Spiel des Lebens #14: Jürgen Klopp schlägt zurück. Das Ende einer Ära für die Bayern?

Dennis Trenner 12.01.2020

Dieser Artikel wurde von Manuel geschrieben.

Die Ausgangslage vor dem Spiel

Die Bayern hatten eine schwierige erste Hälfte der Saison unter ihrem neuen Trainer Niko Kovač hinter sich. Kovač hatte erst im Sommer 2018 von Jupp Heynckes übernommen, aber sein Start gestaltete sich holprig. Unter anderem gab es eine lange sieglose Serie über die Oktoberfest-Zeit.

Borussia Dortmund hingegen startete fulminant, dominierte die erste Hälfte der Saison und hatte sich schnell ein bedeutendes Punktepolster auf die Bayern erarbeitet. Im Saisonverlauf wurde immer deutlicher, dass sich die Zeit von Bayerns „Goldener Generation“ um Spieler wie Franck Ribéry und Arjen Robben langsam aber sicher ihrem Ende neigte.

Natürlich gab es immer noch vereinzelt große Momente. Am 10. November 2018 beispielsweise lieferten die Bayern eine brillante Leistung gegen Borussia Dortmund ab, verloren das Spiel am Ende aber 2:3. Der allgemeine Eindruck war, dass die Bayern zwar immer noch zu einzelnen, spektakulären Leistungen imstande waren, diese aber nicht mehr mit der selbstverständlichen Konstanz abrufen konnten, wie es noch unter Jupp Heynckes und Pep Guardiola der Fall gewesen war.

Während der Winterpause versuchten die Bayern der negativen Entwicklung entgegenzusteuern, indem sie Lucas Hernandez von Atletico Madrid zur Stärkung der Defensive und Callum Hudson-Odoi von Chelsea für etwas mehr Durchschlagskraft im Spiel nach vorne verpflichten wollten. Zudem wurden Präsident Uli Hoeneß, Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidžić nicht müde zu betonen, dass die sich die Bayern in einem Übergangsjahr befänden.

Letztendlich wurde aus beiden Wintertransfers nichts – aber immerhin konnte Hernández für den Sommer verpflichtet werden (mehr dazu später). Parallel dazu gab es andauernde Diskussionen darüber, ob Niko Kovač der richtige Mann für den Umbau des Teams sei. Sein Spielstil schien nicht vollständig zu den Möglichkeiten und Ansprüchen des Kaders zu passen, außerdem schienen die Spieler nicht im gleichen Maße bereit für ihn durchs Feuer zu gehen, wie es zuvor noch bei seiner Mannschaft in Frankfurt der Fall gewesen war.

Der eigentliche große Prüfstein für die Bayern war allerdings schon immer die Champions League. Die Begegnung mit Liverpool, die die Achtelfinal-Auslosung ergeben hatte, wurde gemeinhin als der entscheidende Test dafür gesehen, was Kovač aus seiner Mannschaft gegen die großen Teams dieser Welt in der Lage sein würde herauszukitzeln.

Das Hinspiel an der Anfield Road deutete an, dass die Bayern immer noch auf Augenhöhe mit der Weltspitze waren. Sie erlangen ein torloses Unentschieden, was auf dem Papier ein ordentliches Resultat war und Ihnen alle Möglichkeiten für das Rückspiel offenhielt.

Falls ihr es verpasst habt

Die Aufstellungen

Die Bayern begannen in ihrer traditionellen 4-2-3-1 Formation. Kovačs Plan war, dass Thiago, Javi Martínez und James Rodríguez im Mittelfeld hinter Lewandowski für die so dringend benötigte Stabilität im Zentrum sorgen sollten. Gerade Martínez hatte im Hinspiel eine hervorragende Leistung gezeigt. Aber trotz Serge Gnabry auf dem rechten Flügel brachte die bayerische Offensive mit Franck Ribéry auf dem linken Flügel und James zentral hinter Lewandowski nicht die nötige Geschwindigkeit mit, um Liverpools hochstehendes Gegenpressing jemals ernsthaft in Verlegenheit bringen zu können. Das defensive Mittelfeld der Bayern war ebenfalls relativ statisch. Kovač hätte es besser wissen können, waren es doch seine Frankfurter, die seinerzeit im DFB-Pokal Finale das bayerische Mittelfeld um Martínez, James und Thiago mit konzentriertem Gegenpressing erfolgreich bearbeitet hatten…

