Spielplan der Frauen: Darum braucht es weitere Professionalisierung

Justin Trenner 23.07.2021

14. März, 28. März, 17. April, 21. April, 9. Mai, 23. Mai, 6. Juni – das waren die Termine der letzten sieben Partien der FC Bayern Frauen in der Bundesliga-Saison 2020/2021. Oder auch in Abständen: 14 Tage, 20 Tage, 4 Tage, 18 Tage, 14 Tage, 14 Tage. Dazwischen gab es zwar auch zwei Pokal-, vier Champions-League- und einige Länderspiele, aber dass die Liga als vermeintliches Alltagsgeschäft so auseinander gezogen wird, ist Teil des Problems, das der Frauenfußball in Deutschland, aber auch in Europa hinsichtlich der Vermarktung hat.

Gerade in der vergangenen Saison, wo der Meisterschaftskampf hochspannend war, gab es im Saisonfinale kaum Möglichkeiten, diese Spannung zu greifen und zu halten. Eine Wartezeit von zwei Wochen oder mehr bremst jegliche Euphorie – egal, ob dazwischen andere Wettbewerbe ihren Platz finden. Der Vergleich zu den Männern ist selbstverständlich etwas weit hergeholt, aber dort gab es bis auf eine längere Pause von 14 Tagen vor den letzten drei Spieltagen keine Pausen. Wochenrhythmus oder gar englische Wochen standen auf dem Plan.

Abgesehen davon, dass die Männer des FC Bayern in dieser Saison wieder früh als Meister feststanden, hält das die Spannung aufrecht. In zwei Wochen hingegen geraten die Ereignisse in der Liga gern mal in Vergessenheit – gut, ganz so schlimm ist es vielleicht nicht, aber dann wieder die Euphorie aufzunehmen, ist nicht leicht. Auch in der Vermarktung dürften die langen Pausen, die sich nicht nur am Ende der Spielzeit auftun, sondern sich über die komplette Saison ziehen, eher ein Nachteil sein.

Aufstockung der Liga?

Mehr Spiele, mehr Geld – diese Rechnung ist die offensichtliche Seite. Die andere ist aber, dass eine Liga auch emotional mitreißen muss. Mit 12 Teams im Hin- und Rückspielmodus ist das schwierig. Auch in der kommenden Saison wird es wieder viele Lücken geben. Schon zwischen dem 3. und dem 4. Spieltag pausieren die Frauen des FC Bayern in der Liga fast einen Monat lang. Journalistin Annika Becker hat sich die Mühe gemacht, den Rahmenterminkalender aus Bundesliga-Perspektive in ein Google-Dokument einzutragen.

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Selbst in der zurecht häufig gelobten Women’s Super League in England gibt es teils eklatante Lücken im Spielplan. Angesichts der Diskussionen, die im Herrenfußball seit vielen Jahren geführt werden, mag eine Forderung nach mehr Spielen im Profibereich der Frauen etwas absurd wirken. Letztendlich ist das aber der Weg, den man einschlagen muss, um weiter wachsen zu können – sportlich wie wirtschaftlich.

Es gibt schließlich auch einen Zwischenweg aus „zu viel“ und „zu wenig“. Den gilt es im Frauenfußball zu finden. Auf diesem Weg ist auch die weitere Professionalisierung des Sports insgesamt wichtig. In Deutschland ist der Qualitätsunterschied zwischen Platz 1 und Platz 12 jetzt schon riesig. Eine Aufstockung der Liga könnte also zur Folge haben, dass es häufiger Kantersiege gibt, von denen insbesondere die großen Teams erstmal wenig haben.

Wartezeiten sind immer nervig

Andererseits geht es aber auch darum, diese Teams zu stärken, ihnen eine grundlegende Infrastruktur zu ermöglichen und die Entwicklung im Frauenfußball von Verbandsseite noch intensiver zu fördern. Das alte und leidige Lied vom DFB also. Aber es ist alternativlos. Eher früher als später braucht diese Liga mehr Teams, um einen gewissen Rhythmus garantieren und den Spielplan darauf ausrichten zu können. Zumal von unten viele engagierte Klubs nachkommen und eine Aufstockung auch ermöglichen würde, dass Traditionsklubs nicht direkt verdrängt werden.

Mit größeren Ligen in ganz Europa könnte man auch die enorme Anzahl an Länderspielen ein Stück weit reduzieren. Der Spielplan wäre sofort attraktiver, wenn die einzelnen Wettbewerbe sich nicht gegenseitig den Raum für Begeisterung wegnehmen würden. Es mag ein kleines Problem sein, wenn man sich ansieht, wo der Frauenfußball (insbesondere in Deutschland) überall Verbesserungspotential hat. Aber es ist eben ein wichtiges von vielen Zahnrädern, um den Sport weiter zu professionalisieren, zu vermarkten und somit insgesamt voranzutreiben.

Keine:r will zwischen dem vorletzten und dem letzten Spieltag 14 Tage Pause haben, wenn es um wichtige Entscheidungen geht. Fans nicht, aber auch Leute nicht, die gerade dabei waren sich für den Sport zu interessieren. Eine Fernsehserie, bei der man alle 14 Tage eine neue Folge geliefert bekommt, fängt irgendwann auch schon allein wegen der Wartezeit an zu nerven. Der Frauenfußball hat aber das Potential, mehr zu sein als eine nervige Fernsehserie.