Vorschau: Borussia Mönchengladbach – Zurück in die Zukunft
Personal
Die Borussia genießt zurzeit das Privileg, dass alle Spieler gesund sind und zur Verfügung stehen. Ein unglaublicher Vorteil gegenüber den direkten Konkurrenten, bei denen Spielerausfälle immer wieder zu ungewollten Umstellungen führen. Somit kann Trainer Lucien Favre auch am Wochenende aus dem Vollen schöpfen. Angesichts der geschickten Neuverpflichtungen von Gladbach eine dankbare Aufgabe. Der Sportvorstand um Max Eberl hat die Leistungsträger der vergangen Saison (fast) alle halten können und durch günstige Zukäufe wie Andre Hahn oder Ibrahima Traoré den Kader in der Breite besser aufgestellt. Kein Wunder, dass Favre, früher ein (strikter) Gegner der Rotation, nun in 14 Pflichtspielen 14 unterschiedliche Aufstellungen wählte. Auch unter der Woche im Euro League Spiel setzte er wiederum auf vier neue Spieler.
Weiterhin passen Spieler wie Raffael perfekt auf das Spielsystem der Borussia. Auch gestandene Profis wie Martin Stranzl konnten sich unter Favre nochmals steigern. Hinzu kommt der perfekte Mix aus erfahrenen und jungen Spielern. Mit Sommer kam zum Beispiel ein Torwart, der bereits in der Champions League gespielt hatte. Der Gladbacher Junge Marc André ter Stegen ist nach nur drei Monaten längst vergessen. Weiterhin wurde der kleinere Bruder von Eden Hazard – Thorgan – ausgeliehen. Seine Integration verlief in den letzten Wochen immer besser. Er ist mittlerweile eine Alternative in der Offensive.
System & Aufstellung
Die häufigen Wechsel sind überdies nicht gleichbedeutend mit verschiedenen taktischen Systemen. Lucien Favre setzt auf ein 4-4-2 System, bei dem sich die Flügelspieler (Hermann, Hahn, Johnson, Traoré) stark in die Offensive einschalten. Raffael spielt meist als hängende Spitze hinter Kruse oder Hrgota. Auch die Außenverteidiger schalten sich immer wieder in die Offensive ein und helfen beim überladen der Seiten und dienen als Anspielstation. Vor allem Tony Jantschke und Oscar Wendt können hier ihre Schnelligkeit ausspielen, wobei beide bisher noch keinen Assist liefern konnten, da Gladbach relativ selten auf Flanken setzt, sondern verstärkt auf das reine Kombinationsspiel. Meist schiebt einer der beiden Sechser etwas nach vorne, um sich gezielt ins Aufbauspiel einzuschalten. Mit 53% Ballbesitz im Schnitt wird deutlich, dass Gladbach prinzipiell daran interessiert ist, die Initiative in einem Spiel zu ergreifen.
In der Defensive macht sich das Offensive 4-4-2 bezahlt, da kein “Formationswechsel” nötig ist – die Ketten bestehen bereits und kein Spieler muss auf-/einrücken um in die richtige Position zu kommen. So steht Gladbach in dieser Saison relativ stabil, da sie nach Ballverlusten sofort wieder in eine gute defensive Grundordnung kommen. Bisher hat Gladbach nur 0,5 Tore pro Spiel bekommen und stellt damit die zweitbeste Abwehr in der Bundesliga – nach dem FC Bayern. Dies liegt auch an der Zweikampfstärke der Borussia. Aktuell gewinnt die Mannschaft 56% aller defensiven Zweikämpfe. Das bedeutet Rang 4 in dieser Liste. Zum Vergleich: Der FC Bayern positioniert sich hier im Mittelfeld. Noch besser ist das defensive Kopfballverhalten: 2 von 3 Kopfbällen gewinnen die Fohlen, der drittbeste Wert der Bundesliga. Bayern gewinnt fast 10% weniger und ist im letzten Drittel dieser Vergleichstabelle. Ein letzter Zahlenwert, der gegebenenfalls ausschlaggebend sein kann: Gladbach läuft im Schnitt 120 Kilometer pro Spiel – vielleicht etwas viel nach der kurzen Pause (Donnerstagabend auf Sonntagnachmittag). Zumindest erwecken die Ergebnisse in der jügsten Vergangenheit diesen Eindruck. Gladbach konnte keines der vier Spiele nach der Euro League gewinnen.