Elf Mannen für Kovač.
(Bild: Odd Andersen/AFP via Getty Images)

Die erste Hälfte

Aber es sollte nicht sein. Beide Mannschaften mussten gewinnen, denn ein torloses Unentschieden hätte die Verlängerung und möglicherweise ein Elfmeterschießen bedeutet. Mit dem Szenario einer drohenden Verlängerung im Hinterkopf, hatten beide Trainer vor dem Spiel die Wichtigkeit einer vernünftigen Balance zwischen Angriff und Verteidigung hervorgehoben. Insbesondere Kovač setzte für dieses Spiel auf eine eher defensive Herangehensweise. Alle Angriffsbemühungen könnten nur auf Grundlage einer stabilen Defensive geschehen, gab er vor dem Spiel zu Protokoll. Dieser Ansatz wurde in der ersten Phase des Spiels deutlich sichtbar. Die ersten 13 Minuten waren ein reiner Balanceakt – ein taktisches Schachspiel, in dem keine Seite der anderen durch zu großes Risiko einen Vorteil geben wollte. Dann mussten die Gäste aus Liverpool den Verlust ihres Kapitäns Jordan Henderson aufgrund einer Muskelverletzung hinnehmen. Klopp, gesegnet mit dem Luxus einer tiefen Bank, brachte den defensiven Mittelfeldspieler Fabinho für Henderson.

Die Bayern hatten zwar mit ca. 70% Ballbesitz bis zur 20. Minute das optische Übergewicht, konnten sich aber bis zu diesem Zeitpunkt genau wie ihr Gegner keine echte Torchance herausspielen. Dies änderte sich ungefähr fünf Minuten später, als Roberto Firmino aus ca. 20 Metern einen Gewaltschuss auf das Tor der Bayern abfeuerte, der Manuel Neuer zu einer Glanzparade zwang – die Mannschaft aus Liverpool hatte jetzt Blut geleckt. Neuer sollte im weiteren Spielverlauf noch zu einem der zentralen Protagonisten des Spiels werden. Nur wenige Augenblicke nach Firminos Schuss zeigte Virgil van Dijk seine ganze Klasse mit einem herausragenden Pass auf Sadio Mane, der Manuel Neuer blass aussehen ließ und das immens wichtige Auswärtstor für seine Mannschaft erzielen konnte.

Ein Wendepunkt des Spiels: Sadio Manés erstes Tor.
(Bild: Odd Andersen/AFP via Getty Images)

Mit dem einen Tor zeigte sich Liverpool aber nicht zufrieden. Sie wollten jetzt mehr. In der 35. Minute war es James Milner, der Manuel Neuer das nächste mal ernsthaft testete. Pfiffe und Buhrufe ertönten in der Allianz Arena, die Fans hatten mehr von ihrer Mannschaft erwartet. Rund 10 Minuten vor dem Halbzeitpfiff erfüllten die Bayern die Erwartungen ihrer Fans. Nach einem schnellen Konter brachte ein panikender Joël Matip eine Chance von Serge Gnabry im eigenen Tor unter. Damit stand die erste Halbzeit im Zeichen zweier schwerwiegender Fehler.

Gnabrys Ausgleich. Gerührt, nicht geschüttelt.
(Bild: Christof Stache/AFP via Getty Images)

Die zweite Halbzeit 

Die zweite Halbzeit knüpfte nahtlos dort an, wo die erste aufgehört hatte. Beide Mannschaften griffen weiter an. In der 47. Minute bekamen die Bayern ihre dritte Ecke des Spiels, die Liverpool umgehend für einen Konterangriff nutzte. Kovač war sich der Gefährlichkeit der Liverpooler Konter vor dem Spiel sehr wohl bewusst: „Wir können uns nicht einfach planlos hinten reinstellen. Wir müssen in unseren Rhythmus finden und wir wissen, dass Liverpool eine der stärksten Umschaltmannschaft ist.“

Trotzdem war es gerade das Umschaltspiel der Gäste, dass die Bayern am meisten in Gefahr brachte. Die Bayern wussten, dass sie auf ein zweites Tor spielen mussten, aber mit wieviel Risiko? Die Bayern kämpften jetzt um jeden Ball, James Rodriguez und Robert Lewandowski vorweg. Der Wille war da, aber die letzte Aktion fehlte, wie z. B. als Serge Gnabry nach einer Stunde der Liverpooler Viererkette entwischte, aber sein Pass quer durch den Strafraum zu schnell war, dass einer seiner heranstürmenden Mitspieler den Ball erreichen konnte. 

