Vorschau: 1. FC Köln – FC Bayern München

Justin Trenner 17.03.2016

Für das Interview haben wir uns Eike vom Gut-Sport-Podcast eingeladen. Eike schildert uns die aktuelle Gefühlslage in Köln und erklärt uns warum Peter Stöger der richtige Mann für den FC ist.

Hallo Eike, stell dich zunächst bitte unseren Lesern vor und erzähl uns wie du zum 1. FC Köln gekommen bist. Was macht diesen Verein so speziell für dich?

Mein Name ist Eike, ich war 1.FC Köln-Experte im 11Freunde-Saisonplaner 2007/2008, bin effzeh-Mitglied Nr. 123597, Mitglied im effzeh-Fanclub „Nit schlechter wie die Anderlechter“ und im Gut Sport-Podcast zu hören.

Für einen norddeutschen Jung ist der effzeh keine logische Wahl. Thomas „Icke“ Häßler und Pierre „Litti“ Littbarski waren jedoch die Helden meiner Kindheit. In einem Tennis-Vereinsheim in Celle am 22. Juni 1991 ist es dann beim DFB-Pokalfinale „1. FC Köln – SV Werder Bremen“ endgültig um mich geschehen. Aus Lokalpatriotismus waren die versammelten Tennisspieler alle, bis auf einen HSV-Fan, für Werder Bremen. Nachdem Uli Borowka den entscheidenden Elfer versenkt hatte (Litti hatte verschossen…), war ich nicht mehr zu beruhigen. Ich glaube ich habe die ganze Nacht durchgeheult. Einmal effzeh, immer effzeh.

Es ist erst die zweite Saison nach dem Wiederaufstieg und trotzdem hat man das Gefühl, dass der FC sich wieder komplett im Oberhaus etabliert hat. Würdest du mir da zustimmen und welche Ziele sollte der Verein sich in naher und ferner Zukunft stecken?

Schön, dass „man“ dieses Gefühl hat. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass der effzeh in der 1. Liga spielt (Gründungsmitglied, erster Bundesliga-Meister, etc. pp.). Aber manchmal erwische ich mich am Wochenende schon bei dem Gedanken: Krass, die 2. Liga spielt wirklich um 13:00 bzw 13:30 Uhr? Und stelle dann fest, dass das noch gar nicht so lange her ist. Von daher: Ja, es fühlt sich gut und etabliert an, aber wir wissen auch wo wir herkommen und noch vor 5 Jahren standen. Ich bin absolut zufrieden mit den Zielen der Vereinsführung: Finanzielle Sanierung des Vereins, Etablierung in der Bundesliga, junge Spieler mit Potenzial verpflichten und im Notfall dann für mehr Geld abgeben (Beispiel: Kevin Wimmer). In Köln würde sich natürlich keiner gegen Europa wehren und wir sind immer noch der effzeh. Deswegen haben wir am zweiten Spieltag auch in der 1. Halbzeit „Spitzenreiter, Spitzenreiter“ und „Deutscher Meister effzeh“ gesungen. Alles noch etwas weit weg, aber ich möchte in meinem Leben schon einmal Deutscher Meister werden. Man erzählt mir, dass sei ein tolles Gefühl.

Bescheiden, wie man die Kölner eben kennt. Unter Peter Stöger spielt ihr mitunter sogar sehr mutigen und schönen Fußball. Für welche Art Fußball steht er und wie bewertest du seine Arbeit insgesamt?

Vielleicht die zweite Frage zuerst: Überragend, überragend, um Poldi zu zitieren. 1000 Tage im Amt beim „Trainer-Verschleiß-Verein“ effzeh, sagt eigentlich alles. In den zehn Jahren vor Stöger hatten wir 11 Trainer. Oder andersrum: Er ist erst der dritte Trainer der länger als 1000 Tage bei uns im Amt ist!

Der Erfolg gibt ihm Recht, aber auch seine Einstellung finde ich super. Er sagt eigentlich in jedem Interview zwei Sachen: 1. Die schönste Zeit seines Lebens war selber Spieler zu sein, seinen Mitspielern einen aufzulegen oder selbst ein Tor zu machen. Was Besseres gibt es für ihn nicht und das versucht er den Jungs zu vermitteln. Trainer ist für ihn das zweitschönste. 2. Er hat eine überragende Einstellung was den Umgang mit seinen Spielern angeht. Das konnte man wunderbar sehen, als Adam Matuschyk uns letzten Winter verlassen hat. Bevor irgendwer was wusste, ist Adam zu Stöger ins Büro gegangen und hat gesagt: „Trainer, ich muss dir was mitteilen. Ich will den Verein verlassen, weil ich wieder regelmäßig spielen will. Aber ich wollte, dass du es zuerst erfährst, weil du immer korrekt zu mir warst!“ Davon gibt es viele Geschichten, beim Abgang von Bard Finne war es ähnlich. Er kommuniziert klar und verständlich mit den Spielern und keiner stellt sich über das Team. So stand Lehmann als Kapitän gegen Frankfurt nicht in der ersten Elf und hat das hingenommen. Ich könnte ewig so weiter erzählen.