Das gewisse Etwas
Ist das Bökelbergstadion bzw. das Stadion im Borussia-Park. Der FC Bayern gewinnt prinzipiell nicht in Mönchengladbach. Erst in den den vergangen beiden Spielzeiten konnte sich der negative Trend der Vergangenheit etwas umkehren. Die vergangenen Spiele in Gladbach wurden mit 4:3 bzw. 2:0 gewonnen. Die Auftritte davor waren wenig glanzvoll. Selbst in den Zeiten, als Gladbach um das sportliche Überleben in der Bundesliga kämpfte, konnte der FC Bayern nicht immer in Gladbach gewinnen. Insgesamt konnte der FC Bayern nur 11 seiner über 40 Spiele siegreich bestreiten.
Prognose
Der FC Bayern ist nach dem 7:1 gegen den AS Rom natürlich oben auf, aber auch Gladbach hat die Hürde Limassol locker mit 5:0 genommen. Sicher ist wohl nur, dass es am Sonntag nicht so viele Tore geben wird. Die Tabellensituation – vor allem die der Konkurrenten – lässt die Münchner sicherlich mit einem Unentschieden gut leben. Allerdings will Pep Guardiola jedes Spiel gewinnen, so auch an diesem Sonntag. Die etwas längere Regenerationszeit könnte ein kleiner Vorteil sein. Beim FC Bayern darf man gespannt darauf sein, wie Pep die schnellen Flügelspieler stoppen will. Bernat und Alaba zeigten zwar eine gute Leistung, aber auch sie hatten mit Gervinho Probleme – in etwa der gleichen Preisklasse bewegen sich auch die Spieler von Gladbach. Sie zu stoppen, wird die Grundvoraussetzung für einen Punktgewinn bilden. Auf der Gegenseite wird die taktische Grundausrichtung der Borussia spannend sein. Nach der Vorstellung der Roma ist nicht davon auszugehen, dass Gladbach unbedingt das Spiel machen will.
Extra
David Nienhaus von Der Westen Sport (Twitter: @ruhrpoet), Christopher Ramm von miasanrot.de (@rammc) waren zu Gast beim PodHost Christoph Fetzer (@fetzi6) und blicken in einem Podcast auf das Spitzenspiel.
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Interessanter Beitrag, auch eine gute Idee, den Podcast anzufügen. Danke dafür!
Das Spiel wird sicherlich hochinteressant und in erster Linie ein Test, wie gut man schnelle Gegenstöße (va über die Flügel) mittlerweile verhindern kann. Ich bin kein großer Favre-Kenner, aber wenn es um die Ausrichtung von Gegnern des FCB geht würde ich immer diejenige für am wahrscheinlichten halten, welche a) für die Bayern potentiell am gefährlichsten und b) mit den Möglichkeiten des Gegners vernünftig umsetzbar ist. Im Fall von Gladbach kommt man da ziemlich schnell auf eine an Ancelotti erinnernde Ausrichtung mit massierter Defensive vor Allem im Zentrum und maximalem Einsatz der offensiven Flügelspieler. Auch wenn sie das mittlerweile nicht mehr so oft spielen, haben sie nach wie vor sehr gut geeignete Leute dafür. Darum würde ich Niehaus, der von einer proaktiven Ausrichtung ausgeht, entschieden widersprechen. Mit einer solchen würden die Gladbacher ins offene Messer laufen und wahrscheinlich einen schlimmen Abend erleben, das weiß auch Favre. Wenn er die Außenverteidiger nach vorne zieht und im Rückraum dann Robben steht kann man sich ja ungefähr ausrechnen, was passieren wird. Dass es dem FCB so leicht gemacht wird, denke ich nicht. Es wird wohl eher ein torarmes Spiel mit ständiger Kontergefahr, ein frühes Tor wäre wohl sehr nützlich um Gladbach in die Offensive zu zwingen.
Gerade geht ja die Meldung in den Medien rum das Robben fehlt.
Grundsätzlich hoffe ich erstmal das es nichts längerfristiges bei ihm ist.
Ich schreibe erstmal das gleiche wie die letzten Male. Ich hoffe auf eine starke Defensive und das sich diese auf hohem Niveau stabilisiert – also ein Spiel ohne Gegentor.
Nun zu Robben:
Bin gespannt wie Pep darauf reagiert. Dankbar wäre ja ein 4-3-1-2: Also Götze hinter Lewa / Müller.