Virgil van Dijk: Kraft und Präzision.
(Bild: Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Als das Spiel allmählich auf seine Schlussphase zulief, verlagerte sich die Balance mehr und mehr Richtung Liverpool. Die Bayern hatten das Spiel gerade einigermaßen unter Kontrolle gebracht, als Liverpool zuschlug. Virgil van Dijk verwandelte eine wunderschöne Flanke von James Milner mit einem kraftvollen Kopfball ins Netz um 1:2. Das Spiel war jetzt entschieden, aber noch nicht vorbei. Die Bayern versuchten noch einmal zurückzukommen, aber Liverpool antwortete mit noch aggressiverem Pressing. Nach einem Pass von Divock Origi schlug Mohamed Salah eine punktgenaue Flanke auf Sadio Mané, die der Stürmer zum 1:3 verwandelte und damit das Spiel endgültig entschied.

Dinge, die auffielen

Besonders interessant nach dem Spiel waren die Reaktionen der Spieler. Robert Lewandowski beispielsweise beschwerte sich über den Mangel an Offensivgeist in der Herangehensweise des Trainers: „Wir haben zu defensiv gespielt. Wir haben nach vorne nicht genug riskiert. Wenn man sich beide Spiele anguckt, hatten wir nicht viele Chancen. Daher hatten wir es auch nicht verdient, weiterzukommen.“

Mats Hummels sah es ähnlich: „Letztendlich haben wir keinen Druck entwickelt. Wir waren nicht aktiv genug und wir waren zu abwartend in einem Heimspiel gegen eine der besten Mannschaften der Welt.“ Niklas Süle hob Formprobleme hervor, sagte aber auch, dass der Matchplan nicht wie angedacht funktioniert hätte. Und Neuer sagte, dass seine Mannschaft „im Grunde nicht das Potenzial [hatte], Liverpool über zwei Spiele zu schlagen.“ 

Diese Aussagen sind vielsagend. Offenkundig hatten die Spieler nicht den Eindruck, dass ihre Mannschaft mit der richtigen Taktik auf das Feld geschickt wurde, um Liverpool schlagen zu können. Außerdem zweifelten sie anscheinend insgesamt daran, dass die Qualität ihrer Mannschaft grundsätzlich ausreichte, um ein Team vom Kaliber Liverpools zu schlagen. Dass sie noch im Hinspiel konkurrenzfähig waren, hatten sie vornehmlich einem disziplinierten Verteidigungsverhalten zu verdanken, und nicht einem attraktiven Angriffsfussball, wie er noch unter Jupp Heynckes und Pep Guardiola üblich war.

Niko Kovačs defensive Herangehensweise wurde nicht von jedem im Team geschätzt.
(Bild: Odd Andersen/AFP via Getty Images)

Der Fußball der Bayern gegen Liverpool war genau der Fußball, der Kovač zuvor bei Frankfurt noch zu so einem erfolgreichen Trainer gemacht hatte. Aber ein auf hohem körperlichen Einsatz basierendes Gegenpressing mag vielleicht mit einer Mannschaft wie Frankfurt funktionieren. Für die Bayern bedeutete dies einen vollkommen ungewohnten Ansatz, einen Ansatz, mit dem die Spieler nicht zufrieden waren und der auch in der Chefetage zu Diskussionen führte. Letztendlich bedeutete dieses Spiel den Anfang vom Ende der Karriere von Niko Kovač bei den Bayern. 

Die Bedeutung des Spiels

Niko Kovač konnte die Saison mit dem siebten Meistertitel der Bayern in Folge und dem Sieg im DFB-Pokal in einem aufregenden Finale gegen RB Leipzig noch so weit retten, dass es den Bossen quasi unmöglich war, ihn am Ende der Saison zu entlassen, obwohl solche Gerüchte sogar noch nach dem Pokalfinale in Berlin anhielten.

