetzi6) und blicken in einem Podcast auf das Spitzenspiel.

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