Auf Wiedersehen, Thomas Tuchel!
Seit Donnerstag ist es amtlich: Thomas Tuchel verlässt den FC Bayern. Dabei schreitet er durch die große Tür. Sein Abschied ist aber nicht für immer. Seine Rückkehr zur Säbener Straße ist unvermeidbar.
Als vor nun über einem Jahr die ersten Meldungen zur Entlassung Julian Nagelsmanns über die Ticker huschten, waren sich eigentlich alle direkt einig: Der wird wiederkommen. Das war es noch nicht zwischen Nagelsmann und seinem erklärten Herzensverein.
Schon alleine das Alter spricht dafür. Keine 36 Jahre war Nagelsmann, als man ihn mit Thomas Tuchel ersetzte. Geschieht nichts unvorhergesehenes, sind noch locker 30 und mehr Jahre Trainerkarriere drin.
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Und für Nagelsmann spricht ja nicht nur das Alter. Keinesfalls wurde er mit Pauken und Trompeten vom Hof gejagt, von der ersten Breaking News an, war diese Entscheidung kritisch aufgefasst worden. Die Entscheidungsträger sind mittlerweile gekündigt, Uli Hoeneß hat sie wiederholt als falsch bezeichnet.
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Thomas Tuchel: Abschied trotz Trendwende
Der Fall Thomas Tuchel schien da eigentlich ganz anders. Seine Erfolge gerade beim FC Chelsea kann ihm zwar keiner nehmen, doch beim FC Bayern funktionierte er einfach nicht. Als am 21. Februar die gemeinsame Trennung zum Saisonende bekannt wurde, rief niemand, Tuchel würde irgendwann zurückkehren. Viel mehr hieß es aus Kreisen Tuchels, dieser hätte nun mit der Bundesliga abgeschlossen und würde endgültig ins Ausland gehen.
Thomas Tuchel schien sich zu Carlo Ancelotti auf die Liste eigentlicher Spitzentrainer zu gesellen, die merkwürdigerweise beim FC Bayern keinen Fuß fassen konnten.
Bis der Wind sich in den letzten zweieinhalb Monaten erst allmählich, dann völlig drehte.
Fans, die ihn im Frühjahr noch sofort gekündigt sehen wollten, betrauern nun seinen Abschied. Der aktivste Kern der Fans, die Auswärtsfahrer, mochten zwar entgegen konträrer Berichte nicht seinen Namen im Bernabeu skandiert haben, doch zum Abschied bekam er sehr wohlwollenden Applaus.
Tuchel selbst wirkt freier, nahbarer. Wenn er nun melancholisch anmahnt, die vielen Mitarbeiter rund um den Verein vermissen zu werden, glaubt man ihm das aufs Wort. Erneut entsteht der Eindruck eines zu frühen Abschieds.
Wiedergänger beim FC Bayern
Wiedergänger, Rückkehrer – das gab es immer wieder in der Geschichte des FC Bayerns. Die Jahre vergehen, die Spieler ändern sich, manchmal sogar die handelnden Personen. Die Zeit, sie heilt tatsächlich alle Wunden.
Jupp Heynckes war 46 zum Zeitpunkt seiner ersten Trennung mit dem Verein. Entlassen wurde er wegen eines schwachen Saisonstarts, doch an seiner grundsätzlichen Kompatibilität mit dem FC Bayern gab es keine Zweifel. Dass er 19 und 21 Jahre später dann zum FC Bayern jeweils wiederkam, waren somit nicht nur Freundschaftsdienste gegenüber Uli Hoeneß. Sein drittes Comeback mag schockierend gewesen sein, doch im Endeffekt folgte es einer stringenten Logik beim FC Bayern. Man ging 2013 eben grundsätzlich im Guten auseinander.