All diesen Gerüchten zum Trotz gingen die Bayern mit Niko Kovač als Trainer in die Saison 2019/20. Lucas Hernández und Benjamin Pavard stießen zur Mannschaft um die Defensive zu stärken. Auch sollen die Bayern kurz davor gewesen sein, Leroy Sané zu verpflichten, bis sich dieses Ansinnen nach seinem Kreuzbandriss wieder zerschlug. Stattdessen wurden Philippe Coutinho vom FC Barcelona und Ivan Perišić von Inter Mailand ausgeliehen. 

Insgesamt wirkte die Mannschaft auch mit Beginn der neuen Saison immer noch sehr wie eine Mannschaft im Umbruch und genau wie in der Vorsaison hatte Kovač nach wie vor deutliche Schwierigkeiten, die ihm zur Verfügung stehenden Teile zu einem funktionierenden Ganzen zusammenzufügen. Obwohl er dank seiner Nicht-Entlassung im Sommer in einem gewissen Sinne eine zweite Chance bei den Bayern bekommen hatte, ließ sich der Eindruck niemals gänzlich abschütteln, dass er mit seiner Spielphilosophie und seiner Persönlichkeit zu keinem Zeitpunkt gänzlich von den Spielern akzeptiert wurde. Aussagen wie die über den qualitativen Unterschied zwischen den Kadern der Bayern und Liverpools unter Hinweis auf die unterschiedlichen Möglichkeiten beider Clubs am Transfermarkt, stärkten seinen Rückhalt im Team sicherlich nicht. Der Riss zwischen Kovač und den Bayern wurde im Laufe der Saison immer deutlicher und nach dem 1:5 in Frankfurt zogen die Bayern schließlich die Konsequenz und Kovač wurde entlassen.

Die Entlassung Kovačs markiert vielleicht den Wendepunkt in der Saison der Bayern. Unter Interimstrainer Hansi Flick kehren sie seitdem Zug um Zug zu ihrer alten Spielphilosophie zurück. Die Bayern haben in der Champions League in den letzten zehn Jahren sieben Mal mindestens das Halbfinale erreicht. Dies ist eine beeindruckende Statistik, allerdings haben die beiden Spiele gegen Liverpool deutlich gezeigt, dass der Club dringend einer Überholung bedarf und einen Mann auf der Trainerbank benötigt, der ihm die in den letzten Jahren irgendwo auf dem Weg verloren gegangene „Mia San Mia“-Mentalität wieder zurückbringt.

