Spieler des Monats August: Robert Lewandowski

Daniel Trenner 08.09.2019

Nachdem er den FC Bayern im Alleingang zum Pokalsieg geschossen hatte und sich seinen glorreichen Titelgewinn zum Miasanrot-Spieler der Saison 2018/19 abholen durfte, ruhte sich der Pole nicht auf seinen wohlverdienten Lorbeeren aus und machte genau dort weiter, wo er aufgehört hatte: Mit dem Scoren.

Bild von Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Mehmet vom Punkt

Dabei traf er so sehr nach Belieben, dass ihm der Kicker nach dem 2. Spieltag bei fünf geschossenen Bayern-Toren ganze sechs Scorerpunkte gutschrieb.

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Freilich stammt diese Zahl aus der recht seltsamen Eigenart des Kickers, Spielern gleich zwei Scorerpunkte für Tor und Assist gutzuschreiben, wenn der Schütze den Elfmeter jeweils auch herausgeholt hatte, doch unterstreicht dieses Phänomen, wie prägend Lewandowski für den Saisonstart der Münchener war. 

Der Herthaner Grujić schmiss im Auftaktremis den Polen nach alter Wrestlingschule um, was der Schiedsrichter nach VAR-Eingriff mit einem Elfmeter quittierte.

Auch gegen Schalke konnte man abermals Lewandowskis Eiseskälte bei Elfmetern bestaunen. Selten fühlten sich Bayern-Fans so sicher, wenn der Schiedsrichter auf den Punkt zeigt.

So richtig erinnerte jedoch erst sein drittes Standardtor an Mehmet Scholl. Nachdem Lewandowski 2016 in einer kalten Dezemberwoche innerhalb weniger Tage gleich zwei direkte Freistoßtore erzielte, wurde es trotz vieler Versuche lange Zeit still um den neuen Münchner Freistoßkönig. Vielleicht fürchtete der Pole, sein neuer rechtsfüßiger Kollege Coutinho könne ihm die halblinken Freistöße stehlen, sodass er zu Zusatzschichten beim Training inspiriert wurde.

Wie dem auch sei, jedenfalls zwirbelte er den Ball aus gut 25 Metern so gefühlvoll über die Mauer, dass er unerreichbar für Schalkes Top-Keeper Nübel einschlug. Mehmet Scholl war sicher stolz auf seinen Nachfolger im Geiste.

Müller aus dem Spiel

Ob Luca Toni, Ivica Olić, Mario Gómez oder Mario Mandžukić: Mit ihnen allen war der FC Bayern nur kurzzeitig zufrieden. Doch mit Lewandowski verlängerte man in diesem August sogar schon zum zweiten Mal.

Das Auftakttor zur Saison gegen Hertha ist dabei das allerbeste Beispiel, wo die wahren Qualitäten des Polen in seinen spielerischen Fähigkeiten liegen:

Tief in der eigenen Hälfte behauptet er einen Einwurf gegen seinen mitziehenden Gegenspieler Niklas Stark, gibt den Ball ab, um dann mit großen Schritten auf das Tor zuzulaufen und sich zwischen die anderswohin orientierenden Verteidiger zu schleichen. Pünktlich im Strafraum angekommen, kann er schließlich den Ball ins Tor grätschen. Ein Lehrbuchbeispiel von Bewegungsmustern einer Falschen Neun.

Glichen Lewandowskis Bewegungsmuster in seinen ersten Jahren eher denen von Mario Gómez oder Luca Toni als pure Ballverwerter, spielt er unter Kovač eher den sich am Spiel beteiligenden Stürmer. Statt an moderne Münchner Mittelstürmer, erinnert er so vielleicht am ehesten an seinen Chef Karl-Heinz Rummenigge und den Gottvater aller Bayern-Stürmer, Gerd Müller.

Doch während der Vorstandsvorsitzende der Moderne als Halbstürmer neben anderen Neunern mehr an den Müller der Moderne erinnert, war der Müller der nicht so fernen Antike, weit mehr als der simple Bomber, von dem immer die Rede ist.

Statt im Strafraum auf seine Chance zu warten, ließ er sich ins Mittelfeld fallen, kombinierte mit Technikern und nutze dann seine Quirligkeit, um sich schließlich zwischen die Verteidiger zu schleichen … also genau das, was Lewandowski Jahrzehnte später wieder tut!

Auch die klassischste Disziplin des “Bombens” beherrscht Lewandowski: In Cottbus wartet er geduldig ab, um einen Abstauber direkt zum wichtigen 1:0 zu verwerten. Und beim dritten bayerischen Tor zeigt er sogar den klassischsten aller Müller -Gerd wie Thomas-, indem er Goretzkas Schuss noch ganz leicht ins Tor abfälscht.

Der große Gerd Müller war jedoch auch dafür bekannt, Verteidiger schon mit dem ersten Kontakt auszuspielen. Auch diese Fähigkeit befindet sich in Lewandowskis Repertoire. Salif Sané schaltet er vor dem 3:0 auf Schalke nur mit seiner Technik aus und mit weniger Feingefühl hätte er eine Woche später den von Mainz 05 angebotenen Platz nicht direkt zum 5:1 ausnutzen können.

Nach diesem fulminanten Start gibt es einige, die bereits spekulieren, ob diese Saison denn nicht vielleicht endlich Gerd Müllers scheinbar zeitloser Rekord der 40 Tore fallen möge. Bis dahin sind zwar noch 34 Tore fällig, doch befindet sich Robert Lewandowski auf einem guten Weg.

Der mitspielende Stürmer war er auch schon letztes Jahr, nur wirkte er da noch zeitweise glücklos im Abschluss. Über die gesamte abgelaufene Bundesliga-Saison hinweg schaffte er es mit 22 Saisontoren seinen expected Goals-Wert von 33,14 um mehr als 11 Punkte zu unterbieten. In der noch sehr jungen Saison ist er bislang effektiver unterwegs, so hat er aus 3,84 expected Goals bereits 6 Treffer erzielt.

Auch wenn sich diese Werte sicher noch angleichen werden: Ein ganz klein wenig darf schon geträumt werden.