Bei Ottmar Hitzfeld gab es ähnliche kleinere Unstimmigkeiten im Ton, wie bei der Trennung 2013 von Heynckes. Doch wie beim Triple-Architekten fanden sich dann doch alle zusammen, dass eine Trennung schon richtig sei. Dementsprechend konnte Hitzfeld dann auch problemlos seinen eigenen Nachfolger beerben.
Interessant ist indes der Fall Udo Lattek. Wie später bei Hitzfeld und Heynckes gab es nie grundsätzliche Zweifel an seinen Trainerfähigkeiten, wohl allerdings überwarf er sich mit der sportlichen Führung. Namentlich dem damaligen Präsidenten Wilhelm Neudecker.
Doch acht Jahre später war dieser nicht mehr da, mit Uli Hoeneß konnte es einen frischen Anfang geben und Lattek begann seine zweite sehr erfolgreiche Amtszeit beim unter ihm werdenden Rekordmeister.
Thomas Tuchel: Veto von Hoeneß
Der FC Bayern bereut mittlerweile die Trennung von Thomas Tuchel. Nach dem Aus gegen Real verhandelte man eine Woche lang, schlussendlich scheiterte es, weil der Verein auf dem bis nächsten Sommer datierten Vertrag pochte, eine Verlängerung scheute.
Wobei “der Verein” nicht der Verein ist. Die eigentlich handelnden Personen Max Eberl und Christoph Freund sollen schon für eine Verlängerung gewesen sein, der Aufsichtsrat und davon vor allem Uli Hoeneß allerdings nicht.
Den Begriff “Intimfeindschaft” sollte man im Bezug auf Tuchel und Hoeneß vielleicht nicht aus der Mottenkiste kramen – Hoeneß’ Fehden mit Willi Lemke und Christoph Daum, ja selbst mit Louis van Gaal, waren da von sehr viel größerer Antipathie geprägt – doch Hoeneß möchte Tuchel nicht. So viel ist klar. Und wenn Uli Hoeneß etwas im Aufsichtsrat blockiert, wird der Aufsichtsrat sich Uli Hoeneß fügen.
Zum Abschied endlich angekommen
Erst jetzt wirkt es, als sei Tuchel wirklich beim FC Bayern angekommen. Obwohl er in seiner einzigen vollen Saison titellos bleibt, hat er es doch geschafft, sich durch die große Tür vom FC Bayern zu verabschieden.
Dem FC Bayern wird es immer schwieriger fallen, Trainer zu finden, als anderen europäischen Spitzenvereinen. Die Barriere Sprache wird immer bestehen, selbst wenn man aktuell mit Englisch offiziell zufrieden wäre. Der Pool interessanter Trainer ist für den deutschen Rekordmeister deshalb nie wirklich groß. Schon alleine deshalb wird Julian Nagelsmann für den FC Bayern interessant bleiben und bereits in diesem Jahr wollte man ihn ja schon wieder zurückholen.
Für Thomas Tuchel gilt das gleiche, selbst wenn Uli Hoeneß ihn jetzt nicht will. Die Zeit, sie wird auch hier alle Wunden heilen. Oder sie wird Uli Hoeneß so oder so seine Entscheidungskompetenz nehmen.
Blicken wir den simplen Tatsachen ins Gesicht: Thomas Tuchel ist 50 Jahre alt und wahrscheinlich noch über zwei Jahrzehnte vor dem Ruhestand. Uli Hoeneß ist nunmehr 72 und hat seinen ersten Schritt zu diesem mit dem Verzicht auf die Präsidentschaft bereits hinter sich.
Es wird eine Zeit ohne Uli Hoeneß beim FC Bayern geben und falls keine Tragödie dazwischen kommt, wird diese sich mit einem vereinssuchenden Thomas Tuchel decken.
Zu vielen Trainern sagte der FC Bayern einst Adieu. Magath, Klinsmann, Kovač, wie sie nicht alle hießen. Thomas Tuchel tat lange Zeit vieles für ein Adieu, doch nun bekommt er doch einen anderen Abschiedsgruß.
Au revoir, Thomas! Wir sehen uns wieder!
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