AS Rom

Update: Vorschau: AS Rom – Alter schützt vor Leistung nicht

Christopher Trenner 05.11.2014

Personal

Der Kader wird überstrahlt vom noch immer spielenden Francesco Totti. Der Italiener feierte vor drei Wochen seinen 38. Geburtstag und ist seit dem 2. Champions League Spieltag der älteste Torschütze, der jemals in der Champions League getroffen hat. Medhi Benatia, der vor der Saison vom AS Rom zum FC Bayern gewechselt ist, merkte in einem Interview zwar an, dass Totti im Training nie berührt werden durfte, aber es reicht noch immer für die Startelf – vor allem weil er sich in offensiverer Rolle häufig auf seine Qualitäten im letzten Drittel beschränken kann.

Auch sonst strotzt der Kader vor Erfahrung. So spielen beispielsweise mit Ashley Cole (33), Maicon (33), Daniele de Rossi (31) und Seydou Keita (34) einige Spieler älteren Semesters in Rom. Gepaart allerdings mit einigen Jungen Spielern wie etwa den Innenverteidiger Yanga-Mbiwa (25) oder Manolas (23).
In der Breite ist der Kader durchaus gut besetzt, so kompensiert die Roma gegenwärtig die Ausfälle der wohl zwei besten Spieler im Kader: Kevin Strootman und Juan Iturbe (wobei Iturbe sich gegen den FC Bayern gegebenenfalls wieder fit melden kann). Kevin Strootman, der noch immer einen Kreuzbandriss auskuriert, war Louis van Gaal so wichtig, dass er nach seiner Verletzung das System der niederländischen Nationalmannschaft von 4-3-3 auf das häufig doch sehr destruktiv vorgetragene 5-3-2 änderte.

Die Roma stellt in der Serie A aktuell den besten Sturm mit 14 Toren in sieben Spielen. Bester Schütze ist dabei Mattia Destro mit drei Treffen. Die Defensive steht trotz des Abgangs von Medhi Benatia mit vier Toren – drei davon im Spitzenspiel gegen Juve, sehr stabil. Mit den besagten vier Gegentoren ist die Roma im unteren Limit. Auch in der Champions League stand die Mannschaft von Rudi Garcia bisher relativ sicher, vor allem in Manchester, wo es den Italienern gelang, einen wichtigen Auswärtspunkt zu entführen.

System & Aufstellung

Rudi Garcia setzt aktuell auf ein 4-3-3 System als Grundsystem und bildet damit mittlerweile fast eine Ausnahme in Italien, wo die Dreier- bzw. Fünferkette wieder salonfähig geworden ist. Das System wird jedoch sehr variabel interpretiert. Vor allem die Außenverteidiger der Roma, gerade Maicon, schalten sich immer wieder in die Offensive mit ein, wodurch gezielt Angriffsseiten überladen werden. Auch die beiden Achter – Pjanic und Nainggolan – schalten sich immer wieder stark in die Offensive ein. Als mitspielender Mittelstürmer, fast als eine Art „falsche 9“, agiert Totti. Meist aus der Tiefe des Raumes bedient er die schnellen Flügelspieler Gervinho und Iturbe. Allgemein lebt das Spiel der Roma vom guten schnellen und flüssigen Kombinationsspiel und überfallartigen Angriffen.

Defensiv spielt die Mannschaft von Rudi Garcia stark mannorientiert, wobei die Roma wohl auch das beste Gegenpressing der Serie A spielt. Dies zeigten die Römer auch bei ihrem ersten Champions League Spiel dieser Saison, als sie durch gute Ballgewinne im Mittelfeld schnell umschalteten und ihre Konter gnadenlos ausspielten. Bereits nach 30 Minuten führte die AS Rom mit 4:0 gegen ein völlig überfordertes CSKA Moskau. Wobei die Defensive von Rom nicht immer überzeugte, denn Moskau vergab auch einige Chancen, wodurch sich das Ergebnis etwas höher liest, als es tatsächlich war. Am Ende stand ein lockeres 5:1 bei fast 70% Ballbesitz. In Manchester überließ Rom City weitestgehend den Ball. Am Ende reichten 39% Ballbesitz für ein 1:1. Totti konnte in der 23. Minute die frühe Führung durch ein Elfmetertor von Aguero ausgleichen. In der zweiten Halbzeit vergaben Totti und Pjanic beste Tormöglichkeiten, ansonsten wäre sogar mehr als nur ein Punkt drin gewesen. In diesen beiden Spielen lässt sich die Spannweite der Roma gut ablesen, sie kann mit und ohne Ball gut Fußball spielen, wodurch sie taktisch für den Gegner extrem schwer bespielbar ist.