Die Alternative wäre wohl mit Ribbery zu starten – ist der schon fit für ca. 60 Min ? Würde wohl dann eine 3-1 Formation vorne ergeben. Mit Müller statt Robben auf rechts.
Wenn es so ist wie ihr schreibt, das Gladbach über die Flügel stark ist wird bei Bayern wohl eine 4-er Kette hinten auflaufen…
Für mich wird das morgen ein richtungsweisendes Spiel. Gewinnt Gladbach ist es möglich das Sie das so beflügelt und Schwung mitnehmen für die nächsten Spiele und es erstmal schwer ist Gladbach zu stoppen…
Generell würde ich davor warnen nicht nur den Abstand zum BVB zu zählen, Hoffenheim wird auch relativ stabil und ist international nicht belastet…
Unabhängig vom morgigen Spiel (das durchaus schwer werden dürfte) sind weder Gladbach noch Hoffenheim als Konkurrenten um die Meisterschaft einzustufen. Die spielen momentan über ihre Verhältnisse, aber auf 34 Spieltage gesehen spielen sie mit ihren Kadern, die insgesamt kein Spitzenniveau repräsentieren, keine Rolle im Meisterschaftskampf. Man sollte hier nicht auf den Zug der Medien aufspringen, die jeden zum Meisterschaftskandidaten erklären, der mal ein paar spiele in Folge gewinnt.
Hoffenheim ist ja kein Medien-Thema, das ist meine Meinung…
Es ist ein großer Vorteil immer 5-6 Tage als Vorbereitung für den Gegner zu haben anstatt 2-3. So ist ja auch praktisch der BVB “groß” geworden (In der Saison 2010/11 nur Konzentration auf Bundesliga, 2011/12 auf Bundesliga und DFB-Pokal).
Gladbach hat eine gute Qualität, können inzwischen rotieren und sind sehr stabil.
In der Saison 2011/12 – als Gladbach gleich am ersten Spieltag gegen Bayern gewonnen hat – hat der Sieg die Gladbacher meiner Meinung nach über den Großteil der Saison getragen – natürlich mit einem überragenden Reus.
Ich halte es für einen großen Fehler die Meisterschaft aufgrund der BVB-Krise in der Liga als entschieden anzusehen – das ist ein Medien-Thema. Entscheidend ist der Abstand zwischen 1 und 2, nicht zwischen Bayern und BVB.
In der “2ten Reihe” stehen viele Mannschaften: Leverkusen, WOB, Mainz, Gladbach, Hoffenheim. Ich traue davon mindestens 3 eine super Saison zu.
Dass die Gladbacher eine ordentliche Mannschaft haben, mittlerweile rotieren können und eingespielt sind bezweifle ich ja gar nicht. Aber wie soll man ernsthaft annehmen, dass sie dadurch über eine ganze Sasion hinweg zu einem veritablen Konkurrent für die Bayern, also immerhin eine der Top-3-Mannschaften der Welt, werden könnten? Dazu braucht es dann doch einiges mehr als “nur” eine ganz gute Mannschaft, auch die Mehrfachbelastung (die Gladbach sowieso ebenfalls hat) reicht da nicht aus. Der Bayernkader ist für 3 Spiele pro Woche ausgelegt, in den letzten beiden Jahren hat man trotz der Spiele unter der Woche 90 Punkte eingefahren. Dass man diesmal wieder die gleiche Zahl erreicht denke ich nicht, aber deshalb sind Gladbach oder Hoffenheim noch lange keine Konkurrenz. Wir haben nicht mehr 2009, der FCB hat seitdem nochmal einen mächtigen Sprung gemacht.
Bei der Frage nach Meisterschaftskonkurrenten sollte man primär nach Dortmund, sekundär nach Schalke und Leverkusen und erst danach woanders hin schauen. Denn wenn man alle Faktoren zusammenzählt (Kaderstärke, taktsiche Reife, individuelle Qualität, Eingespieltheit, Erfahrung, Belastung) kommt zumindest meiner Ansicht nach ziemlich eindeutig diese Reihenfolge heraus.
Spielt Jantschke nicht seit letzter Saison Innenverteidiger und Dominguez stattdessen öfter links oder vertue ich mich da.
Wie auch immer denke das wir das locker gewinnen Gladbach spielt zwar erfolgreich aber immer relativ gleich, sie haben dadurch ne gute Stabilität sind auf der anderen Seite auch leicht ausrechenbar.Rechne mit einem ungefährdeten 2:0 für uns (Müller,Götze) sind einfach momentan zu stark für die Liga.