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  1. Der Fairness halber sollte man erwähnen, dass in diesem Spiel einige wichtige Akteure unseres Offensivspiels nicht zur Verfügung standen. Müller fehlte nach seiner roten Karte gegen Ajax im letzten Gruppenspiel noch immer gesperrt, Kimmich holte sich in Liverpool die 3. gelbe Karte ab. Gerade er wäre als belebender Aspekt für die Offensive wichtig gewesen. Man darf z.B. nicht außer Acht lassen, dass Kimmich im Jahr vorher 2 der 3 Bayerntore im Halbfinale gegen Real schoss. Dazu fiel Robben aus und Coman war nach einer Muskelverletzung aus dem Spiel gegen Hertha ein paar Wochen nur fit für maximal 30 Minuten und weit weg davon, in Vollbesitz seiner Kräfte zu sein. Ich finde, wenn man Pep berechtigterweise zu Gute hält, dass 2015 gegen Barca wegen zu vieler Verletzungen nicht mehr drin war, dann sollte man dies auch bei diesem Spiel Kovac zu Gute halten.
    Spätestens nach dem 2:1 für Liverpool hat man gesehen, was diese Mannschaft mit einem Gegner anstellen kann, der selber konsequent nach vorne spielt. Ich bin nachwievor der Meinung, dass wir an diesem Tag mit dieser Besetzung das Spiel mit einer anderen Herangehensweise ebenfalls nach 70 Minuten hätten beenden können, weil uns Liverpool dann mindestens 3mal so ausgekontert hätte, wie sie es beim 3:1 taten.
    Generell hast du Recht, wenn du schreibst, dass der Ansatz von Kovac nie zu Bayern passte und er die Mannschaft nie davon überzeugen konnte. Im Spiel gegen Liverpool unter diesen Vorzeichen war die Vorgehensweise allerdings mMn nicht unbedingt falsch gewählt. Ich bin mir nachwievor sicher, dass Kovac gezwungenermaßen in der Schlussphase noch alles riskiert hätte, um das 2:1 zu schaffen. Leider konnte Hummels van Dijk bei der Ecke vor dem 2:1 nicht ausschalten. Sonst hätten wir wohl noch eine Schlussphase gesehen, bei der möglicherweise auch noch der „Lucky Punch“ also der Siegtreffer für uns drin gewesen wäre. 15 Minuten „All in“ gegen Liverpool hätten möglicherweise gut gehen können. Ein ganzes Spiel Offensivpower gegen die Reds wäre zu dem Zeitpunkt nicht zu überstehen gewesen.
    Eins muss man nämlich schon auch konstatieren. Wir schieden zwar ungewohnterweise im Achtelfinale aus, aber gegen den späteren CL-Sieger und die seit mittlerweile einem Jahr wohl beste Mannschaft im Weltfußball. 2017 und 18 scheiterten wir ja auch am späteren Sieger, aber Real war bei weitem nicht so stark wie Liverpool.
    Übrigens: Dass man mit diesem Kader gegen konterstarke Mannschaften nicht bedingungslos in die Offensive gehen sollte, wusste auch schon Kovacs Vorgänger Jupp Heynckes. Ich weiß nicht, ob ihr das Rückspiel gegen PSG in der Gruppenphase 2017/18 noch im Hinterkopf habt. In Paris gingen wir ja mit 0:3 unter, was Ancelotti seinen Posten kostete. Im Rückspiel führten wir mit 2:0, ehe Mbappe verkürzte. Nachdem Tolisso in der 69. Minute das 3:1 machte, keimte nochmals Hoffnung auf, dass wir vielleicht sogar den direkten Vergleich noch gewinnen könnten und möglicherweise doch noch den Gruppensieg holen würden. Unverständlicherweise spielte die Mannschaft nach dem 3:1 aber nicht konsequent nach vorne, sondern ließ das Spiel eher kontrolliert auslaufen. Hummels äußerste damals nach dem Spiel sein Unverständnis darüber ziemlich deutlich. Ich konnte es auch nicht verstehen, zumal der 2. Platz ja schon zementiert war und man es doch zumindest hätte versuchen können, PSG noch unter Druck zu setzen, auch wenn wir vielleicht in einen weiteren Konter gelaufen wären. Im Nachhinein war Jupp wohl der Meinung, dass die Mannschaft nur mit kompakter Spielweise gegen schnelle Stürmer bestehen kann und alles andere von vorne herein zum Scheitern verurteilt ist. So verwunderlich ist Kovacs Vorgehensweise gegen Liverpool unter diesen Vorzeichen dann auch wieder nicht.
    PS: Das 2:3 gegen Dortmund war alles andere als brilliant. Es war eher eine weitere Blaupause dafür, dass wir gegen umschaltstarke Mannschaften anfällig sind ohne Ende.

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    1. Sehr interessante und mMn wichtige Ergänzungen. Deine Kommentare lese ich immer unheimlich gerne!

    2. Applaus, Applaus.

  2. Diese Spiele bzw. die PKs des total überforderten Trainers der uns vom setup und verbal in eine Underdog Rolle gewürgt hat sollten als Reminder stets präsent sein das wir nie zulassen dürfen nochmal in solche Situationen zu geraten. Alles war eines FCB unwürdig.

    Kahn hat es total überragend formuliert.
    Wir wollen überall die No1 sein.
    Das muss unser Anspruch sein.

    Konsequenterweise muss man sagen das spätestens mit dem Abgang von Lahm und Alonso die Ära vorbei war.

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    1. Stellt sich die Frage, ob Kahn das mit der Nummer 1 so meint wie du zumindest bezüglich der Spielweise. Hätte Ottmar Hitzfeld seine Taktik 2001 nicht geändert und auf abwartenden Konterfußball umgestellt, dann wäre der Titan mit ziemlicher Sicherheit niemals CL-Sieger geworden. Von daher glaube ich, dass es durchaus im Interesse von Kahn wäre, wenn man punktuell in manchen Spielen den Gegner kommen lässt und nicht versucht, sein Spiel auf Teufel komm raus durchzudrücken.
      In Sachen Außendarstellung gebe ich dir vollkommen recht. Das war in zu vielen Fällen ein absolutes No Go was Kovac da abgeliefert hat.

