5:2! Müller und Lewandowski sichern Bayern den Sieg gegen Union Berlin
Julian Nagelsmann hatte eigentlich Glück, durch seine häusliche Quarantäne ist sein Gesicht nicht direkt mit der Niederlage in Gladbach verbunden. In der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Union Berlin zeigte er sich aufgeräumt und selbstkritisch. Zusammen mit den Führungsspielern wurde das Pokal-Aus aufgearbeitet.
Falls ihr es verpasst habt:
Das Trainerteam änderte im Vergleich zum DFB-Pokal die Aufstellung auf mehreren Positionen. In der Abwehr starteten Süle und Stanišić für Upamecano und Pavard. Tolisso bekam im Mittelfeld den Vorzug vor Sabitzer. Der Franzose ersetzte den verletzten Goretzka. Coman begann für Gnabry.
Union Berlin zunächst im 3-5-2-System mit den schnellen Becker und Awoniyi in der Spitze. Dahinter variierte es zwischen Dreier- und Fünferkette je nach Situation. Die Spielidee war klar – Bayern im Mittelfeld mit Zweikämpfen unter Druck setzen und früh in direkte Duelle verwickeln. Anschließend sollte es schnell und direkt nach vorne gehen.
Über Standard-Situationen erarbeitete sich der FC Bayern die verlorene Sicherheit zurück. Zunächst war es Sané, dessen Abschluss von Jaeckel mit der Hand im Strafraum abgewehrt wurde. Es gab Elfmeter für die Bayern, den Lewandowski souverän verwandelte (15.). Knappe acht Minuten später war es erneut eine Standard-Situation. Knoche foulte Lewandowski an der Strafraumkante. Den fälligen Freistoß verwandelte Lewandowski selbst. Bayern war bis dahin feldüberlegen, ohne sich aber Abschluss-Chancen zu erspielen. Union versuchte es über Mittelfeld-Pressing, kam aber zunächst kaum zu den erhofften Ballgewinnen. Dadurch gab es kaum Umschaltaktionen und es wurde für das Tor von Manuel Neuer nie gefährlich.
Mit der gewonnenen Sicherheit lief es auch spielerisch besser. Sané vergab zunächst einen gut ausgespielten Konter (31.) und eine ‘klassische’ 100 %-Möglichkeit (34.). Nur eine Szene später kombinierten sich die Bayern vom eigenen Strafraum (beginnend mit Stanišić, der die Szene stark auflöst) bis vors Tor der Unioner. Comans scharfe Hereingabe wird von Müller verlängert und Sané kann einschieben (34.). Es war bereits das 0:3.
Wie man einen Gegner wieder in die Partie holt, war wenig später zu sehen. Zunächst passt das Pressing nicht mehr. Das Mittelfeld (namentlich Kimmich und Tolisso) gehen nicht mit drauf. Dadurch kann sich Union ungestört ins letzte Drittel kombinieren. Zwar kommen die Bayern über Tolisso wieder an den Ball, doch dieser klärt die Szene nur unzureichend. Haraguchi flankt über den kompletten Bayern-Strafraum auf Gießelmann, der aus spitzem Winkel das 1:3 markiert (43.). Wenig später fällt sogar noch das vermeintlich 3:2, doch Becker stand beim Zuspiel im Abseits (44.).
Ohne Wechsel ging es in die zweite Halbzeit. Union Berlin versuchte nun ca. 10 – 15 Meter höher zu pressen. Mit Erfolg – die Heimmannschaft kam über Becker und Awoniyi zu einigen Szenen direkt nach Wiederanpfiff. Stanišić leitete die größte Möglichkeit mit einem Rückpass selbst ein.
Mitten in die Druckphase der Unioner treffen die Bayern nach einer guten Umschaltaktion bzw. Einzelleistung. Kingsley Coman knallt den Ball aus spitzem Winkel zum 1:4 nach guter Vorarbeit von Thomas Müller unter die Latte (60.).
Es war aber noch immer nicht die Entscheidung. Ein langer Ball über die Kette zwingt Süle in eine eins-gegen-zwei Situation. Den anschließenden Zweikampf gegen Behrens führt er nicht konsequent genug. Den Querpass verwandelt Ryerson zum 2:4. Beide Unioner wurden Sekunden vorher eingewechselt (64.).
Eine erneute Umschaltaktion brachte die Entscheidung. Upermecano gewinnt 30 Meter vor dem eigenen Tor den Ball und trägt ihn 70 Meter übers Feld. Anschließend überspielt er mit einem Pass die letzte Kette der Berliner. Müller hat kein Problem beim Abschluss. Das 5:2 kurz vor Schluss (79.).
Am Ende steht ein 5:2-Auswärtssieg bei Union Berlin. Den sich die Bayern vor allem in den ersten 30 Minuten erarbeitet haben. Anschließend erinnerte die Partie wieder eher an den Auftritt gegen Gladbach. Einfache Fehler, die zu Gegentoren führten und mangelnde Spielkontrolle über weite Teile der zweiten Halbzeit. Dass es am Ende reicht gegen ein heimstarkes Berlin fünf Tore zu erzielen, spricht wiederum für die Mannschaft.
Dinge, die auffielen
1. Konzentrierte Leistung – 30 Minuten lang
Es war bereits ein Phänomen in der Ära Hansi Flick: Wenn der FC Bayern seine Leistung konzentriert abruft, dann ist er schwer zu schlagen. Umgekehrt gelang dies in vielen Spielen nicht immer oder nur teilweise. Das machte jedes Spiel zum Abenteuer, man denke nur an die vielen Spiele mit Rückstand im vergangen Herbst.
Unter Julian Nagelsmann spielte die Mannschaft zuletzt fokussierter, aber spätestens das 0:5 gegen Gladbach hat gezeigt, dass die Bayern nicht unfehlbar sind. Auch gegen Union Berlin war das Problem Konzentration wieder im Mikrokosmos zu sehen. Nach dem 0:3 nach 34 Minuten schien die Partie entschieden. Nicht mehr alle Spieler arbeiteten mit und so kam Union Berlin vor der Pause sogar fast noch auf 2:3 ran.
2. Fehlende Anpassung in der 2. Halbzeit
Union presste deutlich höher nach der Pause. Das führte zu einigen Möglichkeiten für die Berliner. Was das Trainerteam Dino Topmöller (und Nagelsmann in der Küche) verpasst haben, war eine taktisch bzw. personelle Anpassung auf die Druckphase. Zwar trafen die Bayern zum zwischenzeitlichen 1:4, doch es mangelte weiterhin an der nötigen Spielkontrolle. Es gab keine Antwort auf das Pressing von Union. Mit der Folge von vielen einfachen Ballverlusten im eigenen Drittel. Die Kombinationssicherheit war weg.
Hinzu kamen lange Bälle, die ähnlich wie gegen Gladbach schlecht verteidigt wurden. Die hoch-schiebenden Außenverteidiger sind von vielen Gegnern mittlerweile erkannt wurden (siehe Gladbach-Spiel). Viele lange Bälle zwingen die Bayern-Abwehr in schlechte direkte Duelle.