Das gewisse Etwas

Ist die Mischung aus jungen und alten Spielern, die zusammen mit Trainer Rudi Garcia einen interessanten taktischen Mix aus Ballbesitz- und Konterfußball spielen. Vor allem in der Champions League erleben Maicon, Cole und Totti ihren dritten oder vierten Frühling. Gepaart mit guten Rollenspielern wie de Rossi, Gervinho und Pjanic spielen sich auch diese Saison wieder um die Meisterschaft mit, die sie im letzten Jahr trotz Punkterekord (85 Pkt.) verpasst haben. Das Spitzenspiel gegen Juventus Turin ging Anfang Oktober übrigens mit 2:3 verloren.

Prognose

Die AS Rom wird den FC Bayern deutlich mehr fordern als alle Gegner der bisherigen Saison. Vor allem das situative Gegenpressing könnte Xabi Alonso deutlich mehr fordern als die letzten Gegner Hannover 96 oder Werder Bremen, die das Mittelfeld doch großzügig dem spanischen Strategen überlassen haben. Hinzu kommen die schnellen Flügelspieler Gervinho, Ljajic, Destro oder vielleicht sogar Iturbe, die die Bayernabwehr in der Summe vor höhere Aufgaben stellen wird. Es wird interessant zu sehen sein, wie Pep Guardiola seine Mannschaft ausrichtet – und wie die Roma ins Spiel gehen wird. Ob auf Konter oder doch stärker auf Ballbesitz- bzw. Kombinationsspiel setzend.

Für den FC Bayern wiederum könnte ein Sieg die Vorentscheidung in der Gruppe bedeuten, hätte man doch nach der „Hinrunde“ bereits mindestens 5 Punkte Vorsprung auf seine Verfolger. Das wäre wohl die halbe Miete bei noch zwei ausstehenden Heimspielen.

Update vor dem Rückspiel

Eigentlich ist bereits alles geschrieben und gesagt worden nach dem 7:1 Auswärtssieg des FC Bayern beim AS Rom. In der Zwischenzeit standen für die Roma drei Ligaspiele auf dem Programm. Nach der Pleite gegen die Bayern spielte die Roma gegen Sampdoria Genua, ein Spiel, dass im Schatten des tragischen Unglücks einer Familie stand. Nach dem Spiel der Bayern, verunglückte ein Vater mit seinem siebenjährigen Sohn tödlich auf dem Heimweg. Die Mannschaft trug vor dem Anstoß T-Shirts mit einem Foto der Familie aus dem Stadion. An diesem Tag wurde zu deutlich, wie nebensächlich Fußball sein kann. Das Spiel endete 0:0.

Tage später – parallel zum Auftritt der Bayern in Hamburg, spielte der AS Rom gegen AC Cesena. Das Spiel endete locker 2:0. Am Wochenende stand – änhlich wie beim FC Bayern ein Spitzenspiel auf dem Plan. Die Römer verloren beim SSC Neapel 2:0 und waren dabei hoffnungslos unterlegen. Raffael Benitez hat seine Mannschaft perfekt eingestellt – Neapel erspielte sich bereits nach 30 Sekunden die erste Großchance. Am Ende hätte der Sieg deutlich höher ausfallen können. Sky Italia lobte den Auftritt von Neapel, indem Sie Benitez zum Spieler des Spiels erklärte und somit zugleich eine Liebeserklärung für Taktik offenbarte. Die Roma leidet spürbar unter dem Auftritt der Bayern, sie haben die Schwächen klar aufgezeigt. Zudem ist das System wohl etwas auseinander gebrochen. Die Vorzeichen für den Auftritt der Bayern könnten wohl klarer nicht sein. Für den FC Bayern könnte bei einem Sieg bereits der Gruppensieg herausspringen. Angesichts der neuerlichen Verletzung von Claudio Pizarro sicherlich ein höheres Ziel, um bei den folgenden Auftritten etwas zu rotieren.