      1. @willy
        MMn hat er sich bzgl der Spielphilosophie ähnlich wie KHR geäußert.
        Hast Du mal Klopp beobachtet wie der während des Spiels gestern auf seine Spieler verbal während des Spiels einprügelt die ihm ja alle aus der Hand fressen? Nie zufrieden sein immer weiter immer weiter. Nur so kommen die letzten 5% .
        Bin mir nicht sicher ob Flick das kann. Wir werden sehen.

  3. Man kann dieses Spiel auch etwas anders sehen – und zwar einmal nur auf die Spielstände bezogen.
    Nach dem 0:1 war die Mannschaft erst einmal ausgeschieden und offensichtlich führte das ja zu einem veräderten Auftreten, woraus nicht zuletzt das 1:1 resultierte. Auch wenn der Mannschaft mit Müller und Kimmich zwei wichtige Spieler fehlten, gelang es ihnen ja offensichtlich bis zur Halbzeit dann auch Liverpool entscheidend unter Druck zu setzen und den Ausgleich zu erzielen.
    Aber auch mit dem Halbzeitstand war man aufgrund der Auswärtstorregel ausgeschieden.
    Und die ja letztlich auch belohnten Angriffsbemühungen der letzten 15 min dr ersten Halbzeit schienen ja erfolgversprechend. Der FCB musste gewinnen um weiterzukommen. Allerdings wurde in den gesamten zweiten 45 Min nicht ein einziger Schuß aufs Liverpooler Tor abgegeben.
    Alle in der Allianz-Arena waren eigentlich davon ausgegangen, dass die Mannschaft da weitermacht, wo sie in der ersten Hälfte aufgehört hat um die Chance zu nutzen, das Spiel zu gewinnen.
    Auf der Tribüne hatte man allerdings eher den Eindruck, dass man alles tat, um das Spiel nicht zu verlieren.
    Und letztlich war es ja genau das, was anschließend der Mannschaft – auch von den Vereinsverantwortlichen – vorgeworfen wurde, als man vom Angsthasenfußball sprach.
    Wenn man faktisch zur Halbzeit ausgeschieden ist, muß man eben auch das Risiko in Kauf nehmen, dem Gegner noch den ein oder anderen Konter zu ermöglichen.
    Denn bei aller erfolgreicher Defensivleistung bleibt doch unterm Strich eines – auch mit einer hervorragenden Defensive aber ohne einen einzigen eigenen Torschuß bleibt es beim Halbzeitergebnis und damit dem Ausscheiden.

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    1. Schau dir das 1:1 für Bayern bitte noch einmal an. Das hatte nichts mit Powerplay zu tun. Eine ähnliche Szene erspielte sich Bayern übrigens auch noch einmal um 60. Minute herum, nur dass da Gnabrys Hereingabe nicht optimal genug getimt war. Bayern spielte bis zum 2:1 für Liverpool in der 2. Halbzeit zweifelsfrei sehr passiv. Ich denke jedoch nicht, dass sie diese Passivität auch ohne das 2:1 noch recht viel länger beibehalten hätten. Irgendwann so um Minute 75 rum wäre Bayern sicherlich schon noch risikobereiter geworden. Dass das Spiel beim Stand von 1:1 bis zur 90. Minute so dahingeplätschert wäre, kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe es schon mal oben angemerkt: Kovac wusste, dass die Bayernabwehr es vom Tempo her niemals mit den Liverpoolern aufnehmen konnte und auch das Mittelfeld dem Gegner keine großen Räume gewähren durfte. Ihm war klar, dass ein offenener Schlagabtausch ziemlich sicher in die Hose gehen würde. Ohne das Gegentor zum 2:1, das jetzt ehrlich gesagt auch eher aus heiterem Himmel fiel, hätte es mMn eine ziemlich wilde Schlussphase gegeben inklusive mehr Risiko der Bayern. Kovac spekulierte möglicherweise auch darauf, dass Bayern in der Schlussphase mehr Körner haben würde als Liverpool. Tendenziell haben britische Teams oft im Frühjahr einen kleinen Durchhänger, weil sie keine Winterpause haben. Die Chance, einen Gegner dann in die Defensive zu drängen ohne selber ausgekontert zu werden, wäre dann natürlich höher, als wenn ich gleich nach der Halbzeit rausgehe und versuche mit Offensivfußball einen Gegner, der sich in der Halbzeit wieder erholen konnte, gleich zu attackieren.
      Übrigens: ich will Kovac im Allgemeinen gar nicht verteidigen. Seine Idee von Fußball und sein übertriebenes Understatement waren mir auch too much. Für dieses Duell war seine Vorgehensweise mMn aber gar nicht so schlecht gewählt. Letztendlich waren Neuers Fehler und Hummels fehlende Robustheit gegen van Dijk die entscheidenden Faktoren.
      Abgesehen davon konnte Kovac es eh keinem Recht machen. Fast alle die im Nachgang dieses Spiel darüber schwadronierten, dass es doch besser gewesen wäre, mit fliegenden Fahnen unterzugehen, hätten Kovac doch in der Luft zerrissen, wenn er das gemacht hätte und Liverpool uns dann ein paar Mal ausgekontert hätte und das Spiel dann meinetwegen 3:5 ausgegangen wäre.
      So zog wenigstens Kovac den Groll aller auf sich und die Mannschaft wurde einigermaßen aus der Schusslinie genommen. Wer weiß, ob es sonst noch zum Double gereicht hätte.