Stöger arbeitet mit dem Spielermaterial das er hat und versucht jeden Spieler besser zu machen, sowie mit dem Rüstzeug auszustatten, dass es dem Spieler ermöglicht auf dem Platz die richtigen Entscheidungen zu treffen, die richtigen Lösungen zu finden. Davon leitet sich auch „seine Art Fußball spielen zu lassen“ ab. Wir haben drei Saisons mit sehr unterschiedlichem Fußball gesehen. In der 2. Liga mussten wir das Spiel machen. Alle haben sich gegen uns hinten reingestellt und wir mussten Lösungen finden. In der ersten Saison zurück in der Bundesliga ging es knallhart nur um den Klassenerhalt. Wir haben euren Rekord der Spiele zu Null eingestellt und sind nie unten reingerutscht, weil wir defensiv sehr gut standen. Diese Saison machen wir den nächsten Schritt und spielen, wie Du sagst „sogar sehr mutigen und schönen Fußball“. Ich war gegen Wolfsburg und Schalke im Stadion und muss sagen: So einen effzeh habe ich zu meinen Lebzeiten noch nicht gesehen oder ich kann mich nicht mehr erinnern.

Peter Stöger an der Seitenlinie.(Bild: PATRIK STOLLARZ / AFP / Getty Images)
Peter Stöger an der Seitenlinie.
(Bild: PATRIK STOLLARZ / AFP / Getty Images)

Wer sind die Schlüsselspieler bei euch und was macht sie jeweils so wichtig für euer Team?

Super schwere Frage. Matze Lehmann ist als Kapitän und ältester Spieler sicherlich enorm wichtig für die sonst recht junge Truppe. Jonas Hector hat eine überragende Entwicklung gemacht und wächst immer mehr in die Rolle des Führungsspielers. Domme Maroh ist nicht erst seit seinen zwei Toren gegen Leverkusen ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Und dann natürlich die kölschen Jungs mit Timo Horn, Yannick Gerhardt, Marcel Risse und Thomas Kessler. Thomas Kessler ist auch als zweiter Torwart absolute Integrationsfigur und sowas wie unser „emotional leader“. Sehr stark, dass er seinen Vertrag verlängern wird.

Das Problem der Kölner war auch letzte Saison schon die Torausbeute. Mit 28 Toren steht man in dieser Statistik auch in dieser Spielzeit im unteren Drittel. Erschwerend kommen sicher auch einige Fehlentscheidungen der Schiedsrichter hinzu. Ist man als Kölner dennoch zufrieden mit der Saison, oder ärgert man sich über verschenktes Potential?

Das ist das verrückte am „neuen“ effzeh. Alle bleiben ruhig. Die Chancenverwertung ist teilweise katastrophal (zum Glück haben wir gegen 96 das Gegenteil gesehen). Wir haben diese Saison wirklich viele unglückliche Entscheidungen gegen uns bekommen und wir verlieren vor allem gegen Mannschaften die unten drin stehen. Aber wir schlagen immer wieder Top-Teams. Trotzdem hat der effzeh-Fan an sich das Gefühl: Die Verantwortlichen wissen schon was sie machen, also regen wir uns nicht auf, sondern sind zufrieden, dass wir im ruhigen Fahrwasser durch die Liga schippern.

Gegen den FC Bayern agierte man im eigenen Stadion sehr defensiv und passiv. Rechnest du wieder mit einer Fünferkette? Was muss besser laufen als im Hinspiel und welche Chancen siehst du?

Ehrlich gesagt rechne ich wieder mit der Fünferkette, weil wir die oft spielen wenn es gegen große Teams geht. Leider nicht sehr oft erfolgreich. Gegen Dortmund haben wir auch erst aufgedreht als umgestellt wurde. Aber generell gilt: In Stöger we trust. Der Trainer wird schon die richtigen Antworten finden, zumal er dafür bekannt ist, mit seinen Auswechslungen oft alles richtig zu machen.

Sonst gilt gegen euch natürlich: Wir werden auf Konter lauern. Schnelle Bälle in die Spitze auf Modeste, der dann auf Bittencourt, Gerhardt oder Risse ablegt. Die wenigen Chancen die wir haben werden, müssen wir, anders als in den vergangenen Heimspielen, nutzen. Hinten muss es für uns so laufen wie für Mainz. Da hat das „zu Null“ in Hannover hoffentlich geholfen. Auch wenn ich ein großer Fan von unseren Abwehrspielern bin, standen sie nicht immer stabil diese Saison. Heintz und Maroh – den ich nach Gelbsperre zurück erwarte – sind gute Kopfballspieler und das könnte uns hinten und vorne helfen. Wird auch mal wieder Zeit für ein Tor nach einem Standard…

Klar ist auch, dass ihr nicht durchkommen dürft und wenn doch, muss Timo Horn zeigen dass er Deutschlands Nr. 2 ist.

Wie geht das Spiel aus und wo landet der FC am Ende der Saison, beziehungsweise auf welchem der Champions-League-Plätze? (lacht)

Ich tippe aus Prinzip immer auf den effzeh. Daher 3:2 für uns, meinetwegen auch wieder nach einem 0:2 zur Halbzeit. Ich denke am Ende der Saison wird es ein einstelliger Tabellenplatz oder „vielleicht Eeeuuuuuuroooopppaaa!“ (um einen ehemaligen Trainer von euch zu zitieren.) In jedem Fall: Gut? Sport!

Auf der zweiten Seite folgen eine Vorschau, die wichtigsten Statistiken und fünf Thesen zum Spiel.