      1. Wieder mal perfekt beschrieben.
        Kovac hatte von Anfang an verloren. Das er eine Fehlbesetzung war ist klar, aber das unfaire Verhalten ihm gegenüber von allen Seiten ist erschreckend.
        Man stelle sich nur mal vor, Kovac wäre gestern Trainer gewesen, MSR wäre explodiert.

      2. @willy
        Es geht um Automatismem und es geht um eine grundsätzliche Selbstverständlichkeit u spielen um zu gewinnen. So wie es jetzt Neuer Müller Kimmich etc mehrmals beschrieben haben. All das war nicht vorhanden.
        Kovac wollte u.a. Boa und Sanches unbedingt behalten oder?
        Und hätte ein Trainer der so von Uli verhätschelt wurde nicht sagen müssen , mit Boa Javi Sanches wird es nix?

      3. Das wäre doch nicht das erste Spiel gewesen, wo der FCB mit fliegenden Fahnen untergeht – und hat man das im Nachhinein dem Trainer übelgenommen.

      4. Wohlfahrt, das stimmt so nicht und das weißt du auch. Es haben doch mehr oder weniger alle in der Arena darauf gewartet, dass man da weitermacht, wo man zum Ende der Halbzeit aufgehört hat. Und ein Ausscheiden gegen Liverpool hätte man sicher nicht übelgenommen, wenn man das Gefühl gehabt hätte, dass auf Sieg gespielt wurde. Aber genau dieses Gefühl hatte man in der gesamten 2. Hälfte nie.
        Sie dir doch in dieser Serie den Bericht und die Kommentare zum Atletico-Spiel an. Ja, da ist man auch ausgeschieden, aber alle hatten bis zur letzten Minute das Gefühl – die Mannschaft will unbedingt gewinnen.
        Und keiner hat es der Mannschaft oder dem Trainer übelgenommen, dass es nicht gereicht hat.
        Und genau da liegt der entscheidende Unterschied!
        Hätte die Mannschaft in der 2. Hälfte noch 3 100%ige verballert und 1:3 verloren, hätten alle gesagt, „sie haben alles versucht, aber es hat nicht sollen sein.“ Wäre ja nicht das erste Mal gewesen.
        Aber man hat in der gesamten 2. Hälfte nicht ein einziges Mal aufs Tor geschossen – und dann kannst du keinem mehr wirklich erklären, dass man ja unbedingt gewinnen wollte.

        Und was das Spiel gegen Nürnberg angeht – das ist in etwa so aussagekräftig, wie das 0:3 von Guardiola gegen Salzburg, das 4:1 gegen den HSV oder das 23:0 gegen Rottach-Egern

      5. @Anton: Ich weiß zwar jetzt nicht, was genau jetzt nicht stimmen soll, aber ich lass dich mal an meinen Gedanken teilhaben.
        1. Zur Taktik im Rückspiel gegen Liverpool: Ich sehe es ähnlich wie willythegreat. Trotz großer Personalprobleme und nicht gerade dem besten Lauf zu dieser Zeit waren wir in der Halbzeit nur ein Tor vom Weiterkommen weg. Das bei einem weiteren Gegentor die Messe wahrscheinlich gelesen ist, war auch klar. Der Plan in der 2. Halbzeit erst mal vorsichtig zu spielen, eventuell mit einer Einzelaktion oder einer Standardsituation das 2-1 zu machen und falls das nicht klappt, die letzten 10-15 Minuten all-in zu gehen, war in meinen Augen nicht schlecht. Eine Chance durch Gnabry hatten wir ja, war halt nix. Und dann mussten wir unsere eigene Medizin schlucken. Eckball, Kopfball, Tor, Game over. Liverpool ist durch einen Kapitalfehler von Neuer und eine Standardsituation weiter.
        Alternativer Spielverlauf: Wir kommen aus der Pause wie die wilden Stiere und fangen uns in der 50. Minute einen Konter, verlieren am Ende 1-4 oder 2-5. Der allgemeine Tenor wäre bestimmt nicht gewesen „toll, die Mannschaft hat alles probiert, kann passieren“ sondern „taktischer Offenbarungseid von Kovac“.
        Und damit kommen wir zu 2. unfairer Umgang: Ich verteidige Kovac nicht, er hatte seine Chance und ist gescheitert. Er braucht kein Mitleid. Die 2-5-Niederlage gegen Nürnberg ist so unwichtig wie noch was, das weiß ich auch. Aber wenn diese letztes Jahr um diese Zeit passiert wäre, dann hätten die üblichen Verdächtigen hier die Hütte abgebrannt, dann hätte dieses Spiel plötzlich die Wertigkeit eines CL-Endspiels gehabt. Beim momentanen Trainer ist alles egal, alles gut, alles kein Problem. Schuld sind wenn dann die Spieler, die beim vorherigen Trainer noch unter Artenschutz standen. Das alles verwundert mich etwas. Ich hab nichts gegen Flick, er ist in meinen Augen nur ein Übergangstrainer, deshalb erwarte ich nicht soviel von ihm. Einen Freibrief hat er aber auch nicht.

  4. Hab mir damals geadacht – Jungs bitte spielt mal nach vorne.

    Kein Mittelfeldspieler mal nachgeschoben…

    Liverpool hin oder her, lieber flieg ich 0:3 raus und hab´s versucht
    als mich daheim hinten rein zu stellen.

    Weniger „Mia san Mia“ geht nicht – wen ham wir nicht alles schon daheim
    weggehauen – obwohl wir selten Favourit waren.

  5. Dieses Spiel und die Herangehensweise des damaligen Übungsleiters waren eines FC Bayerns unwürdig und eigentlich hätte besagter Übungsleiter noch in der Nacht hochkant aus dem Verein fliegen müssen. Den FC Bayern so ängstlich antreten zu lassen, war vereinsschädigend

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    1. Was für ein Käse …

    2. Bravo
      Absolut korrekt

  6. Liverpool war damals noch keinesfalls die Spitzenmannschaft, die einige hier in apologetischer Absicht aus ihnen machen wollen, sondern sie hatten mit viel Glück dank eines nur marginal besseren Torverhältnisses gerade mal so die Gruppenphase überstanden, nach drei Auswärtsniederlagen (!). Ihre Sternstunde hatten sie zwar gegen Barcelona im Halbfinal-Rückspiel, aber auch das Hinspiel war nicht sonderlich überzeugend. Hätte Barça besonders in Person von Dembele´ in der Schlussphase nicht so geschlampt und ein oder zwei ihrer vielen klaren Torchancen noch genutzt, dann wäre für sie die Messe schon im Camp Nou gelesen gewesen. – Für uns kamen in München einige Dinge zusammen: Ausfälle wegen Sperren und Verletzungen, und die Unerfahrenheit und Ängstlichkeit des damaligen Chefcoaches, welches sich in Wort und Taktik dokumentierte. Aber schon in Liverpool hätte man anders auftreten müssen…

  7. […] SPIEL DES LEBENS #14: Jürgen Klopp schlägt zurück. Das Ende einer Ära für die Bayern? | Manuel […]

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